Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

Antworten
Raja
Schafspelz
Schafspelz
Beiträge: 9
Registriert: 13.07.2015, 21:41
Land: Deutschland
Postleitzahl: 69469

Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von Raja » 25.07.2015, 17:28

Hallo zusammen,

ich habe hier ein altes Spinnrad, das nicht so ganz so läuft wie ich das gerne hätte.
Durch das Alter sind diverse Verbindungen etwas ausgeleiert und ich habe mir nun vorgenommen, das Spinnrad so weit es geht wieder gangbar zu machen. Einen Schreiner, der mir da helfen könnte kenne ich nicht bzw. ich möchte da eigentlich auch nicht viel Geld dafür ausgeben. Außerdem habe ich den Ehrgeiz, das selbst zu schaffen :-D

Ich bin gelernte technische Zeichnerin und habe schon etwas Ahnung von Technik, in der Theorie leider mehr als in der Praxis und ich arbeite im Metallbau. Mit Holz, einem "lebenden" arbeitenden Werkstoff hatte ich noch nicht viel zu tun.
Da ich aber auch Musik mache und ein sehr eigensinniges Holzinstrument - einen Dudelsack - spiele, das auch sehr stark auf Temperaturen reagiert kann mich da erstmal nix umhauen.

Ich habe das Spinnrad von einer alten Frau bekommen, die aufgrund ihrer schlechter werdenden Augen nicht mehr spinnen kann. Sie hatte mir alles gezeigt - also das Spinnrad hatte bei der Übergabe funktioniert und sie hat etwas gesponnen, leider musste das schöne Stück 3 Tage im Auto verbringen, während es draußen sehr heiß war.
Ich behaupte nun, dass das mit ein Grund daran ist, dass die ganzen Verbindungen nun noch lockerer geworden sind, weil einfach das Holz stärker ausgetrocknet ist.

Mein erster Gedanke war, einfach etwas in die Lücken zu stopfen (Leder, Holzkeile) um alles wieder fest zu bekommen. Das Spinnrad habe ich nun fast komplett auseinander gebaut und ich möchte nun gerne mehr daran basteln. Am liebsten würde ich auch die Oberfläche noch mit behandeln.
Die Verbindungen sind mir aber erstmal wichtiger, da ich einfach mal spinnen möchte.

Das alles zu locker ist habe ich daran gemerkt, dass die Antriebsschnur immer runtergehüpft ist, als ich das Rad dann mal ohne diese betrieben habe sa ich, dass es einfach zu wackelig in der Gabel liegt und zu sehr hin und her eierte. Habe ich die Gabeln festgehalten, war es weitestgehend in der Flucht zur Spindel. Auch die Spindel wackelt, da muss ich auch die Halterung an der man die Spannung regluieren kann, festbekommen.

Nun eigentlich meine Hauptfrage:
Wie kann ich ein vorhandenes Loch im Holz enger bekommen, dass es seinen Zweck erfüllt, das Holz dennoch arbeiten kann und es aber auch optisch nicht zu schlimm aussieht. Hat da jemand eine Ahnung?

Hier mal noch die bisherigen Fotos - einmal komplett, einmal der derzeitige auseinander gebaute Stand :-)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Viele Grüße
Raja

wollwolff
Dochtgarn
Dochtgarn
Beiträge: 798
Registriert: 19.04.2011, 10:48
Land: Deutschland
Postleitzahl: 32602
Wohnort: Vlotho
Kontaktdaten:

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von wollwolff » 25.07.2015, 18:23

Hallo Raja,

sieht ja recht trocken aus, Dein Rad.


Für Dein Problem große Bohrung, kleine Zapfen kann ich Dir Lösungen nennen.
A
Fangen wir mit dem Einfachsten an:
Benetze bitte die gereinigte Lochwandung dünn mit Weissleim ( Ponal o.ä.) und lasse es 1 Stunde anziehen. Prüfe den Leimfilm-Aufbau und wiederhole evtl..
Wenn genug aufgebaut ist und der Zapfen passt, benetze Zapfen und Bohrung und schiebe es sofort zusammen. Fixiere und warte übernacht.

B
Mehr Spiel kannst Du mechanisch ausgleichen, indem Du den Zapfen längs keilförmig einsägst, dann einen Holzkeil aus gleichem Holz herstellst. Dieser muß
etwas dicker als der Keilschnitt sein. Setze ihn mit Weissleim in den Keilschnitt ein und lasse den Keil 5 mm überstehen.
Wenn Du nun den Zapfen einschlägst, rutscht der Keilüberstand in den Zapfen und drückt den auseinander usw..

Umwickeln und nur Holz einlegen sind keine dauerfesten Lösungen, das sind nur " Krücken".

Kannst mich gerne weiter fragen.

LG Jürgen ^..^

Little Witch
Kardenband
Kardenband
Beiträge: 280
Registriert: 27.08.2012, 00:27
Land: Deutschland
Postleitzahl: 28832
Wohnort: Niedersachsen

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von Little Witch » 26.07.2015, 11:32

Hallo Raja,
da Du das Rad auch optisch aufarbeiten möchtest,würde ich Folgendes machen:

Stell Deine Einzelteile in die Dusche,mach sie naß,sprühe alles mit Backofenspray ein,lasse es eine halbe Stunde "einweichen".Dann nimmst Du eine weiche Wurzelbürste (oder Spülbürste) und schrubbst das Rad ab.Anschließend nochmal gut abduschen.
Dann mit einem alten sauberen Handtuch "abtrocknen".Das holz ist jetzt wieder richtig sauber.
Jetzt läßt Du das Holz mindestens 3 Tage trocknen (bitte nicht in der Sonne!).

