Fortsetzung der Geschichte des Anfangs vom endlosen Ende...
Es geht mal wieder im Geschichtenerzähler - Modus weiter. Möglichst humorvoll aber trotzdem bereichtend.
Nachdem mein Garten eine
radikale Schönheitskur erhalten hat und eine riesige Thujahecke umgelegt wurde (ich hatte dabei leider keine Mundharmonika für das dramatische Ständchen in der Hosentasche), kam mir der Gedanke ein paar vierbeinige Wollproduzenten und Gartenpfleger als Hauspersonal einzustellen. Grundlegend eine Gute Idee; würde ich nicht als Mieter in einer Eigentümergemeinschaft wohnen. Aber die Sache ist noch nicht ganz vom Tisch. Ich habe mich neulich durch die Spielzeugkiste meines Neffen gekramt und bin fündig geworden. Mit passendem Zaun. Ich habe immer noch meine Zweifel ob das mit der Wollproduktion so klappt wie er sich das vorstellt. Wir werden sehen. Denn ein Kindermund....
Mit den wunderbaren "
blauen Stunden" zwischen Sonnenuntergang und nächtlicher Dunkelheit entdeckte ich im Kerzenschein die Vorzüge meines Spinnrades. Metaphorisch betrachtet ist dieses Möbel ein ausgezeichnetes Utensil für notorische Verkehrssünder. Ich meine - sie dürfen endlich einmal kräftig aufs Pedal treten und müssen nicht um ihren Führerschein bangen. Oder doch?
Und das mit dem Kavaliersstart ist ebenfalls kein Problem; so lange einem die Wolle nicht reisst und ich den Einzug richtig eingestellt habe. Das einzige, was mir mit wehmut fehlt ist das typische Motorengeräusch von einem tiefergelegen Kleinwagen mit einem sportliches Auspuffrohr, daß als exakte Modell - Miniatur eines Autobantunnels durchgehen könnte.
Moment - habe ich da gerade eine Marktlücke entdeckt, die sich weiter ausbauen lässt?
Ausgehend von den technischen Möglichkeiten unserer Zeit mit Lautsprechern, diversen Soundchips und einem winzigen Induktionsmotor auf der Achse liesse sich das mit ein bisschen gewitztem Erfindergeist realisieren. Am besten gleich so, daß sich die Motorengeräusche Blauzahn - Verbindung je nach Vorliebe austauschen lassen. Wer diese Idee zur Patentreife weiterentwickeln möchte, kann dies gerne tun. Es wäre wünschenswert, daß mindestens 1% des Patent - Jahresumsatzes an eine Institiution zur Erhaltung alter Schafrassen und anderer Nutztiere gespendet wird.
Die Weiterverarbeitung nimmt Formen an.
Heinrich Heine schrieb einmal in diesem Zusammenhang etwas von düsteren, tränenlosen Augen in Schlesien.
Tja - egal wie Du deine Wolle weiterverarbeitest; die Anfänge können alles andere als ein Honiglecken sein. So etwas sind kleine und grosse Lektionen in einer gefühlvollen Kommödie namens Leben. Das wichtigste dabei ist und bleibt das innere Lächeln. Und ich hatte viele Gründe zum schnmunzeln. Angefangen vom Angebot von dem ich zuerst dachte daß es nicht zu mir passt über den Artikelstandort (in der Kleinanzeige stand Bayern; dabei stand das Gerät in Westfriesland), den Paketdienst (2 abgebrochene Zustellungsversuche und ein massiv unfreundliches bis unverschämtes Auftreten beim dritten), die Puzzlearbeit des Untergestelles (Teteris mals anders), bis hin zu einer Assotiation von einem Musikstück einer Band, die aufgrund ihres musikalischen Werdegangs und ihrer politischen Richtung in den frühen Schaffensjahren einen ambivaltenten Ruf behalten hat. Auch wenn sie sich bis zum Schluss davon distanziert haben konnten sie leider nicht jeden Kritiker überzeugen. Das erwähnens- und bemerkenswerte ihres Nachlasses ist ein sehr deutliches Lied in dem es über Drogenmissbrauch und ihre Folgen geht. Gepaart mit der provokanten Frage: "Hast du Sehnsucht nach der Nadel??!"
