Vliesqualitäten am Schaf

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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shorty
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Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von shorty » 08.06.2011, 17:49

Da ich fürs Schafforum zwei Übersichten gemalt habe, dachte ich könnte ja hier auch von Nutzen sein.


Teile von 1 - 7 nummeriert, je höhere die Zahl desto schlechter die Qualität

Bei guter Qualität sollte das Herzstück 75- 80 % ( Nr. 1- 4) ausmachen, die Abfallwolle 15 - 25 % ( Hals und Nacken meist verstroht, Bauch und Brandwolle Nr. 5-7)


Karin
Hier stelle ich mal auf Wunsch von Rhöni einige Praxistips zusammen, welche sich mit dem Thema Wollqualitäten, Wollsortierung, Lagerung usw befassen.

Vor der Schur :

- wenn möglich Nackenbrett anbringen um eine starke Verstrohung zu vermeiden

- feines Sägemehl als Einstreu gestaltet sich sehr schwierig in der Wollweiterverarbeitung

Schur

- Scherplatz möglichst sauber
- Schafe evtl am Vortag einstallen damit die Wolle trocken ist
- Nachschnitt vermeiden
- wenn möglich Vlies im ganzen Herunterscheren, am Bauch mittig beginnen
- Brandwolle soweit möglich gleich beim Scheren entfernen

Nach der Schur

- Vlies auf sauberem Untergrund ausbreiten
- Vlies nach Schema in Qualitäten einteilen
Teile von 1 - 7 nummeriert, je höhere die Zahl desto schlechter die Qualität

Bei guter Qualität sollte das Herzstück 75- 80 % ( Nr. 1- 4) ausmachen, die Abfallwolle 15 - 25 % ( Hals und Nacken meist verstroht, Bauch und Brandwolle Nr. 5-7)

- nach Entfernen der Abfallwolle, die Flanken mit der Schnittseite nach oben rechts und links einklappen
- Vlies zu einer Rolle zusammenrollen, währenddessen von der Schnittseite Nachschnitt absammeln, evlt Papier zwischenrollen

Lagerung :

- sicherstellen, dass die Wolle komplett trocken ist
- gute Behältnisse sind Zwiebelsäcke, Futtermittelsäcke oder andere Papiersäcke
- vermeiden sollte man Lagerung in praller Sonne besonders bei luftdichten Plastiksäcken, da Wolle gern schwitzelt und sonst schimmelig wird
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Adsharta » 08.06.2011, 17:54

Oh, das ist ja ganz wunderbar, was du da gemacht hast.
lg Adsharta

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von fiberarts » 08.06.2011, 21:03

Super! Ich stimme bei Deinen Übersichten voll zu (aus Erfahrung).
Das ist bestimmt hilfreich für viele!
Happy Spinning

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von italia » 08.06.2011, 21:42

Danke shorty ,so kann man eher etwas verstehen vom
Schaf Gute und weniger Gute Flies.Ich habe mich auch
immer gefragt wie ich gutes Flies erkennen könnte.
Grüße
italia

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Lockige » 08.06.2011, 21:55

Super, für mich als Schuranfänger genau das richtige zur richtigen Zeit.

Und noch ´ne Frage: Wird das Vlies mit der "Schurseite" oder der langhaarigen Seite nach außen zusammengerollt? Habe dieses Jahr die Schurseite außen und jetzt das Problem, daß ich ohne die Vliese zu öffnen nicht mehr erkennen kann, welches Schaf ich vor mir habe. Andererseits möchte ich die langen Fasern innen schützen.

Liebe Grüße
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von shorty » 08.06.2011, 21:59

Normalerweise die Schurseite nach aussen, so wie Du es gemacht hast.

Sind halt so grobe "Richtlinien" die man je nach Situation mehr oder weniger einhalten kann, je nach Gusto, Zeit , Interesse usw.
Evlt kannst Du ja die "Rouladen" mit einem Band und Zettel versehen, auf dem Du Infos zum Schaf draufschreibst.

