Der Viator dreht am Rad.

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

Antworten
Benutzeravatar
Feuerdrache
Faden
Faden
Beiträge: 538
Registriert: 25.08.2010, 11:39
Land: Deutschland
Postleitzahl: 86179
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Feuerdrache » 06.09.2010, 16:30

*humorvoller Geschichtenerzähler - Modus an*
Alles begann ganz harmlos auf einem mittelalterlichen Lager im Jahre des Herren 2004 in der Nähe von Augsburg. Ich sah einer Mitbewohnerin von meinem Lagerverbund fasziniert zu, wie sie nach und nach aus einem Stück Wollflies einen Faden spann.
Aus lange Weile probierte ich diese Technik selber aus. Es war der Anfang vom Ende, die eine längere Geschichte werden sollte....

Im Jahre des Herren 2008 kaufte ich mir in Humbach/Westerwald (vielen auch als Montabor bekannt) meine erste Handspindel. Die zweite folgte einen Tag später. Wolle wurde von Hand gewaschen und kardiert, erste Fäden produziert und gleich wieder zu kläglichen Naalbindeversuchen verarbeitet. Bisher blieb die Produktionsmenge viel zu gering und der Wollberg möchte nicht weniger werden. Im letzten Winter kam mir die Idee...

"Warum spinnen eigentlich so wenige Männer konstruktiv? Warum dreht eigentlich fast keiner am Rad? Wir leben doch in einer Gesellschaft die nach Gleichberechtigung strebt..." Tja - wenn das nicht die Fortsetzung vom Anfang des Endes ist. ;) Ich drehe ab nächster Woche am berühmt - berüchtigten Rad. Noch nicht nervlich - aber hoffentlich konstruktiv. Mein Ashford - Kiwi ist auf der Reise und wartet darauf von einem Kerl mit knapp 2 Meter Körpergrösse ausprobiert zu werden. Ob meine Füsse auf den beiden Pedalen Platz haben wird sich zeigen. Und wie diese Geschichte weiter geht werde ich berichten, wenn ich meine erste(n) Spule(n) gefüllt habe.

mit den Worten eines reisenden Geschcihtenerzählers,

der mit Worten und Wolle konstruktiv spinnende Viator.

PS: *humorvoller Geschichtenerzähler - Modus aus*


Titel editiert, bitte keine Smilies in der Themenüberschrift verwenden, Sabine
... Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele....
... Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuß unseres Lebens zu flicken...
M. Gandhi

Benutzeravatar
SaLue
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 7538
Registriert: 27.04.2010, 08:01
Land: Deutschland
Postleitzahl: 31134
Wohnort: Südniedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von SaLue » 06.09.2010, 16:55

Da bin ich ja mal gespannt, was dann noch an spinnerten Geschichten von Dir kommen :)

Viel Spaß mit Deinem Kiwi :gut:

Grüßles
SaLü
Neuer Blog: SaLueNews.De

Elpa
Mehrfachzwirn
Mehrfachzwirn
Beiträge: 1643
Registriert: 02.03.2010, 15:58
Land: Deutschland
Postleitzahl: 89551
Wohnort: Königsbronn-Zang

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Elpa » 06.09.2010, 18:29

Mir geht es ebenso.

Ashford Kiwi erscheint mir eher klein. Du scheinst mir eher groß. Aber was solls? Ich spinne auch sehr gern auf meinem Ashford Joy und das ist auch ein Winzling, ich dagegen gehöre nicht eben zu den kleinsten.

Ich wünsche Dir viel Freude mit dem Spinnrad, und zeig mal was von dir. :D

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von shorty » 06.09.2010, 18:38

:-))) schön geschrieben

Na ja es gibt schon ein paar Männer die spinnen. Bei uns in der Spinngruppe sinds zwei und auch die Regensburger haben männliche Unterstützung.

Mit der Gleichberechtigung in diesem Sinne habe ich keinerlei Problem :-))))Können von mir aus auch gerne noch deutlich mehr werden

Was mir allerdings noch mehr am Herzen liegt ist der Spinnernachwuchs :-)

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Benutzeravatar
Wollminchen
Lacegarn
Lacegarn
Beiträge: 3821
Registriert: 04.03.2010, 19:46
Land: Deutschland
Postleitzahl: 33014

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Wollminchen » 06.09.2010, 18:55

Also ich finds toll,
wenn sich auch die Männerwelt für die Spinnerei,
bzw die Wollverarbeitung überhaupt,interressiert ;).

