Schwedin frisch aufgearbeitet

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Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von spulenhalter » 03.12.2016, 20:16

Gerade bin ich damit fertig - die Schwedin ist optisch und technisch restauriert.
Schwedin_1.jpg
Sie hat die (bei mir übliche Prozedur) hinter sich. Als erstes kam die Demontage und gründliche Reinigung. Hier hat einfache Seife und ein Bürste ausgereicht. Dann habe ich die Faben aufgefrischt. Es ist Kastanie als Farbton. Die Auffrischung mit Bienenwachs läßt einen seidigen Glanz entstehen.

Alles wurde dann wieder montiert und verklebt, so dass alles wieder einen festen Stand hat.
Schwedin_2.jpg
Der Tritt fehlte vollständig, einen ohne Spinnrad habe ich umgebaut und angepasst.

Weiterhin war der Flügel längs gerissen. Die Haken haben ihn auf Dauer gespalten. Die Haken, stark angerostet, habe ich entfernt, den Flügel geklebt, vorgebohrt und neue Haken eingedreht.
Die vorhandene Spule hat wieder Lederlager bekommen, da diese stark ausgeschlagen war. Die helle Spule ist die Alte.
Zu guter Letzt habe ich den Wockenhalter zum Spulenhalter umfunktioniert, den dann die 2 nicht genutzten Spulen aufnehmen kann und zum Zwirnen gute Dienste leisten wird.
Schwedin_Flügel.jpg
Da der Knecht, wie auch der Tritt fehlte habe ich wieder auf eine Perlenschnur zurückgegriffen. Diesmal ein 4 mm Zeltschnur mit Holzperlen.
Schwedin_Knecht.jpg
Nun ist sie fertig und kann besponnen werden. Den Test hat sie schon bestanden. Mal sehn, was ich damit mache.
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Gruß Mathias

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Gabypsilon » 03.12.2016, 21:12

Das ist eine echte Schönheit :gut: :)
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Arachnida » 04.12.2016, 07:56

wow, wunderschön geworden. Und die Ersatzteile passen wunderbar zum Charakter des Rades!
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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von lisel » 04.12.2016, 09:26

Das sieht ja wieder richtig gut aus. Der Umbau vom Wocken- zum Spulenhalter ist schon pfiffig.
Eigentlich staune ich aber über eine Sache bei Dir viel mehr. Wenn was fehlt würde ich ewig suchen, ob ich es irgendwie herbekomme.
Bei Dir stellt sich diese Frage scheinbar nie und so wird aus Schnur und Perlen der fehlende Knecht, ein Tritt von was anderem wird umgebaut etc..
Zum Schluss passt alles technisch wie optisch zusammen. Man hat nie das Gefühl es wäre was zusammengewürfeltes aus der Not geborenes.
Ich zieh da mal tief den Hut. *chapeau*

Grüße aus Dresden
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Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Sephrenia » 04.12.2016, 11:36

Wunderschön, ein echtes Schmuckstück! Und deine elegant-pragmatischen Lösungen gefallen mir gut!

LG Kiki

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von shorty » 04.12.2016, 11:50

Sehr schön geworden. Optisch wirklich gelungen.
Was ich vermutlich aber nicht benutzen würde wäre die Spulenhalterung zum Zwirnen. Da fehlt mir schlicht die Distanz.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von spulenhalter » 04.12.2016, 12:06

lisel hat geschrieben:Das sieht ja wieder richtig gut aus. Der Umbau vom Wocken- zum Spulenhalter ist schon pfiffig.
Eigentlich staune ich aber über eine Sache bei Dir viel mehr. Wenn was fehlt würde ich ewig suchen, ob ich es irgendwie herbekomme.
Bei Dir stellt sich diese Frage scheinbar nie und so wird aus Schnur und Perlen der fehlende Knecht, ein Tritt von was anderem wird umgebaut etc..
Zum Schluss passt alles technisch wie optisch zusammen. Man hat nie das Gefühl es wäre was zusammengewürfeltes aus der Not geborenes.
Ich zieh da mal tief den Hut. *chapeau*

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Danke der Ehre.

