Warum reißt das Garn ständig ab?

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Sanja
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1342
Registriert: 26.07.2009, 19:20
Land: Deutschland
Postleitzahl: 38102

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Sanja » 18.08.2009, 20:37

Ich glaube ja eher, dass man nie auslernt. ;) Aus meiner Erfahrung (und ich spinne auch erst seit einem 3/4 Jahr, seit einem halben am Spinnrad) ist es ausgesprochen hilfreich, nicht allzu zielorientiert an die ganze Sache heranzugehen, sondern sich Zeit (und Wolle) zum Herumspielen und Ausprobieren zuzugestehen. Ich persönlich habe lange Zeit mit derselben Wollsorte gearbeitet (billige, pflegeleichte und schön griffige Eiderwolle) und damit einfach versucht, verschiedene Sorten Garn zu spinne. Ganz dünn, ganz dick, viel und wenig Drall, fest oder fluffig... Dadurch habe ich mit der Zeit ein gutes Gefühl für mein Rad und die Fasern bekommen. Trotzdem muss ich, wenn ich extreme Wechsel mache - von Nadelbinde-Garn (dickes Dochtgarn) auf Brettchenbroten Garn (sehr dünn, viel Drall) erstmal ein paar Meter rumprokeln und mich wieder umstellen, bis es klappt.
Habe jetzt nach und nach angefangen, auch mit anderer Wolle und ein bißchen Seide rumzuprobieren, und lerne jedes Mal wieder dazu. Was Du brauchst, ist das richtige Feeling, für Dein Rad und die jeweilige Faser, und die kann Dir ein Spinnkurs meines Erachtens nicht wirklich vermitteln. Anders als z.B. beim Tanzen, wo man am meisten lernt, wenn man regelmäßige Korrekturen von einem guten Lehrer bekommt, kann ein Kurs Dir zwar bei akuten Problemen halfen und tolle neue Impulse und Ideen geben, aber wie mein alter Fahrlehrer immer sagte: Erfahrung kommt von "fahren". :D
Also nicht gefrustet sein, sondern auf die 10 Euro für die Testwolle pfeifen, und rumspielen. Entspannt klappt's meist am besten. :gut:

Liebe Grüße,
Sanja
Sanja bei Ravelry: http://www.ravelry.com/projects/SingingSanja

I'm not weird, I'm gifted. :-)

ehemaliger User
Mehrstufenzwirn
Mehrstufenzwirn
Beiträge: 2012
Registriert: 12.02.2010, 14:28

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von ehemaliger User » 18.08.2009, 21:32

Das glaube ich auch.

Ich habe von Ulrike eine große Tüte voll mit Wolle bekommen, von Danny hatte ich Wolle, Shorty hat mir auch Wolle zukommen lassen, Noras Päckchen war auch mit sehr viel Wolle ausgepolstert.....
Also habe ich genug Wolle zum Spinnen.

Der Spinnkurs wäre für mich nur interessant gewesen, um mehrere andere Spinnräder auszuprobieren.

Meine momentane Meinung dazu ist aber, dass man erstmal überhaupt besser spinnen können sollte, damit man ein anderes Spinnrad überhaupt beurteilen kann.
(Ist das nicht ein toller Satz?)

Liebe Grüße
Else
Dieser Beitrag wurde von einem User verfasst, der nicht mehr im Forum registriert ist.

ronja-raeubertochter
Faden
Faden
Beiträge: 518
Registriert: 12.06.2009, 23:19
Land: Deutschland
Postleitzahl: 33689
Kontaktdaten:

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von ronja-raeubertochter » 18.08.2009, 22:18

Elpa hat geschrieben:..........
Meine momentane Meinung dazu ist aber, dass man erstmal überhaupt besser spinnen können sollte, damit man ein anderes Spinnrad überhaupt beurteilen kann.
(Ist das nicht ein toller Satz?)

