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von Glaskocher » 05.09.2020, 21:51
Ich vermute, daß Du mit dem "Strang" einen Kammzug meinst. Man kann den Kammzug längs in Strähnen teilen. Das ist einfacher, als den Kammzug in die Länge zu ziehen, bis er dünn genug ist. Dann hat man nicht soo viel Fasern am vorderen Ende und das Ausziehen geht leichter. So habe ich es mit einem Alpaka-Kammzug gemacht, um ihn mit der Handspindel leichter verarbeiten zu können. Dadurch konnte ich fast immer aus der Mitte von der Strähne ausziehen, ohne mäandrierend die ganze vordere Fläche "abgrasen" zu müssen.
Das mit den unterschiedlichen Durchmessern der Rillen an der Spule ist wie die Gangschaltung hinten am Rennrad. Großer Durchmesser = mehr Riemenlänge je Umdrehung = weniger Drehzahl. Das sollte Dir entgegen kommen. Zusätzlich kannst Du weiter üben, möglichst langsam zu treten. Wenn Du den Eindruck hast, daß das Rad den Faden nicht rasch genug "nimmt", dann kannst Du die Flügelbremse etwas stärker anziehen. Falls das Rad dir zu doll zieht, dann kannst Du die Bremse etwas lösen. Eventuell kannst Du auch die Spannung vom Antriebsfaden etwas vermindern. Das erzeugt zwar etwas Schlupf auf der Spule, aber das könnte Dir bei schwierigerem Auszug einer "Länge*" Fasern etwas zusätzliche Zeit bringen, in der weniger Drall ins Garn geht.
* = Diese "Länge" ist hier kein bestimmtes Maß, sondern das, was Du gewöhnlich auf ein Mal ausziehst.
Du wirst sicher beobachtet haben, daß der Drall lieber in die dünneren Bereiche des Fadens "abwandert" und die dickeren Bereiche weniger Drall haben. Je gleichmäßiger Du spinnst, desto gleichmäßiger verteilt sich der Drall über die Länge. Bei Wolle habe ich bisher eher das "Ausrutschen" von zu dick gesponnenen Partien erlebt, als das Brechen oder Abscheren zu dünner Bereiche. Eher kommt es vor, daß sich der Faden bei übermäßigem Drall in Spiralchen legt, weil die Fasern den Drall nicht mehr aufnehmen können. Miß bitte mal den Winkel, den die Fasern zur Längsachse des Fadens bilden --/////--. Das ist ein recht zuverlässiges Maß für die Stärke vom Drall. Je größer der Winkel ist, desto stärker der Drall. Bei Winkeln oberhalb von 45° ist der Drall schon recht stark.
Einen Tipp, den ich von einem Kollegen bekam, will ich mal weitergeben:
Er meint, daß man sich auf einen Rhytmus trainieren sollte, der das Treten und das Ausziehen verbindet. Also auf jeden Tritt eine bestimmte Anzahl an Ziehbewegungen machen. Wenn dreimal ziehen je Tritt zuviel Drall hat, dann versuche es mit viermal ziehen je Tritt (...). Dadurch hast Du immer ein ähnliches Verhältnis vom Ausziehen zum Treten, egal wie schnell beides später mal gehen kann.
Noch eine andere Frage:
Wenn Du das Rad ohne zu spinnen drehst und es dann auslaufen läßt, hält es dann immer in einer bestimmten Position oder immer mal woanders? Du kannst ja bei einigen Versuchen mal immer oben ein Klebezettelchen anbringen, um die Position zu merken. Je besser es ausgewuchtet ist, desto einfacher läßt es sich in Drehung halten. Wenn es immer am selben Punkt hält, dann schaue mal, wie die Kurbel dann steht. Falls die Kurbel dann in einer Position steht, daß Du das Rad mit einfachem Treten wieder in der gewünschten Richtung ans Laufen bekommst, dann ist auch viel gewonnen. Hilfreich ist es auch, wenn das Rad sich leicht dreht, dann kommt es auch bei langsamerem Treiten sicher wieder zum Ausgangspunkt zurück.