Ella zweifädig zieht nicht

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Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Kattugla » 20.12.2012, 23:14

Ihr Lieben,

es ist zum Mäusemelken.
So lange hab ich meine "alte" Ella ja jetzt noch nicht, allerdings liebe ich den zweifädigen Betrieb auf ihr heiss und innig, Tom hat mir frischen dünnen (2mm) PU-Riemen geschickt, um den alten grünen 3mm-Riemen zu ersetzen... hach.
Aber:
Wenn die Spule noch leer ist, verweigert die Ella das stracke Einziehen. Die Spule zieht nur ganz labberig, ich ertappe mich, wie ich den Faden fast reinschiebe. Das ist irgendwie Mist (oh ja, auch Seide kann man überdrallen! ?( ) - und ich komme beim besten Willen nicht drauf, woran es liegen könnte.

* Spulen sind geschmiert, ob die mit Sinterlager oder die mit Kunststoff ist egal, das Phänomen gibts hier wie da.
* Riemen rutscht nicht, das Phänomen tritt auch auf, wenn ich den Spinnkopf hochsetze, um nachzuspannen.
* Wenn ich (hab den normalen Wirtel drauf) auf die grosse Wirtelrinne umlege, ziehts wie Hölle (solls ja auch), das ist bei leerer Spule aber viel zuviel, so kommt zu wenig Drall ins Garn
* Faden fluppt auch gut über die Haken und hängt nirgends
* Anfangsfaden ist mit Gummiband auf dem Spulenkern festgemacht, der kann in diesem Universum nicht rutschen.

Wenn ein paar Millimeter Garnschicht auf der Spule sind, gehts prima und so, wie es soll. Nur die Anfangsmeter sind so komisch. Und zwar bei jedem Haken - es muss eine ganze Schicht auf dem Spulenkern sein, erst dann kann ich mich entspannen und einfach so rumspinnen.
Wenn ich beim Spinnen mal kräftig kurz am Garn ziehe, ziehts wieder ein, ein paar Zentimeter, dann wirds wieder labberig.

Ich kanns mir physikalisch einfach nicht erklären, wo es da hängt. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die kleinere Wirtelrinne zu glatt ist - aber dann müsste der Antriebsriemen doch spätestens beim Spannen richtig anbeissen?

Hat jemand ne Idee?
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Beyenburgerin » 20.12.2012, 23:17

Erklären kann man das nicht, das ist nicht logisch. Macht sie aber schon mal. Kreuze die PUR Schnur mal anders rum. Drücke mal auf die Achsen an den Rädern. Überall so ein bisschen hin und her schieben.

LG Brigitte
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Anna » 20.12.2012, 23:33

Es klingt jetzt voll bescheuert, aber guck mal, ob die Schnur wirklich in den Rillen liegt und nicht davor oder dahinter. Hatte ich nämlich schon mal.

Grüße von Anna
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Kattugla » 20.12.2012, 23:53

Nee, die Schnur liegt da, wo sie soll (sowas krieg ich auch hin, der Gedanke war schon nicht so schräg *g*).
Beyenburgerin hat geschrieben:Kreuze die PUR Schnur mal anders rum.
Jap! Das half nachhaltig und zuverlässig! Danke! :))
Erklären kann man das aber nicht wirklich, oder?
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von anne » 21.12.2012, 06:04

Erklären kann man das wirklich nicht - Tom hat mir das auch als Hinweis für meinen zweifädigen Tom mitgegeben und auch er sagt, dass das irgendwie einfach so ist.

Spinnen hat halt was mystisches ;)

Liebe Grüße,

Anne

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von festgestrickt » 21.12.2012, 08:37

Ihr werdet's nicht glauben, aber genau das hatte ich beim letzten Zwirnen auf dem Henkys!! Dabei zieht das doch sonst wie blöd und ich spinne und zwirne immer komplett ohne Bremse. Wenn ich mal kurz am Faden gezogen habe, dann hat es wieder kurz eingezogen. Ich habe dann die Bremse benutzt, aber ideal war das irgendwie auch nicht. Und nach der ersten Lage war alles wieder normal.

