Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Moderator: Rolf_McGyver

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 10.01.2013, 13:45

Jetzt hab ich doch nochmal nen Knick im Hirn... wenn du an nem 4schäftigen Rollenzugwebstuhl 3:1 aufhängst... dann müßten ja bei einem Paar Schäfte beide runter gehen, das geht doch aber gar nicht. Das dacht ich immer ist die größte Einschränkung, daß du Schäfte nicht frei bewegen kannst sondern immer nur gekoppelt.
Oder bindest du das abwärts-Paar nicht an und hast dann drei Ebenen Kettfäden? Ein Paar hoch und runter und ein Paar neutral?

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von ehemaliger User » 10.01.2013, 15:11

Gerade wenn Dir ein großes und gleichmäßiges Fach wichtig ist, solltest Du Dich konstruktiv mit Kontermarsch auseinandersetzen. Die nicht-gezogenen Schäfte beim Rollen/Wippen-Webstuhl (aufgebunden wird bei Rollen der Tiefzug, also die nicht ausgefüllten Felder) halten die Kette in neutraler Position, das Fach ist in diesen Fällen, z.B. 3/1 Köper, nur halb so hoch. Bei Kontermarsch kannst Du z.B. bei 12 Schäften einen heben und elf senken; für diesen Fall werden an diesem Tritt 11 Schäfte gesenkt und einer gehoben angebunden. Trotzdem erhältst Du ein gleichmäßiges Fach mit voller Höhe.
Wenn die Schäfte elastisch angebunden sind und nur gezogen werden, erhältst Du nur ein halbes Fach. Dies ist ein System, das oft bei erweiterten Tischmodellen eingesetzt wird. Die gezogenen Kettfäden gehen nach unten und die nicht-gezogenen bleiben in neutraler Position.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Sephrenia » 10.01.2013, 16:01

Asherra hat geschrieben:Jetzt hab ich doch nochmal nen Knick im Hirn... wenn du an nem 4schäftigen Rollenzugwebstuhl 3:1 aufhängst... dann müßten ja bei einem Paar Schäfte beide runter gehen, das geht doch aber gar nicht. Das dacht ich immer ist die größte Einschränkung, daß du Schäfte nicht frei bewegen kannst sondern immer nur gekoppelt.
Oder bindest du das abwärts-Paar nicht an und hast dann drei Ebenen Kettfäden? Ein Paar hoch und runter und ein Paar neutral?
Nee, die Schäfte bewegen sich eben nicht nur paarig, du kannst genau wie beim Kontermarsch 3 gegen 1 weben. Es sind ja immer zwei Schäfte über eine Wippe/Rolle miteinander verbunden, und zwei dieser Schaftpaare wieder über eine weiter Rolle. Darum kann auch ein Paar komplett gesenkt werden, plus ein einzelner Schaft des anderen Paares. Und wie gesagt, verschnürst du beim Rollenzug ohnehin nur die Schäfte mit dem Tritt, die gesenkt werden sollen, die Hebung entsteht dann automatisch durch die Aufhängung über die Wippen und Rollen.
Gernot hat geschrieben:Die nicht-gezogenen Schäfte beim Rollen/Wippen-Webstuhl (aufgebunden wird bei Rollen der Tiefzug, also die nicht ausgefüllten Felder) halten die Kette in neutraler Position, das Fach ist in diesen Fällen, z.B. 3/1 Köper, nur halb so hoch.
Auch das stimmt nicht, die nicht verschnürten Gegenschäfte werden ja über die Rollen/Wippen gehoben, daher hat man auch beim Rollenzug (im gegensatz zu den "Jack Looms") ein gezogenes Fach, bei dem sich alle Kettfäden aus der neutralen Stellung herausbewegen. Richtig ist, dass sich bei 3/1-Verschnürung die Kettebene etwas hebt bzw. senkt, je nachdem, ob gerade drei oder nur ein Schaft nach unten gezogen werden.

LG Kiki
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von marled » 10.01.2013, 16:10

