Seefest... bin ich einigermaßen.... Mir ist mal von Frankreich nach Irland schlecht geworden. Da habe ich gelernt, daß "guck auf den Horizont" ein ganz schlechter Tipp ist! Zumindest, wenn der Horizont unterm Fenster ist, dann drüber und dann von links unten nach rechts oben vorbeikommt. Alternative Strategie: Geh an die Bar und guck auf Dein Bier! Seitdem ist mir nie wieder komisch geworden. Aber Sorge habe ich trotzdem.... und die See zwischen Aberdeen und Shetland ist mal ne ganz andere Nummer als irische See oder Ärmelkanal.... So lange und bei so langer rauher See war ich noch nie unterwegs... ich war ja ein halbes Jahr auf den schottischen Inseln unterwegs und war auch zweimal in Shetland. Aber immer über Orkney. Das halbiert die Überfahrten.
Wenn man auf's Schiff kommt und die "Anti-Rutschmatten" liegen auf den Tischen, dann ahnt man schreckliches....

Die Shetlander sagen, man könne den Flieger nehmen. Dann denkt man 1,5 Stunden lang, man würde sterben. Oder man nimmt die Fähre. Dann wünscht man sich 15 Stunden, man wäre tot.... Ich hab mir aber gedacht, daß das im November etwas lustiger werden könnte und habe mir das gute schottische Anti-Seekrankheitszeug besorgt! Plus Strategie: An die Bar, Bier, hinlegen und pennen! Einmal hat es mich aus dem Schlafsitz geworfen aber sonst war es fluffig! Puh! Ich hatte da echt Sorge, als der Käptn' seine Ansage machte. Die sind sonst so entspannt und reden von "a bisserl schaukeln". Wenn die "da kann es derb werden" sagen.... uiuiuih!
Aber was richtig, richtig super geht: Musik machen! Oder im Kopf singen im Takt zu den Wellen! Auf dem Postboot nach Foula (2,5h Stunden westlich von Mainland Shetland) hab ich im Kopf ein Wiegenlied gesungen... und dabei gedacht, daß DAS Bild nur zu einem irren Vater an der Wiege paßt

Und einmal rückzu von Shetland wurde es mir gerade etwas ... seltsam... da habe ich Musiker getroffen die von nem Fiddle Festival in Shetland kamen und wir haben die Instrumente ausgepackt und gespielt. War das super! Ich war da gerade für zwei Monate in Shetland "hängengeblieben"... Ich wollte am ersten Tag gleich wieder weg aber bin einfach mal nen Abend geblieben... und ... naja.... ich fand die Shetlander sehr, sehr, freundich aber auch sehr schwer, WIRKLICH zu knacken und ranzukommen. Und über die Musik plus Schafe hat sich das dann so umgekehrt... Als mein Sabbatical dem Ende entgegenging, habe ich Freunde in südwest Irland besucht und wußte, daß der kürzeste Weg zwischen West Cork und Dresden ganz zweifelsfrei über Shetlad führt!
Und genau deshalb war dieses Wochenende so schwer.... Ich dachte, ich würde nur heulen! Und hab niemandem von den Kumpels Bescheid sagen können... ich hatte Angst, daß mich das umhaut. Und es war so schön! Musik, Schafe, eine Zufallsbegegnung, die ich nicht zuordnen konnte (Ein Schäfer, den ich auf den Lofoten auf einer Schafskonferenz getroffen hatte. Ich wußte, ich kenne den aber das Gesicht hatte ich nicht mit Shetland verknüpft....)
Hach! Das war echt wichtig, das Wochenende! Konnte nur spontan und ohne Nachdenken gehen... sonst hätte ich mich da im Leben nich tmehr hingetraut. Und jetzt habe ich diese tolle Wolle aus "längst vergangener Zeit" (als man noch seine Rohwolle aufs Festland schickte und seine eigene gesponnen zurückbekam - Shetland hat schon lange mehr eine Strick- als eine Spinn-Tradition)