thaqs hatte hier im Flohmarkt zwei Spinnräder gegen Porto zu verschenken, eins davon ist gestern hier bei mir angekommen. Zusammen mit einem riesigen Berg wunderschöner, dunkelbrauner Bergschaf-Rohwolle als "Polsterung"

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Erstmal hatte ich denselben Effekt wie Kattugla: Das Rädchen ist ja soo winzig! Schaut her:

Das Schwungrad hat einen Durchmesser von gerade mal 35cm. Gewohnt bin ich 60 cm ("Alte Schwedin", dahinter). Bei genauerem Ansehen kamen dann ein paar schöne und ein paar weniger schöne Seiten des prospektiven Herdenzuwachses ans Licht:




Ähnliche Vorgänge hatten auch ein paar Zapfen ruiniert: die Streben unter der Hauptplatte, das rechte hintere Bein und der vordere Flügelhalter waren betroffen. An diesen Stellen war das Rad schonmal vorher gebrochen und mit gutem Willen, viel Hoffnung und etwas Weißleim geklebt worden. Leider kann Weißleim keine Löcher überbrücken und es ist auch beileibe nicht einfach, die Brüche vernünftig zu fügen und zu pressen. Jedenfalls waren zwei dieser Stellen erneut gebrochen und die anderen wackelig. Nachdem die Streben und das Bein rausgenommen waren, konnte man sehen, dass es nichts bringen würde, die stumpf auf morsch nochmal mit Weißleim zu verleimen. Also mit dem scharfen Klauenmesser


Das war 'ne Rosskur, schön geht sicher anders, aber ein neues Spinnrad bauen oder kaufen kann ich vielleicht ein anderes Mal



Damit ist das Hauptproblem fürs Erste aus der Welt. Was noch zu tun war: Die hölzernen Splinte rausklopfen und -ziehen (keiner von denen war danach noch verwertbar), Führung und Gewinde des Spinnkopf-Verschieberismus etwas reinigen und mit Teelicht einreiben, Flügelachse von verharztem Fett befreien, reichlich frisches Mehrzweckfett an Flügel-, Spulen- und Schwungradlager geben, alles wieder zusammenbauen (eine meiner kleinen Baumarktspindeln hat die neuen Splinte spendiert):

Die Antriebsschnur ist jetzt aus Küchengarn; ich hätt sie ws. gern noch dünner, mal sehen, was ich noch finde.
Aber nun zur Hauptsache: Es spinnt! Sehr leise, sehr flüssig. Wenn man sich erstmal an das hochfrequente, aber sehr zarte Treten gewöhnt hat. Der Einzug ist sehr zart einstellbar, dabei sehr gleichmäßig, obwohl der Weg des Fadens durchs Einzugsloch und über die Häkchen nicht gerade vertrauenserweckend aussieht. Die Einzugscharakteristik könnte sich durch eine weniger elastische Antriebsschnur noch etwas ändern.
Es spinnt nur hauchdünnes Garn. Für mittlere Stärken ist schon das Einzugsloch zu klein (4,5mm, ich musste mit einer Filznadel von hinten einfädeln, mein Einzughaken war zu "klobig"


Weiters: Die Spule werde ich nicht so schnell wieder aus- und einbauen, es hat eh nur diese eine und ich habe Haspel und Knäuelwickler. Spulenwechsel wäre vor allem für die Flügelholme zu anstrengend


Ich werde das Zwergziegenkitz am Sonntag mit zum Spinntreffen nehmen und zwei Stündchen bespielen, vielleicht auch mit einer dünneren Schnur; dann sehe ich weiter, was aus ihr wird. Erstmal überrascht es mich sehr positiv, dass man auf so einem Winzling anscheinend doch sinnvoll und recht angenehm produktiv spinnen kann.
Danke thaqs, für das schöne und lehrreiche Geschenk!
Beste Grüße -- Thomas