ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 29.06.2012, 16:17

Beim Vermessen der Achse ist mir leider noch ein vorher nicht bemerktes Problem aufgefallen: die Achse ist leider nicht ganz gerade. Kann man sowas überhaupt richten? Ich habe klar die Befürchtung, dass man beim Herausbringen der Nabe das Rad zerstört. Und bekommt man die Achse überhaupt wieder gerade? Durchmesser 8.5 mm, im inneren des Rades scheint ein Teil quadratisch zu sein.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von thomas_f » 29.06.2012, 16:57

Ich habe klar die Befürchtung, dass man beim Herausbringen der Nabe das Rad zerstört.
Dazu müsste man mehr über den genauen Aufbau der Nabe wissen, da gibt es verschiedene Bauweisen. Und, muss sie überhaupt raus?
Und bekommt man die Achse überhaupt wieder gerade?
Ganz klar ja, gerade genug allemal.

In welcher Weise, welcher Richtung, welchem Ausmaß ist die Achse denn "nicht gerade"? eine "Acht" im Rad mit einem Ausschlag von bis zu ca. 1/2 cm würde mich vorerst vielleicht gar nicht so sehr stören.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 29.06.2012, 19:20

Ich mach am besten mal ein Foto.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert - spinnt

Beitrag von schafgarbe » 09.09.2012, 10:30

Lange Zeit hatte ich mich nicht an die Achse herangetraut und im Schuppen, wo es stand hatten sich leider Wespen eingenistet. Aber einen schönen Tages habe ich Mut gefasst, einen Hammer genommen und die Achse aus dem Rad gekloppt. Da war ein schöner Knick drin, so wäre das Rad nie gelaufen. Ich habe die Achse dann auf zwei Holzblöcke gepackt, Krümmung nach oben und gehämmert. Irgendwann hat die Achse nachgegeben. Ganz gerade ist sie nicht aber jetzt dreht das Rad sehr schön. Lager habe ich aus Alu gemacht, weil Messing in der richtigen Grösse nicht zu bekommen war. Ob sich das bewährt? Ist wieder mal eins meiner Provisorien: mit Doppelklebeband befestigt, kann jederzeit wieder raus.
Die Flügellager musste ich komplett neu machen, da es keinen echten alten Flügel und Lager gab. Ich musste sehr stabiles Leder nehmen, da ich Platz für den Wirtel des Ashfordflügels neben dem Träger brauchte. Wie in spin off empfohlen habe ich Schuhsole verwendet. Zwei Lagen mit Pattex verklebt sind wundervoll steif. Löcher gebohrt und es fehlt nur noch der Treibriemen.
Es ist nicht ganz so leise wie meine anderen, spinnt aber gut und schnell. Blöd ist bloss, dass extrem wenig Platz zwischen Rad und Flügel ist und leider die Verstellung der Riemenspannung platzmässig sehr begrenzt ist. Bilder des derzeitigen Zustandes folgen.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 09.09.2012, 16:57

Und jetzt folgen die Bilder von Wolltraut:
Bild

So spinnt sie:
Bild

Uploaded with ImageShack.us

Das sind die Spinnflügellager (nicht elegant aber funktional): wichtig ist die Stabilität, da sonst die Gefahr besteht, dass der Spinnflügel abstürzt, da das herausstehende Ende sehr kurz ist.
Bild

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von Little Witch » 09.09.2012, 17:15

Klasse gelöst!!!
Das Wichtigste ist doch,das es hält und funktioniert :))
Viele Grüße Bild
Kerstin

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert - spinnt

Beitrag von spulenhalter » 10.09.2012, 07:37

schafgarbe hat geschrieben:... Lager habe ich aus Alu gemacht, weil Messing in der richtigen Grösse nicht zu bekommen war. Ob sich das bewährt? Ist wieder mal eins meiner Provisorien: mit Doppelklebeband befestigt, kann jederzeit wieder raus.
... Löcher gebohrt und es fehlt nur noch der Treibriemen.
Es ist nicht ganz so leise wie meine anderen, ...
Lagerungen von Flügel und Schwungrad habe ich bisger aus Alu, Leder und Blei gemacht. Auch handelsübliche Kugellager habe ich schon verwendet.
Von der Laufruhe gefallen Leder und Blei am besten. Messing ist mir als Material zu hart. Da kann es sein, dass die Laufflächen auf den Wellen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Lager klebe ich dann immer mit handelsüblichen Klebstoff ein.