Also, das würde mich ja jetzt wirklich mal interessieren, woran das liegen könnte. Ich habe auch alles durchgeschaut, aber alles war in Ordnung. Merkwürdig.

LG festgestrickt
Liebe Grüße
Sabine

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von stuart63 » 21.12.2012, 08:43

...und ich habe das manchmal am Polonaise, meistens am Anfang, manchmal dazwischen. Mit ein bißchen hin und herziehen gehts dann.
Ich habe den Grund dafür auch noch nicht gefunden.

LG Katja
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von spulenhalter » 21.12.2012, 10:39

Kattugla hat geschrieben:...
Ich kanns mir physikalisch einfach nicht erklären, wo es da hängt. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die kleinere Wirtelrinne zu glatt ist - aber dann müsste der Antriebsriemen doch spätestens beim Spannen richtig anbeissen?

Hat jemand ne Idee?
Physikalisch erklären - Da wäre die erste Frage: Welchen Durchmesser haben Wirtel und Spule? Und ist eine ausreichende Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Spule und Wirtel gegeben?

Um so etwas zu prüfen mache ich mir Markierungen auf Spule und Wirtel und schau mir die relativgeschwindigkeiten an.

Glatte Lauffläache / Durchrutschen auf dem Wirtel ist auch möglich.

Geht es mit der 3mm-Schnur, dann kann es am Rutschen liegen.
Gruß Mathias

---------------------------------------------------
Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Sephrenia » 21.12.2012, 14:25

spulenhalter hat geschrieben:Physikalisch erklären - Da wäre die erste Frage: Welchen Durchmesser haben Wirtel und Spule? Und ist eine ausreichende Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Spule und Wirtel gegeben?
Ähm, wir reden hier von einem Ella von Tom Walther, nicht von irgendeinem Dekorad... ich glaube die Frage nach geeigneten Wirteldurchmessern erübrigt sich damit ;) .

Beim Ella hatte ich solche Probleme im übrigen noch nicht, beim Henkys hingegen hatte ich das auch mal. Des Rätsels Lösung war eine winzige Rauheit im hölzernen Einzugsloch, wo sich der Faden manchmal verfing. Einmal mit feinem Schmirgelpapier um den Finger gewickelt durchs Einzugsloch gewischt und nie wieder Probleme damit gehabt.

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von festgestrickt » 21.12.2012, 15:27

Gut zu wissen - da werde ich das Einzugsloch meines Henkys mal genauestens inspizieren. Danke für den Tipp.

LG festgestrickt
Liebe Grüße
Sabine

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von thomas_f » 21.12.2012, 21:06

Wieso das Problem bei vollerer Spule verschwindet, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären.

Was die Kreuzungsrichtung angeht: Je nach dem, wie herum man spinnt, wandert die Kreuzung des Treibriemens auf die eine oder die andere Seite, sie liegt immer im lockereren Trumm, da wo das Schwungrad den Riemen "schiebt". Die Richtung, in der der Riemen zur Acht gelegt wird, bestimmt, ob die beiden Riemenabschnitte sich beim Z- oder beim S-Spinnen am Kreuzungspunkt aneinander reiben oder (besser) nicht. Der eine Abschnitt läuft ja zum kleineren Spulenwirtel, der andere zum größeren Flügelwirtel. Deshalb sollte man idealerweise zum Zwirnen die Antriebsschnur andersherum auflegen, oder, faul wie ich, ein anderes Spinnrad benutzen ;) .

Das betrifft naturgemäß nur zweifädig getakelte Räder, bei den gebremsyten kreuzt sich ja nix!

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Klara » 21.12.2012, 21:28

Also ich habe so momentanes nicht-einziehen-wollen in erster Linie dann, wenn sich ein Haar (gerne Mohair) um ein Häkchen geschlungen hat. Beim dran ruckeln reisst das Haar und das Problem ist gelöst. (Oder die grobe Variante davon - ganzer Faden irgendwo rumgeschlungen, wo er nicht sein sollte. Aber das sieht man...)

