Alte Strauch Karde instandsetzen
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Alte Strauch Karde instandsetzen
Hallo Ihr lieben!
Mit dem Drehwerk von Kardierapparaten ist das so eine Sache. Irgendwann drehen sie sich nicht mehr. Schaut selbst, wie ich
die alte "strauchelde" Dame auf's Laufband gesetzt habe.
IST- Untersuchung
Beim Auspacken zeigte sich ein trauriges Bild: Überall Wollespeck und Wollmäuse, kein Riemen und auch die nackte Mechanik drehte nur mit angezogener Handbremse, Wirkungsgrad 25%!
Beim Zerlegen spürte ich in den Lagern die Ursachen auf. Rost mit Wollefasern bilden ein laufspielvernichtendes Klemmelement und zerstören
die einfachen Achslager aus Holzbohrungen.
Der Riemen Umlenk- Spannhebel war lose und drehte sich spielreich im Gehäuse, die hierauf gelagerten Rölleken waren alle dem Blockieren
nahe.
Die Trommellagerung mit den geschlitzten Holzblöcken sollte einstellbar sein, jedoch knarrte das Gewinde der Befestigungungsbolzen höllisch und dürstete nach einigen Tropfen Öl. Überholbeginn
Ich zerlegte erst einmal die komplette Karde und notierte mir die Überholweise. Übersichtlich hingelegt reinigte ich alles mit Schleifpapier,
Drahbürste, das Holz mit Stahlwolle mit Terpentin. Nach dieser Prozedur, ölte ich das Gehäuse mit Leinökl frisch ein.
Während der Arbeit formte sich meine Ausführung wie folgt. Die Handvoll Wollmäuse reichte sicher für einen kleine Schal ;o).
Teileüberaurbeitung, Teile - Ergänzung
Die Trommeln waren i.O. hier, sollten nun nur Kugellager die Drehung kraftarm stützen. Die 3 Rölleken setzte ich durch plandrehen nach und verschaffte denen je 2 6mm Lagersitze von 13x5mm. Die Prömmelei mit den Sicherungsringen habe ich gleich anfangs verworfen und schnitt
beherzt M6 Gewinde ans Bolzenende, um mit Hutmuttern und Loctite axial elegant zu sichern.
Die Antriebsrolle war nur aus Holz mit einer 3mm Holzschraube als Mitnahmestift, ausgewaschener Riemen - Nut, zudem noch gebrochen und locker. Die ersetzte ich durch ein Alurad mit spitzer V- Nut für verbesserte Riermentraktion. Zur Mitnahme senkte ich nur die Altbohrung etwas an und fixierte tiefsitzend eine M6- Madenschraube mit Spitze. Neuaufbau
Auf Grund der soliden Gehäusekonstruktion der Strauch Karde mit deren eingelassenen Stahl- Gewindeeinsätzen war hier die Ausrichtung
einer L- Schiene ( Alu L 40/20/4mm) selbsterklärend. Mit Senkschrauben war das Lagerbett schnell geschaffen und montiert.
Wo die Achsen durchmussten, kam ein 30mm langes Langloch hinein ( 4x ) und die Gewinde für die gebauten Lager. Diese bestanden aus
ausgedrehtem Lagersitz 26x9mm mit 1 mm Bund. welcher das Lager in Verbindung mit div. Stellringen usw. solide fixiert.
Das Kurbeltrommellager baute ich nun auch geschlitzt und schraubte dies an die ALTE LAGE.
Das Einzugstrommellager dagegen versah ich noch mit einem Ausleger mit Gewinde, am Schienenende mit einer Anlaufplatte. So bildet nun eine ca. 120mm lange Gewindestange mit Sterngriff und Stellring eine Einstellspindel, die den Spalt zwischen den Trommeln komfortabel
einstellbar macht ( = Lagerschrauben lösen - verstellen - Lagerschrauben festziehen) Probelauf
Gleich nach den ersten Umdrehungen spürte ich die Leichtigkeit, wie nun alles miteinander schön spurt. Wirkungsgrad nun mindestens
3x besser als angetroffen.
Wer nun ähnliche "Gebrechen" an ähnlichen Gerät antrifft, sollte mit einer gewissen Nachdenklichkeit Ratschläge überlegen, ob hier
die doch üblichen Tips.... Hebel verlängern, Apparat elektrisch machen... usw... Sinn machen. Ich meine, bei 80 % aller lahmenden
Patienten tut zerlegen, reinigen, ölen und sauberes Einstellen, den besseren Dienst.
Ich wünsche Euch schönes Wollezupfen
und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG von Jürgen.
Mit dem Drehwerk von Kardierapparaten ist das so eine Sache. Irgendwann drehen sie sich nicht mehr. Schaut selbst, wie ich
die alte "strauchelde" Dame auf's Laufband gesetzt habe.
