Deine Berechnungen finde ich nachvollziehbar, aber eigentlich ist es doch so, dass der Einzug mit vollerer Spule nachlässt (Weswegen lace-spulen einen dickeren Kern haben) oder bringe ich hier jetzt was durcheinander?
Eindeutig Jein

. Was verstehen wir unter Einzug? Das kann einerseits die Geschwindigkeit sein, mit der der Faden durchs Einzugsloch gezogen wird oder andererseits die Kraft, mit der das Rad am Faden zieht. Die Einzugs
kraft ändert sich beim doppelfädigen Rad durch die Fadenspannung, die du einstellst -- je strammer, desto weniger rutscht das Band über den/die Wirtel, und desto ungnädiger und kräftiger zieht es am Faden. Und dazu kommt: je größer der Spulendurchmesser bzw. der des Garnpakets, desto schwächer wird diese Einzugskraft (Hebelgesetze). Deshalb stellt man die Bremse nach (einfädig) bzw. erhöht die Riemenspannung (zweifädig), wenn das Garnpaket auf der Spule größer wird, um die Einzugs
kraft nachzustellen.
Die Einzugs
geschwindigkeit besagt, wieviele cm Garn pro Flügelumdrehung auf die Spule gewickelt werden. Sie bestimmt also direkt den Drall des Garns. Sie wird durch mehrere Parameter bestimmt:
- Wie kräftig zieht das Rad ein und wie kräftig halte ich das Garn zurück
- wie lange halte ich das Garn zurück im Vergleich zur Zeit, die ich es reinlaufen lasse
Beim (gedachten)
zweifädigen Rad ohne Schlupf fällt das erste Parameterpaar weg: Der Einzug ist "quasi unendlich stark" und wenn ich das Garn festhielte, würde es reißen oder das Rad fiele um oder meine Finger würden mit eingezogen oder ich könnte nicht mehr dagegenantreten ... Auch das zweite Parameterpaar fällt damit weg, denn ich kann das Garn garnicht festhalten; es wird kontinuierlich eingezogen. Die Einzugsgeschwindigkeit pro Flügelumdrehung wird ganz allein durch das Rad bestimmt, nämlich durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Spule und Flügel.
Was passiert
ohne Schlupf, wenn die Spule bzw. das Garnpaket doppelt so dick wie zu Anfang ist? Da wir keinen Schlupf haben, bleibt der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Spule und Flügel genau derselbe wie vorher, nur dass nun die Spule doppelt so viel Garn pro Flügelumdrehung aufwickelt, sich die Einzugsgeschwindigkeit also verdoppelt und der resultierende Drall halbiert. Da ich ohne Schlupf den Drall nicht mehr per Hand und Augenmaß regeln kann, müsste ich das Verhältnis zwischen Spulen- und Flügeldrehzahl nun durch verschiedene Übersetzungen sehr fein nachjustieren können.
@Sephrenia: Kiki, du hast recht. Die unterschiedlichen Wirteldurchmesser bewirken für sich allein noch keinen Schlupf auf dem Schwungrad. Nein Sigrid, wirklich nicht

das gleicht sich alles aus, solange Spule und Flügel nicht durch den Faden aneinandergekoppelt sind.
Schlüpfrig wirds erst, wenn ich durch das Zurückhalten des Fadens das Einziehen unterbinde und "erzwinge", dass Spule und Flügel sich gleich schnell drehen. Dann muss die Schnur irgendwo rutschen, idealerweise hauptsächlich auf dem Spulenwirtel mit der U-förmigen Rille, so dass die Flügelgeschwindigkeit konstant der Trittfrequenz folgt.
(Dinge wie Trägheit, Lagerreibung, Luftwiderstand und die Verformung der Antriebsschnur lassen wir mal außen vor, gell?)
Beste Grüße -- Thomas