Wollpicker selbst bauen?

Selbstbau von Handarbeitsgeräten

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Arachnida
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Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Arachnida » 20.06.2018, 07:47

Ich liebäugle ja schon seit einigen Jahren mit der Anschaffung eines Schaukelpickers, allerding schrecken mich einerseits die Preise ab und bei günstigeren Geräten eigentlich auch die Bauart bzw. Ausführung. Ich habe mir inzwischen etliche Geräte angesehen und der Großteil wird von den Erbauern schlichtweg mit unbearbeiteten Nägeln bestückt, welche in die entsprechende Richtung gebogen werden, was m.E. im laufenden Betrieb Probleme bereiten kann wenn die nicht fest genug sitzen oder verklebt werden, dann fangen die ja irgendwann an, sich zu drehen. Also wäre es zielführend die Löcher gleich im richtigen Winkel in die Bretter zu bohren, etwas anzusenken und die Nagelköpfe danach mit Epoxy zu verkleben.

Die bisher beste Konstruktion ist der Picker von Paul Brittain von Classic Carder, den er nur auf Anfrage baut, kostet allerdings über 800 Euro und hat – auf meine Anfrage – über 600 spezielle Spitzen die laut Paul (leider) sehr teuer sind und damit auch das Gerät teuer machen. Leider gibts kein gutes Bild wo man die Spitzen genau sieht, hier (http://www.sheepcabana.com/wp-content/u ... 781716.jpg) ist zu sehen, dass sie wohl sehr schmal ausgeschliffen sind und ziemlich dicht stehen.

Jetzt meine Frage an die Metallfachleute hier: Reicht es wenn ich normale Nägel nehme und die Spitz schleife? Ich hatte das schon mal bei meinen ersten Wollkämmen gemacht und es wäre zwar ein ziemlicher Zeitaufwand, etwa 600 Nägel anzuspitzen, aber nicht unmöglich. Allerdings haben Nägel ja die unangenehme Eigenschaft sich zu verbiegen und das Ausbiegen ist nicht so eine einfache Sache. Oder macht es Sinn, nach anderen passenden Spitzen zu suchen? z.B. diese hier: http://www.relek.de/produkte/stifte/stifte.htm Ich weiß zwar nicht was Kabelbaumstahlstifte sind :O aber die sehen brauchbar aus, müssten halt nur verklebt werden. Diese haben polierte Kuppen, da taucht dann die Frage auf, geeignet weil die Wolle nicht hängen bleiben würde oder nicht geeignet weil zuwenig spitz? Ich hab von Jürgen ja den Tischkamm, und diese Spitzen verbiegen sich nicht.
Idealerweise wäre es dass man die Dinger fertig kaufen könnte und nicht viel dran fummeln müsste, der Picker selbst wäre noch genug Arbeit.
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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Venus von Willendorf » 20.06.2018, 08:18

Hast Du Dir den Mini-Picker von Wollschaaarf auch schon angeschaut?

Die verwenden spezielle Stiften, weil die Nägel an den Schäften etwas aufgeraut sind, ist aber auf der Homepage von denen gut nachzulesen.
Beste liebe Grüße
Michaela

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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Asherra » 20.06.2018, 08:22

https://www.youtube.com/watch?v=kJBPl4YMSUY Meiner ist voll automatisch, nicht sehr effizient, aber kuschelig. ;)

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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von shorty » 20.06.2018, 09:54

Zu den Stiften kann ich keine sachdienlichen Hinweise geben.

Ich hab mir ja früher auch einen Schaukelpicker gewünscht immer mal wieder.
Nachdem ich aber nun schon versch. getestet habe, auch den Premium von Pat Greeen bin ich davon wieder total abgekommen.
Es gibt nichts was so schön zupft wie meine eigenen Hände :-) auch wenns dauert.
Gutes Durchhaltevermögen für Dein Projekt.
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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Klara » 20.06.2018, 11:58

Wie Shorty, allerdings ohne die Luxusteile zu testen. Dafür habe ich einen eigenen, in Frankreich gibt's die nämlich noch gebraucht zu kaufen (cardeuse de matelassier). Zuletzt war das Teil im Einsatz, weil eine Bekannte jemandem versprochen hatte, seine mit Dornen durchsetzte verfilzte Wolle zu vearbeiten - die Wolle war so eklig, dass mit den Händen kein durchkommen war. Aber schöne Vliese, sorgfältig gewaschen, sind ein Vergnügen händisch zu zupfen und auch schnell gezupft. Und bei Vliesen mit viel Pflanzenkram und Nachschnitt oder unterschiedlichem Faserdurchmesser bringt ein Picker nicht viel. Ich bleib also auch meistens bei meinen Händen.