Ich kenne zwar das Kiwi nicht von der Grösse her,
aber irgendwie wird da auch bestimmt son "langer Kerl" wie Du dranpassen.
Der Anfang ist doch gemacht, und Du hast ein Rad...
...bald kommt der erste Faden.

Auf jeden Fall bin ich schon ganz gespannt, weiter über Deine
"Spinnberichte" zu lesen.
Besonders, wenn sie weiter sooo nett und ansprechend
geschildert werden :)
Liebe Grüsse
das Minchen

Noch ganz klein isser, aber mein
Lilaliche-Minchenwelten Bild

Benutzeravatar
Feuerdrache
Faden
Faden
Beiträge: 538
Registriert: 25.08.2010, 11:39
Land: Deutschland
Postleitzahl: 86179
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Feuerdrache » 23.09.2010, 18:40

Ich setze meine Geschichte im humorvollen Geschichtenerzähler - Modus fort...

Ich habe in den letzten drei Wochen alles durcheinander und kreuz und quer gesponnen Sogar mein Schaffell vom Mittlelalterlichen Lagerleben habe ich gewaschen und mit einer Kardierbürste bearbeitet; weswegen es ordentlich Haare gelassen hat. Macht nichts - die werden auch noch mit der Handspindel weiter verarbeitet. :D

Hatte in den letzten Wochen einen grossen Hund mit 54 cm Schulterhöhe in Pension. Django mochte am Anfang mein Spinnrad gar nicht und hatte erst einmal grosse Angst. Dabei kennt er Spinnräder von zu Hause. Die werden allerdings nicht benutzt, weil sie entweder ausschliesslich für Flachs sind oder als unvollständige Dekoration in den Räumen stehen. Zwei Abende später lag er neben meinem Stuhl und gab ein seliges Seufzen von sich, mit dem er sein sichtliches Wohlbefinden ausdrückte. Ob ich Hundehaare verspinnen kann? Mit sicherheit. Aber bei seiner Rasse (Deutsch - Kurzhaar) geht das wahrscheinlich nur als Mischfaser....

Das erste Wochenende war sehr erfolgreich. 281 Gramm in zwei Tagen incl. zwirnen. Mit Coburger Fuchsschaf habe ich keine Probleme. Ich mag diese Wolle gerne, weil sie mir gut von der Hand geht und auch einma Unregelmässigkeiten verzeiht. Aber bayrisches Waldschaf ist gewöhnungsbedürftig; auch wenn es sich gut verarbeiten lässt. Jetzt ist dieses Knäul bei einer Bekannten die Strick - Filzerin ist. Wie bereits gesagt verkommt wolltechnsich in meinem Haushalt nichts. Und wenn es als Packetschnur gebraucht wird. :O
Nachdem ich erst einmal meine Fuchsschaf - Fasern aufgebraucht habe und einen grossen Teil vom Bayr. Waldschaf versponnen habe waren erst einmal ein paar Tage kreative Pause angesagt. Handspindeln bauen. Dabei habe ich mir gleich noch zwei Haspeln gebaut. Einfach - aber sehr effektiv. Und vor allem sehr gut transportabel. Mir fehlt immer noch die Kamera für entsprechende Photos. Das photographieren mit meinem Handy ist eine technische Odysse...

Montag - ich mag Montage! Besonders wenn ich von meiner Familie Wolle geschenkt bekomme... Pflanzengefärbt. Um so besser - die wird gleich mal für ein archaeotechnisches Projekt reserviert. Ich habe zwar keine Motivation zum Naalbinden weil ich nur einen einzigen Stich kann (Korgenstich: Unten-Oben, Unten - Oben...) , der auf Dauer langweilig wird. Aber gut - es reicht für den Hausgebrauch wenn es unbedingt sein muss. Die Pläne für den Webstuhl wurden auf unbestimmte Zeit verschoben....

