Spinnrad Wernekinck Rotterdam

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von lisel » 31.12.2020, 15:56

Einbau Schwungrad

Nun sind die Hülsen gekommen und ich habe neugierig wie ich bin gleich ausgepackt. Großes Dankeschön an Borek.
Dann war ich gestern nach der Arbeit in meinem Keller.

Die Bohrung im Holz des Hauptholmes zwischen den Rillenkugellagern der Schwungradachse ist im Original so klein, das keine Buchse (auch nicht Rohr 10x1) dadurch passt. Ich habe die Bohrung mit der Reibahle aufgerieben, damit die von Borek gemachte Hülse sauber ohne zu schleifen darin laufen kann.

Nach Anpassen habe ich die 16,49 mm lange Hülse zwischen die beiden Rillenkugellager eingebaut.
Dann den Original-M8 Schwungradbolzen durchgeschoben.
M8 Bolzen der Schwungradlagerung.JPG
Die Scheibe auf dem Kugellager innen zum Schwungrad musste wieder runter und dafür habe ich derzeitig einen Federring eingebaut. Dann Schwungrad aufgeschraubt und gekontert. Knecht justiert/angeschraubt und probegetreten.
Dann nochmal grade den Knecht anders an der Befestigung eingestellt.
Läuft alles und wird bei Benutzung laufend besser.
Eine Sache hat mich sehr erstaunt. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten mit dem Lauf des Knechtes auf dem Schwungrad. Ich habe die Einstellung der Knechtbefestigung mehrmals verändert, aber echte Abhilfe hat erst das Ölen der Lederknechtverbindung (dicke runde Lederschnur) mit Ballistol gebracht. Das Leder war anfangs noch so steif und damit lief das Rad nicht sauber.

Als Antriebsriemen habe ich 2 mm PU-Riemen besorgt und dann selbst mit Hilfe einer Fixierschablone (eine kleines Holzbrett mit einer Rille) verschweißt.

Ich habe die Original-Montage Beschreibung zu dem Rad Tatsache aufgetrieben.
Nächste Woche habe ich sicher ein besser lesbares Exemplar.
Für Neugierige wie Du und ich schon mal ein Kostprobe die ich als Foto bekommen habe.
IMAGE_1609272128093_8137850214203055384.jpg
IMAGE_1609342810819_1474104319486264825.jpg
Nochmal herzlichen Dank für die Buchsen. Ich bin davon überzeugt, dass die nunmehr vorhandenen Stützung der Innenringe der Kugellager die Schwungradbefestigung ruhiger und vor allem haltbarer macht. Es gibt damit ja nicht den Versatz/Verschiebung der Lager im Holz. Dürfte bei verschiedener Luft- und damit Holzfeuchtigkeit immer anders gewesen sein, wenn das Holz vom Hauptholm gearbeitet hat. Im Originalzustand der Auslieferung von damals wurde diese Stützhülse nicht verbaut.
fertiges Spinnrad von vorne.JPG
Und Spinnen tut das Rad natürlich auch.

Wird fortgesetzt…
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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von borekd » 01.01.2021, 18:31

Hallo Liseltechniker,

das Ergebnis Deiner Arbeit sieht richtig gut aus. Das kann man ruhigen Gewissens insbesondere dann behaupten, wenn man die ersten Fotos des Threads mit den letzten vergleicht.
... Die Bohrung im Holz des Hauptholmes zwischen den Rillenkugellagern der Schwungradachse ist im Original so klein, das keine Buchse (auch nicht Rohr 10x1) dadurch passt. ...
... Im Originalzustand der Auslieferung von damals wurde diese Stützhülse nicht verbaut. ...
Auch die entsprechenden Abschnitte der Montageanleitung sprechen für Letzteres.

Man hat sich wohl entweder gedacht, dass man das Zusammenquetschen der Lager umgeht, wenn man den Achsbolzen von hinten durchsteckt und von vorn mit einer selbstsichernden Mutter nur handfest anzieht. Das hätte jedoch beim Betrieb zu radialen Bewegungen des Bolzens in der Bohrung des Innenrings geführt, und die von Rolf weiter oben dargestellte Situation (immer wieder die Notwendigkeit des Nachziehens) würde garantiert eintreten.