Anschließend kannst Du das Rad neu einlassen,z.b. mit Hartwachsöl (nehme ich gerne).Allerdings musst Du vorher das Rad noch mit Schleifpapier abschleifen,da sich die Holzfasern nach dem Bad aufgestellt haben.
Guck Dir bitte hier im Bastelkeller auch andere Threads zum Thema an,da findest Du sehr viele Tipps!!!

Das Holz ist jetzt seeeehr trocken und dadurch ist das Holz geschrumpft und alle Verbindungen sind locker .Du wirst Dich wundern,was alleine das Abduschen schon bewirken wird.
Wenn nach dem Bad (und dem evtl. Ölen) noch lockere Verbindungen da sind,dann kannst Du ja Jürgens Maßnahmen ergreifen ;)

...ich habe mit der Dusch und Ölmethode sehr gute Erfolge erzielt.
Aber Achtung!:
Da wo Schraubgewinde sind,bitte kein Öl nehmen,sondern nur fetten (z.B. mit Vaseline).Sonst kann es Dir passieren,das das Gewinde nicht mehr arbeitet,weil es zu stark aufquilt.
Viele Grüße Bild
Kerstin

spulenhalter
Mehrfachzwirn
Mehrfachzwirn
Beiträge: 1673
Registriert: 26.12.2011, 14:42
Land: Deutschland
Postleitzahl: 93339
Wohnort: 93339 Riedenburg

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von spulenhalter » 26.07.2015, 18:06

Hallo Raja,
auch ich liebe die alten Spinnräder und arbeite sie auf.

Die vorgenannten Arbeiten würde ich auch machen.

Zusätzlich lagere ich ich bei alten Spinnrädern alle Wellen in Leder.
Ich vergrößere jeweils die Bohrungen und klebe Leder ein. Gefettet mit Kugellagerfett oder Vaseline läuft das Lager wieder leicht und leise.
Gruß Mathias

---------------------------------------------------
Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

Raja
Schafspelz
Schafspelz
Beiträge: 9
Registriert: 13.07.2015, 21:41
Land: Deutschland
Postleitzahl: 69469

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von Raja » 27.07.2015, 11:29

Wow, super, Danke :-)

Ich hatte gestern meinem Freund von meinem Plan erzählt, er kennt sich mit Holz etwas besser aus als ich. da er die Funktionsproblematik bisher nicht gesehen hatte, konnte er noch nichts dazu sagen, wie er genau vorgehen würde. Somit werde ich das Spinnrad erst noch einmal zusammenbauen, zu meinem Freund düsen und mit Euren Tipps werden wir da dann an die Sache rangehen.
Das mit den Holzfasern zur Oberflächenbeschaffenheit war auch das erste, was er anmerkte und dass man da erst einmal mit feinem Schleifpapier ran muss.

Zu dem Ölen - ich hatte für einen Schreibtisch ein Arbeitsplattenöl gekauft. Grundlage sind hier natürliche Öle. Kann ich das Spinnrad mit so etwas ölen? Bzw. mit einfacher Leinölfirnis?
Gut zu wissen nun auch das mit den Schraubverbindungen, das wäre schief gegangen.

Ich freue mich da echt schon auf das werkeln und in das Bastelthema werde ich mich dann auch noch einlesen. Das hatte ich bisher noch nicht entdeckt, daher Danke für den Tipp.
Viele Grüße
Raja

Little Witch
Kardenband
Kardenband
Beiträge: 280
Registriert: 27.08.2012, 00:27
Land: Deutschland
Postleitzahl: 28832
Wohnort: Niedersachsen

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von Little Witch » 27.07.2015, 15:02

Klar kannst Du Leinölfirnis nehmen und wenn Dein Arbeitsplattenöl für Holz geeignet ist,kannst Du das auch nehmen.

Eigentlich kann man alle Öle nehmen,die nicht ranzig werden ;)
Walnussöl oder Leinöl (hast Du evtl. in der Küche) ginge z.B. auch.

Leinölfirnis feuert das Holz aber schön an,das heißt.das es wieder seine tolle natürliche Farbe bekommen wird.
Viele Grüße Bild
Kerstin

Benutzeravatar
Amalie
Flocke
Flocke
Beiträge: 132
Registriert: 04.03.2014, 17:55
Land: Deutschland
Postleitzahl: 80993
Kontaktdaten:

Re: Spinnrad bearbeiten /restaurieren - Holzbearbeitung

Beitrag von Amalie » 29.07.2015, 12:08

Hier noch ein nichtinvasiver Tip für wackelige Verbindungen. Habe ich gelernt, als ich ein altes Spinnrad für den Versand auseinandernehmen mußte: Etwas dünn auseinandergezpgenens Wollvlies über den Zapfen legen, bevor man ihn ins Loch steckt. Boah war das fest!

Antworten

Zurück zu „Rund ums Spinnrad“