Liebe Grüße
Else
Jepp, ein toller Satz - und er trifft meiner Meinung nach auch noch voll ins Schwarze! :]

Aus demselben Grund guck ich mir zur Zeit auch (fast ;))keine Spinnräder mehr bei Ebay an, und auch einen Abstecher zu Marianne in Holland hab ich erstmal auf bis auf weiteres verschoben (...obwohls mich zugegebenermaßen durchaus manches Mal arg juckt!!)
Liebe Grüße von der Räubertochter

Schabernack
Zweifachzwirn
Zweifachzwirn
Beiträge: 819
Registriert: 19.05.2008, 16:18
Land: Deutschland
Postleitzahl: 49525
Wohnort: Lengerich

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Schabernack » 18.08.2009, 23:00

Hallo Else,

Hat schon mal jemand anders auf deinem Rad gesponnen?
Vielleicht wär´s ganz gut, wenn mal ein erfahrener Spinner dein Rad testet. Unter Umständen laufen die Spulen oder die Bremse auch noch nicht optimal, so wie du den Einzug beschreibst. Bei meinem Mosvolt ist der Einzug mit der Flügelbremse auch nur sehr schwer zu regulieren und wird schnell zu heftig, aber er variiert nicht ohne Verstellen der Bremse.
Liebe Grüße, Marion
_______________________________________________________
Anything that makes you giggle, smile or laugh: Buy It or Marry It!

Wolle
Locke
Locke
Beiträge: 96
Registriert: 23.10.2008, 15:56
Land: Deutschland
Wohnort: Münsterland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Wolle » 19.08.2009, 08:21

"Entweder zieht das Garn ganz stark ruckartig ein, oder es zieht überhaupt nicht ein únd dreht Schweineschwänzchen. Das alles innerhalb von Minuten, ohne dass ich überhaupt an der Schraube gedreht habe. Auch das Garn ist während dieser Zeit gleich stark, der Gegenzug sowieso."
Liebe ,
sei doch nicht so ehrgeizig! :D
Das sind normale Anfangsschwierigkeiten, mach Dir keine Sorgen.
Mit der Zeit spürst Du besser, was Du jetzt machen musst, dann sieht es so aus: http://www.youtube.com/watch?v=0HNrflq9 ... annel_page Schau Dir das Video einfach gefühlte 100 Male an, wann die Hand sich öffnet, dem Einzugsloch nähert, nach hinten geht etc., gleichmäßig treten dabei ist wichtig. Vielleicht läßt Du mal eine 200m Nähgarnspule komplett auf Dein Rad laufen, dann müsstest Du es raushaben.
Es liegt nicht am Rad, sondern an Deiner Erfahrung. Kann J-A-H-R-E dauern, jaha. :] Aber es ist definitiv auch mit dem Schäfchenrad möglich - ich muss es immer ein bißchen in Schutz nehmen, weil ich doch auch eines habe. Einen Spinnkurs zu belegen finde ich nicht so schlecht, weil Du da auch mal jemanden auf Dein Rad schauen lassen kannst, und Du auch ein anderes Rad ausprobieren kannst. Natürlich weisst Du vorher nicht, wieviel Erfahrung die/der LeiterIn mit Deinem Radtyp hat ... kann also auch schief gehen.
Liebe Grüße
Bine

Wolle
Locke
Locke
Beiträge: 96
Registriert: 23.10.2008, 15:56
Land: Deutschland
Wohnort: Münsterland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Wolle » 19.08.2009, 08:30

Hoppsala, das Video hat Hanne Dir ja schon gesendet, im anderen Thread. Ist halt auch das Beste.

Alienor
Vorgarn
Vorgarn
Beiträge: 465
Registriert: 24.07.2009, 21:17
Land: Deutschland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Alienor » 19.08.2009, 09:10

