Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

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Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von HKJohanna » 11.04.2012, 17:30

Moin zusammen! :)
Mit gekaufter Wolle Stickfilzprojekte zu machen kann ja (fast) jede/r. Aber das reicht mir nicht.
Ich kriege es inzwischen ganz gut hin, nicht nur schwangere Regenwürmer, sondern schöne dünne Fäden auf meinem (geliehenen) Louet zu produzieren. Aber so dicke Fäden, wie man es für das z.B. Hausschuhfilzen braucht, kriege ich einfach nicht hin. X( Dann entstehen wieder extrem unterschiedliche Wollstärken. Woran liegt das? Zupfe ich einfach nur zu wenig Wolle? Trete ich zu schnell? Haben die beiden unterschiedlich großen Spulenränder etwas damit zu tun? Oder hab ich einfach nur einen Knoten im Hirn? :P
Mit der Handspindel geht es so einigermaßen, aber ich möchte gern weiter auf dem Spinnrad arbeiten.
Wer kann mir helfen?
Liebe Grüße!
Johanna

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shorty
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von shorty » 11.04.2012, 17:36

Gleichmäßig dick gehört nicht unbedingt zu den leichtesten Übungen :-)
Einzug erhöhen und relativ viel Menge ausziehen.
Alles andere würd ich sagen ist Übung.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von HKJohanna » 11.04.2012, 17:46

Was meinst du mit "Einzug erhöhen"?

Tulipan
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Tulipan » 11.04.2012, 18:00

Der Einzug entsteht durch den Geschwindigkeitsunterschied zwischen Spule und Flügel. Das heißt, dass bei starkem Einzug das Garn schneller auf die Spule gewickelt wird, dadurch bekommt es weniger Umdrehung pro Längeneinheit. Den Einzug erhöhst du, indem du die Bremse stärker anziehst, bzw. bei einem zweifädigen Rad die Spannung des Antriebsriemens erhöhst.
Grundsätzlich braucht man bei dickerem Garn weniger Umdrehungen pro Längeneinheit als bei dünnem. Das erreicht man durch eine geringe Übersetzung (Drehgeschwindigkeit) und einen hohen Einzug. Dickes Garn gleichmäßig auszuziehen erfordert viel Übung. Aber zum Filzen muss es ja auch nicht super gleichmäßig sein. Einfacher ist es, mitteldick zu spinnen und dann locker zu Zwirnen.

lG
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von kaita » 11.04.2012, 18:31

Zu Wirtelgrösse und Bremse haben die anderen ja schon was geschreiben. Ich finde es auch hilfreich die Fasern ein bisschen zu präparieren. Ich finde Kardenband besser als Kammzug. Den reiss ich mir dann schon in spinngerechte Stücke, so dass ich beim Spinnen nicht so super viel ausziehen muss. Am einfachsten zu kontrollieren ist vorwärts, so schnell wie du kannst, ausziehen mit ein bisschen Drall zwischen Fasern und vorderer Hand.

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Klara » 11.04.2012, 21:05

Reine Übungssache - nach dem ersten Kilometer wird's einfacher ;) Den Einzug brauchst du nur zu erhöhen, wenn du das Gefühl hast, dass dein Faden nicht mehr so schnell aufgewickelt wird, wie du gerne hättest. Wenn du das Gefühl hast, du musst mit dem Rad Tauziehen veranstalten, wird das Garn davon nicht gleichmässiger.

Nützlich ist es, ein Muster der gewünschten Grösse immer vor Augen zu haben. Dazu brauchst du ein relativ steifes Stück Karton, in das du oben und unten einen Schlitz reinschneidest (oder reisst), wo du die beiden Ende deines Mustergarnes einklemmst. Einklemmen muss sein, weil sich das Single sonst aufdröselt, oder mit sich selbst verzwirnt. Und du willst ja sehen, wie's unter Spannung aussieht - so wie zwischen Hand und Einzugsloch auch (deshalb muss der Karton auch fest sein - sonst biegt er sich. Darf natürlich auch was anderes sein als ein Stück Karton - das hat nur den Vorteil, dass man's nach dem Spinnen mit den sonstigen Projektnotizen wiederauffindbar ablegen kann).

