Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

wollgras
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Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von wollgras » 10.08.2012, 20:09

Bisher spinne ich ja nur mit der Handspindel, und zwar gegen den Uhrzeigersinn, zwirnen mit ihm, also andersherum als die meisten Spinnerinnen (da Linkshänderin).

Nun habe ich eine (ziemlich katastrophale) Übungsstunde auf einem alten Spinnrad hinter mir. Die ältere Dame, die bereit war, mir zu zeigen wie es geht, war in allem ziemlich hektisch, was wohl einfach ihr Naturell ist. Sie geriet aber fast in Panik, wenn sich das Schwungrad versehentlich gegen den Uhrzeigersinn drehte. Da ich schon durch ihre Anweisungen ziemlich gestresst war, habe ich versucht, das auf jeden Fall zu vermeiden (ich hatte Angst, es kaputt zu machen :O ).
Inzwischen habe ich mich von dem Erlebnis erholt, mir ein gebrauchtes Spinnrad bestellt und denke nun entspannt über alles nach. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass man ja auch mit dem Spinnrad zwirnt und es deshalb auch in die andere Richtung laufen muss. (Ja, ich weiß, ist eigentlich logisch, aber die Frau hat mich wirklich verunsichert).

Das hieße, ich könnte auch gegen den Uhrzeigersinn spinnen und mit ihm zwirnen. Dann wäre mein Handspindel/Spinnrad-Garn in gleicher Richtung gesponnen und ich käme nicht durcheinander.
Und ich könnte das Schwungrad, wenn es denn sein müsste, bequem mit links anschieben, um es in Gang zu bringen.
Dem Spinnrad macht das "andersherum" nichts aus, oder? Auch wenn es ein gebrauchtes ist, das (höchstwahrscheinlich) normal eingesponnen wurde?
(Ich habe die Suchfunktion schon bemüht, konnte aber nichts dazu finden, wahrscheinlich weil es eine selten dämliche Frage ist).
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von ankepu » 10.08.2012, 20:20

Nein, es macht dem Spinnrad überhaupt nichts, wenn es in die "andere" Richtung läuft. Beim Spinnrad geht es genauso wie mit der Handspindel. Spinnen in eine Richtung, die man sich aussuchen kann, die Richtung merken und beim Zwirnen einfach in die Gegenrichtung drehen. Fertig.

Keine Sorge, da kann nix kaputt gehen. Die ältere Dame war vielleicht so hektisch, weil es nicht so schön ist, wenn man beim Spinnen (also bei einem Arbeitsgang, bei dem eine Spule gefüllt wird) in verschiedene Richtungen hin und her dreht (was mir als Anfänger leider oft passiert ist, da half nur Treten üben), dann verwurtschelt sich der Faden.

Wenn Du mit der Handspindel schon vertraut bist, ist das alles halb so wild, Du hast schon ganz richtig gedacht.

Viel Spaß beim Spinnen,
liebe Grüße
Anke

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Basteline » 10.08.2012, 20:38

Klar kann man andersherum spinnen...aber, wo ist denn die Schwierigkeit. ?(
Wenn du li rum spinnst, dann mußt du doch trotzdem das Rad dann zum Zwirnen re rum drehend treten.
Da kommt es dann nicht drauf an, wenn erst re und dann li rum gearbeitet wird.
nur so meine Überlegungen. :)
Dann gebe ich zu bedenken, dass ein single-Inndustriegarn, welches du vielleicht irgendwann mal zum zwirnen verwenden möchtest, ganz sicherlich REchts rum gesponnen wurde.
Und aus diesem Grunde mache ich es genauso. ;)
Denn man muß eh beide Richtungen drehen bis zum fertigen Garn. :]
Liebe Grüße
Basteline

.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Claudi » 10.08.2012, 20:50

Genau, wie du es letztendlich machst, ist voll und ganz deine Sache.
Nur so, wie es dir am liebsten ist, wird der Faden gelingen. Wenn du immer gegen dein Naturell arbeitest, wird der Spaß verlorengehen...

Allerdings bin ich auch Linkshänder und bei der Tretrichtung merke ich keinen Unterschied, dafür bei der Handhaltung beim ausziehen. Aber, das war mir von Anfang an piepschnurzegal.

