Beizen von Naturfasern zum Färben mit Pflanzenfarben

Rund ums Färben von Fasern, Garnen und Stoffen

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Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Greifenritter » 29.05.2008, 00:23

Ich fasse erst mal zusammen was ich schon gelernt habe:

Essig
Essig ist als Beizmittel für Wolle oder Seide geeignet, die mit Lebensmittelfarben gefärbt und mittels Wärme fixiert wird.

Anwendung: Normalen Haushaltsessig in ein behältnis geben, Wolle darin einweichen und min 2 Stunden, besser über nacht stehen lassen. Die Wolle direkt vor dem Färben aus dem Essig nehmen, ausdrücken dann Färben


Alaun
Geeignet für die meisten Pflanzenfärbungen auf tierischen fasern (Wolle, Seide).

Anwendung: Alaun wird im Wasser aufgelöst und dann aufgekocht, danach wird das Färbegut 1 Stunde in der Lösung gekocht. Vieleicht kann einer von Euch zur handhabung noch mehr sagen

Weinstein
Teilweise wird zum beizen bei Pflanzenfärbungen auch Weinstein verwendet, wobei mir nicht klar ist ob man dazu Weinsteinrahm oder Weinsteinsäure verwendet. Kann das einer von Euch beantworten?
Das Beizen mit Weinstein ergibt oft andere Farbergebnisse als das beizen mit Alaun.

Anwendung: Könnt Ihr mir da was drüber sagen?


Chromkali (=Kaliumdichromat)
Auch ein Beizmittel für das Pflanzenfärben, allerdings ein nicht zu verachtender Gefahrstoff,, gesundheitsschädlich.
Das Beizen mit Chromkali ergibt oft andere Farbergebnisse als das beizen mit Alaun.

Anwendung: Könnt Ihr mir da was drüber sagen?


Kupfersulfat
Auch ein Beizmittel für das Pflanzenfärben, allerdings ebenfalls ein nicht zu verachtender Gefahrstoff, gesundheitsschädlich. Nicht einfach zu entsorgen, da umweltschädlich
Das Beizen mit Kupfersulfat ergibt oft andere Farbergebnisse als das Beizen mit Alaun.
Ruth schrieb:
Entsorgung von Kupfersulfat: Stahlwolle aus dem Baumarkt reinlegen, Kupfer fällt aus, Eisen geht in Lösung.
Trotzdem bin ich kein Fan von Entwickeln mit Kupfersulfat. Die Wolle wird leicht hart und spröde, fasst sich seltsam an.

Anwendung: Könnt Ihr mir da was drüber sagen?



Kaltbeize AL nach J. Harborth
Moderne Tonerdebeize, die kalt angewendet wird aber eher für das Färben mit Farbextrakten und weniger für das färben mit drischen Pflanzen geeignet ist.

Anwendung: beizmittel in Wasser mit ca. 50° auflösen, mit Wasser auffüllen und das Färbegut 8 bis 12 Stunden darin einweichen, danach spülen und färben.


Welche beizen gibt es noch und wie wendet man sie an?

Vor allem der Unterschied zwischen Weinsteinrahm und Weinsteinsäure würde mich interessieren.

CU
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von shorty » 29.05.2008, 00:38

Hallo Danny, wenn ich es richtig verstanden habe, entsteht Weinstein bei der Gärung von Wein. Der Weinsteinrahm ist ein gemahlener Weinstein.
Evtl ist das eine ähnliche Substanz nur eine andere Form.
Evtl können unsere Spezialisten da was zu schreiben.

Mit Kaltbeize läßt sich übrigens genauso wie mit Alaun färben, auch mit frischen Pflanzen, es besteht von der Farbintensität bei meinen Probefärbungen absolut kein Unterschied zwischen den beiden Beizen. Karin Tegeler färbt auch mit frischen Pflanzen und Pilzen damit und nicht nur mit Farbextrakten.

