Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

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Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Kattugla » 09.12.2012, 11:36

Ihr Lieben,

zeitgleich zur Ella kam ja mein ebay-Fang hier an - das Bockrad, das so entfernt an ein altes Traub erinnerte.
Zunächst: es ist deutlich älter. ;)

Da das Schwungrad schlackert und sich das Rädchen förmlich dazu anbietet, es zum Rennen zu bringen, wollte ich mich endlich daran wagen, es auch mal mit Kugellagern zu probieren.

Nur: wie krieg ich die dorthin, wo sie hingehören?

Ich kann mich ja noch aus meinem ersten Beruf dran erinnern, dass wir die Kugellager (bei uns waren die etwas *hüstel* grösser) mit einer Maschine auf die Achse/ Welle aufgepresst hatten. Achsendurchmesser und Innendurchmesser des Kugellagers hatten eine minimale Steigung, sodass das Lager dann auch fest auf der Achse sass. Runtergezogen hatten wir sie mit einem Abzieher - so einer Art dreiarmiger Kralle mit Gewindevortrieb.

Wie also mache ich das, wenn ich nur eine normal ausgestattete Kellerwerkstatt habe und die Kugellager viel kleiner sind?

Beim Achsdurchmesser von (z.B.) 8mm - welches Kugellager kaufe ich da?

Wie macht Ihr das?
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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von spulenhalter » 10.12.2012, 12:40

Kugellager kaufe ich im Bastelgeschäft, meist bei Con**d oder im Internet bei g**le einfach Kugellager eingeben. Da gibt es auch verschiedene Shops.

Je kleiner die Laufkugeln sind, zwischen Innen- und Außenring, umso weniger belastbar sind sie.
Meist nehme ich die recht stabile Serie z.B. Radial-Chromstahl-Kugellager 16 mm Außendurchmesser, 8 mm Innendurchmesser, 5 mm breit, gerade für das Schwungrad.

Beim Aufziehen der Lager auf die Stahlwelle schleife ich diese meist mit Feile und Sandpapier auf das passende Maß. Im Holz arbeite ich den Lagersitz mit einer Fräse aus.
Falls das Lager nicht fest genug sitzt, kommt der 2-Komponentenkleber dran. Für diese Belastungen reicht er alle male.

Hinweis:
Ich bin ein bischen von den Kugellagern, vor allem bei älteren Spinnrädern abgerückt, Leder läuft wunderbar leicht und leise. Blei ist auch sehr gut, vor allem am Schwungrad.
Gruß Mathias

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Kattugla » 10.12.2012, 20:00

Alles klar, danke schonmal! :)
Dann ist da also sehr viel weniger Gedöns dran, als ich befürchtet habe.

Nach dem Freilegen der Kupferlager an meiner 80jährigen Dänin seinerzeit bin ich übrigens auch grosser Fan von Gleitlagern, ich streite noch mit mir. Aber dazu muss ich mir erstmal das Innenleben meiner Neuerwerbung genauer angucken...
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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Arachnida » 13.12.2012, 15:51

Das mit den Lagern hat mich auch interessiert, danke für die Infos. Ich hab ja schon Fotos von so Kugellagern gesehen mir aber nicht erklären können, wie die befestigt werden, ist ja keine Möglichkeit gegeben die anzuschrauben. Also einfach sehr stramm einpassen und nötigenfalls kleben. Super!
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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von spulenhalter » 13.12.2012, 16:28

Arachnida hat geschrieben:Das mit den Lagern hat mich auch interessiert, danke für die Infos. Ich hab ja schon Fotos von so Kugellagern gesehen mir aber nicht erklären können, wie die befestigt werden, ist ja keine Möglichkeit gegeben die anzuschrauben. Also einfach sehr stramm einpassen und nötigenfalls kleben. Super!
Richtig, eigentlich sollen Sie (fast) immer stramm sitzen und werden auf bzw. eingepresst.
(Fast immer, es gibt ausnahmen, bei denen ein Lagersitzbeweglich sein muß wegen dem Längenausgleich. Sonst gint es Spannungen in Lager, starker Verschleiß und Reibung)

Bei hochbelasteten Lagern muss man darauf auch achten. Bei meiner Drechselbank sitzt ein Lager, der Welle mit dem Backenfutter, nicht ganz fest. Das gibt ein Geräusch und etwas Spiel, was manchmal stört.

Im Maschinenbau und dass es wirklich hält würde man die Welle austauschen oder den Lagersitz instandsetzen. Dazu wird der Lagersitz aufgeschweißt und damit dicker, danach wieder sauber abgedreht. dann passt es.