Oder aber (das wäre ein noch schlimmerer Diletantismus) sollte die Mutter richtig mit Wumms angezogen werden, in der Hoffnung, dass das Holz des Holmes die Funktion der Distanzhülse übernimmt. Für diese Variante würde dieses Foto von Dir sprechen:
https://www.scforum.spinnradclub.de/dow ... &mode=view
Hier sieht man m.E. ziemlich deutlich, dass auf dem Grund der Bohrung für den Kugellager eine Art von Freistich in der Ecke ist. Dies sollte wohl verhindern, dass auch der Außenring in seiner Bohrung auf Block geht.

Jedenfalls ist es mir ein Rätsel, wieso dermaßen vermurkste Räder überhaupt jemand kaufte bzw. behielt.

Wie dem auch sei, mit der Metallhülse bist Du auf der sicheren Seite, das wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ein Leben lang halten.

Folgendes habe ich leider nicht verstanden:
... Die Scheibe auf dem Kugellager innen zum Schwungrad musste wieder runter und dafür habe ich derzeitig einen Federring eingebaut. Dann Schwungrad aufgeschraubt und gekontert. ...
Kannst Du bitte von diesem Detail ein Foto einstellen?

Gruß
Borek

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von borekd » 01.01.2021, 21:06

In letzter Zeit passiert mir irgendwie (zu) oft, dass ich etwas vergesse zu erwähnen. Daher der nächste Nachtrag:

Fall sich die Spinnvorlieben Deiner Frau in letzter Zeit nicht gravierend geändert haben, tendiert sie eher zum "normalen" oder dünnen Garn. Dafür könnte es vorteilhaft sein, die recht großen (und dadurch wuchtigen) Haken am Spinnflügel mit zwei Schiebehaken zu ersetzen. Damit kann der Flügel um geschätzte etwa 100g abgespeckt werden und seine Massenträgheit verringert sich gravierend. Mit einem leichteren Flügel gelingt dünnes Garn besser bzw. wird überhaupt erst möglich. Dieses Foto
https://www.scforum.spinnradclub.de/dow ... &mode=view
zeigt zwei Spinnproben, einmal mit einer Reihe von Einzelhaken, und einmal mit Schiebehaken. Beides wurde an einem getunten Delft gesponnen.

Der Flügel vom Rotterdam hat vorteilhafter Weise eckige Holme mit gleichbleibendem Querschnitt, da ist es einfacher die Schiebehaken aus einem Edelstahl-Schweißdraht zu biegen als es bei Rundholmen der Fall wäre. Als Anregung kannst Du Dir die Fotostrecke in dem uralten Sonata-Thread anschauen (Seite 2, ca. in der Mitte): https://www.scforum.spinnradclub.de/vie ... 2&start=15

Gruß
Borek

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von lisel » 02.01.2021, 11:56

borekd hat geschrieben:
01.01.2021, 18:31
Folgendes habe ich leider nicht verstanden:
... Die Scheibe auf dem Kugellager innen zum Schwungrad musste wieder runter und dafür habe ich derzeitig einen Federring eingebaut. Dann Schwungrad aufgeschraubt und gekontert. ...
Wir Du schon mal richtig in diesem Thread angemerkt hast, klemmen normale M8 Unterlegscheiben in den hier verbauten Rillenkugellagern der Schwungradachse. Ich habe deswegen etwas kleinere M8 Unterlegscheiben für Zylinderköpfe besorgt, aber die gingen dann auch nicht.

Die Montage der Lagerung vom Schwungrad und vom Knecht ist ohne Fotos und etwas Beschreibung schlecht zu verstehen.
Also hier schnell nachgeholt.

1. Maschinenschraube M8, wie schon auf einen der Fotos in diesem Beitrag zu sehen, von außen ohne Unterlegscheibe durch äußeres Rillenkugellager, „Borek“-Stützhülse und inneres Kugellager schieben
Schwungradlagerung außen.JPG
2. Federring M8 und Mutter M8 auf den Bolzen drehen und gegen das innere Kugellager mit Ring-und Maulschlüssel SW 13 festziehen. Eigentlich sollte zwischen Kugellager und Federring noch eine U-Scheibe M8 zum Schutz des Lagers, aber dies ging nicht wie schon oben erwähnt

3. Gebogene Scheibe M8 auf das Gewinde auflegen und Schwungrad mit der eingepressten Gewindehülse auf das Bolzengewinde aufdrehen