Als Beize fällt mir noch Rhabarberwurzel, Tarapulver, Pottasche und Salmiakgeist ein, hab aber leider damit noch keine Erfahrung.
Liebe Grüße
Karin
Zuletzt geändert von shorty am 29.05.2008, 00:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von ehemaliger User » 16.06.2008, 21:42

Meine Mutter hat meist mit Alaun gebeizt. war ungefähr so wie beschrieben, also die Wolle wird erst gebeizt, dann die Wolle und Wasser abkühlen lassen, Wolle herausnehmen und in die kalte Färbeflotte geben. Ich kann nicht genau sagen ob das abkühlen wichtig ist. Dass die Wolle keinen Temperaturschock erleiden darf wissen hier ja alle :) Ich hab sie aber auch schon die alaunbeize gleichzeitig mit der Färbung machen sehn, also alles in einem Topf. Sie meinte sie mache das aus Bequemlichkeit, die Ergebnisse seien aber besser wenn man es getrennt mache.
Der Weinsteinrahm ist auf jeden Fall das Beizmittel. Wo genau der Unterschied ist weiß ich nicht.

Kupfersulfat soll für bestimmte Farben (ich glaube Blautöne, Grüntöne) besonders förderlich sein. Wenn man jedoch den Umgang mit diesem Giftzeugs vermeiden will, kann man laut meiner Mutter die gleichen Ergebnisse erzielen, indem man zum färben und beizen einen Kupfertopf verwendet (also einen der innen NICHT verzinnt ist). Ich glaub die Empfehlung hat sie aus dem Färbebuch von Erna Bächi-Nussbaumer, das leider vergriffen ist.
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Greifenritter » 09.02.2009, 05:35

Anonymer User schrieb
Man sollte nie mehr Kupfer als Beize und auch keine Kupfertöpfe verwenden, das gibt Verbindungen, die für den Körper giftig sind und die man beim tragen auf der haut aufnimmt. Daher verwende ich keine veralteten Färbebücher kritiklos; also lieber weniger Farben oder Leuchtkraft ,und auf der sicheren Seite sein

Was für Verbindungen entstehen denn da?
Sind die wirklich so gefährlich?
Verbleiben die denn in der Wolle nach dem gründlichen Spülen?

CU
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Ruth » 09.02.2009, 11:35

Weinstein ist ein Salz der Weinsäure (Tartrat). Und zwar das saure Salz.

Weinsäure HOOC-CH(OH)2-COOH oder einfacher ) C4H6O6

Kaliumhydrogentartrat (Weinstein) KOOC-CH(OH)2-COOH oder einfacher C4H5O6K, das saure Salz der Weinsteinsäure.

Weinstein wurde früher aus den Weinfässern gekratzt, wo er sich absetzte. Der war natürlich nicht gereinigt. Den gereinigten Weinstein nannte man Weinsteinrahm. Es ist also beides dasselbe, chemisch gesehen. Ich hasse diese Trivialnahmen, die alles verwirren - warum sagt man nicht einfach Kaliumhydrogentartrat, das ist eindeutig!

Es gibt natürlich auch noch Kaliumtartrat: KOOH-CH(OH)2-COOK oder einfacher C4H4O6K2

Auch wenn man in Kupfertöpfen färbt, die wirkende Substanz sind Kupferionen - also warum nicht gleich Kupfersulfat CuSO4 nehmen? Da kann ich wenigstens die Menge genau definieren. Beides sollte nicht ins Abwasser, ist Umweltschädigend.
Kupfersulfat ist nur Mindergiftig, also ziemlich harmlos, was das Verspeisen angeht (zwischen 15 und 150 g tödlich in dieser Klasse für das Normkörpergewicht 70 kg - den genauen Wert weiß ich nicht auswendig, allerdings neigen Schwermetallionen dazu, sich im Körper anzureichern). Adsorption durch die Haut: Damit die Farbe sich ändert, muss eine chem. Reaktion zwischen Cu-Ionen und Farbstoff entstehen. Der neue Stoff ist nicht mehr wasserlöslich (sonst ging ja die Farbe beim Waschen raus), also wascht die Wolle nach dem Färben aus, sollte noch CuSO4 drin gewesen sein, ist es dann ausgewaschen. Allerdings - um es aus dem Abwasser zu halten, lasse ich die Wolle sehr lange abtropfen, wasche in einem Topf aus und gebe das erste Waschwasser zur Entsorgung mit Eisenwolle.

Übrigens: Kupfersulfat wird auch manchmal gegen Algen in Schwimmbecken eingesetzt. (1,5 g/m3 - liegt unter der zulässigen Konzentration in Trinkwasser). Kleinkinder können Cu-Ionen schlecht ausscheiden, die würde ich da nicht drin schwimmen lassen.