Ich hab' aber noch einen Schaukelpicker mit ein paar fehlenden Zähnen (dafür ist der Abstand dazwischen verstellbar) ungenutzt rumstehen - den könntest du haben, müsstest du aber holen. Urlaub in der Bretagne?

Ciao, Klara

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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Arachnida » 21.06.2018, 11:09

Venus von Willendorf hat geschrieben:Hast Du Dir den Mini-Picker von Wollschaaarf auch schon angeschaut?

Die verwenden spezielle Stiften, weil die Nägel an den Schäften etwas aufgeraut sind, ist aber auf der Homepage von denen gut nachzulesen.
Also den Mini-Picker habe ich mir angesehen, aber der spricht mich gar nicht an. Durch die geringe Höhe hat er sicher nicht das Schwungverhalten wie die größeren. Bezüglich der Nägel habe ich jetzt auf der Homepage keinen dezidierten Hinweis gefunden :?:

Der bisher interessanteste ist noch ein Picker der auf den Kleinanzeigen angeboten ist, anscheinen in Kleinauflage produziert: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 4-282-2541 Er sieht aus wie dieser hier: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 3-282-1975 allerdings sind da wieder die Stifte verbogen und verklebt. Könnte sich um einen Prototypen aus der gleichen Manufaktur handeln, da beide Picker die selben gewendelten Stifte verbaut zu haben scheinen wobei in der Beschreibung des ersteren steht, die Stifte sind im Winkel angebohrt, also anders als bei Picker #2. Und vom Design sind sie auch gleich.

Ich bin mir halt nicht sicher ob diese Art der Stifte eine gute Wahl für die Wolle ist oder eher alles hängen bleibt. Die meisten Picker haben ja glatte Picks.
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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von shorty » 21.06.2018, 12:42

Schwierig , beim Pat green sind die Dorne super glatt und super spitz....
Ich würd sagen kommt schlicht drauf an welche Wolle.
Wenn man die Wollbilder anschaut sieht man aber finde ich schon dass es eher robuste Wolle ist, die danach relativ zerpflückt scheint....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von Venus von Willendorf » 23.06.2018, 09:26

Arachnida hat geschrieben: Also den Mini-Picker habe ich mir angesehen, aber der spricht mich gar nicht an. Durch die geringe Höhe hat er sicher nicht das Schwungverhalten wie die größeren. Bezüglich der Nägel habe ich jetzt auf der Homepage keinen dezidierten Hinweis gefunden :?:

Unten in der Beschreibung ist ein Link zu einem YoutTube Video: https://www.youtube.com/watch?v=0whbwBl3Xp4
Hier ist die Erklärung, ich war der Meinung, daß das schriftlich war, aber es ist offensichtlich im Video erklärt.
Beste liebe Grüße
Michaela

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Re: Wollpicker selbst bauen?

Beitrag von borekd » 25.06.2018, 08:04

Arachnida hat geschrieben:...Reicht es wenn ich normale Nägel nehme und die Spitz schleife? Ich hatte das schon mal bei meinen ersten Wollkämmen gemacht und es wäre zwar ein ziemlicher Zeitaufwand, etwa 600 Nägel anzuspitzen, aber nicht unmöglich. Allerdings haben Nägel ja die unangenehme Eigenschaft sich zu verbiegen und das Ausbiegen ist nicht so eine einfache Sache. Oder macht es Sinn, nach anderen passenden Spitzen zu suchen? ...
Idealerweise wäre es dass man die Dinger fertig kaufen könnte und nicht viel dran fummeln müsste, der Picker selbst wäre noch genug Arbeit.
Vor einigen Jahren liefen meine Gedanken in eine sehr ähnliche Richtung, als ich für den Bau der russian paddle combs passende Spitzen suchte. Bei ebay habe ich dann für relativ kleines Geld einige Dutzend Metallstricknadeln (wohl aus DDR-Restbeständen) gekauft, ca. 3 mm im Durchmesser und etwas mehr als 20 cm lang, beidseitig mit einer Spitze. Diese wollte ich halbieren und als Zinken für die Kämme verwenden. Das Projekt ruht seither, also kann ich leider mit keinen Praxiserfahrungen dienen.

Auch weiß ich nicht, ob die Zinken unbedingt scharf spitz sein müssen, oder ob die sehr leicht verrundete Spitze (vielleicht R=0,2 mm) einer Stricknadel genauso gut funktionieren würde.

Nägel würde ich für solche Zwecke nicht gern nehmen. Neben dem Aufwand fürs Schleifen haben sie (bis auf wenige Ausnahmen) den Nachteil, dass sie aus minderwertigem Stahl gefertigt und zu weich sind. Da wären die Kabelbaumstifte wohl schon die bessere Wahl.

Gruß
Borek

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