Mittwoch:
Guten Tag - Post. Zwei Pakete sind da. Eines mit meiner bestellten Merinowolle in Rot. Eines mit einer kleinen Überraschung von einer sehr guten Freundin. Eine grössere Portion Milchschafwolle. Ich kontaktiere sie. Antwort: "Nicht lange fragen -> am Rad drehen. :) Und wenn du sie nicht weiter verarbeiten möchtest, dann übernehme ich das. Naja; ich kann bisher noch nicht mit Pflanzen färben aber das nächste Früjahr kommt garantiert. Vor allem kann ich bis dahin die Wolle verarbeiten. Mal sehen ob ich das hin bekomme.
Ich habe an einem Abend 100 Gramm geschafft. Sie sieht noch unregelmässig aus, aber für einen Schal oder eine Mütze sollte sie ausreichen. Eigentlich sollten es handgesponnene und handgestrickte Socken für eine Freundin werden. Macht nichts - wenn Dir das Leben schmutze Rohwolle gibt, dann webe doch einfach ein Tuch daraus - oder nicht?
Bild

Thema Weben noch einmal... Wie breit muss eigentlich ein Webrahmen sein, wenn die Tuchbreite 80 cm sein soll? Ich recherchiere noch einmal nach.

Donnerstag:
Das Chaos in der Fortsetzung vom Anfang des endlosen Endes geht weiter. Die Wolle wurde intzwischen als Strang gebunden und geht in absehbarer Zeit auf die Reise. Wofür unverzwirnte Spinnversuche aus meinen Anfangszeiten alles gut sind. :D
Anruf von meinem Lieferanten - die haben noch meine alte Adresse. Ich habe gleich einmal nachgefragt, was mein Kardierauftrag macht. Der Kardierer ist leider krank und der Ersatzmann/ die Ersatzfrau muss erst angelernt werden. Sie sind in einem grossen Verzug und tun ihr bestes. Gut - vielleicht liegt die Wolle dann unter dem Weihnachtsbaum. Bis dahin habe ich vielleicht meine Zwischenbestellung verarbietet.

Und ich - ich muss mal eben los, weil ich mal wieder den Faden verloren habe. Wir lesen uns - wenn Ihr möchtet bei der nächsten Fortsetzung. Ich beende meinen humorvollen Geschichtenerzähler - Modus und verbleibe

mit vielen Grüssen,

der Viator
Zuletzt geändert von Feuerdrache am 23.09.2010, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
... Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele....
... Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuß unseres Lebens zu flicken...
M. Gandhi

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von shorty » 23.09.2010, 18:44

Hallo Viator, versuch mal Dein Bild ein bißerl kleiner zu bekommen, dann ist der Text auch besser lesbar.
Liebe Grüße
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Elpa
Mehrfachzwirn
Mehrfachzwirn
Beiträge: 1643
Registriert: 02.03.2010, 15:58
Land: Deutschland
Postleitzahl: 89551
Wohnort: Königsbronn-Zang

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Elpa » 23.09.2010, 18:46

Hallo,

vielen Dank fürs erzählen.

Ich bin natürlich gespannt auf die Fortsetzung.

Nur - etwas breit bist Du geworden :D ich musste Dich erstmal einstellen bevor ich lesen konnte.

Asherra
Mehrfachzwirn
Mehrfachzwirn
Beiträge: 1997
Registriert: 22.04.2009, 16:23
Land: Deutschland
Postleitzahl: 34576
Wohnort: Caßdorf

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Asherra » 23.09.2010, 18:49

Für 80cm Stoffbreite rechne mal so 1m Webbreite. Einsprung schon beim Weben und dann nochmal was beim Waschen, so mit 20% bist du gut dabei (hängt von der Fasern und Webstruktur und vom Nachbehandeln ab, Seide geht kaum ein, Walkwolle sehr viel, Leinwandbindung weniger als Waffelstruktur).