Bastelines Einwand ist aber auch richtig, für ein gezwirntes Garn mußt du sowieso auf jeden Fall in die "ungeliebte" Richtung treten...ist dann nur die Frage, ob du zwei (oder mehr Singles) auf diese Weise machen möchtest, oder nur einmal den fertigen Zwirn.
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von michele2909 » 10.08.2012, 20:59

Hallo
ich bin eine bekennende "Falschrummspinnerin" und bis jetzt leben alle meine Rädle noch ;)

Nee, jetzt mal im Ernst, dem Rad ist es egal wierum Du spinnst - Und solang Du alleine damit spinnst merkst Du auch keinen Unterschied.
Lösungen müssen nur her, wenn Du Deinen Faden mit dem einer anderen Spinnerin verzwirnen willst, oder Ihr zu zweit (nacheinander) an einer Spule arbeitet.
Dann müßt Ihr Euch halt einigen in welche Richtung Ihr spinnt ;)
Also ich spinn nicht nur Linksrum (ich hab auch die Linke hinten und die rechte zum Ausziehen) ich tret auch links ;)
liebe Grüße sendet ´s Michele

Sei anders als andere,
denn alle andern gibt es schon!!

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Tulipan » 10.08.2012, 21:05

Spinntechnisch ist es wirklich egal, allerdings kann es eine Rolle spielen, wie du das Garn weiter verarbeitest, weil das Garn z.B. auch beim Stricken eine leichten Drall bekommt und zur Auflösung neigen könnte (ganz extrem ist Nadelbinden). Das hängt aber auch von der Fadenführung ab. Wenn du mit deinem Handspindelgarn da keine Problem hast, spricht nichts dagegen, es andersrum zu machen.

lG
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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von LuckyTino » 10.08.2012, 23:48

Ich glaube auch, so lange du weißt wierum du spinnst und diese Richtung immer beibehälst wird es kein Problem, so lange du keine Singles von anderen mit verzwirnen willst.

Ich spinne deswegen immer im Uhrzeigersinn und verzwirne gegen den Uhrzeigersinn, so wie die meisten halt. Wenn du eh erst mit dem Spinnen am Rad anfängst ist es doch egal wierum du anfängst und dann würde ich mir überlegen mit dem Uhrzeigersinn zu spinnen.
Viele Grüße

Lucky Tino

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Richi » 10.08.2012, 23:49

wenn ich eine Lieblingsrichtung hätte, würde ich die schon lieber beim spinnen ausleben.
Zum einen muss ich ja 3 km spinnen, um später einen Kilometer fertigen Dreifachzwirn zu erhalten, also muss ich dreimal so lange in die eine Richtung treten wie in die andere.
Zum anderen geht zwirnen wesentlich schneller als spinnen, so rein zeitlich gesehen.

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von wolfssilber » 11.08.2012, 09:17

wenn ich eine Lieblingsrichtung hätte, würde ich die schon lieber beim spinnen ausleben.
Ich finde, dass sich die Lieblingsrichtung bei der Handspindel viel stärker bemerkbar macht als beim Spinnrad.
Bei der Handspindel drehe ich auch immer falsch rum, also im Gegenuhrzeigersinn, weil mir diese Bewegung leichter fällt. Beim Treten vom Spinnrad merke ich keinen Unterschied, so dass ich mit dem Spinnrad in der Regel wie die meisten im Uhrzeigersinn spinne.
Nur dass das manchmal mächtige Denkanstrengungen erfordert, wenn ich beides miteinander verzwirnen will - wie habe ich jetzt da gesponnen und was passt zu was.

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Basteline » 11.08.2012, 09:42

Ich habe mir gestern auch noch weitere gedanken darüber genacht.
Bei Handspindel verstehe ich es gut, wenn es eine Lieblingsrichtung gibt, schließlich muß die Spindel immer wieder aufs neue angestupst werden.
Aber beim Spinnrad ist das doch gar nicht der Fall. ;)
Einmal angestoßen in eine Richtung, läuft das rad von alleine durch. Nur wenn mal der Faden reißt oder frau unterbrochen wird, muß das Rad neu in Gang gesetzt werden.
Von daher erkenne ich am Rad keine Lieblingsdrehrichtung. Zum Zwirnen in die andere Richtung das gleiche...einmal angestups läuft das Rad wie von selber. :))
Die Handhabungstechniken der Fasern ist eine andere Sache, da sind Lieblingsrichtungen vorhanden. :]
Liebe Grüße
Basteline

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Kattugla » 11.08.2012, 10:09

Ich spinne auch andersherum (obwohl ich Rechtshänderin bin).