Asherra hat geschrieben:Jetzt hab ich doch nochmal nen Knick im Hirn... wenn du an nem 4schäftigen Rollenzugwebstuhl 3:1 aufhängst... dann müßten ja bei einem Paar Schäfte beide runter gehen, das geht doch aber gar nicht. Das dacht ich immer ist die größte Einschränkung, daß du Schäfte nicht frei bewegen kannst sondern immer nur gekoppelt.
Oder bindest du das abwärts-Paar nicht an und hast dann drei Ebenen Kettfäden? Ein Paar hoch und runter und ein Paar neutral?
Dazu sind ja die Wippen da: zwei Schäfte gehen runter, der dritte Schaft und vierte Schaft gehen nach oben, aber über die Wippen kann der 3. Schaft ja nach unten gezogen werden(als Beispiel).
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile, es wird schon seinen Grund haben, warum das Kontermarschsystem entwickelt wurde, aber auch warum so lange in so vielen bäuerlichen Betrieben bei vier Schäften mit Wippen- Rollenzugsystem gearbeitet wurde.
Ich habe inzwischen ein ganz anderes System, das super einfach ist und ein stets gleich großes und gleichmäßiges Fach öffnet, aber natürlich auch wieder Nachteile hat. Aber ich bin damit zufrieden, und darauf kommt es ja wohl an.
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von ehemaliger User » 10.01.2013, 16:22

Das ist eben genau der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Rein rechnerisch hat Kiki völlig recht. Was nicht berücksichtigt ist, sind die Längenverluste über das Wippen- und Rollensystem. Die Auslenkungen der nicht-gezogenen Schäfte können derart verkleinert werden, dass sie kaum aus der Neutrallage kommen. Ich konnte das bei meiner Weblehrerin 1985 konkret ausprobieren - und dabei handelte es sich um einen Profi-Webstuhl.
Mein einziges Anliegen ist, dass sich jeder, der sich für einen Rollen/Wippen-Webstuhl entscheidet, diesen vorher ausprobiert, ob er den Ansprüchen gerecht wird. Es gibt nichts Frustierenderes, als jeden "Schuss" mühevoll durch ein kleines und unsauberes Fach zu "schieben" - einen Schnellschuss kann man oft vergessen. Ich habe damals 12m Handtücher geschoben...
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Sephrenia » 10.01.2013, 16:37

Wie gesagt, bei mehr als 4 Schäften wird das sicherlich schwieriger. Mit 4 Schäften funktioniert es aber bei meinen beiden Webstühlen ganz hervorragend, das Fach ist mehr als groß genug und einwandfrei sauber. Wenn in der oberen Lage beim Kettköper die Kettfäden nicht ganz genau in einer Ebene liegen, behindert das das Weben ja nicht. Und das schöne am Rollenzug ist ja, dass sich die meisten damit ausgerüsteten Webstühle problemlos später auf Kontermarsch umrüsten lassen, wenn es einen dann nach mehr Schäften gelüstet :D. Daher empfinde ich Rollenzug nicht als Ausschlusskriterium beim Webstuhlkauf, auch wenn man damit vielleicht nicht in alle Ewigkeit weben möchte.

LG Kiki

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 10.01.2013, 16:40

Ok, ich hatte den falschen Webstuhl im Kopf. Es gibt auch Varianten, wo die Rollen an denen immer zwei Schäfte hängen feststehen, und keine weiteren Wippen im Verlauf, dann ist nix mit 1:3.

Im Endeffekt hat der Rollenzug also einfach nur die Querschemel oben statt unten. Wenn ich mir so ein paar Varianten anseh würd mich am meisten nerven, daß da noch ne Schnur im Weg ist, wenn ich die Litzen verschieben will.
Und weil die Wippen wieder nur zwei Schäfte versorgen können wird's bei mehr als 4 Schäften unpraktisch, es sei denn man baut nochmal so einen Rollenzugbaum höher: ein Rolle oben, an der dann zwei Rollen mit je 4 Schäften hängen, die alle wieder Wippen haben... das wird eine hohe Konstruktion.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 11.01.2013, 14:02

Stimmt, die Schnur ist beim Litzen verschieben im Weg. Aber ich glaube, die Schnur aus und wieder einzuhängen (Texsolv) geht schneller als die angeblich komplizierte Kontermarschverschnürung zu ändern.

Zum Knick im Hirn: Die Anbindung der Schäfte (oben am Webstuhl) ändere ich nicht (nach skandinavischer Lehre müsste man übrigens die nicht benötigten Schäfte immer abbauen und im Schrank lagern, und nach jedem Webstück den Webstuhl auseinandernehmen - also alle Verschnürungen auf und die Schäfte raus - sonst funktioniert auch deren Bäum-System nicht). Ich ändere nur die Verschnürung der Tritte, so wie's eben gerade am besten passt.

Bei 1/3 Kombinationen ist das Fach nur halb so hoch, stimmt (zumindest bei meinem Glimakra Ideal). Ist mir aber egal - ich brauche ein Fach, keinen Schrank. Meine Handschützen und Schiffchen passen durch, mehr braucht's nicht (und so war das auch schon im letzten Beitrag gemeint. ICH komm' mir verarscht vor, wenn mir jemand erzählt, dass etwas unmöglich ist, was ich dauernd mache.)