Ich werde aber, da ich keine Drehbank habe, das Lager aufkleben und hoffe, dass es hält. :fear:
Gruß Mathias

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Martin » 19.12.2012, 09:10

Es gibt auch Lager mit einem etwas längerem Innenring, der also über das Lager übersteht und darin ist eine oder zwei Madenschrauben, so dass du es mit der Madenschraube an der Achse klemmen kannst. Stark klemmen muss es ja nicht. Kleb geht sicher auch, wenn es vorher ordentlich entfettet ist, aber du bekommst es eben viel schlechter später mal demontiert.
Am Außenring kann man das Lager statt zu kleben auch minimal überstehen lassen (1mm) und dann außen einen Ring drüberschrauben (wie eine Unterlegscheibe, aber mit den passenden Maßen), der den Außenring festklemmt.
Kugellager gibt es wie Sand am Meer. Z.B. Kugellager-Express punkt de hat eine Auswahl. Pro Größe Innendurchmesser gibt es mehrere Außendurchmesser. Dann noch verschiedene Arten. Was hier als Kugellager bezeichnet wird sind genau genommen Rillenkugellager. Aber das ist für Spinnräder eher unrelevant.
Wenn du keine Fräse hast könntest du auch probieren das Loch mit einem Forstnerbohrer zu bohren.

P.S.: Vielleicht noch zum Kugellageraufbau bzw. den Bezeichnungen:
Innerer Teil: Innenring, dann kommen die Kugeln, dann äußerer Teil=Außenring. Evtl. sitzt zwischen den Kugeln noch ein sogenannter Käfig aus Blech und evtl. um die Kugeln seitlich eine Kunststoffdichtung, damit das Schmierfett drin bleibt.

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von wollwolff » 12.01.2013, 14:26

Hallo,

ich möchte nur auf meinenKugellager- Beitrag vom 5.8.11 hinweisen, dort steht einiges zum gefragten Thema drin ..... :o(.... bin zu dumm zum Verlinken.

Als Ergänzung vielleicht noch,

grundsätzlich gilt: der Kugellagerring der zuerst die Drehwirkung erfährt muß festsitzen, der ander kann Schiebe- bis Los-Sitz haben.

Achtung es gibt 2 sorten Deckscheiben
1. = Metall = Kennzeichnung ZZ ist nur Spaltdichtung, sperrt mäßig gegen Staub, ist ölbar, leichtlaufend
2. = Kunststoff , weiss, beige brau bis schwarz = RS, sperrt dicht gegen Staub und Öl, schwerlaufend wegen der Dichtreibung.


LG Jürgen

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Mondvogel » 12.01.2013, 14:38

Ich habs ja eher nicht so mit Metallbau, daher verzeiht meine doch etwas dumme Frage.
Wenn ich nun in eine Spule statt des vorhandenen Kunststoffrings als Auflage lieber ein Kugellager einbauen will, befestige ich es doch am Holz und zur Welle des Flügels besteht dann ein minimales Spiel? Ich muß die Spulen doch tauschen können? Oder ist da ein Denkfehler?
Liebe Grüße vom Mondvogel

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von wollwolff » 12.01.2013, 17:03

An Vorgängerbeitrag


Du hast recht,
so 1 zu 1 getauscht, braucht Deine Spinnwelle Schiebesitz, sonst bekommst Du sie nicht herunter. Das hier benötigte Spiel währe
nicht unbedingt förderlich ( Klacken als Geräusch u.U.).

Die Kugellagersysteme in Spulen sind überwiegen "Domlösungen", wo eine starre Hohlwelle aus Kugellagern und Hülse gebaut wird.
Deine Spule mit nur Holzbohrung, wie Kugellager außen, schiebst Du nur drauf. Fixiert wird es dann mit dem Flügelsysten o.ä..

( z.B. Reiserad von Luet , das mit den vielen Schwungrädern, 2 Tritten).

Nur sollte das Kugellager auch nur dann eingebaut werden, wenn es um die Lagerung von großen Drehzahlen geht.
Spulen drehen sich doch in der Regel nur wenig um die Spinnwelle, nur den Einzug schnell. Hier ist m.E. immer noch ein gutes Gleitlager
am geeignetsten.

LG Jürgen

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von spulenhalter » 13.01.2013, 20:07

Mondvogel hat geschrieben:Ich habs ja eher nicht so mit Metallbau, daher verzeiht meine doch etwas dumme Frage.
Wenn ich nun in eine Spule statt des vorhandenen Kunststoffrings als Auflage lieber ein Kugellager einbauen will, befestige ich es doch am Holz und zur Welle des Flügels besteht dann ein minimales Spiel? Ich muß die Spulen doch tauschen können? Oder ist da ein Denkfehler?
Malottke hat da ein gutes System.

Soweit ich mich erinnere, habs nur einmal kurz gesehen:
Der Innenring der Kugellager sitzt fest auf der Welle.
Die Welle wird im Bereich der Spule geschraubt, ist also zweiteilig.
Der Außenring sitzt in der Spule und ist mit Filz eingefaßt, so dass nichts klappern kann.


Vielleicht hat jemand, der ein Malottke besitzt einmal ein Bild für uns. Für mich ist dieses eine geniale Konstruktion.

Ansonsten verwende ich Lederlager, laufen super leicht und geräuschlos.
Gruß Mathias

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Re: Frage an die Bastler: wie montiere ich ein Kugellager?

Beitrag von Mondvogel » 14.01.2013, 10:55

Dann ist also ein neues Gleitlager aus Leder wohl die bessere Option, denn klappern sollen die Spulen nicht.
Na dann geh ich mal basteln :)
Liebe Grüße vom Mondvogel

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