Guten Morgen,
mein Senf: ich denke, ein oder zwei gute Bücher über die Spinnphysik würden helfen, sich klar zu werden, was für eine Art Garn man denn am Ende haben möchte.
Der Unterschied worsted - woolen wird in D irgendwie gar nicht so herausgearbeitet, finde ich.
Ich will zum größten Teil "worsted" haben, also kurzer Auszug, und relativ viel Drall für glatte unflauschige Garne, die eine gute Stichdefinition machen und strapazierfähig sind (Sockengarn, Arans, z.B.). Da wäre ich mit langem Auszug und kardierter Wolle nicht so recht in der Lage zu, aber mit Kammzug und kurzem Auszug geht das recht gut.
Ich nehme also nicht einfach eine Wolle und versuche einfach so dünn wie möglich zu spinnen, sondern überlege vorher, was ich haben will, und arbeite mich dann ans gewünschte Ergebnis ran.
Es gibt ja nicht nur den langen oder kurzen Auszug, sondern auch Mischungen aus beidem, und es gibt keinen einzigen "richtigen" Weg zu spinnen.
Von daher wäre es vielleicht wirklich lohnend, sich ein paar gute Bücher zu gönnen, die beschreiben, welche Vorgehensweise für welches Garn erfahrungsgemäß am besten ist.
Ich bin auch erst drauf gekommen, als ich endlich privat Internet bekam, und auf amazon die große Menge an englischen Spinnbüchern gesehen habe - da waren doch ein paar Offenbarungen dabei, die mir etliche Jahre an Rumprobieren und Frust hätten ersparen können, wenn ich's denn gewußt hätte.
Ich spinne aber nicht "einfach so", sondern hab vorher schon im Kopf, was daraus als Endprodukt werden soll, denn nichts ist frustrierender, als Minimengen von einem bestimmten Garn zu haben, ohne daß man was draus machen könnte außer swatches.
Beim Stricken fange ich ja auch nicht an, ohne zu wissen, was es werden soll. ;)
Vielleicht hilft dir das ja auch weiter.

edit: hier ist das "worsted" video von Ruth Macgregor: http://www.youtube.com/watch?v=Euv5qNUGKmw, so sieht das meist bei mir auch aus. ;-)

Benutzeravatar
Trulline
Andenzwirn
Andenzwirn
Beiträge: 1030
Registriert: 02.06.2009, 20:20
Land: Deutschland
Postleitzahl: 26670

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Trulline » 19.08.2009, 09:35

Liebe Else,
du hast schon so viel professionellen Rat hier bekommen, dass ich mich als Anfängerin eigentlich nicht recht traue, dir was zu dem kleinen Problem zu sagen. Ich weiß auch nicht, ob ich dir damit irgendwie weiterhelfen kann ... :O
Mal sehen....
Ehm... also ich hab, als ich den ersten Kammzug versponnen habe genau dieses Problem auch gehabt. Häufiger Fadenriss.
Das Vlies, das ich vorher versponnen hatte, schien viel gutmütiger zu sein. Es hat gedauert, bis ich ein Gefühl für dieses "rutschige" Wollgefühl hatte, dass scheinbar plötzlich aus gar keinen Fasern mehr bestand und dementsprechend nur noch ein großes "Nichts" einzog.
Beim Vlies hatte ich noch die Bremse nutzen können, das ging nun gar nicht mehr.
Da hab ich hab die Bremse einfach komplett rausgenommen und dann ging es besser. ?(
Nachdem ich mich an den Kammzug gewöhnt hatte, konnte ich die Bremse wieder ein bisschen anziehen.

Na ja... du, ich glaub, du erwartest wirklich sehr viel von dir. ;) Du spinnst doch auch noch nicht so lange, oder? Und du machst schon so tolle Garne. :gut:
Eine alte Frau hier aus dem Dorf, die früher auch gesponnen hat, hat mir mal gesagt, dass es ungefähr ein Jahr dauert, bis man spinnen kann. Man kann vorher zwar schon Fäden fabrizieren... aber das Handwerk als solches braucht Zeit. Zeit, verschiedene Fasern kennenzulernen, verschiedene Verarbeitungsmethoden, Fasern fühlen lernen, das planmäßige Umsetzen von Fuss-, Hand-Auge-Koordination ... und nicht zuletzt das Erkennen, dass Wolle immer ein ganz kleines bisschen wild bleibt. Das ist doch auch das Spannende daran.
Du schaffst das! :]