4. Nun muß man um das Schwungrad mit der schon montierten M8 Mutter zu kontern mit dem Maulschlüssel die Mutter in Richtung Schwungrad leicht verspannen. Damit löst man natürlich leicht die Verschraubung/Verspannung der beiden Lager. Hier bringt das der vorgespannte Federring etwas mehr Spannung auf die Lager/Lagerstützhülse.
Schwungradgaerung in der Mitte.JPG
Schwungrad- und Knechtlagerung innen.JPG
Ein längerer M8 Bolzen als der im Original vorgesehene kann an diesem Rad nicht verbaut werden, da die Geometrie des Spinnrades dies nicht hergibt.
Es muß die Flucht Spulen- und Schwungradrille ja übereinstimmen.
Auch läuft das Schwungrad relativ knapp vor dem Tritt und zusammen mit dem Knecht ist da kaum noch Platz.

Die eingebaute Knechtlagerung ist auf den Fotos gut zu sehen.
Hier wurde der Bolzen in die Gewindeaufnahme im Schwungrad eingedreht.
Dabei wurde die Lagerung nicht axial komplett festgesetzt, d.h. die hellen Plaste-Anlaufscheiben M8 habe in jeder Knechtstellung Spiel auf der Achse.
Somit „pendelt“ der Knecht auf der Lagerfläche des Bolzens.
Ruscht wäre das bessere Wort.
Andere Spinnräder haben deswegen nicht umsonst oben ein Pendelkugellager.

Eine bessere Wahl zur Montage der Schwungradachse wäre die Verwendung eines Stehbolzen.
Leider habe ich nicht einen Bolzen in vernünftiger Güte beschaffen können.
Mit so einem Bolzen wäre die Montage nicht nur einfacher, sondern auch technisch sauberer, da hier kein Federring nötig ist und die Schwungradachse wesentlich sauberer gegen die Lagerung mit der Stützbuchse verspannt werden kann.
Habe ich mal als Foto zum Verständnis gemacht:
Schwungradlagerung mit Stehbolzen M8.JPG
Wir haben in unserem Haushalt ja ein Ashford Tradi, ein Ashford Joy 1 und ein Majacraft Little Gem 2 und alle diese Räder haben Schiebehaken. Grade am Joy für die kleinen 60 mm Spulen ist Kreation von Jürgen Schönwolff außergewöhnlich und bei uns nicht wegzudenken.
Ersatzspinnflügel f. 60 mm Spulen für ein Ashford Joy1 - Spinnradclub - Forum
https://www.scforum.spinnradclub.de/vie ... oy#p502568

Derzeitig läuft ja aktuell ein sehr interessanter Thread in diesem Forum zum Moswolt-Tuning
https://www.scforum.spinnradclub.de/vie ... 14&t=29913
Hier wurde der Spinnflügel komplett verändert um die umlaufenden Massen wesentlich zu reduzieren und auch Verformungen am Spinnflügel zu korrigieren.

Eigentlich müsste das Rotterdam auch einen anderen Spinnflügel bekommen.
Bin mir nur nicht sicher ob das Rad lange bei uns bleibt, denn im Verhältnis zu unseren anderen Räder passt es nicht ganz zu uns bzw. ist ein Rad zum Üben, wo wir auch nicht Angst drum haben müssen.

LG aus Dresden
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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von borekd » 02.01.2021, 18:58

Sowas habe ich befürchtet, als ich das Wort "Federring" las.

Federringe sind sehr hart und dafür gedacht, um z.B. zwei Träger aus weichem Baustahl miteinander zu verschrauben und diese Verbindung gegen Lösen zu sichern. Sie sollen sich mit ihrer Nase im Bauteil verhaken und so eine Verdrehung (=das Lösen) vermeiden.

Für Verbindungen wie Deine Lagerung sind sie ungeeignet, und das nicht nur weil hier jede Deformation (durch das Verhaken) unerwünscht ist. In der Situation, die Du beschreibst, bewirkt der halb geöffnete Federring eine asymetrische axiale Spannung, und es kommt zu dem Szenario, vor dem Rolf weiter oben gewarnt hat.