Ciao, Klara

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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Kattugla » 23.12.2012, 15:48

Danach hatte ich als erstes geguckt - war bei den Kromskirädern fast der Regelfall, wenns mal nicht zog.
ich erinnere mich auch, dass mich das Polonaise im zweifädigen Betrieb auch schonmal vor das Rätsel gestellt hatte - da allerdings erst, als die Spule voller wurde und das Treten schwerer. Da "schob" das Schwungrad dann so viel Riemen vor der Spinneinheit zusammen, dass die Reibung fast gen Null ging. Deswegen ja das Nachspannen...

Thomas hatte da mit der "Schiebeseite" und der "Ziehseite" an der Antriebsschnur schon vollkommen recht, ich kriegs nur nicht hin, die verschiedenen Variablen in der Gleichung so aufzulösen, dass ichs verstehe. :O

So funktioniert es jetzt bei mir:
121223_01.jpg
die von der Knechtseite kommende Riemenhälfte zieht über die von der Trittseite kommende Riemenhälfte zum (kleineren) Spulenwirtel, die von der Trittseite kommende Riemenhälfte unter der anderen zum (grösseren) Flügelwirtel (nicht wundern, ich spinne linksrum).

Wenn ich versuche nachzuvollziehen, was da passiert, dann müsste ja (theoretisch) die Riemenhälfte, die zum Spulenwirtel zieht, die andere Hälfte auch noch herunterdrücken und damit noch mehr reiben = Zugverlust.
Tut sie aber nicht.
Ich denke mir, dass sich die beiden Riemenhälften so auf der Kreuzungsseite ein wenig ausbremsen und auf der anderen Seite damit das "Ziehen" das "Schieben" ausgleichen kann - so, wie's im Idealfall auch sein soll.

Konnte mir grad jemand folgen...? :rolleyes: :)
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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Vivilein » 23.12.2012, 17:02

Nö... :totlach:

Aber schön, dass es so funktioniert und die Dame brav spinnt :-)

Bunte Grüße, Ester
http://stricktatur.blogspot.com


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Re: Ella zweifädig zieht nicht

Beitrag von Klara » 30.12.2012, 00:17

Kattugla hat geschrieben:...

Wenn ein paar Millimeter Garnschicht auf der Spule sind, gehts prima und so, wie es soll. Nur die Anfangsmeter sind so komisch. Und zwar bei jedem Haken - es muss eine ganze Schicht auf dem Spulenkern sein, erst dann kann ich mich entspannen und einfach so rumspinnen.
...
Ich habe ein sehr ähnliches Problem beim Minispinner, allerdings mit Spulenbremse. Bei den "nackten" Spulen (ohne Rohrisolierung um den Kern) will die erste Lage nicht flüssig einziehen (ich lass' relativ lange Abschnitte auf einmal aufwickeln, mache also keinen sauberen "worsted draft"). Bei der zweiten Lage (und den Spulen mit Rohrisolierung um den Kern) ist alles okay, heute habe ich die Bremse sogar ein bisschen gelockert.

Ich habe eine Ahnung - allerdings nicht die Mathekenntnisse um's zu beweisen - dass das was damit zu tun haben könnte, dass der Spulenkern so dünn ist (die Minispinner-Spulen sind grösser als meine anderen, aber der Spulenkern ist dünner), dass nur sehr wenig Garn rumgewickelt wird, wenn der Flügel die Spule einmal umrundet. Bei den "isolierten" Spulen ist der Kern ca. doppelt so dick, da wird bei einer Umrundung doppelt so viel Garn aufgewickelt.

Andererseits - irgendwann, bei sich weiter füllender Spule, muss ich die Bremse dann ja wieder spannen... Warum ist Spinnen nur so kompliziert, wenn man erst mal anfängt, drüber nachzudenken und zu versuchen, die Zusammenhänge wirklich zu verstehen?

Ciao, Klara

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