Wolle wie Gummi - Bremse einstellen?

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Moderator: Claudi

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Trulline
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Wolle wie Gummi - Bremse einstellen?

Beitrag von Trulline » 04.08.2009, 09:09

Liebe Mitspinnerinnen, liebe Mitspinner,

meine ersten Versuche mit dem ersten selbstgewaschenen und gekämmten Vlies waren leider nicht besonders von Erfolg gekrönt. In der Galerie der fertigen Gegenstände könnte ich dieses Mal wahrscheinlich günstigstenfalls auf etwas Mitleid hoffen.
Aber was ist nur geschehen? Ich hoffe, ihr könnt Licht ins Dunkel bringen.

Also, was vorher geschah:
Die Wolle gezupft, gewaschen und getrocknet. Noch relativ fetthaltig. Dann gekämmt. Habe nur zwei alte Hundebürsten, also ziemlich viele Knötchen, ganz anderes Spinngefühl als bei den fertig kardierten Vliesen. Eigentliuch schön, aber alles sehr fest. Habe mich an den Thread erinnert, in dem es um die Fluffigkeit der gewaschenen Wolle ging und mich auf die Fluffigkeit gefreut.

Hatte enorm (!) viel Drall in der Faser, musste beim Spinnen aber die Bremse rausdrehen, weil sonst der Einzug zu heftig gewesen wäre, die Fasern ließen sich schwer ausziehen, ich brauchte etwas mehr Zeit dazu...

Dann habe ich verzwirnt, in der Hoffnung, das mit dem Drall würde sich dadurch regulieren, aber statt Garn habe ich nun verdrallte Löckchen. :eek:
Entspannungsbad hat das Garn noch mehr gelockt. Der Strang ist wie ein Gummiband. Daran könnte man locker per Bungee-Jumping von der höchsten Brücke hüpfen.

Mhmmm... das nächste Garn bringe ich in die Wollkämmerei, hab ich mir eh vorgenommen, aber ich möcht gern wissen, woran es liegt und eigentlich wäre es auch schön, wen ich wirklich alle Arbeitsgänge so durchführne könnte, dass was gescheites dabei rauskommt. Seufz...

Habt ihr eine Tipp gegen die ungewollte Dauerwelle? ?(

Liebe Grüße aus dem unfreiwilligen Haarstudio
Trulline
Liebe Grüße
Trulline

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von ehemaliger User » 04.08.2009, 10:04

Hi,
also ich mache, wenn es beim Spinnen zuviel Drall drauf hat es so,
dass ich es beim Verzwirnen langsam einziehen lasse (evt. sogar etwas
zurückhalte) - sich also entdruseln kann.

Wir können ja Sonntag mal sehen.

LG Anke :))

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Perisnom » 04.08.2009, 10:05

Als erstes fiele mir ein: hast Du auch in die entgegengesetzte Richtung verzwirnt, als gesponnen? Wenn nicht, ist klar, daß sich das noch mehr lockt....
Viele Grüße aus Bayern von Marion Bild

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shorty
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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von shorty » 04.08.2009, 10:17

Ich persönlich finde fetthaltige Wolle viel schwerer auszuziehen als fast entfettete.
Wenn Du industriell gefertigtes Vlies kaufst ist das so gut wie fettfrei.
Ansonsten schliess ich mich Marion an, hast Du auf die Gegenseite gezwirnt? Wenn nicht, verstärkt sich der Drall natürlich.
Ansonsten ist einfach zu sagen, noch langsamer zu treten, wenn Du nicht hinterherkommst mit den Händen .
Beim zwirnen in Gegenrichtung evtl noch mehr treten, bzw. länger festhalten das mindert den Spinndrall auch etwas.
Ansonsten ?
Liebe Grüße
Karin

Elpa

Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Elpa » 04.08.2009, 12:45

Arme Trulline.
Ich kann Dir zwar keinen Rat geben, Du hast aber mein vollstes Mitgefühl.

Ich bin auch so ein Löckchenspinner.

Und das mit der selbst vorbereiteten Wolle hab ich noch nicht mal probiert.

Ich finde es toll, was Du so alles machst.