Liebe tröstende Grüße
Trulline
Liebe Grüße
Trulline

Wolle
Locke
Locke
Beiträge: 96
Registriert: 23.10.2008, 15:56
Land: Deutschland
Wohnort: Münsterland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Wolle » 19.08.2009, 09:42

Hi Elpa,
natürlich will ich Dir keine bestimmte Spinntechnik aufdrängen. Ich vermute nur, daß Du mit dem langen Auszug ein besseres Gefühl dafür bekommst, wie Du die von Dir beschriebenen Probleme überwinden kannst. Solange noch Dein Spinnrad bestimmt, ob es einzieht oder nicht, und Du dann auch nicht weißt, warum, hat es ja nicht viel Sinn, sich auf ein bestimmtes Ziel zu fixieren. Wenn Du Dein Rad beherrschst (und nicht andersherum), kannst Du viel souveräner gezielt spinnen. Die Hand wird mit der Zeit sensibler, der Vorgang automatisiert sich (im positiven Sinne). Das Empfinden fürs Spinnen entwickelt sich ja erst. Ich bin erst nach Jahren auf die Idee gekommen, mal im Dunklen zu spinnen, das Gefühl ist ein ganz anderes. Ich finde, man muss auch mal das "Wollen" und Erzwingen überwinden.
Liebe Grüße
Bine

Alienor
Vorgarn
Vorgarn
Beiträge: 465
Registriert: 24.07.2009, 21:17
Land: Deutschland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Alienor » 19.08.2009, 09:51

Der Unterschied liegt aber auch darin, ob es ein Vlies/Kardenband oder ein Kammzug ist.
*Ich* kann keinen Kammzug so spinnen wie ein Vlies, weil die Fasern ja ganz anders liegen.
Das sind zwei verschiedene Techniken.
Klar kann man aus dem Kammzug dann per Handkarde wieder rolags machen, aber das wäre doch schade drum.

ehemaliger User
Mehrstufenzwirn
Mehrstufenzwirn
Beiträge: 2012
Registriert: 12.02.2010, 14:28

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von ehemaliger User » 19.08.2009, 10:28

Vielen Dank für Eure hilfreichen Beiträge.

@ Schabernack:
Meine "Spinnlehrerin" hat auch schon auf meinem Rad gesponnen.
Am 29. 8. haben wir hier bei mir Spinntreffen, da werde ich Ulrike und Kiki als erfahrene Spinnerinnen darum bitten.

@ Trulline:
Ich bin schon wesentlich bescheidener in den Ansprüchen an mich selbst geworden.

@ Wolle:
Ich mag mein Rädchen auch. Aber es scheint wirklich ein kleines Böcklein zu sein.
Das mit dem langen Auszug werde ich mir beim Spinntreffen mal bei Kiki anschauen.

@ Alienor:
Ich besitze nur 2 Spinnbücher: Spinnen und Weben mit Wolle von Paula Simmons und das große Spinnbuch von Miriam Meertens. Englische Bücher kommen für mich nicht in Frage, die Fachbegriffe kenne ich im Englischen einfach nicht.

Und das mit den Videos ist auch so ein Problem: Es tut mir leid.... ich kann überhaupt keinen Unterschied erkennen. ;(

Im Moment spinne ich einfach um des Spinnens willen. Ich habe zu wenig Erfahrung, um schon vorher festzulegen, was aus dem Garn werden soll. Ich spinne einfach drauf los um Erfahrung zu sammeln.

Aus diesen vielen verschiedenen Garnen werde ich dann vielleicht mal eine Decke stricken.

@ ronja-räubertochter:
Ebay schaue ich mir noch hin und wieder an. Es ist interessant, was die Leute so alles als Spinnrad anbieten. Inzwischen bin ich stolz, dass ich zumindest erkenne, wenn ein Rad überhaupt keine Spule hat. :D

Bei Marianne würde ich jederzeit ein Spinnrad kaufen. - Wenn ich überhaupt mal weiß, was ich will -

Zur Zeit genieße ich es einfach, am Spinnrad zu sitzen und zu schauen was dabei rauskommt.

