warum viele alte Flachsräder so klein sind, erklärt sich, wemmer daran mal Flachs gesponnen hat.

Ich wollte Euch hiermit an einem gewaltigen Aha-Erlebnis teilhaben lassen, das ich am Flinkhandwochenende hatte, als ich hochinteressiert beim Wockenbinden und Flachsspinnen annem alten Hochzeitsrad dabei war. Und die Frage nach der "Grösse" mancher Altertümchen im eBay-Thread taucht ja immer mal wieder auf.
Das Ganze erklärt sich aus der Länge des Flachses und der Spinnbewegung, wenn aus dem Wocken gesponnen wird. Hier liegt der Fokus der Hände kurz unter dem Wocken, dort, wo die Fasern ausgezogen werden - und das passiert idealerweise senkrecht, also in Faserrichtung vom Wocken aus nach unten.
Die Spinnbewegung ähnelt sehr viel mehr dem Spinnen mit der Handspindel.
Wäre der Einzug weiter oben, müsste diese typische Handbewegung schräg nach hinten oder zur Seite gehen (bei am Rad angebrachtem Wocken, es gibt ja auch Standwocken zum Danebenstellen) und das Ausziehen des Flachses aus dem aufgebundenen Wocken wäre viel schwieriger.
Je grösser also der Abstand zwischen Fasern und Einzug ist, umso weniger enge "Kurven" muss das entstehende Garn machen, um auf die Spule zu gelangen. Und das geht halt am besten, wemmer den Einzug tieferlegt.
Wemmer das mal gesehen und gemacht hat, ist die Bauart vieler Flachsräder plötzlich ganz logisch.
Was mich jetzt brennend interessiert: wer von den Besitzerinnen einer Nordin hat die denn komplett mit (originalem) Wocken? Und wie sieht der hier aus? Denn an einen kurzen Wocken (wie der "hutförmige" meiner Dänin) kann ich keinen langen Flachs binden, das passt nicht. Und wie sieht das hier mit der Auszugsbewegung aus?
langflachsgierige Grüsse
Kattugla