Kopf hoch, das nächste Mal wirds besser. Und von Deinen Löckchen kannst Du ja eine Mütze stricken, das sieht dann aus wie eine Perücke. ;)

LG
Else

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Klara » 04.08.2009, 13:20

Trulline hat geschrieben: Hatte enorm (!) viel Drall in der Faser, musste beim Spinnen aber die Bremse rausdrehen, weil sonst der Einzug zu heftig gewesen wäre, die Fasern ließen sich schwer ausziehen, ich brauchte etwas mehr Zeit dazu...
Hauptproblem: Zu schnell getreten, bzw. zu langsam ausgezogen. Wenn du wirklich ernsthafte Probleme mit dem Ausziehen hast, hilft das Rad ab und zu anzuhalten, bis die Hände wieder nachkommen.

Alles andere ist nebensächlich und lässt sich ausgleichen: Wie Karin schon geschrieben hat, klebt fetthaltige Wolle, lässt sich also schwerer ausziehen. Mit den Hundebürsten hast du wahrscheinlich auch nur kleine Wollportionen gehabt, so dass du oft anstückeln musstest, was dem Spinnfluss auch nicht dienlich ist.

Ciao, Klara

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Trulline » 05.08.2009, 07:41

Vielen Dank, ihr Lieben,

für eure Meinungen.
Ja, ich denke auch, dass die selbst gewaschene Wolle viel schwerer zu verarbeiten ist. Ich bring sie mit, Anke, dann wirstr du sehen, was eine echte Woll-Dauerwelle ist. :D
Tja, vielleicht trete ich wirklich zu fix UND bin zu langsam UND die Aktion mit den Hundebürsten ist auch eher suboptimal. ?(
Och, menno, das hat mich irgendwie total geärgert, denn ich persönlich liebe es, die frische noch etwas fettige Schafwolle zu verarbeiten. Es wäre ausgesprochen schade, wenn ich es nicht lernen würde, sie zu händeln. Da hilft nur üüüüüüüüben. Die industriell vorgefertigten Rohwollen lassen sich wirklich viel leichter verspinnen, finde ich.
Else, dein Mitgefühl tut mir gut. Danke!!
Irgendwie gibt es beim Spinnen immer neue Herausforderungen....

Ich wünsche euch einen schönen und sonnigen Tag.
Trulline
Liebe Grüße
Trulline

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Gunda » 05.08.2009, 07:49

Gumo Trulline,

also ich bin mir ganz sicher das Du das kannst. :gut:

Wenn ich es hin bekomme..... musst nur geduldig üben und die Wolle so wie Karin sagt immer schön zupfen damit sie fluffiger wird, dann läßt sie sich gut spinnen.
Liebe Grüße Gunda

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von SchwarzesSchaf » 09.08.2009, 19:10

Hallo Trulline,

ich habe anfangs auch mit den Hundebürsten herumgehühnert. Das ist echt nur eine Notlösung und immens nervtötend. Ich denke, du solltest vielleicht ein etwas Geld in ein Paar Handkarden investieren. Bei mir kam es nach dem Einsatz von Handkarden wirklich zu einem Durchbruch was die Verarbeitung von Rohwolle angeht.

Ich persönlich mag gern noch etwas Fett in der Wolle und es hat mir anfangs das Spinnen erleichtert und nicht erschwert. Aber das ist ja immer ganz individuell ...

Welche Übersetzung hast du auf dem Rad, wie fein versuchst du zu spinnen? Vielleicht machst du es dir erst einmal ein bisschen einfacher ... langsame Übersetzung, Auszug nicht zu fein, langsamer Treten ... usw.
Ich bin sicher, dass du auch noch zum Erfolg kommst. Einfach nicht locker lassen ...
Die Verarbeitung von Rohwolle ist eben ein bisschen aufwändiger, das Erfolgserlebnis finde ich aber ungleich schöner. Die Investition der Handkarden hat sich bei mir absolut gelohnt, ich habe bestimmt schon die Menge von 2 kompletten Vliesen wegkardiert. Auch da musst du ein bisschen üben, aber schwer ist es nicht, Übung ist aber trotzdem erforderlich. Anfangs hatte ich viel mehr Knötchen in meiner kardierten Wolle, mittlerweile sieht sie aus wie Zuckerwatte :) .

Also, lass dich nicht entmutigen, das wird bestimmt noch ...
Liebe Grüße,

Andrea

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Re: Wolle wie Gummi

Beitrag von Greifenritter » 10.08.2009, 19:33

Hundebürsten sind gut für kleine Mengen (ich nehme sie für meine Faserproben für die Kartei), wenns wirklich um Rohwolle für Projekte geht würde ich auch lieber in ein Paar Handkarden investieren.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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Re: Wolle wie Gummi - Bremse einstellen?

