Wann zwirnen?

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Wann zwirnen?

Beitrag von Sanja » 22.08.2009, 11:37

Hallo zusammen! :)

Da wir hier gerade so viel über's Zwirnen diskutieren, habe ich auch noch eine Frage:
Ich habe jetzt schon an evrschiedenen Stellen gelesen, dass man Singles erstmal eine Weile ruhen lassen sollte, "damit sich der Drall festigt". Hm. Ich vertraue ja durchaus dem KnowHow der Autorinnen meiner Spinnbücher, aber irgendwi erscheint mir das nicht so übermäßig sinnvoll. Schließlich soll sich das ja erst so richtig "festigen", wenn es verzwirnt ist, und dafür ist es doch eigentlich besser, wenn die ganze "Energie" noch frisch im Garn ist und das Garn nicht entspannt ist, oder?!
Liebe Güte, das ist echt blöd zu beschreiben. ?( Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass Singles, die aus verscheidenen Gründen richtig lange unverzwirnt auf der Spule waren, beim Verzwirnen irgendwie so'n bißchen schlapp waren. Und irgendwo anders (hier im Forum oder bei Flinkhand?!) hat auch jemand gesagt, dass man Singles, die lange gelegen haben, vor dem Verzwirnen lieber nochmal mit viel Einzug durchs Rad laufen lassen soll, damit sie wieder ein bißchen frischen Twist bekommen.

Also, wie macht ihr das? Oder gibt es Gelegenheiten, wo eher die eine oder eher die andere Variante sinnvoll ist?

Liebe Grüße,
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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Greifenritter » 22.08.2009, 11:47

Das ist auch Geschmacksache.

Man kann das Garn vordem Zwirnen ruhen lassen, muß aber nicht.

Wenn das Garn überdreht ist, also mehr Drall hat als fürs Zwirnen benötig ist es ratsam es vor dem Zwirnen ruhen zu lassen oder zu haspeln und anzufeuchten, da es sich dann leichter Händeln läßt, bei Garn mit der passenden Drehung braucht es das aber nicht.

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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Klara » 22.08.2009, 12:57

Ich seh's so wie du, Sanja: Wenn der Drall noch frisch ist, kannst du beim Zwirnen feststellen, ob dein fertiges Garn ausgewogen ist, indem du einfach eine Schlaufe hängen lässt. Wenn sie offen hängt, passen Spinndrall und Zwirndrall zusammen. Wenn der Drall in den Singles schon "eingeschlafen" ist (da "festigt" sich nix dauerhaft - sobald das Garn feucht wird, wacht der Drall wieder auf) funktioniert der Schlaufentest nicht mehr. Deshalb empfiehlt Patsy Z., 20 cm Single (nicht gerade die vom locker rumhängenden Spulenende - die haben sich vermutlich schon aufgedröselt) mit sich selber zu verzwirnen (irgendwie) und in heisses Wasser zu legen - da kringelt sich das Garn dann so hin, wie es liegen möchte (auf dem "Textured Yarn" Video zu sehen - sehr beeindruckend). Dieses Garnstück dann als Muster aufheben und den Rest der Spulen so verzwirnen, bis der Drall genauso ist - auch wenn sich der fertige Strang vor dem Waschen dann viel zu viel verdreht. Nach dem Waschen müsste es stimmen.

Oder die ordentliche Spinnerin hat sich ein Muster gezwirnt, als sie die Singles gesponnen hat, und es so aufgehoben, dass sie es findet, wenn sie es braucht (Applaus!) - dann kann sie sich das heisse Wasser sparen.

"Alte" Singles vor dem Verzwirnen noch mal in Spinnrichtung durchs Rad laufen zu lassen halte ich für falsch - zumindest in den meisten Fällen. Denn wenn vorher genug Drall zum Verzwirnen in den Singles war, ist es nach einem erneuten Durchgang zu viel. Andererseits gibt's ja kaum zu viel Drall...

Und wie Danny schreibt: Wenn die Einzelfäden so stark verdreht sind, dass man sie nicht bändigen kann (dafür hat Patsy auch irgendein Beispiel auf irgendeinem Video - aber ich weiss nicht mehr welches) dann hilft liegenlassen.

Persönlich mach ich's einfach so, wie's mir gerade am besten in den Kram passt: Dicke Wolle wird schon mal in einem Tag gesponnen und verzwirnt, das feine Angora von Anfang der ersten Spule hat manchmal Wochen oder Monate, bis die zweite Spule fertig ist.

