Hi Julia und alle, die ihr mitlest,
thayet hat geschrieben:Neee...für Rohwolle fehlt schlicht und ergreifend die Zeit...vielleicht wenn ich in Rente bin

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Das habe ich auch schon über das Spinnen gedacht. Ich war mir zuvor sicher, dass es zu viel meiner eng bemessenen Zeit kostet bis ich herausfand, dass eine sehr gute ausgleichende Tätigkeit ist.
Klar im Sommer schaffe ich nie so viel Wollverarbeitung, wie im Winter, da es im Frühjahr/ Sommer immer als Schafhalterin sehr wichtige auf die Tiere bezogene Arbeit zu tun gibt, wie zum Beispiel "Heu machen, Misten, Impfen, Schur, Klauenschnitt, Weide umstecken, etc....." Nun ja und alles muss neben einer Vollzeitarbeit laufen.
Dennoch nichts möchte ich mittlerweile missen - weder die Schafe mit all der Arbeit, die damit verbunden ist, noch die Wollverarbeitung.
Für mich sind all die Tätigkeiten ein wertvoller Ausgleich zu meinem Broterwerbsjob.
Schafe kennenzulernen mit allem Drum und Dran ist für mich eine Tätigkeit, die Lebensfreude bringt.
Ok, ein Stück Verrücktheit gehört dazu, aber mich macht es glücklich. Ich kann es nur jedem empfehlen, eine Schäferei aufzusuchen, wenn die Lämmer so ca. 14 Tage bis drei Wochen alt sind. Dann ist ihr Pansen noch nicht so richtig ausgebildet und sie tun sich in Lämmer - Kindergartengruppen zusammen und spielen mit einer Lebensfreude, die einfach nur ansteckt.
Das Spiel der Lämmer ist für mich jedes Jahr das Ereignis überhaupt. Das ist einfach nur so ein Tip für Leute, die hart in ihre Arbeit eingebunden sind und täglich viel Stress erfahren.
Ich mag es auch einfach den Tieren zuzuschauen, wenn sie ruhig weiden oder mich einfach beim Besuch auf der Weide begrüßen. Letzteres ist zum Piepen, wenn sie alle im Gänsemarsch vorbeischauen, um mich zu begrüßen. Ok, sie gucken auch nach frischem Heu, das mit mir kommen könnte etc....
Das Verarbeiten der Wolle und speziell das Spinnen ist eine Tätigkeit, die die Gedanken in Fluss bringt und es manchmal möglich macht, sich für neue innovative Ideen zu öffnen. Das trifft auch auf das Kämmen zu.
Ach Julia, manchmal ist es einfach gut, wenn man sein Leben je nach Möglichkeit entschleunigt und Dinge tut, die anders sind und einen einfach wieder an sehr ursprüngliche und bodenständige Erlebnisse zurückführen.
Ich mag knatsch verrückt sein, aber ich liebe auch die Lammzeit, die durchaus neben einem Berufsleben stressig sein mag, weil man jeder Zeit auch nachts da sein muss. Doch es schafft einfach Freude diese archaischen Erfahrungen machen zu dürfen.
Alle Dinge haben ihre Zeit, so auch das Wolle waschen, das Wolle färben, das Kämmen der Wolle und auch die weitere Verarbeitugn (Stricken, Häkeln, Weben.....). Ich mag diese Tätigkeiten, die mir ganz viel Kraft geben, für ganz andere Tätigkeiten, die ich sonst zum Broterwerb engagiert tun möchte und muss.
Klar bin ich auch manchmal ungeduldig, wenn eine Sache, die ich mir vorgenommen habe, einfach länger dauert. Doch Geduld haben lohnt sich da für mich.
Liebe Grüße
Claudia
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