Dieser rutschige Kammzug wird auch schon gefügiger :D :D

Liebe Grüße an Euch Alle

Else
Dieser Beitrag wurde von einem User verfasst, der nicht mehr im Forum registriert ist.

Alienor
Vorgarn
Vorgarn
Beiträge: 465
Registriert: 24.07.2009, 21:17
Land: Deutschland

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Alienor » 19.08.2009, 10:43

Hallo, Else,
Und das mit den Videos ist auch so ein Problem: Es tut mir leid.... ich kann überhaupt keinen Unterschied erkennen. ;(
Das erste ist laaaanger Auszug von einem Stück Vlies, das zweite ganz kurzer Auszug, den man gewöhnlich beim Kammzug nimmt.
Das sind zwei deutlich verschiedene Techniken, finde ich. ;)

Benutzeravatar
Greifenritter
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 14879
Registriert: 22.08.2006, 16:35
Land: Deutschland
Postleitzahl: 84085
Wohnort: Langquaid (Niederbayern)
Kontaktdaten:

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Greifenritter » 19.08.2009, 11:45

Ui, Du hast das große Spinnbuch von Miriam Mertens. Dem jage ich schon lange nach *schmacht*

Grundsätzlich muß man sagen: Jeder lernt anders. Der eine gut aus Büchern, der andere eher von Videos und der dritte eher in Kursen. Wieder andere am besten durchs Ausprobieren ohne viel darüber nachzudenken. Ich persönlich lerne am besten aus einer Kombination aus Bücherwissen und Ausprobieren, ich verstehe Elpa gut, BVideos helfen mir nur wenig.. Welcher Weg der Richtige ist muß jeder für sich entscheiden. Aber weder ein buch noch ein Kurs können Übung und Erfahrung ersetzen. Man braucht einfach eine gewisse Geduld und muß üben und üben und üben - daran ändert die Lernmethode nix.

Ehrlich gesagt habe ich die Erfahrung gemacht daß die meisten Anfänger mit dem langen Auszug überfordert sind und erst mal kurz vorwärts ausziehen. Wenn man das mal im Griff hat kann man anfangen die unterschiedlichen Auszugstechniken auszuprobieren. Manche bleiben dann dabei, andere entwickeln ihre eigenen Mischformen.
Aber auch da sind die Leute verschieden und Ausnahmen bestätigen die Regel.

Meiner Erfahrung nach macht ein Rad das "zickt" oder eine falsch eingestellte oder unzuverlässige bremse den langen Auszug extrem schwierig. Ich würde davon also erst mal abraten.

In der deutschen Literatur findet man durchaus die Unterscheidungen zwischen Kammgarn (Kammzug, kurzer Auszug) und Streichgarn (langer, bei manchen Autoren auch mittlerer Auszug mit Vlies oder Kardenband). Allerdings sieht die Praxis der meisten Spinner anders aus. Diese Reinformen finden nur selten Gefallen. So wird langer Auszug mit Kurzstapeligem Kammzug gesponnen oder auch mal ein Vlies im kurzen. Ist auch völlig o.k., denn erlaubt ist was gefällt.

Herumprobieren ist immer gut. Ich würde auch einem Neueinsteiger dazu raten möglichst viele Räder auszuprobieren, denn ich selbst habe lange auf dem selben gesponnen und mich dann als ich mal ein anderes ausprobiert habe total gewundert warum es damit völlig anders lief und ich ein viel schöneres Ergebnis bekam. Erfahrungen sind eben durch nichts zu ersetzen - außer durch mehr Erfahrungen ;)
Man kann das Rad dann vielleicht noch nicht professionell beurteilen aber mal das unterschiedliche Gefühl an verschiedenen Rädern testen und erleben.