Bei zweifädigen Rädern isses schnurz. Manchmal ist bei den alten Rädern linksrum der Totpunkt beim Treten etwas ausgeprägter, weil der Pleuel, an dem der Knecht hängt, eine geschwungene Form hat, die das Treten in eine bestimmte Richtung leichter machen soll. Gravierende Unterschiede habe ich aber noch nicht feststellen können.
Bei spulengebremsten Rädern isses nur wichtig, dass Du mit der Bremse drehst. Heisst: die Spule sollte sich von der Feder wegdrehen. Der Bremsfaden zieht dann an der Zugfeder, anstatt sich gegen sie zu schieben und das macht in der Tat einen Riesenunterschied.
Zum zwirnen hänge ich deshalb den Bremsfaden immer in die andere Richtung um, beim Interlude genauso wie beim Gem.
Die Ashfords haben ja infolgedessen zwei Bremsfedern am Faden hängen.
"Verlasse dich nie auf das Bier eines gottesfürchtigen Volkes!" (Quark)

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von wollgras » 11.08.2012, 13:03

Vielen Dank für all eure Beiträge und Bestätigungen.
Jetzt weiß ich zumindest sicher, dass man auch "andersherum" spinnen kann/darf.
Was meine Lehrerin angeht, so kann es durchaus sein, dass sie nur ein Aufdröseln des Garns verhindern wollte, andererseits lässt sie auch nur eine Art der Wollbehandlung zu ("Rohwolle, gezupft, vielleicht noch kardiert, aber auf gar keinen Fall gewaschen, das macht man immer erst hinterher, auch wenn das Wollfett an den Händen herunterläuft").
Möglich, dass ihr die Haare zu Berge stehen, wenn ich anmelde, dass ich gegen den Uhrzeigersinn spinnen möchte.

@Kattugla
"Bei spulengebremsten Rädern isses nur wichtig, dass Du mit der Bremse drehst. Heisst: die Spule sollte sich von der Feder wegdrehen. Der Bremsfaden zieht dann an der Zugfeder, anstatt sich gegen sie zu schieben und das macht in der Tat einen Riesenunterschied.
Zum zwirnen hänge ich deshalb den Bremsfaden immer in die andere Richtung um, ..."

Diese Aussage verstehe ich noch nicht, da ich hier zur Zeit kein Spinnrad stehen habe und mit deren Anatomie nicht vertraut bin. Buchabbildungen helfen mir nicht so richtig weiter, mein Gehirn braucht wohl auch die dritte Dimension.
Wenn mein Herdenerstling angekommen ist, werde ich mich aber damit befassen und im Zweifel nochmal nachfragen. Danke auf jeden Fall für den Hinweis.
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von wollgras » 11.08.2012, 13:09

(OT: nicht nur mein Gehirn braucht Hilfen, auch meine Augen scheinen etwas zu benötigen, nämlich eine bessere Brille; habe erst nach dem Abschicken meines obigen Beitrags den Zitate-Button entdeckt.)
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Klara » 11.08.2012, 13:36

Leinen wird sowieso traditionell "linksrum" gesponnen. Für Häkelgarn ist es definitv besser, wenn es rechtsrum gezwirnt ist (ich habe mir beim Rand-Anhäkeln gestern gerade mein Strickgarn aufgedröselt), für Strickgarn umgekehrt, beim Weben ist es egal (solange man keine Effekte durch Drallrichtung erzielen will).

Das mit dem von-der-Bremsfeder-weg-drehen ist theoretisch richtig, aber in der Praxis hänge ich die Bremsschnur bei meinen Kromskis nicht um, wenn ich zwirne. Also behalt's im Hinterkopf, für den Fall, dass du beim Spinnen oder Zwirnen Probleme hast, aber die ersten Versuche kannst du einfach irgendwie starten.

Und LehrerInnen mit festen Überzeugungen aber, bei genauem Hinsehen, herzlich wenig Ahnung, gehen mir auf den Wecker!

Ciao, Klara

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Re: Mit dem Spinnrad spinnen und zwirnen - Richtung egal?

Beitrag von Fiall » 11.08.2012, 15:55

Und falls du mal weben möchtest, kannst du verschieden rum gesponnene Garne noch für Effekte in Kette und Schuss nutzen. Seit ich das weiß, verzweifle ich ein wenig an der "wie rum" Frage. ;-)
GLG,

Veronika

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