Weinstein (Kaliumhydrogentartrat): soll rote Farben intensiver und haltbarer machen
CuSO4: Entwicklungen mit CuSO4 gingen bei mir ins bronzefarbene bis bräunliche
FeSO4: Entwickelt viele gelbliche Pflanzenfarben zu Grüntönen.
Grüßle,
Ruth

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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Ruth » 09.02.2009, 11:57

Grüßle,
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von shorty » 09.02.2009, 12:14

Liebe Ruth hab vielen Dank für Deine fachliche Auskunft.
Liebe Grüße
Karin
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Greifenritter » 09.02.2009, 17:39

Ah, jetzt super Ruth, jetzt ist mir vieles klarer.

Ist also doch nicht so weit her mit der gefahr durch gefärbte Kleidung, aber man sollte bei der Entsorgung der Beizflüssigkeit/ Färbeflüssichkeit sorgfältig vorgehen.

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Schonendes Beizen von Wolle mit Alaunbeize

Beitrag von faerberpflanzen » 31.03.2010, 08:00

Allgemein wird Wolle mit Alaun heiß gebeizt, was die Wolle kratzig machen kann. Durch Zugabe von Weinstein wird der pH-Wert geändert und die Wolle bleibt weicher. Durch Zugabe von Weinstein bei der Beize kann sich allerings später beim Färben auch der Fabton der Pflanzenfarbe verändern. Darüberhinaus gibt es Methoden auch kalt zu Beizen. Eine Möglichkeit ist beschrieben unter Schonendes Beizen von Wolle mit Alaunbeize

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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Laurana » 31.03.2010, 08:17

Wie hoch ist denn der Anteil an Weinstein bei Alaunbeizung?
Alles liebe
Karin

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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von shorty » 31.03.2010, 08:56

Hallo Karin, das ist je nach Rezept unterschiedlich. Es gibt auch Beizen nur mit Weinsteinrahm.

Karin
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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von Laurana » 31.03.2010, 09:04

Hmm schade, mir ist nämlich die Alaunbeizung selbst bei nur 6% auch immer recht kratzig...dachte schon ich hätte ein Wundermittel gefunden ;)
Alles liebe
Karin

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Re: Beizen - was nimmt man wofür

Beitrag von shorty » 31.03.2010, 09:07

Hallo Karin,
versuch doch mal mit der Kaltbeize von Karin Tegeler zu beizen.
Geht einfacher, Du musst nichts erhitzen, und die Farben werden genausoschön.

Karin
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Re: Beizen - Weinsteinzusatz

Beitrag von faerberpflanzen » 31.03.2010, 09:08

Hallo Karin,
Weinstein wird als Beizenzusatz zu Alaun zwischen 4 -10 %, bezogen auf das Trockengewicht der zu beizenden Wolle verwendet. Zu jeder Färbepflanze gibt es eigene Färberezepte in denen ein eventueller Weinsteinanteil bei der Beize beschrieben ist. Da bei den Pflanzen kein reiner Farbstoff sondern immer ein Farbstoffgemisch vorliegt hat die Art der Beize bei Beizenfarbstoffen (Adjektive Farbstoffe) immer einen Einfuß welche Farbstoffkomponenten des Gemisches stärker aktiviert werden.

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Beizen von Naturfasern zum Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 24.10.2010, 06:38

Beizen von Naturfasern verwirrend?
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Beizen von Naturfasern in Strängen oder von Stoffen ist eine unübersichtliche Angelegenheit, wobei sich eine Reihe unterschiedlicher, teilweise widersprüchlicher Aussagen findet.
Aus diesem Grunde habe ich eine Reihe von Beizverfahren auf Basis von Aluminiumverbindungen untersucht, die sich für Wolle und Seide, teilweise für Baumwolle und Leinen eignen. Beizen mit Kupfer-, Zinn- und Chromsalzen sollten aus Umweltschutzgründen und teilweise wegen möglicher allergieauslösender Eigenschaften gemieden werden. Die Ergebnisse sind dargestellt:

Beizen von Naturfasern und Textilien zum Färben von Pflanzenfarben - Zusammenfassung mehrerer Beizverfahren auf Aluminiumbasis

Sie beinhalten die Verwendung von Alaun, Aluminiumsulfat, Essigsaurer Tonerde, Aluminiumacetat, Aluminiumformiat und Kaltbeizen sowie wollschonenden Verfahren und Einflussfaktoren bei der Verwendung von Alaun und Aluminiumsulfatbeizen.

Wer zum Beizen weitere Informationen hat, kann sie in diesem Thread zur Diskussion stellen.
lg
Eberhard

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