Benutzeravatar
Wollminchen
Lacegarn
Lacegarn
Beiträge: 3821
Registriert: 04.03.2010, 19:46
Land: Deutschland
Postleitzahl: 33014

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Wollminchen » 23.09.2010, 19:46

;) auch wenns Bild etwas gross geworden ist....

ich finde Deine Wolle klasse :)

Wird bestimmt ein schöner Schal, Tuch oder was Du draus machen möchtest.
Liebe Grüsse
das Minchen

Noch ganz klein isser, aber mein
Lilaliche-Minchenwelten Bild

Benutzeravatar
Feuerdrache
Faden
Faden
Beiträge: 538
Registriert: 25.08.2010, 11:39
Land: Deutschland
Postleitzahl: 86179
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Feuerdrache » 23.09.2010, 20:33

Dankeschön. ^^

Ich habe das Bild in einer Miniaturvariante eingebunden. Zum Vergrössern müsst Ihr bitte darauf klicken.

Da ich zur Zeit neben dem Spindeln....
- Pfeile für den Eigenbedarf zum Bogenschiessen baue,
- an einer Ausstattung für eine lebendige Geschichtsdarstellung nähe,
- Handspindeln und Haspeln baue.
- kreativ Holz gestalte,
- für das Hobby in der archaeologischen Fachliteratur recherchiere
- ab Oktober eine dritte Fremdsprache lerne
- und noch meine Markt - Termine für das kommende Jahr manage
- an einem Artikel für meine Internetseite schreibe
- etwas für meine Gesundheit tue

muss das Weben erst einmal warten bis die notwendigen Kapazitäten dafür vorhanden sind. Klar - es reizt mich meine Fäden gleich weiter zu verarbeiten und etwas brauchbares daraus zu machen. Ich hatte als Kind Spaß mit einem Schulwebrahmen. Aber vorerst bin ich mit meinem Spinnrad, meinem Kontingent an Wolle, meinen oben genannten Freizeitaktivitäten und meinem Beruf erst einmal sehr gut ausgelastet.

Sofern es keine Einwände gibt, setze ich zu gegebener Zeit meinen Bericht vom Anfang des wahnsinnigen Endlosen Endes fort.

Sonnige Herbsttage,

der Viator
... Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele....
... Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuß unseres Lebens zu flicken...
M. Gandhi

Samaha
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1228
Registriert: 02.05.2007, 16:46
Land: Deutschland
Postleitzahl: 36369
Wohnort: Vogelsberg

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Samaha » 24.09.2010, 07:20

Viator hat geschrieben:Klar - es reizt mich meine Fäden gleich weiter zu verarbeiten und etwas brauchbares daraus zu machen.

der Viator
Hallo,

dann fang' doch mit nadelbinden an. Mützen, Socken, Handschuhe, Tragebeutel, Schals
Sabine
-------------------------
Bild Bild

Benutzeravatar
Feuerdrache
Faden
Faden
Beiträge: 538
Registriert: 25.08.2010, 11:39
Land: Deutschland
Postleitzahl: 86179
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Feuerdrache » 24.09.2010, 08:52

Liebe Samaha,

Ich vermute, daß Du diesen Absatz überlesen hast. :)
Viator hat geschrieben: Ich habe zwar keine Motivation zum Naalbinden weil ich nur einen einzigen Stich kann (Korgenstich: Unten-Oben, Unten - Oben...) , der auf Dauer langweilig wird. Aber gut - es reicht für den Hausgebrauch wenn es unbedingt sein muss.
Viele Grüsse,

der Viator
... Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele....
... Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuß unseres Lebens zu flicken...
M. Gandhi

Benutzeravatar
Greifenritter
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 14879
Registriert: 22.08.2006, 16:35
Land: Deutschland
Postleitzahl: 84085
Wohnort: Langquaid (Niederbayern)
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Greifenritter » 26.09.2010, 16:19

Alles zum Thema Nadelbinden steht nun hier: "Der Viator - Nadelbinden vor Ort lernen unter "Nadelnbinden", habs mal abgetrennt und in den passenden Bereich gestellt.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

Benutzeravatar
Feuerdrache
Faden
Faden
Beiträge: 538
Registriert: 25.08.2010, 11:39
Land: Deutschland
Postleitzahl: 86179
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Re: Der Viator dreht am Rad.