Vor allem aber kann man nicht mit einer und derselben Mutter in zwei gegesätzliche Richtungen kontern. Das hast Du auch selbst erwähnt im Zusammenhang mit dem Stehbolzen (auch eine Gewindestange oder eine Schraube mit abgesägtem Kopf wäre hier möglich). Zu den Güteklassen von Schrauben gibt es übrigens eine gut verständliche Erklärung hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Festigkeitsklasse
Ab 8.8 bis 10.9 kannst Du für die meisten Anwendungen wählen, 12.9 ist mit Vorsicht zu genießen weil zu hart und spröde. Alles unter 8.8 und auch Edelstahlschrauben sind zu vermeiden, weil zu weich.

Wenn Du Dir meine Skizze anschaust, siehst Du links vom Hauptholm 2 Muttern. Die müssen auch sein, denn die rechte kontert über die beiden Lager und die Hülse gegen den Schraubenkopf (und zieht somit die Lagerung fest), die linke kontert gegen das Schwungrad. Es können gern auch Flachmuttern sein, wenn - wie Du schreibst - die Platzverhältnisse eng sind.

Richtig wäre nun:
a)Alles wieder demontieren.
b)Mit der Lupe kontrollieren, ob der Federring das Lager irgendwie beschädigt hat, insbesondere die Deckscheibe. Bei der geringsten Beschädigung sollte das Lager ausgetauscht werden, es ist doch ein billiger Verbrauchsartikel.
c)Die Lagerung, wie Du es beschrieben hast, OHNE jegliche Unterlegscheiben, Federringe etc. mit einer Flachmutter festziehen (endfest).
d)Eine zweite Flachmutter bis zu der ersten aufdrehen, handfest (leicht!) anziehen, große Unterlegscheibe aufsetzen.
e)Schwungrad so weit aufschrauben wie geometrisch erforderlich. Falls es bis zur 2. Flachmutter aufgeschraubt werden muss, bitte nur handfest anziehen.
f)Die zweite Flachmutter gegen das Schwungrad kontern. Dabei entsteht zwischen den beiden Flachmuttern zwangsläufig ein Spalt, wodurch die Verbindung zu einer korrekten wird (selbst dann, wenn der Spalt auch nur 0,01 beträgt). Fertig.

Für den Schritt f) wirst Du wahrscheinlich 2 sehr flache Maulschlüssel (z.B. aus dem Fahrrad-Werkzeugset) und 3-4 Hände brauchen, denn neben den 2 Flachmuttern musst Du auch das Schwungrad festhalten.

Wenn das Lager intakt ist (und das ist wahrscheinlich), ist die ganze Remontage in 10 bis 15 Minuten erledigt, und für diesen mickrigen Aufwand erhältst Du eine dauerhaft korrekte Lagerung. Daher rate ich dringend dazu, diesen Mehraufwand zu investieren.

Zum Knecht:
Wenn man sich für diese Art von Lagerung entschieden hat, geht es wahrscheinlich nicht besser zu machen.
Derzeitig läuft ja aktuell ein sehr interessanter Thread in diesem Forum zum Moswolt-Tuning
https://www.scforum.spinnradclub.de/vie ... 14&t=29913
Hier wurde der Spinnflügel komplett verändert um die umlaufenden Massen wesentlich zu reduzieren und auch Verformungen am Spinnflügel zu korrigieren.
An diesen Thread dachte ich, als ich diese Maßnahme empfohlen habe.

Gruß
Borek

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von lisel » 10.01.2021, 11:58

Originale Montageanleitung Spinnrad Rotterdam
Wie versprochen anbei zum Download als pdf die Originale Montageanleitung Spinnrad Rotterdam mit allen damals dazugehörigen Papieren. Ich bedanke mich sehr herzlich an Paul der diese Unterlagen zur Verfügung gestellt hat.
Originalbeschreibung_Spinnrad Rotterdam_neu_compressed.pdf
Bitte bedenken, dass bei meiner mit Hilfe des Forums gemachten Aufarbeitung des Spinnrades, die Schwungradlagerung anders als im Ursprung montiert ist !

