
(Nachzulesen bei Peter Teal)
Beste Grüße -- Thomas
Moderator: Claudi
Dass es verschiedene Räder gleichzeitig gegeben hat, schildert George Eliot in Silas Marner -- The Weaver of Raveloe schon im ersten Satz, der mir irgendwo im Hinterkopf hängengeblieben war:Klara hat geschrieben:Ich frag' mich immer, wie man mit den alten Rädern mit den Mini-Antriebsrädern gesponnen hat....
Die great ladies hatten wohl eher die zierlichen, modernen, teuren Flügelrädchen ("toy wheels") statt der riesigen Wanderräder, die der Dorfhandwerker machte oder wenigstens reparierte und die man im Stehen(!) bediente. Die waren nämlich lt. Peter Teal bis zum Ende der Handspinnerei (in England) die eigentlichen Produktionsräder. Auf dem Kontinent mag das anders ausgesehen haben, da kam die industrielle Revolution ja deutlich später an, und da hatten die Flügelräder vielleicht noch länger Zeit, die Spindelräder zu verdrängen. So stelle ich mir das jedenfalls vor -- Korrekturen sind willkommenIn the days when the spinning-wheels hummed busily in the farmhouses—and even great ladies, clothed in silk and thread-lace, had their toy spinning-wheels of polished oak—...
Stimmt genau - ich beziehe mich (und da fehlt im Thread jetzt übrigens noch die Frage: "Welches Spinnrad nimmt man als Schnelltreter?" die im anderen Thread vorausging) auf die Teile, die man als angebliche Dachbodenfunde bei E-Bay findet. Auch wenn das teilweise moderne Nachbauten sind - sie hatten ja wohl ein Vorbild. Und ein paar meiner E-Bay-Käufe sind Arbeitsräder - aber alle mit, für heutige Begriffe, erschreckend niedrigen Übersetzungen (dabei aber so kleinen Einzugslöchern und Spulen, dass sie nicht für dicke Pulloverstrickwolle waren). Auch wenn ich hier in Frankreich mal ein Spinnrad in einem Museum sehe hat das ein kleines Antriebsrad - aber keine Mini-Wirtel.shorty hat geschrieben:...
Ich vermute , dass ist schon nochmal ne andere Schiene, damit sind nicht die Bockräder aus den Bauernhäusern gemeint, worauf vermutlich Klara anspricht.
Ja, selbiges denke ich auch, hab ja ne french Spindel hier, und kann mich nur schwerlich anfreunden.Klara hat geschrieben:
Naja, und angesichts der hier in der Gegend (Anjou) üblichen wirtellosen Spindel überkommt mich ja auch jedesmal das kalte Grausen... Mir kommt das Werkzeug erschreckend ineffizient vor.
Ciao, Klara
Was aber nicht dasselbe ist, oder? Auch vorindustriell gab es schon Leute, die ohne selbst zu spinnen und zu weben schöne Sachen tragen wollten und sich das irgendwie leisten konnten, stelle ich mir vor. Dann muss es auch schon "Warenströme" gegeben haben; natürlich nicht in dem Ausmaß, wie sie später im Zuge von Industrialisierung, Kolonialismus und Globalisierung entstanden sind. Ob die nur lokal waren, wo in einer Hofanlage (sei es Bauern- oder Adelshof) Leibeigene oder sonstwie Abhängige diese Arbeiten gemacht haben, oder -- doch ziemlich global -- die Waren entlang der Seidenstraße und anderer Handelsrouten wanderten: es war bereits "entfremdete Arbeit" und dürfte auch Effizienzgesichtspunkten unterlegen haben.Ausserdem denke ich, es ist hier das vorindustrielle bzw. Eigenbedarfspinnen dargestellt.