Karin
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Kattugla » 08.06.2011, 22:24

Klasse! Das druck ich aus und nehms am kommenden Sonntag mit zu Rayarosa, wo die bunten Schäfchen nackich gemacht werden... :)
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Verissa » 08.06.2011, 23:17

Danke Shorty, genau das hab ich noch gesucht.
Liebe Grüße
Verissa

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von shorty » 09.06.2011, 07:14

Aber dran denken, das Vliesschema stimmt nur, wenn mit der Schur Bauchmitte begonnen wird beim Scheren.
Die Vliesqualitäten befinden sich zwar deshalb genauso am Schaf, das runtergeschorene sieht aber anders aus, wenn am Rücken begonnen wird.


Karin
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Verdandi » 09.06.2011, 08:00

Und wenn ich nur nen Sack mit Gelumpse habe, war dann der Scherer ein Stümper?
Nie wieder wird es heute sein. Nur wenn du ganz in den Augenblick hineingehst, erlebst du die Innenseite des Glücks.
(W. Sprenger)

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von SaLue » 09.06.2011, 08:14

Ich habe mir Deine tollen Zeichnungen auch mal abgespeichert ... kommen in meinen Wollordner :))

:danke:

Grüßles
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von Fiall » 09.06.2011, 08:24

Ich hatte auch das Gefühl nen Sack mit Stücken zu haben. Das Vlies war aber urspünglich mal im Stück. Leider hängt es nicht überall richtig gut zusammen und durch das Gewicht driftet dann mal gern was auseinander. Ich wundere mich, wie ihr das händelt, so dass ihr das Vlies komplett ausbreiten könnt.

Ich hab schon Stücke in den Händen, wenn ich nur versuche es aus dem Sack zu holen.
GLG,

Veronika

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von versponnen » 09.06.2011, 09:12

hallo dazu ein tipp. gerade bei alten rassen kann die wolle am hals, partie 5 , wunderbar feinkräuselig kurz und kleingelockt sein..also wenn die tiere beim fressen auch gerne ale grannen darin versenken..es lohnt sich, diese wolle für sich zu zupfen und zu spinnen..ich liebe sie besonders..weil so kraulig...gruß wiebke

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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von shorty » 09.06.2011, 09:29

Verdandi hat geschrieben:Und wenn ich nur nen Sack mit Gelumpse habe, war dann der Scherer ein Stümper?
Kann man nicht pauschal beantworten.
Zum eine ist es sicherlich von der Kunstfertigkeit des Scherers abhängig, zum anderen auch von der Schafrasse.
Merinovliese u.ä. z.B. hängen meist deutlich stärker zusammen als Bergschafvliese.
Sprich ein ganzes Vlies gibts eher bei schlichtwollig als bei mischwollig, weil bei letzterem das oft Strähnen sind und auch weniger Fett aufweisen.
Das Fett dient schon auch etwas als Kleber.
Oder auch das Schaf ist sehr nervös und zappelt arg und man kann nicht entspannt scheren, dann wirds auch etwas kniffliger

Ausnahmen bestätigen die Regel.

Obige Schemas beschreiben den Idealfall.
Man kann auch sehr schöne Wollqualität haben, wenn das Vlies nicht mehr im Ganzen ist, bloß zuordnen kann mans dann nicht mehr so gut.

Zu den Schemas, dürft ihr gerne verwende sofern nicht für nen Kurs oder so. Da dann evlt vorher mal piep machen ;-)

Karin
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Re: Vliesqualitäten am Schaf

Beitrag von shorty » 09.06.2011, 09:45

Fiall hat geschrieben:
Ich hab schon Stücke in den Händen, wenn ich nur versuche es aus dem Sack zu holen.
Ich versuche meist ein jedes Vlies separat zu packen.
Dann greif ich auch nicht das Vlies , sondern stülpe den Sack komplett um.

hier mal zwei Beispiele für gerolltes Vlies
Das eine ist Jura von Nick, das andere Romanovbock Emil von Katja.

Die Arbeiten sollten für gute Vliese gleich bei der Schur erledigt werden, sprich wäre im Prinzip vom Ablauf davor Fiall.
Dass dies nicht immer möglich ist aus unterschiedlichen Gründen ist klar.
Trotzdem denke ich sollte man wissen wie es richtig gehören würde.
Aus diesem Grund hab ich s für Schafforum gezeichnet.

Karin
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