Endgültige Montage des Schwungrades
borekd hat geschrieben:
02.01.2021, 18:58
Richtig wäre nun:
a)Alles wieder demontieren.
b)Mit der Lupe kontrollieren, ob der Federring das Lager irgendwie beschädigt hat, insbesondere die Deckscheibe. Bei der geringsten Beschädigung sollte das Lager ausgetauscht werden, es ist doch ein billiger Verbrauchsartikel.
c)Die Lagerung, wie Du es beschrieben hast, OHNE jegliche Unterlegscheiben, Federringe etc. mit einer Flachmutter festziehen (endfest).
d)Eine zweite Flachmutter bis zu der ersten aufdrehen, handfest (leicht!) anziehen, große Unterlegscheibe aufsetzen.
e)Schwungrad so weit aufschrauben wie geometrisch erforderlich. Falls es bis zur 2. Flachmutter aufgeschraubt werden muss, bitte nur handfest anziehen.
f)Die zweite Flachmutter gegen das Schwungrad kontern. Dabei entsteht zwischen den beiden Flachmuttern zwangsläufig ein Spalt, wodurch die Verbindung zu einer korrekten wird (selbst dann, wenn der Spalt auch nur 0,01 beträgt). Fertig.

Für den Schritt f) wirst Du wahrscheinlich 2 sehr flache Maulschlüssel (z.B. aus dem Fahrrad-Werkzeugset) und 3-4 Hände brauchen, denn neben den 2 Flachmuttern musst Du auch das Schwungrad festhalten.
Gruß Borek
Die Sache mit dem Federring vergessen wir mal lieber, war keine gute Idee, aber aus Platzverhältnissen und der nötiger Verspannung hatte ich keine andere Idee.
Gut das ich einen Federring gewählt und vorher ausprobiert hatte, der nicht in die Lagerscheibe gedrückt hat.
Besser als hier in der Schritt für Schritt Anleitung von Borek beschrieben, kann man die Montage kaum erklären.
Also Knecht abgeschraubt und Schwungrad demontiert.
Vorher mal den kleinsten Abstand Tritt zu Schwungrad vermessen.
Es ist nun Tatsache so, das mit 2 Stück normalen M8 Muttern, das Schwungrad dann an den Tritt stößt.
Also eine ½ M8 Mutter auf den als Schwungradachse dienenden M8 Bolzen drehen und festziehen (die Lager gegenseitig über die dazwischenliegende Hülse verspannen.
Hier Geht es noch super mit Ring- und Maulschlüssel SW 13.
Handfest die 2. ½ M8 Mutter auf die Achse drehen und dann das Schwungrad mit der integrierten Gewindebuche bis zu dieser Mutter aufdrehen.
Verschraubung Schwungradllagerung.JPG
Nun mit einem schmalen Schlüssel (Fahrrad oder von irgendwelchen Werkzeugzubehör, dies zweite ½ M8 Mutter gegen das Schwungrad kontern.
dünner Maulschlüssel.JPG
Alles dabei mal händisch durchdrehen. Knecht wieder montieren und fertig.

Dann mal wieder anspinnen und fertig. Danke also für Eure Geduld, damit es richtig wurde !!
Übrigens die Änderung der Schwungradlagerung am Rotterdam im Beitrag von Jürgen ist auch eine sehr schöne vernünftige Lösung.
Chefsache: Rotterdam - Spinnradclub - Forum
https://www.scforum.spinnradclub.de/vie ... =rotterdam

Kostenbetrachtung und Danksagung
Das Spinnrad Rotterdam incl. Haspel habe ich in Dresden geschenkt bekommen und damit vor dem Feuertod bewahrt.
Es ist nun kein High-End Rad, aber für Spinnanfänger bzw. Besuch bi uns zum Üben für „Ersttäter“ gut geeignet.
Damit man in ähnlichen Fällen, etwas weiß was da finanziell so auf einen zukommt, hier mal ein Kostenüberblick:
• 8 Stk. Gleitlager Igus GFM-0812-16 mit gesamt 24,87 EUR
• 2 Stk. 608 ZZ (2Z) 8x22x7 mm Kugellager, Rillenkugellager, Miniatur mit gesamt 2,95 Euro
• 1Stk. Axiallager F8-19 Drucklager 2,92 EUR
• Rundriemen Antriebsriemen endlos grün gesamt 4,00 Euro
• Kleinteile wie Schrauben ca. 5 Euro
• Schleifmittel und Farbe/Wachs ca. 10 Euro
• 1 Stück Spanhülse zum Einbau zwischen den Kugellagern, unbezahlbar von Borek, ich hätte nicht gewusst wo ich die herbekommen hätte

Also alles zusammen 50 Euro ohne die Hülse als Drehteil von Borek.

