Ich muss zugeben, der Gedanke, mir den E-Spinner gemütlich auf den Tisch zu stellen und in bequemer Couchsitzhaltung zu spinnen gefiel mir sehr und ist immer noch verlockend.
Klar geht das. E-Spinner-Besitzer schwärmen davon. Mir persönlich gefällt auch, dass ich ruhig mal anderthalb Meter vom Einzugsloch entfernt sitzen kann. Oder dass ich meinen Delta-Einzug dahin richten kann, wo ich ausziehe und mich nicht zu verbiegen brauche. (Ich habe halt keine Couch

)
Der Louet-Spinner wird nicht ohne Grund nicht mehr hergestellt, er ist anscheinend wirklich ein sehr negativer Ausreißer gewesen.
Der Ashford-Spinner ist OK, wenn auch für den einen oder die andere

zu langsam. Er macht 1200 Umdrehungen pro Minute. Der Hansen-MiniSpinner kommt auf 1600. Für Klara immer noch zu wenig, für mich würde es (momentan) dicke reichen. Wer einen Bastler in der Familie hat, leistet sich einen Spinnkopf von Tom Walther und lässt sich das Motörchen dranmontieren. Oder motorisiert erstmal zum Ausprobieren ein vorhandenes Spinnrad. Das ist kein kompliziertes Teufelswerk, da reichen ein paar Komponenten aus. Vgl. Brigitte "Beyenburgerin"s Lösungen. Und da sind dann auch bei den Drehzahlen keine Grenzen gesetzt. Wer Flug- oder Schiffsmodelle oder kleine Roboter bauen kann, kann das auch.
Die E-Spinner stammen ja fast alle aus dem englischsprachigen Raum und dort findet man auch reichlich Erfahrungsberichte zu den verschiedenen Modellen (es gibt noch ein paar andere

), z.B. in der E-Spinner-Gruppe auf Ravelry, wo auch Kevin Hansen selbst lebhaft und kompetent Rede und Antwort steht.
Wenn ich mir mal wieder ein Luxusteil anschaffen will, muss ich mir gegenüber immer mit dem hohen Wiederverkaufswert -- für den Fall, dass es ein Fehlkauf ist -- argumentieren; dann habe ich schon verloren
Aber im Ernst: Bevor du beim Spinnen sportlichen Ehrgeiz entwickelst, solltest du vielleicht erstmal mit einem Orthopäden/Sportmediziner/wasauchimmer deines Vertrauens reden, ob du da nicht ein fieses Risiko eingehst: ein noch kaputteres Knie ist das ganze Spinnen nicht wert. Es ist nicht die Frage, ob du etwas "schaffst", sondern ob es gut für dich ist, etwas zu schaffen, was du nicht unbedingt zu schaffen brauchst. Falls es dich von Bremen mal ins westliche Münsterland verschlägt, kannst du gern mal zum Probespinnen vorbeikommen
Gültige Argumente gegen einen E-Spinner sind m.E.:
- er ist nicht richtig öko
- man braucht Strom, d.h. Kabel und Steckdose oder eine (schwere) Batterie
- man braucht ein anderes Gefühl für die Auszugsgeschwindigkeit: Es besteht kein festes Verhältnis zwischen Garndrall und Trittzahl.
- sie sind teurer als Spinnräder (was so allgemein vielleicht nicht stimmt, aber es gibt gute Spinnräder für den halben Preis eines guten E-Spinners)
Alle anderen Gegenargumente scheinen mir Argumente der romantischen Art zu sein "Das ist ja kein richtiges Handspinnen" (natürlich ist es das). Oder sie beziehen sich auf die eine oder andere Gurke, die gebaut wurde; aber sowas gibt es unter den Spinnrädern auch reichlich.
Beste Grüße -- Thomas
[Edith sagt, dass Christine in Berlin wohnt, nicht in Bremen. Das ist deutlich weiter weg, aber wer weiß ...]