So ein Rad läuft im Normalfall mit einer Baumwollschnur. Die würde ich als ersten probieren. Nur wenn diese nicht richtig läuft, würde ich anderes versuchen.

Wo macht dein Rad Geräusche. Meist ist es die Spule auf der Flügelwelle. Da baue ich Lederlager in die Spulen ein. Die laufen leicht und leise. Hab ich unter Instandhaltungen auch schon mal erklärt, wie ich es mache.
Gruß Mathias

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert - spinnt

Beitrag von schafgarbe » 10.09.2012, 08:32

spulenhalter hat geschrieben:
Lagerungen von Flügel und Schwungrad habe ich bisger aus Alu, Leder und Blei gemacht. Auch handelsübliche Kugellager habe ich schon verwendet.
Von der Laufruhe gefallen Leder und Blei am besten. Messing ist mir als Material zu hart. Da kann es sein, dass die Laufflächen auf den Wellen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Lager klebe ich dann immer mit handelsüblichen Klebstoff ein.

So ein Rad läuft im Normalfall mit einer Baumwollschnur. Die würde ich als ersten probieren. Nur wenn diese nicht richtig läuft, würde ich anderes versuchen.

Wo macht dein Rad Geräusche. Meist ist es die Spule auf der Flügelwelle. Da baue ich Lederlager in die Spulen ein. Die laufen leicht und leise. Hab ich unter Instandhaltungen auch schon mal erklärt, wie ich es mache.
Dann liege ich mit dem Lager aus Alu ganz gut, ein Glück. Leder wäre nicht so praktisch, weil das Alu besser eine seitliche Begrenzung macht, sonst hätte die Achse zuviel Spiel.
Zur Zeit habe ich einen Treibriemen aus Leinen drauf, Rest meiner Leinenjacke. Das gute daran ist, dass sich das Leinen kaum dehnt, weil ich eben in der Spannungsregelung begrenzt bin. Ich werde aber wohl auch mal PE ausprobieren.
Die Geräusche kommen wohl von der Radachse, es ist doch recht schwer, eine ursprünglich verbogene Radachse ganz gerade zu bekommen. Das Rad dreht jetzt aber toll, früher hat es abgestoppt. Seit ich Mehrzweckfett ins Lager eingebracht habe, ist es auch deutlich besser geworden.
Die Spulenlager sind es bestimmt nicht, schliesslich ist es ein moderner Flügel mit passenden Spulen mit Nylonlagern, es gab ja keinen echten Flügel.
Allerdings frage ich mich inzwischen, ob das Rad nicht doch mal ein echtes Rad war, dem aber der Flügel abhanden gekommen war. Wobei, wie kann eine Achse mitten im Rad einen derartigen Knick erwerben, ohne dass dem Rad etwas passiert?

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert - spinnt

Beitrag von spulenhalter » 10.09.2012, 08:43

schafgarbe hat geschrieben: ... Die Geräusche kommen wohl von der Radachse, es ist doch recht schwer, eine ursprünglich verbogene Radachse ganz gerade zu bekommen. Das Rad dreht jetzt aber toll, früher hat es abgestoppt. Seit ich Mehrzweckfett ins Lager eingebracht habe, ist es auch deutlich besser geworden.
Die Spulenlager sind es bestimmt nicht, schliesslich ist es ein moderner Flügel mit passenden Spulen mit Nylonlagern, es gab ja keinen echten Flügel.
Allerdings frage ich mich inzwischen, ob das Rad nicht doch mal ein echtes Rad war, dem aber der Flügel abhanden gekommen war. Wobei, wie kann eine Achse mitten im Rad einen derartigen Knick erwerben, ohne dass dem Rad etwas passiert?
Fett ist zur Geräuschdämmung immer gut, da läuft jedes Lager leichter und leiser.
Alu-Lager sind meist recht hart und damit laut. Ich würde es mit Bleilagern versuchen. Einfach ein Senkblei aus dem Angelladen flach ausgeklopft und passend gebogen. Die laufen bei mir sehr schön leise.

Spulenlager können es immer sein, auch neue klappern, ist das Geräusch auch ohne Antriebsschnur da??

