Mittelalterliche Spinnerzunft

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Zauberin » 19.05.2014, 00:08

Hallo zusammen

Da ich das Handwerk der Spinner durch mein Interesse am Mittelalter entdeckt habe möchte ich jetzt eine mittelalterliche Spinner-Zunft gründen.
Schon im Mittelalter hat es Zusammenschlüsse von Gewerben gegeben - die Zünfte.

Wichtig ist einfach, dass euer "Werkzeug" nicht modern, sondern eben mittelalterlich ist. Oder zumindest so aussieht. Also keine "neumodische" Materialien und ähnliches. Meine Spindeln sind zwar immer noch wie im ersten Posting aus Dübelstab und Fimo, aber ich hoffe bald eine passendere zu bekommen.

Wenn ihr euch neben dem Spinnen auch fürs Mittelalter interessiert meldet euch doch bei mir. Es wäre schön wenn meine Kollegin aus dem Wallis und ich nicht die Einzigen wären!

Hier der "Anfang" http://www.spektakulus.ch/index.php?opt ... &Itemid=53

Wenn ihr etwas über die Entwicklung und Geschichte des Handwerkes wisst sagt es in der Spinner-Zunft doch weiter.

Eure Zauberin
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Moira » 19.05.2014, 07:01

Der Unterschied zwischen Gilde und Zunft ist Dir geläufig. Unser Mesner ist in diie Türmerzunft aufgenommen worden http://www.euntz.com/- da ist da das männliche Geschlecht Voraussetzung. Ich glaube, in eine Gilde dürfen beide Geschlechter - wenn ich unserem Mesner Glauben schenken kann.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 19.05.2014, 07:29

Jein. Speziell in Bremen gab es gerade nach der Pest spezielle Frauenzünfte. Es sind so viele Menschen gestorben, dass das dann irgendwann möglich war, man den Frauen jede Menge Rechte eingeräumt hat usw. Irgendwann wurde das dann wieder rückgängig gemacht, aber das gab es. Literatur dazu habe ich zuhause, ich müsste nach Titeln schauen. Ansonsten hat das Staatsarchiv in Bremen da eine Menge zu.

Bei Spinnern muss an auch immer schauen, nimmt man nun die Handspindel oder ein Spindelrad? Teilweise war es ja unter Strafe verboten, Garn mit dem Spindelrad herzustellen, weil die Qualität einfach nicht stimmte. Solche Verordnungen sind immer spannend zu lesen!

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Zauberin » 19.05.2014, 09:11

Hallo zusammen

Der Unterschied zwischen Zunft und Gilde ist, dass in den Zünften Handwerker waren und in den Gilden Händler und ähnliche Berufe die eben kein Handwerk im eigentlichen Sinne ausübten.

Gewisse Berufe wurden damals praktisch nur von Frauen ausgeübt und auch diese durften sich zu Zünften oder Gilden zusammen schliessen. Dazu gehört vor allem die Textil-Herstellung zu der neben Spinnern auch Weber gehörten - Männer und Frauen. Die Herstellung von Garn ist so viel ich aber weiss in Frauenhänden gewesen - Männer hatten "grobe" Arbeiten zu verrichten.

Wie wir diese Gruppe auch immer nennen werden, es geht nur darum den Besuchern zu zeigen wie früher Garn hergestellt wird und wer will darf es selber ausprobieren. Wir werden keine "Ausstellungs-Objekte" sein wo man nur zuschauen darf! Die Besucher dürfen und sollen mit machen, ausprobieren, alles anfassen und spüren wie es sich anfühlt.
Verkaufsstände und Vorführungen gibt es genug, aber die Gruppen wo mit gemacht und angefasst werden darf sind oft rar an den Märkten. Zumindest hier in der Schweiz.