So lange es sich um eine hölzerne Webnadel handelt und ich Spaß an dieser handwerklichen Tätigkeit habe sage ich ja.

Alles andere kommt für mich nicht in Frage. Ich habe im Lauf meines bisherigen Lebens genug Menschen kennengelernt, die sich mit dem Missbrauch von irgendwelchen psychoaktiven Substanzen selbst in den Abgrund (und manche noch darüber hinaus) gesteuert haben. Ein paar wenige haben mit viel persönlichem Ehrgeiz den Ausstieg aus dieserm schwierigen Kapitel geschafft. Viele dieser Menschen verarbeiten die erlebnisse aus dieser Zeit mit künstlerischen Tätigkeiten (z.B. Spinnen, malen oder ähnliches).
Mir geht die Geschichte eines Menschen besonders nahe, weil er sein Leben nach dem eigenen Entzug und der Therapie in den Dienst der Prävention gestellt hat. Genau genommen Jugendarbeit, Aufklärung und Drogenprävention als Sozialpädagoge. Ich habe vor diesem Menschen eine grosse Achtung und einen noch grösseren Respekt...
Hier steht ohnehin noch ein Dankeschön - Projekt aus; aber alles zu seiner gegebenen Zeit.
Eine Gestaltpädagogin (die Gestaltpädagogik ist eine Richtung in der humanen Psychologie) schrieb einmal in Ihrem Web -Blog etwas von "den Faden des Lebens spinnen". Ich konnte das nicht sofort nachvollziehen. Später ist mir bewusst geworden, was sie damit meint. Ich halte die Fäden meines Lebens selber in der Hand und habe die Möglichkeit sie entsprechend zu gestalten. Eine sehr schöne Metapher die mich angenehm intensiv berührt.
Ich wollte versuchen, ob das auch abseits der Handspindel und des Spinnrades möglich ist. Also lernte ich das Schären, Bäumen und Litzen um mit meinem neuen Medium in die unendlichen Weiten des textilen WWW (World - Wide - Web) einzutauchen. Mir kamen einige Begriffe entfernt bekannt vor. Insbesondere wenn mein Webstück mal wieder einen Saltarello (italienischer Tanz aus dem 14. Jahrhundert. Saltare = Sprung); sprich einen Einsprung hat.
Aber wie sagte schon meine Urgrossmutter. Was einen (ein)Sprung hat, das hält erst recht sehr lange. Nun - Da könnte etwas dran sein. Zumal ich neulich eine Szene aus einem Stanley - Kubrik Film vollständig umgeschrieben habe um viel angestauten Ärger zu meinen Hintergrundrecherchen für meine lebendige Geschichtsdarstellung zu verarbeiten. Laut den bisherigen Kritiken die ich dafür bekommen habe ist das Ergebnis kohlrabenschwarz - humoristisch, düster, erschreckend, mit einer furchtbar spitzen Feder geschrieben die weh tut aber angemessen. Sofern Interesse besteht, kann ich den Text noch einmal in den internen Klatsch - Bereich posten. Muss aber nicht unbedingt sein.
Ich schliesse diese Episode, beende meinen humorvollen Geschichtenerzählermodus und verbleibe mit einem Liedtext aus dem Popularmusikalischen Bereich...
Reise - Reise - Winterweise,
Jeder spinnt auf seine Weise.
Der eine bringt die Wolle an,
der andere macht sie zum Faden dann.
Reise - Reise Winterweise,
und die Flocken fallen leise.
Mit Ihnen kommt es kalt daher,
beschert uns allen ein Wintermär'
(frei nach einem Lied von Rammstein)
Wir lesen uns - sofern mir Eure Aufmerksamkeit wohl geneigt ist - bei einer Tasse Tee wieder. Ich wümsche allen Leserinnen und Lesern eine schöne Adventszeit.
lg,
Der Viator (ad Orbem)