Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Alles rund um die verschiedenen Webtechniken

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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von Wollmoni » 19.02.2013, 14:58

Regina hat geschrieben:Hier ein Beispiel mit Teilbereichen, in denen absichtlich überdrehtes (gekauftes) Schussgarn verwendet wurde
Auch keine Wolle, daher ein bisshen OT, nur ein nettes Beispiel für die Auswirkungen von Überdrall im Gewebe.

Hallo Regina,

.......andere machen sich für solch ein Gewebe richtig Gedanken um das so hinzubekommen :eek:

Weben und die Auswahl der Materialien sowie auch der Muster erfordert vermutlich eine jahrelange Ergahrung.
Ich selbst habe auch oft tolles Garn verwendet und im Kopf ein ganz anderes Ergebnis gehabt, als schlussendlich dabei herausgekommen ist.

Weben ist eine spannende Geschichte und für so manche Überraschung gut.

zahlreiche Grüße

Moni
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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von sockolade » 19.02.2013, 21:09

Zum Töten der Wolle ohne Mist:
Dämpfen unter Zug ist ein übliches Verfahren zur Drallberuhigung auch bei Wolle. Es ist ein physikalisch-chemischer Vorgang, der die Wollstruktur verändert, die Stabilität aber nicht beeinträchtigt. Ich stelle es mir laienhaft so vor: Wärme und Wasser _ Auflockerung der Struktur, Veränderung der Struktur duch die Kraft von außen, Trocknung und Abkühlung_ erneute Verfestigung der Struktur. Vielleicht haben wir einen Chemiker hier?
Es funktioniert und hat mit eingeschlafenem Drall in einem gelagerten Single oder mit Auslängen durch ein "bisschen Beschweren nach dem Baden" nichts zu tun.
Ich habe schon mal leicht überzwirntes Sockengarn und töte das dann, weil ich keine schiefen Socken stricke, die sich nach dem Waschen um den Fuß drehen. Garn mit irgendwelchen Schlaufen läuft auch nicht glatt durch Maschinen oder Schiffchen.
Es ist sicher kein Verfahren, das man routinemäig anwenden soll, weil man kein ausgewogenen Garn herstellen kann, die Wolle ist auch weniger elastisch, aber man braucht das Garn dann nicht wegzuschmeißen.
Viele liebe Grüße!

Regina
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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von Regina » 19.02.2013, 21:15

Das habe nicht ich gewebt, Moni :O
Das ist von einer Weberin, die mit mir die Grundausbildung Handweben in Imst macht.
Liebe Grüße
Regina

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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von Wollminchen » 19.02.2013, 21:15

Ich finds immer wieder faszinierend,
verschiedene Garne und auch Faserarten zu verwenden.

Zu Probieren, wie sie sich unterschiedlich beim walken oder filzen verhalten,
wie sich ein normales Leinengewebe dadurch ändert.

Das Ergebnis dabei lässt sich ja kaum vorhersagen.

Ich bin aber mittlerweile von abgegangen meine selbstgesponnenen Garne,
die ich verweben möchte vorher zu baden.
Einfach, weil ich festgestellt habe, dass sie sich so nach dem Waschen besser verbinden;
und weil ich es mittlerweile auch echt unnötig finde.
Liebe Grüsse
das Minchen

Noch ganz klein isser, aber mein
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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von shorty » 19.02.2013, 21:40

Ja Dämpfen gehört schon zu den Verfahren dass die Faserstruktur "aufbricht", und dauerhaft verändert.
Entspannungsbad und beschweren aber definitv nicht.
Leider ist auch letzteres immer wieder zu lesen.

Zum Dämpfen.
Wolle weist folgende "Bauart" auf.
Es sind im Molekül Atomketten in Spiralanordnung, zwischen den Molekülen bestehen Verbindungsbrücken, die Querhaftung herstellen.
Wird die Wolle nun durch heissen Waserdampf erhitzt, lösen sich diese Brücken voneinander , legen sich längsseitig an und die Moleküle werden gegeneinander verschiebbar. In diesem Zustand ist die Faser verformbar, und zwar durch Druck oder eben auch Zug, Hitze und Dampf.

( übernommen aus in Wolle lebt sichs gesünder von Dr. med Walther Kröner )
Hab also mit Chemie weniger am Hut, hab mich nur mit "Drall " schon etwas befasst

Der Vergleich mit frühen Dauerwellen passt sehr gut ;-)

Es gibt aber für mein Verständnis deutlich faserschonendere Methoden für Überdrall, als Dämpfen, einfach nochmal ins Rad laufen lassen- Richtung je nachdem ob zuviel Zwirn oder zuviel Spinndrall ;-)
Karin
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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von sockolade » 19.02.2013, 21:47

shorty hat geschrieben: Es sind im Molekül Atomketten in Spiralanordnung, zwischen den Molekülen bestehen Verbindungsbrücken, die Querhaftung herstellen.
Wird die Wolle nun durch heissen Waserdampf erhitzt, lösen sich diese Brücken voneinander , legen sich längsseitig an und die Moleküle werden gegeneinander verschiebbar. In diesem Zustand ist die Faser verformbar, und zwar durch Druck oder eben auch Zug, Hitze und Dampf.
( übernommen aus in Wolle lebt sichs gesünder von Dr. med Walther Kröner )
Vielen Dank für die kompetente Erklärung, ich hatte nur eine vage Vorstellung wie das sein könnte. Und faserschonend ist die Methode wirklich nicht, es fehlt irgendwie die Dehnbarkeit und Sprungkraft????(gibts sowas?????), ich bin halt manchmal faul!
Schönen Abend!


pssst: Ich hatte nicht sauber zitiert, da kann man heutzutage in Teufels Küche kommen, deshalb nochmal geändert!
Zuletzt geändert von sockolade am 20.02.2013, 08:57, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von shorty » 19.02.2013, 21:50

Ja Sprungkraft bei Wolle gibts :-) ganz stark häufig bei hochcrimpige Feinwollsorten/Rassen.
Gern geschehen
Grüße
Karin
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Re: Selbstgesponnenes Kettgarn vorbereiten

Beitrag von sockolade » 20.02.2013, 09:04

Guten Morgen @shorty
ja das stimmt auch, kurzes Shropshire z. B. ist hervorragende Füllwolle!

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