Ach übrigens, ich webe, um Stoff herzustellen! Damit ich ihn nicht kaufen muss - abgesehen davon, dass es ihn nicht zu kaufen gäbe.

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Asherra » 12.01.2013, 11:40

:totlach: Nein, ich nehm die Verschnürung NICHT jedesmal auseinander. Noch nicht mal zum Umziehen. Ich hab den kompletten Satz Schäfte so wie er war raus gehoben, Webstuhl abgebaut und dann alles einfach so wieder rein getsteckt, wie's vorher war.
Die obere Hälfte ist bei mir mit Kontermarschschnur gemacht und nach unten dann Texsolv weil's schneller geht. Oben faß ich nach dem ersten Mal gleichmäßig abhängen nicht mehr an.
Wir haben halt auch etwas mehr Platz als früher, ich muß den Webstuhl nicht mehr abbauen, damit die Schweine noch mit in die Küche passen.

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 13.01.2013, 07:43

Vor allem haben wir Zentralheizung - beim Schweinezüchter eventuell auch im Stall ;) (oder da zumindest eine Lampe für die Ferkel).

Aber zurück zum Thema und konkret: Wenn du ein anderes Muster weben willst - wieviele Schnüre musst du dann maximal ändern?

Und kann man eigentlich die Verschnürung auch ändern, wenn eine Kette auf dem Webstuhl ist? Rachel Brown behauptet, nicht...

Ciao, Klara

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Sephrenia » 13.01.2013, 13:09

Klara hat geschrieben: Und kann man eigentlich die Verschnürung auch ändern, wenn eine Kette auf dem Webstuhl ist? Rachel Brown behauptet, nicht...
???? Ich hab´s bisher immer so verstanden, dass man die Verschnürung erst macht, nachdem die Kette auf dem Webstuhl ist, warum sollte man sie dann nicht auch ändern können?

LG Kiki

Klara
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Klara » 23.01.2013, 13:55

isarwinkler hat geschrieben:Welchen Grund gibt es für Dich, zu weben?
Wenn die Frage gestern gekommen wäre, wäre die Antwort gewesen: Weil Sklavenhaltung verboten ist und ich mir keinen Angestellten leisten kann.

Wenn das Muster erst mal verstanden und entworfen ist, die Kette mit der richtigen Spannung drauf und die Entscheidung, wie man die Randfäden mit einbezieht (oder nicht) gefallen - dann ist Weben ungefähr so spannend und interessant wie Auto fahren. Na ja, immerhin ist es ungefährlicher, umweltfreundlicher und kostet weniger...

Ciao, Klara

PS: Ich bin gerade bei "Summer and Winter"

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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Arachne » 25.01.2013, 18:37

Klara hat geschrieben:Und kann man eigentlich die Verschnürung auch ändern, wenn eine Kette auf dem Webstuhl ist? Rachel Brown behauptet, nicht...

Ciao, Klara
Warum sollte man das nicht können? Klar kann man. (Nur Schafthalter oder Feststellbolzen sollte man benutzen ... )

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Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von Wollminchen » 26.01.2013, 00:14

Arachne hat geschrieben:
Klara hat geschrieben:Und kann man eigentlich die Verschnürung auch ändern, wenn eine Kette auf dem Webstuhl ist? Rachel Brown behauptet, nicht...

Ciao, Klara
Ist sogar ne gängige Methode, verschiedene Muster zu weben,
wenn der Webstuhl nicht genug Schäfte oder auch Tritte zur Verfügung hat.
Liebe Grüsse
das Minchen

Noch ganz klein isser, aber mein
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Re: Vorteil von Kontermarsch gegenüber Rollenzug?

Beitrag von versponnen » 26.01.2013, 10:11

zur diskussion..
meine Erfahrung... ich webe nur mit Kontermarsch, weil es so vielfältig ist.

Und ich ändere immer wieder die Verschnürung. ebenso nehme ich alle Schäfte und Wippen,Querschemel und Tritte heraus, die nicht gebraucht werden.
Litzen auch,wenn sie stören.

aber ich finde es schöner, einen großen Kontermarschwebstuhl zu haben, in den man hineinsetzen sich kann..schnürt sich leichter..

Nun will ich lernen, nur einzelne Tritte an einen Schaft anzuschnüren beim nächsten größeren Projekt, um interessante Muster zu weben.
lese dafür viel in schwed. Literatur,,wobei ich nicht schwedisch kann, aber mit google und vielen Abbildungen geht es..
...aber langsam kapiere ich es. Gruß Wiebke

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