Dein Spinnrad ist bestimmt ein "echtes" Spinnrad. Das sollte kein Deko sein. Ein Flügel kommt schon mal schnell abhanden. Schön, dass es etwas passendes nachzukaufen gibt.
Gruß Mathias

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 10.09.2012, 09:57

Das mit dem Senkblei könnte ich natürlich mal ausprobieren. Das Geräusch könnte aber auch vom Knecht kommen. Muss ich noch weiter analysieren.

Ich muss schon sagen, ich freue mich total über das hübsche Rad! So schwer war es dann doch nicht, es zum laufen zu bringen. :))

Dabei hatte die Verkäuferin grosse Schwierigkeiten mit dem Versand und wollte den Verkauf deshalb eigentlich rückgängig machen, ich habe sie aber überreded und mehr Porto gezahlt, ein Glück.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von spulenhalter » 10.09.2012, 10:19

Die großen Spinnräder sind einfach schwer zu versenden. Das Schwungrad ist schwer einzupacken und auch der Rest ist ja groß. Da kann ich die Verkäufer manchmal verstehen. Wir hatten unsere Schwedin auch abgeholt ( und bei der Verkäuferin gleich vorgesponnen).

Wenn du meinst, dass der Knecht Geräusche macht, demontiere ihn einfach und nimm statt dessen eine Schnur / Leinen o.ä. Die macht mit Sicherheit keine Geräusche und klappt genauso gut.
Gruß Mathias

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 10.09.2012, 13:19

spulenhalter hat geschrieben:Die großen Spinnräder sind einfach schwer zu versenden. Das Schwungrad ist schwer einzupacken und auch der Rest ist ja groß. Da kann ich die Verkäufer manchmal verstehen. Wir hatten unsere Schwedin auch abgeholt ( und bei der Verkäuferin gleich vorgesponnen).
.
Ich habe sie ja auch verstanden, sie hat das verpacken aber durchaus gemeistert, mußte dann aber feststellen, dass das Porto deutlich höher als der Preis des Rades war. Da habe ich dann angeboten, den höheren Portopreis noch nachzuzahlen.
spulenhalter hat geschrieben:Wenn du meinst, dass der Knecht Geräusche macht, demontiere ihn einfach und nimm statt dessen eine Schnur / Leinen o.ä. Die macht mit Sicherheit keine Geräusche und klappt genauso gut.
Zum Ausprobieren ob es daran liegt ist das eine sehr gute Idee. Da der Knecht aber orginal aussieht, möchte ich ihn dann aber doch im echten Betrieb verwenden.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 18.09.2012, 11:31

Abschließende Bemerkung: :))

Dieses Rad hat inzwischen das Zeug zum Lieblingsrad: inzwischen läuft es sehr leicht und geräuscharm.
Mit dem Ashford-Flügel harmoniert es sehr gut (Übersetzungen genau wie beim Elisabeth).
Jetzt bekommt es noch mehr Spulen und einen Schnellspinnwirtel. Sehr gut gefällt mir das Norwegerrad-Design, man kann da so schön Kleinigkeiten, die man beim Spinnen braucht, ablegen.

Für diejenigen, die sich ursprünglich Sorgen gemacht haben: Es wohnt auch nicht mehr im Schuppen, sondern im Wohnzimmer.

Ich werde allerdings bei einem Wirtelwechsel jeweils den Treibriemen wechseln müssen, da die Spannungsregelung keine so großen Unterschiede erlaubt. Mit einer 'Gangschaltung' hat man früher nicht gerechnet.

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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von schafgarbe » 06.10.2012, 13:54

Noch ein Nachtrag zum Thema:
Heute habe ich nun auch den Schnellspinnwirtel und Spulen des Ashfordflügels ausprobiert, um Baumwolle im langen Auszug zu spinnen, funktioniert einwandfrei.
Der Raddurchmesser ist 61 cm, daher sind alle Übersetzungen genau wie beim Ashford Elisabeth.


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Re: ich glaube, ich habe noch ein Spinnrad ersteigert

Beitrag von stuart63 » 06.10.2012, 13:57

Bis auf kleine Unterschiede sieht es aus wie ein Kromski Polonaise! Wunderschön!

LG Katja
Wer sich selbst treu bleiben will, kann nicht immer anderen treu bleiben

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