Vielleicht gibt es ja sogar mal einen speziellen Namen, aber dafür brauchen wir mehr als nur 2 Mitglieder. Das Problem ist, dass die aktuellen Mitglieder sehr weit voneinander weg wohnen - meine Kollegin im Wallis, ich im Norden vom Kanton Zürich und dazwischen ist niemand. Meine Kollegin kann nur an 2 oder vielleicht 3 Märkte in der Deutschschweiz kommen (Burgdorf ist immer fix geplant), während ich eine grosse Auswahl an Märkten habe wo ich hin gehen könnte. Schön wäre wenn ich nicht allein unterwegs wäre wenn meine Kollegin aus dem Wallis wegen der Distanz nicht kommen kann.
Schlompfine hat geschrieben:Bei Spinnern muss an auch immer schauen, nimmt man nun die Handspindel oder ein Spindelrad? Teilweise war es ja unter Strafe verboten, Garn mit dem Spindelrad herzustellen, weil die Qualität einfach nicht stimmte.
Genau! Das Spinnrad ist am Anfang verboten gewesen weil die "Spindel-Spinnerinnen" Angst hatten man könnte ihnen die Arbeit weg nehmen. Kommt dazu, dass das Spinnrad noch nicht ausgereift genug war um sich durch zu setzen. Die ersten Spinnräder hatten eine Kurbel wo mit der Hand gedreht wurde und so nur eine Hand zum spinnen frei blieb - die Qualität liess zu wünschen übrig...

Grundsätzlich kommt es nicht drauf an ob mit Spinnrad oder Spindel gesponnen wird weil sich das Handwerk ja auch entwickelt hat. Am Anfang war die Spindel, dann das Spinnrad mit der Handkurbel - das manchmal auch verboten war! - und dann wurde irgendwann fast nur noch mit dem Spinnrad gesponnen. Wobei die Spindel aber weiterhin in Gebrauch war!

Je nach dem welches "Werkzeug" euch mehr zusagt werdet ihr eine andere Zeit repräsentieren. Ich bin in Jahr 1300 "zuhause" und arbeite mit der Spindel. Wer früher ist wird auch die Spindel haben, wer später ist vielleicht bereits ein Spinnrad.
Ob ihr Wolle, Seide oder Flachs verspinnt kommt nicht drauf an weil ja alle diese Materialien verarbeitet wurden.
Je vielfältiger die Gruppe, umso spannender für die Besucher!

Von der Arbeit her würde das Waschen und Färben der Rohmaterialien weg fallen. Zum färben haben wir den "Färbermeister Stefan" ( http://www.schoenfaerberey.ch/ ) wo ich jeweils das Wollvlies beziehe, das Waschen wäre wohl etwas schwierig zum zeigen.
Kardieren gehört als Vorbereitung ja dazu. Leider habe ich bis jetzt noch nicht heraus gefunden wie genau die "Karden" im Mittelalter ausgesehen haben. Die Grundform wird gleich gewesen sein. Aber aus welchem Material waren die kleinen Häckchen gemacht die nötig sind um die Wollflocken auseinander zu ziehen? Heutzutage sind die ja aus Metall und sehr fein, aber im Mittelalter?

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 19.05.2014, 09:20

Bei den Karden kann ich mal gucken, da fliegen hier irgendwo Rekonstruktionen rum. Aber erinnere mich nochmal dran; dann suche ich das raus. Ich selber verfolge eine Darstellung als Färberin Anfang 14. JH (und nehme das sehr genau), frage aber mal meine Wollies :)) Wegen den Haken: unterschätze nicht das Handwerk im Mittelalter bezüglich feiner Metallarbeiten!! Wobei Karden auch häufig mit stacheligem Zweigwerk versehen wurden; müsste nur gucken, wo der Nachweis herkam. Das Ganze ist jedenfalls ein sehr weites, wenn auch wirklich interessantes Feld. Und in der Schweiz bestimmt noch anders als bei uns im Norden.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Zauberin » 19.05.2014, 09:47

Hallo Schlompfine

Ja sicher ist es regional unterschiedlich gewesen wie etwas hergestellt wurde. Besonders wenn Pflanzenteile verwendet wurden weil ja nicht überall das Gleiche wächst.

Sicher darf mittelalterliches Handwerk nicht unterschätzt werden. Wenn ich nur daran denke wie ein normaler Schmied wunderschöne gedrehte Rundfibeln macht oder die Kupferstecherin wunderschöne Muster auf die unterschiedlichsten Gegenstände zaubert!
Meine eckige Fibel ist ja auch ein kleines Kunstwerk - eine "Nachahmung" aus der Zeit um 1300 die ich letztes Jahr erstehen konnte. Es war die Letzte!
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Ich hab immer noch die Herausforderung, dass meine beiden Kinder dabei sind - und auf mir herum turnen oder plötzlich irgendwo verschwinden.
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Wir sind noch nicht so ganz "authentisch" gewandet, aber langsam bessert es. Mein Gewand ist so gut wie fertig (der "Kinnstreifen" zum Schleier fehlt noch), Junior hat vom Sohn einer Kollegin ein Kittelchen geerbt das Handgenäht ist und Töchterchen muss noch mit ihrem "alten" Baumwollkleid vorlieb nehmen. Das neue Leinenkleidchen das ich "Secondhand" erstehen konnte ist noch sehr lang...
Mit Kindern ist eine Gewandung immer eine Herausforderung!