Das mit langsamer treten bekomme ich schon ganz ordentlich hin. Nur diese "Bremserei" funktioniert überhaupt nicht.
Entweder zieht das Garn ganz stark ruckartig ein, oder es zieht überhaupt nicht ein únd dreht Schweineschwänzchen. Das alles innerhalb von Minuten, ohne dass ich überhaupt an der Schraube gedreht habe. Auch das Garn ist während dieser Zeit gleich stark, der Gegenzug sowieso.
Räder mit Flügelbremse sind meines Erachtens nach schwerer einzustellen als die mit Spulenbremse. Leider landen die meisten Anfänger aber bei diesen Rädern, da diese meist billig abgegeben werden und häufig auf dem Gebrauchtradmarkt erscheinen. Flügelbremsen neigen zu ruppigem Einzug, der am garn rupft, gerne auch mal "schubweise" und sind meines Erachtens nach daher für Anfänger nicht optimal.

Wenn Dein Rad mal einzieht und mal nicht gibt es dafür sicherlich einen Grund. Kann es sein, daß der Treibriemen zeitweise durchrutscht? Das würde den aussetzenden Einzug erklären.

Wenn Du ein wenig gesponnen hast (oft reichen da einige meter), dann mußt Du die Bremse auch nachstellen um weiter den selben Drall/ EInzug zu erhalten, denn wenn die Spule sich füllt ändert sich deren Gewicht und der faden muß um einen dickeren Bereich gewickelt werden, beides beeinflußt den Einzug.

Wie schon einige male gesagt: ein geübter Spinner kann defizite des Rades ausgleichen, einen Neuling bringen sie aus dem Gleichgewicht. Man lernt es auch mit einem nicht so perfekten rad, nur eben schwerer und langsamer.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von Klara » 19.08.2009, 12:20

Wie Danny sagt - deine Schwierigkeiten können durchaus auch am Rad liegen (für mich ist ein brutal wechselnder Einzug ohne Bremsverstellung nicht normal). Trau' dich deshalb ruhig, beim Spinntreffen die Räder der Mitspinnerinnen auszuprobieren! Du sollst die anderen Räder ja nicht beurteilen (im Sinne von Kritik schreiben) sondern nur schauen, ob dir nicht vielleicht eines davon besser liegt als deines (wenn ich mit dem Henkys angefangen hätte, wäre ich auch verzweifelt - zum Glück war's mein zweites Rad).

Etwas ab vom Thema, aber weil's Danny angesprochen hat und ich's gerade bei Hentschel gelesen habe: Der Einzug bei gefüllter Spule wird weniger, weil der Winkel, in dem das Garn über's Häkchen läuft, flacher wird. Die Spule muss also nicht mehr so "um die Ecke" ziehen wodurch die Arbeit leichter wird (Hentschel bringt dazu den Vergleich mit Pferd und Wagen, aber die liegen uns ja nicht mehr so nahe...)

Ciao, Klara

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Warum reißt das Garn ständig ab?

Beitrag von shorty » 21.08.2009, 21:41

Ich sehe das wie Danny, jeder lernt anders.
Der eine mehr durch zuschauen, der andere mehr aus Büchern, der andere in einem Spinnkurs usw. Wie gut letzterer ist, hängt sehr vom Können der Spinnlehrererinn ab
Auch was die Spinntechniken anbelangt. Es gibt hier Frauen, die spinnen schon 20 Jahre kurzer Vorwärtsauszug und haben noch nie anderes probiert, andere wiederum sind nach 1 monatiger Anfängerphase fit genug für den langen Auszug.
Wie immer gibts da kein Maß. Ich denke aber solange man mit dem kurzen Auszug "kämpft" ist es für langen entspannten Auszug noch zu früh.

Ich spinne übrigens nie nach Planung, immer was das Material bzw. die Menge vorgibt.
Ich halte es für unsinnig, von "Gummimerino" mal abgesehen ( die nimmt keine Verarbeitungstechnik krumm) bestimmte Wollen in ein Raster zu pressen.
Mir gefallen Landschafrassen wie Coburger Fuchs , pommersches Landschaf usw. besser im langen Auszug aus Vlies.

Aber da gibts viele Herangehensweisen.
Das wird alles, ein bißerl Übung noch und Du bist perfekt :-))
Karin

Antworten

Zurück zu „Spinnen allgemein“