Beitrag von Trulline » 11.08.2009, 09:50

Hallo ihr Lieben,

auch euch noch einmal danke für eure Beiträge. Ich komme erst jetzt dazu, zu antworten, weil ich etwas in Zeitnot bin.

Ja, ich denke auch, es ist ein Gewöhnungsprozess. Am Wochenende meinten einige Spinnende, es sehe sehr lustig aus und ich solle es doch so wie es ist verstricken, eben als dauergewelltes Garn. Ich versuche das auch mal mit einem kleinen Stück, werde das dann waschen und trocknen lassen. Wenn sich das Viereck zur Rombe verzerrt, dann kommt das Ganze noch einmal aufs Rad.
Übersetzung weiß ich gerade gar nicht mehr. Ich denk, Spinnen und Zwirnen waren einfach nicht kompatibel?

Gibt es da eigentlich eine Faustregel?
Spinnen mit hoher, Zwirnen mit niedriger Übersetzung?
Wie handhabt ihr das?

Liebe Grüße
Trulline
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Trulline

Sanja
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Re: Wolle wie Gummi - Bremse einstellen?

Beitrag von Sanja » 11.08.2009, 10:03

Ziel ist ja eigentlich, dass das Garn am Ende entspannt ist, sich also Drall und Zwirnung gegenseitig ausgleichen. Ich teste das immer mal wieder zwischendurch, indem ich das gerade fertig gezwirnte Garnstück einfach hängenlasse und schaue, ob es entsoannt ist, oder sich mit sich selbst verdreht, und passe die Zwirnung dann entsprechend an. Ich versuche, sowohl beim Spinnen als auch beim Zwirnen eine Rhythmus zu finden und den auch durchgehend beizubehalten, aber ich zähle das nicht genau aus, sondern vertraue da auf mein ziemlich gutes Taktgefühl. ;) Und meist nehme ich zum Zwirnen die höhere Übersetzung, einfach weil es dann schneller geht und ich weniger treten muss. Ach ja, und sowohl beim Zwirnen als auch später beim Haspel lasse ich den Abstand zwischen Lazy Kate bzw. Haspel und Spinnrad so groß wie möglich, damit eventuelle Unregelmäßigkeiten sich möglichst gut verteilen können.
Damit kriege ich eigentlich immer das Ergebnis, das ich will, und meit Garn hängt schön entspannt und lässt sich prima weiterverarbeiten. Gummigarn hatte ich bislang noch nicht. *Tröst!*
Ich würde Dir empfehlen, beim Zwirnen immer mal wieder zwischendurch hängen zu lassen um zu schauen, wie es sich verhält.
Probleme mit zu viel Drall habe ich eigentlich nur bei dickem Dochtgarn, dass ich für's Nadelbinden spinne. Ich fürchte aber, da wird über kurz oder lang noch ein Spinnrad mit Flügelbremse hermüssen, denn wenn ich mein zweifädiges Traditional so weit runtergebremst habe, dass ich die richtige Garndicke mit wenig genug Drall hinkriege, ist es kaum noch zu treten... X( Diese Henkys-Räder lächeln mich ja so an, aber das kann ich finanziell gerade echt nicht mit meinem Gewissen vereinbaren... Ach ja, man hat's schon nicht leicht! ;)

In diesem Sinne: Kopf hoch, und weiterspinnen! :D

Liebe Grüße,
Sanja
Sanja bei Ravelry: http://www.ravelry.com/projects/SingingSanja

I'm not weird, I'm gifted. :-)

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Re: Wolle wie Gummi - Bremse einstellen?

Beitrag von Trulline » 11.08.2009, 10:17

Danke Sanja,
werde deine Tipps beherzigen.
Ich habs mit meinem Kiwi wunderbar gut. Das lässt sich prima bremsen, dank der Spulenbremse. Ich hatte davor aber ein Leihrad, das zweifädig lief (oder vielmehr nicht lief) und kenne das Problem mit dem Antritt... lach...
Ach ja.. es gibt schon schöne Rädchen... liebäugel, mal rechts , mal links schau....

Liebe Grüße
Trulline
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Trulline

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