Passendes Werkzeug finden hat es wie ein Gewand genauso in sich, aber das weisst du ja. Wenn du etwas über "Karden" heraus finden könntest wär das super! Mit fehlt momentan etwas die Zeit und für Museumsbesuche wo ich vielleicht etwas erfahren könnte auch. Töchterchen hat Kindergarten am Morgen und bis jetzt sind die Samstage noch mit ihren Schwimmkursen belegt gewesen...

Hier http://www.mittelalterforum.com/index.php findest du mich unter dem gleichen "Namen" - sofern du angemeldet bist.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 19.05.2014, 09:59

Nein, dort bin ich nicht angemeldet bzw. nicht mehr. Mir schwirrt da zu viel gefährliches Halbwissen rum. Wegen den Karden schaue ich nach, kann aber ein paar Tage dauern. Ach warte, ich weiß, dass in diesem Buch irgendwo welche drin sind, leider weiß ich die Seite nicht. Aber da gibt es einiges an Abbildungen schonmal.

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von nadelundfaden » 19.05.2014, 19:16

Ich meine mich zu erinnern, dass getrocknete Distelköpfe mit ihren Widerhaken verwendet wurden.

LG Ate

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Basteline » 19.05.2014, 22:10

nadelundfaden hat geschrieben:Ich meine mich zu erinnern, dass getrocknete Distelköpfe mit ihren Widerhaken verwendet wurden.

LG Ate
Das wollte ich auch gerade schreiben.
Diese Distelfrüchte wurden noch bis zu unserer Neuzeit in der Tuchfabrik Müller in Euskirchen benutzt.
Die kann man dort bei einer Führung besichtigen. Bis kurz vor Schließung der fabrik wurden sie noch gebraucht.
Diese Distelköpfe sind auf einer Walze aufgebracht und damit hatte man kardiert.
Ob das nun bis ins Mittelalter zurückreicht, weiß ich nicht, kann es mir aber sehr gut vorstellen.
Liebe Grüße
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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von schafgarbe » 19.05.2014, 22:54

Aber nicht jede Distel, die Kardendistel oder Weberkarde (Dipsacus -Arten)

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von hirngespinst » 20.05.2014, 07:47

Werden die Disteln nicht eher für das "Finish" der gewebten Stoffe verwendet?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man damit Wolle vor dem Spinnen kardieren kann, ohne dabei Unmengen an abgebrochenen Distelspitzen gleichmäßig in der Wolle zu verteilen...

Nachdenkliche Grüße
Wiebke

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 20.05.2014, 08:02

Das, was ich im Hinterkopf habe, war wirklich stabiler als Disteln. So wie Rosen in der Art mit Dornen dran. Wenn ich das nur wiederfinden würde....

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von sockolade » 20.05.2014, 09:29

Im TIM Augsburg steht eine "Kardiermaschine" 2m breit mit Distelkarden, die zum Aufrauhen von Wollstoff zu verwenden ist. Locken ausbürsten geht mit den Distelkarden schon aber richtige Handkarden daraus kann ich mit nicht vorstellen.
Liebe Grüße!

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Basteline » 20.05.2014, 15:01

....die zum Aufrauhen von Wollstoff zu verwenden ist....
...wo du es sagst...ich glaube nun auch, dass das für Wollstoffe war....müste ich am 1.6. zum rheinischen Wollfest nochmal nachfragen gehen. ;)
Liebe Grüße
Basteline

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Re: Mittelalterliche Spinnerzunft

Beitrag von Schlompfine » 20.05.2014, 15:57

Abwegig ist es nicht, zumal es ja genug Textilfragmente gibt, die eine ein- oder beidseitige Aufrauhung aufweisen.

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