So ein bischen kommt da mein Beruf durch. Als Konstrukteur gibt es nur gute Lösungen, sonst macht man es zwei mal.
Den Spulenhalter am Spinnrad habe ich aber schon mehrfach, gerade, wenn der Wockenhalter teilweise noch vorhanden ist. Das ist aber auch ein spezieller Wunsch meiner Frau. Wir haben nun mal einige Spinnräder und wenn da sie Spulen nicht am Rad sind, ist das Wiederfindern langwierig. Auch spart man sich die Lacykate. Anfänglich hatten wir auch noch keine.

Teile zusammensuchen mache ich eigentlich nie. Mit Drechselbank, Bandsäge und Bohrmaschine kann ich mir alle Teile entsprechend nachfertigen. Manchmal, wie den Knecht, will ich aber was besonderes am Rad haben. Da diese Räder keinen Wiegetritt haben, bietet sich das mit der Perlenschnur doch an.
Ziel ist bei mir immer Leichtlauf, leise und schön.

Oft überlege ich vor der Rekonstruktion, wie alles sein soll, und dann wird es auch so. :]
Gruß Mathias

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von aprilhexe » 04.12.2016, 13:22

Ui, ist die Schwedin schön! Tolle Lösungen!!
LG
aprilhexe

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von borekd » 06.12.2016, 12:30

Sehr, sehr schön, Mathias - sowohl das Rad als auch Deine Aufarbeitung und Detaillösungen.
spulenhalter hat geschrieben:...So ein bischen kommt da mein Beruf durch. Als Konstrukteur gibt es nur gute Lösungen, sonst macht man es zwei mal. ...
Stimmt! (kenne ich irgendwo her...)

Klugscheissermodus an:
Die bogenförmigen Haltekonsolen des Schwungrads deuten auf die finnische Bauweise hin. Einiges erinnert mich an die Räder der Firma Toika, z.B. die Aufhängung des Tritts an diesem Fußbrett oder der stabile Spinnflügel.
Klugscheissermodus aus.

Auch ich möchte mich anschließen, *chapeau*.

Gruß
Borek

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Arachnida » 06.12.2016, 12:52

Ich hätte jetzt auch auf schwedisch getippt, weil die finnischen meistens diesen Zwischentisch haben und eher "gerade" und nicht "gekippt" aussehen. :)
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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Tulipan » 06.12.2016, 13:40

Die mit dem geraden Tisch wie das Kromski Polonaise kommen eher aus Norwegen oder Dänemark. Räder mit gebogenen Schwungradhalterungen und schrägen Tisch waren tatsächlich vor allem in Finnland verbreitet. Das Ashford Elisabeth mit der einfachen Halterung erinnert an typisch schwedische Räder. Wobei in Skandinavien Spinnräder wohl schon früh in größeren Manufakturen und nicht mehr vom Dorftischler hergestellt wurden und es über die Ostsee immer einen regen Handel gab. Darum sind die Verbreitungsgrenzen sicher verschwommen.

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von borekd » 06.12.2016, 13:42

Arachnida hat geschrieben:Ich hätte jetzt auch auf schwedisch getippt, weil die finnischen meistens diesen Zwischentisch haben und eher "gerade" und nicht "gekippt" aussehen. :)
Meinst Du sowas?
http://www.scforum.spinnradclub.de/down ... &mode=view
Das kenne ich unter der Bezeichnung "norwegische Bauweise".

Eigentlich ist das alles aber m.M.n. nicht ganz so wichtig, und vor allem sagt es über die Herkunft des jeweiligen Rades nicht unbedingt etwas aus.

Gruß
Borek

Edit: Tulipan war schneller und hat 100%-ig Recht.

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Arachnida » 06.12.2016, 15:44

@ Tulipan
Klar, du hast recht. Hab wieder mal die skandinavischen Länder durcheinandergewürfelt :O :-O
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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von hirngespinst » 07.12.2016, 10:08

Das ist wirklich ein Traum von Spinnrad!

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Re: Schwedin frisch aufgearbeitet

Beitrag von Arachnida » 07.12.2016, 14:09

Und inzwischen auch zu haben wie es scheint :)
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