Ciao, Klara

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Aodhan » 12.04.2012, 02:28

Ich empfehle "Predrafting" (kann man unter dem Begriff auf YouTube Anleitungsvideos finden) - oder zumindest das Teilen von Kammzügen. Anderthalb Meter (oder so) Kammzug abreißen und den dann (je nach gewünschter Dicke des Endprodukts) längs in acht (oder so) Teile spalten. Die kann man dann noch ein wenig ausziehen oder, wenn man´s ganz dick haben will, nur noch etwas Drall dazugeben und ins Rad laufen lassen. Funktioniert prima, und man kriegt wirklich dicke, relativ gleichmäßige Singles (natürlich nur wenig Drall reingeben!!).
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Maya » 12.04.2012, 16:05

Genau so mache ich es auch. Das Ausziehen war mir zu viel Gefummele und die Gleichmäßigkeit ließ sehr zu wünschen übrig. Vor allem, wenn ich nicht alles am gleichen Tag gemacht habe.

Auf die Art und Weise habe ich nun schon ca. 1,5 kg Herrmann versponnen und zu Hausschuhen verarbeitet. Mittlerweile bin ich beim fernsehen in knapp ner Stunde mit 100g komplett fertig und muss nur noch warten bis die Wolle trocken ist. :-)

Die vorletzte sah z.B. so aus: (links die gerissenen Kammzüge, rechts die fertige Wolle)
Dsc01321 klein.jpg
und die fertigen Hausschuhe nachher so:
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Aodhan » 12.04.2012, 16:16

Prima! :)) Ja, so ungefähr sieht das bei mir dann auch aus.
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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von wollgras » 12.04.2012, 16:55

@Klara
Die Idee mit dem Karton für Wolle und Notizen finde ich sehr hilfreich, werde gleich mal losgehen und dicke Pappe suchen. Da ich verschiedene Garne abwechselnd spinne, so nach Lust und Laune halt, hilft das sicher dabei, die jeweils angestrebte Garndicke auch einigermaßen beizubehalten.
Danke für diesen Hinweis!
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von thomas_f » 12.04.2012, 19:10

Den Einzug erhöhst du, indem du die Bremse stärker anziehst, bzw. bei einem zweifädigen Rad die Spannung des Antriebsriemens erhöhst.
Wie Klara schon schrieb, auf die Art führt das letztlich zum Tauziehen mit dem Rad. Wenn es kräftig genug einzieht, so dass sich auch ein dickerer Faden auf die Spule bequemt, dann erhöhst du die Einzugsgeschwindigkeit (pro Drallumdrehung), indem du dem Rad die Fasern schneller darbietest. Das Rad mit langsamerer Übersetzung laufen zu lassen und trotzdem nicht langsamer auszuziehen würde vllt. auch helfen.

Beste

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von HKJohanna » 18.04.2012, 16:03

Ich danke euch für eure Antworten und werde mich nachher mal an die Arbeit machen!
Johanna

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Tulipan » 18.04.2012, 16:28

Wie Klara schon schrieb, auf die Art führt das letztlich zum Tauziehen mit dem Rad. Wenn es kräftig genug einzieht, so dass sich auch ein dickerer Faden auf die Spule bequemt, dann erhöhst du die Einzugsgeschwindigkeit (pro Drallumdrehung), indem du dem Rad die Fasern schneller darbietest. Das Rad mit langsamerer Übersetzung laufen zu lassen und trotzdem nicht langsamer auszuziehen würde vllt. auch helfen.
Sorry Thomas, aber da geht was durcheinander.
1. wollte ich nur die Frage, was mit Einzug erhöhen gemeint ist, beantworten
2. zieht man idealerweise so schnell aus, wie das Spinnrad einzieht. Man kann die Fasern zurückhalten, um mehr Drall drauf zu kriegen, aber wenn man die Fasern schneller auszieht, gibt es Stau. Es heißt ja Einzug und nicht -schub ;)

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von thomas_f » 19.04.2012, 18:07

Interessant, die unterschiedlichen Sichtweisen ;)

Rein von Physik und Mechanik her kann ich deine nicht recht nachvollziehen. Was verstehst du unter "Einzug"?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Dicke Fäden auf dem Spinnrad (zum Strickfilzen)

Beitrag von Tulipan » 19.04.2012, 20:56

Die Geschwindigkeit, mit der das Garn auf die Spule gewickelt wird. Warum sollte sich die erhöhen, wenn ich schneller ausziehe?
Wenn ich mehr liefere, als aufgewickelt wird, gibt es Kringel!

Was verstehst du unter Einzug?

neugierige Grüße
Tulipan

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