Beitrag von Feuerdrache » 30.11.2010, 12:34

Fortsetzung der Geschichte des Anfangs vom endlosen Ende...
Es geht mal wieder im Geschichtenerzähler - Modus weiter. Möglichst humorvoll aber trotzdem bereichtend. :)

Nachdem mein Garten eine radikale Schönheitskur erhalten hat und eine riesige Thujahecke umgelegt wurde (ich hatte dabei leider keine Mundharmonika für das dramatische Ständchen in der Hosentasche), kam mir der Gedanke ein paar vierbeinige Wollproduzenten und Gartenpfleger als Hauspersonal einzustellen. Grundlegend eine Gute Idee; würde ich nicht als Mieter in einer Eigentümergemeinschaft wohnen. Aber die Sache ist noch nicht ganz vom Tisch. Ich habe mich neulich durch die Spielzeugkiste meines Neffen gekramt und bin fündig geworden. Mit passendem Zaun. Ich habe immer noch meine Zweifel ob das mit der Wollproduktion so klappt wie er sich das vorstellt. Wir werden sehen. Denn ein Kindermund.... ;)

Mit den wunderbaren "blauen Stunden" zwischen Sonnenuntergang und nächtlicher Dunkelheit entdeckte ich im Kerzenschein die Vorzüge meines Spinnrades. Metaphorisch betrachtet ist dieses Möbel ein ausgezeichnetes Utensil für notorische Verkehrssünder. Ich meine - sie dürfen endlich einmal kräftig aufs Pedal treten und müssen nicht um ihren Führerschein bangen. Oder doch?
Und das mit dem Kavaliersstart ist ebenfalls kein Problem; so lange einem die Wolle nicht reisst und ich den Einzug richtig eingestellt habe. Das einzige, was mir mit wehmut fehlt ist das typische Motorengeräusch von einem tiefergelegen Kleinwagen mit einem sportliches Auspuffrohr, daß als exakte Modell - Miniatur eines Autobantunnels durchgehen könnte. 8)

Moment - habe ich da gerade eine Marktlücke entdeckt, die sich weiter ausbauen lässt?
Ausgehend von den technischen Möglichkeiten unserer Zeit mit Lautsprechern, diversen Soundchips und einem winzigen Induktionsmotor auf der Achse liesse sich das mit ein bisschen gewitztem Erfindergeist realisieren. Am besten gleich so, daß sich die Motorengeräusche Blauzahn - Verbindung je nach Vorliebe austauschen lassen. Wer diese Idee zur Patentreife weiterentwickeln möchte, kann dies gerne tun. Es wäre wünschenswert, daß mindestens 1% des Patent - Jahresumsatzes an eine Institiution zur Erhaltung alter Schafrassen und anderer Nutztiere gespendet wird. 8)

Die Weiterverarbeitung nimmt Formen an.
Heinrich Heine schrieb einmal in diesem Zusammenhang etwas von düsteren, tränenlosen Augen in Schlesien.
Tja - egal wie Du deine Wolle weiterverarbeitest; die Anfänge können alles andere als ein Honiglecken sein. So etwas sind kleine und grosse Lektionen in einer gefühlvollen Kommödie namens Leben. Das wichtigste dabei ist und bleibt das innere Lächeln. Und ich hatte viele Gründe zum schnmunzeln. Angefangen vom Angebot von dem ich zuerst dachte daß es nicht zu mir passt über den Artikelstandort (in der Kleinanzeige stand Bayern; dabei stand das Gerät in Westfriesland), den Paketdienst (2 abgebrochene Zustellungsversuche und ein massiv unfreundliches bis unverschämtes Auftreten beim dritten), die Puzzlearbeit des Untergestelles (Teteris mals anders), bis hin zu einer Assotiation von einem Musikstück einer Band, die aufgrund ihres musikalischen Werdegangs und ihrer politischen Richtung in den frühen Schaffensjahren einen ambivaltenten Ruf behalten hat. Auch wenn sie sich bis zum Schluss davon distanziert haben konnten sie leider nicht jeden Kritiker überzeugen. Das erwähnens- und bemerkenswerte ihres Nachlasses ist ein sehr deutliches Lied in dem es über Drogenmissbrauch und ihre Folgen geht. Gepaart mit der provokanten Frage: "Hast du Sehnsucht nach der Nadel??!"