IST- Untersuchung
Beim Auspacken zeigte sich ein trauriges Bild: Überall Wollespeck und Wollmäuse, kein Riemen und auch die nackte Mechanik drehte nur mit angezogener Handbremse, Wirkungsgrad 25%!
Beim Zerlegen spürte ich in den Lagern die Ursachen auf. Rost mit Wollefasern bilden ein laufspielvernichtendes Klemmelement und zerstören
die einfachen Achslager aus Holzbohrungen.
Der Riemen Umlenk- Spannhebel war lose und drehte sich spielreich im Gehäuse, die hierauf gelagerten Rölleken waren alle dem Blockieren
nahe.
Die Trommellagerung mit den geschlitzten Holzblöcken sollte einstellbar sein, jedoch knarrte das Gewinde der Befestigungungsbolzen höllisch und dürstete nach einigen Tropfen Öl. Überholbeginn
Ich zerlegte erst einmal die komplette Karde und notierte mir die Überholweise. Übersichtlich hingelegt reinigte ich alles mit Schleifpapier,
Drahbürste, das Holz mit Stahlwolle mit Terpentin. Nach dieser Prozedur, ölte ich das Gehäuse mit Leinökl frisch ein.
Während der Arbeit formte sich meine Ausführung wie folgt. Die Handvoll Wollmäuse reichte sicher für einen kleine Schal ;o).
Teileüberaurbeitung, Teile - Ergänzung
Die Trommeln waren i.O. hier, sollten nun nur Kugellager die Drehung kraftarm stützen. Die 3 Rölleken setzte ich durch plandrehen nach und verschaffte denen je 2 6mm Lagersitze von 13x5mm. Die Prömmelei mit den Sicherungsringen habe ich gleich anfangs verworfen und schnitt
beherzt M6 Gewinde ans Bolzenende, um mit Hutmuttern und Loctite axial elegant zu sichern.
Die Antriebsrolle war nur aus Holz mit einer 3mm Holzschraube als Mitnahmestift, ausgewaschener Riemen - Nut, zudem noch gebrochen und locker. Die ersetzte ich durch ein Alurad mit spitzer V- Nut für verbesserte Riermentraktion. Zur Mitnahme senkte ich nur die Altbohrung etwas an und fixierte tiefsitzend eine M6- Madenschraube mit Spitze. Neuaufbau
Auf Grund der soliden Gehäusekonstruktion der Strauch Karde mit deren eingelassenen Stahl- Gewindeeinsätzen war hier die Ausrichtung
einer L- Schiene ( Alu L 40/20/4mm) selbsterklärend. Mit Senkschrauben war das Lagerbett schnell geschaffen und montiert.
Wo die Achsen durchmussten, kam ein 30mm langes Langloch hinein ( 4x ) und die Gewinde für die gebauten Lager. Diese bestanden aus
ausgedrehtem Lagersitz 26x9mm mit 1 mm Bund. welcher das Lager in Verbindung mit div. Stellringen usw. solide fixiert.
Das Kurbeltrommellager baute ich nun auch geschlitzt und schraubte dies an die ALTE LAGE.
Das Einzugstrommellager dagegen versah ich noch mit einem Ausleger mit Gewinde, am Schienenende mit einer Anlaufplatte. So bildet nun eine ca. 120mm lange Gewindestange mit Sterngriff und Stellring eine Einstellspindel, die den Spalt zwischen den Trommeln komfortabel
einstellbar macht ( = Lagerschrauben lösen - verstellen - Lagerschrauben festziehen) Probelauf
Gleich nach den ersten Umdrehungen spürte ich die Leichtigkeit, wie nun alles miteinander schön spurt. Wirkungsgrad nun mindestens
3x besser als angetroffen.
Wer nun ähnliche "Gebrechen" an ähnlichen Gerät antrifft, sollte mit einer gewissen Nachdenklichkeit Ratschläge überlegen, ob hier
die doch üblichen Tips.... Hebel verlängern, Apparat elektrisch machen... usw... Sinn machen. Ich meine, bei 80 % aller lahmenden
Patienten tut zerlegen, reinigen, ölen und sauberes Einstellen, den besseren Dienst.
Ich wünsche Euch schönes Wollezupfen
und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG von Jürgen.
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- nadelundfaden
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Re: Alte Strauch Karde instandsetzen
Danke für den Bericht.
LG Ate
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- Cinnamonowl
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Re: Alte Strauch Karde instandsetzen
Sehr interessant.
- Claudi
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Re: Alte Strauch Karde instandsetzen
Danke für den wieder einmal gelungenen Bericht!
Er bringt mich auch darauf, das ich meine Wild Carder auch mal wieder entfasern sollte...
Er bringt mich auch darauf, das ich meine Wild Carder auch mal wieder entfasern sollte...
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi
Mein Blog: Gewollt Wolliges unser Spinngruppenblog: Die Wollverwandler unter dieser Bezeichnung sind wir auch bei Facebook und Ravelry zu finden.
Liebe
Grüßis die Claudi
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