So sieht das Rad mit Haspel nun fertig aus:
fertiges Rad von vorn.JPG
fertiges Rad von hinten.JPG
Nun möchten wir nicht versäumen, alle Beteiligten und Lesern im Forum zu diesem Thread, ob mit Motivation, technische Ratschläge, Reaktion auf Hilferufe wenn die Arbeiten nicht richtig vorangingen……und …und …unseren Dank für die schnelle sowie unkomplizierte Hilfe auszusprechen.
Es ist schließlich Eure Freizeit! Schön, dass es dieses Forum gibt. Wir dachten dies müsste mal „gesagt“ werden.

Grüße aus Dresden die Lisel und Lisel-Technik
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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von Lupine » 10.01.2021, 12:36

Meine Hochachtung ist Dir sicher *chapeau* , das Rad ist wunderschön geworden.

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von Gabypsilon » 10.01.2021, 14:12

Das Rad ist ein echtes Schmuckstück geworden, *chapeau* :klatsch: :klatsch:
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von Glaskocher » 12.01.2021, 21:15

Das war jetzt wie die Verwandlung vom "hässlichen Entlein" zum stolzen Schwan, oder doch eher der Phönix aus der Asche?

In jedem Fall eine sehr ausführlich beschriebene und gut ausgeführte Arbeit. Du hast aus dem vorgefundenen Murx das Bestmögliche heraus geholt und uns eine gute Anleitung zur Nachahmung gegeben.

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von borekd » 13.01.2021, 22:05

lisel hat geschrieben:
10.01.2021, 11:58
...• 1 Stück Spanhülse zum Einbau zwischen den Kugellagern, unbezahlbar von Borek, ich hätte nicht gewusst wo ich die herbekommen hätte

Also alles zusammen 50 Euro ohne die Hülse als Drehteil von Borek.
...
Ein solcher Drehteil würde preislich (wenn in einer größeren Stückzahl auf entsprechend programmierten Drehautomaten gefertigt) nur einige Cent über dem Materialpreis liegen. Bei einer Einzelanfertigung auf einer konventionellen Drehe könnte es allerdings die Gesamtkosten deutlich anheben, sogar verdoppeln. Aber auch dann würde es immer noch bezahlbar bleiben. Doch so, als ein Freundschaftsdienst, ist es wohl schöner, und ich freue mich für und mit Euch.

Falls man wirklich niemanden kennt, der sowas anfertigen könnte, kann man entweder in einer Lohndreherei anfragen, oder hier eine Anfrage starten:
https://forum.zerspanungsbude.net/portal
Das ist ein Metallbearbeitungsforum, es gibt glaube ich sogar ein Unterforum "Wer kann mir etwas machen" (oder ähnlich, ich lese dort nur gelegentlich mit, und kenne mich nicht besonders gut aus).

Ich hoffe nur, dass Du Dir das mit dem Abspecken des Flügels durch den Einsatz von Schiebehaken noch einmal überlegst. Das wäre noch eine weitere - deutliche - Steigerung, und sogar mit einem sehr überschaubaren Aufwand.

Ansonsten:
Das Rad ist ein echtes Schmuckstück geworden, *chapeau* :klatsch:
In jedem Fall eine sehr ausführlich beschriebene und gut ausgeführte Arbeit. Du hast aus dem vorgefundenen Murx das Bestmögliche heraus geholt und uns eine gute Anleitung zur Nachahmung gegeben.
Dem kann ich mich nur anschliessen.

Gruß
Borek

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Re: Spinnrad Wernekinck Rotterdam

Beitrag von lisel » 17.01.2021, 14:21

Glaskocher hat geschrieben:
12.01.2021, 21:15
und uns eine gute Anleitung zur Nachahmung gegeben.
Danke Euch für das Lob.
Meine Beiträge sind meist das Herantasten an die endgültige Lösung und dabei gibt es auch Versuch und Irrtum.
Vielleicht bewahrt es manchen davor die gleichen Fehler wie ich sie gemacht habe, nochmal zu machen.
Wie schon geschrieben, das Forum spielt bei der Realisierung meiner Projekte/Ideen eine sehr große Rolle.
Ohne die Mithilfe/Ratschläge wäre manches gar nicht oder nur mit sehr bescheidenen dauerhaften Erfolg gegangen.

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