Ciao, Klara

PS: In welchen Spinnbüchern steht denn das vom Singles liegenlassen?

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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Sanja » 22.08.2009, 16:00

Sherlock Sanja hat nochmal recherchiert :D : In Maggy Casey "Start Spinning. Everything you need to know to make great Yarn" findet sich auf S. 62 unter der Rubrik "Hints to make plying easier" der Hinweis "Let your singles rest overnight on your bobbins before plying, This allows the twist to stabilize." Ich meine auch, das an anderer Stelle ebenfalls gelesen zu haben, aber ich habe in den vergangenen Monaten so viel über's Spinnen gelesen, auf Englisch und Deutsch, im Netz und in Büchern, dass ich etwas die Übersicht verloren habe... Weiter hinten (S. 74) erklärt sie das mit dem "Nochmal-spinnen", um ein Zuviel oder Zuwenig an Drall zu korrigieren. Es kann auch sein, dass ich den Zusammenhang mit den "ausgeruhten" Singles einfach selbst hergestellt habe. :l
Das mit dem Handling beim Zwirnen ist in der Tat ein guter Hinweis, wenn ich mal wieder richtig viel Drall brauche, werde ich das so machen. Mein erstes Webgarn mit der Handspindel war in der Hinsicht genial, das habe ich mit dem Rad so bislang noch nicht hinbekommen.
Aber dann muss ich mir ja wenigstens keine Gedanken machen, wenn ich mal wieder wochenlang eine Spule rumliegen habe, bevor ich die zweite Hälfte spinne. :D

Das Buch von Maggie Casey ist prinzipiell übrigens total klasse für Anfänger, weil es sowohl auf Handspindel als auch auf Spinnrad gleichermaßen ausführlich eingeht, die Texte klar und verständlich und die Fotos ausgesprochen selbsterklärend sind. Wollte ich nur noch mal anfügen. :)

Danke für die Infos, die Damen!

Liebe Grüße,
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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Klara » 22.08.2009, 18:10

Na ja, nur dass ich die Aussage zum Drall halt nicht so glücklich finde - wenn das jemand unbesehen glaubt, wird da ganz schnell ein "frisch gesponnene Singles kann man nicht verzwirnen" draus. Dass eine Nacht viel ausmacht, bin ich auch nicht überzeugt...

Und angeblich schreibt Casey ja auch irgendwo, dass immer das Rad schuld sei, wenn was nicht klappt (was auch nicht unbedingt ganz falsch ist, aber dann müsste sofort ein Probleme/Lösungen-Kapitel kommen) - als ich das gelesen habe, habe ich mir gedacht, dass ich einfach nicht mehr zur Zielgruppe des Buchs gehöre und mir den Kauf gespart. Wird wohl nichts mit der vollständigen Spinnbibliothek...

Danke fürs Nachschauen, Sanja!

Ciao, Klara

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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Sanja » 22.08.2009, 18:42

Du kannst Dir das Buch getrost sparen! :lol: Aber zum Einstieg ist es schon prima, gerade weil sie ausführlich auf die verschieddenen Spinnradtypen eingeht, wie die Antriebs- und Bremssystem funktionieren und welche Tricks es gibt, um auch Garne zu spinnen, für die das Rad vielleicht nicht so stark ausgelegt ist. Den Trick mit den umgedrehten Blumentöpfen zum Zwirnen habe ich auch hierher. Alles in allem finde ich das Buch von meinen am ehesten Anfänger-geeignet, weil es sehr viele Fragen beantwortet, die ich am Anfang hatte.
Aber Du mit Deiner Erfahrung kannst Dein Geld in der Tat sinnvoller investieren - es sei denn, der Sammeltrieb ist bei Büchern genauso ausgeprägt wie bei Spinnrädern. *Duck und renn*

Liebe Grüße,
Sanja

PS: Mein Delft ist schon unterwegs und kommt wahrscheinlich am Mittwoch!!! :D
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Re: Wann zwirnen?

Beitrag von Klara » 24.08.2009, 13:19

Schlimmer! Bücher brauchen ja weniger Platz! Und am Anfang habe ich alles gekauft, was mir unter die Finger gekommen ist, weil's ja nicht viel gab. Aber nachdem jetzt immer mehr rauskommt...

Ciao, Klara

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