IngeE hat geschrieben:Ach nein!!!! Ich habe keine Spindeln, ich kann sie nicht bedienen, muss ich dass auf meine alten Tage auch noch lernen?????
...
Müssen muss niemand gar nichts... Aber praktisch ist es, wenn man's kann.
Tulipan hat geschrieben:Mit Spindelrädern kann man keinen Flachs verarbeiten. ...
Warum? Wenn das Zitat aus Vogt's Buch hier stimmt: "Die Spinntechnik für aufgerockten Flachs erlaubt es überdies beim Einsatz eines fußgetriebenen Flügelspinnrades, die rechte Hand ruhen zu lassen, mit dieser freien Han gleichzeitig eine Wiege zu schaukeln oder im Kochtopf zu rühren" - und auch bei Hochzeitsrädern arbeite man einhändig (pro Flügel) - dann kann man mit der freien Hand auch die Kurbel vom Spindelrad drehen. Die Wiege schaukelt halt die Schwester...
Aber eigentlich wollte ich ja was anderes zur Geschichte schreiben. Im aktuellen Journal for Spinners, Weavers and Dyers ist ein Bericht über das Nacharbeiten von Mustern aus dem Kendal Pattern Book, vermutlich der Katalog eines Händlers in Kendal aus dem Jahr 1769. Die Gilde hat die Muster in doppelter Grösse nachgewoben, weil die Originale so fein sind, dass man heutzutage das Garn dafür nicht mehr ohne weiteres bekommt und weil einige der Weber noch Anfänger waren. Viele der Originale sind als Schussrips gewebt mit oft über 100 picks per inch und einem mit 180 ppi! Umgerechnet sind das 40 bis 72 Schussfäden pro Zentimeter (ja,
einen Zentimeter!!!). Die Muster sind aus Leinen und Wolle.
Bei dem Gedanken, Garn zu spinnen, das man dann zu 40 Fäden pro cm anschlagen kann wird mir schwindlig! Und meines Wissens nach waren die Garne 1769 noch zwangsweise handgesponnen. Und das mit einem 1:10 Flachsrad???? Die Wolle mit einem grossen Wanderrad kann ich mir eher vorstellen (auch wenn ich's nicht spinnen wollte) - aber wo kam das Ausgangsmaterial her? England ist ja mit Feinwollen nicht direkt gesegnet. Lauter Rätsel, die in dem Artikel leider nicht beantwortet werden.
Ciao, Klara