So lange es sich um eine hölzerne Webnadel handelt und ich Spaß an dieser handwerklichen Tätigkeit habe sage ich ja. :) Alles andere kommt für mich nicht in Frage. Ich habe im Lauf meines bisherigen Lebens genug Menschen kennengelernt, die sich mit dem Missbrauch von irgendwelchen psychoaktiven Substanzen selbst in den Abgrund (und manche noch darüber hinaus) gesteuert haben. Ein paar wenige haben mit viel persönlichem Ehrgeiz den Ausstieg aus dieserm schwierigen Kapitel geschafft. Viele dieser Menschen verarbeiten die erlebnisse aus dieser Zeit mit künstlerischen Tätigkeiten (z.B. Spinnen, malen oder ähnliches).
Mir geht die Geschichte eines Menschen besonders nahe, weil er sein Leben nach dem eigenen Entzug und der Therapie in den Dienst der Prävention gestellt hat. Genau genommen Jugendarbeit, Aufklärung und Drogenprävention als Sozialpädagoge. Ich habe vor diesem Menschen eine grosse Achtung und einen noch grösseren Respekt...
Hier steht ohnehin noch ein Dankeschön - Projekt aus; aber alles zu seiner gegebenen Zeit. :)

Eine Gestaltpädagogin (die Gestaltpädagogik ist eine Richtung in der humanen Psychologie) schrieb einmal in Ihrem Web -Blog etwas von "den Faden des Lebens spinnen". Ich konnte das nicht sofort nachvollziehen. Später ist mir bewusst geworden, was sie damit meint. Ich halte die Fäden meines Lebens selber in der Hand und habe die Möglichkeit sie entsprechend zu gestalten. Eine sehr schöne Metapher die mich angenehm intensiv berührt.

Ich wollte versuchen, ob das auch abseits der Handspindel und des Spinnrades möglich ist. Also lernte ich das Schären, Bäumen und Litzen um mit meinem neuen Medium in die unendlichen Weiten des textilen WWW (World - Wide - Web) einzutauchen. Mir kamen einige Begriffe entfernt bekannt vor. Insbesondere wenn mein Webstück mal wieder einen Saltarello (italienischer Tanz aus dem 14. Jahrhundert. Saltare = Sprung); sprich einen Einsprung hat.

Aber wie sagte schon meine Urgrossmutter. Was einen (ein)Sprung hat, das hält erst recht sehr lange. Nun - Da könnte etwas dran sein. Zumal ich neulich eine Szene aus einem Stanley - Kubrik Film vollständig umgeschrieben habe um viel angestauten Ärger zu meinen Hintergrundrecherchen für meine lebendige Geschichtsdarstellung zu verarbeiten. Laut den bisherigen Kritiken die ich dafür bekommen habe ist das Ergebnis kohlrabenschwarz - humoristisch, düster, erschreckend, mit einer furchtbar spitzen Feder geschrieben die weh tut aber angemessen. Sofern Interesse besteht, kann ich den Text noch einmal in den internen Klatsch - Bereich posten. Muss aber nicht unbedingt sein. :)

Ich schliesse diese Episode, beende meinen humorvollen Geschichtenerzählermodus und verbleibe mit einem Liedtext aus dem Popularmusikalischen Bereich...

Reise - Reise - Winterweise,
Jeder spinnt auf seine Weise.
Der eine bringt die Wolle an,
der andere macht sie zum Faden dann.

Reise - Reise Winterweise,
und die Flocken fallen leise.
Mit Ihnen kommt es kalt daher,
beschert uns allen ein Wintermär'
(frei nach einem Lied von Rammstein)

Wir lesen uns - sofern mir Eure Aufmerksamkeit wohl geneigt ist - bei einer Tasse Tee wieder. Ich wümsche allen Leserinnen und Lesern eine schöne Adventszeit.

lg,

Der Viator (ad Orbem)
... Die Musik des Rades ist Balsam für unsere Seele....
... Ich glaube, das Garn, das wir spinnen, ist in der Lage, die Risse in Kette und Schuß unseres Lebens zu flicken...
M. Gandhi

Antworten

Zurück zu „Rund ums Spinnrad“