Radachse austauschen

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Radachse austauschen

Beitrag von irrlicht » 05.07.2012, 22:45

Hallo, habe kürzlich für kleines Geld ein altes Bauernspinnrad erstanden (Bilder folgen noch).
Es funktioniert soweit recht gut allerdings eiert das Antriebsrad weil

a) die Achse stark abgenutzt ist

b) die Lagerung im Holz (fehlende Schmierung oder Abnutzung) völlig ausgenudelt ist.

bevor ich zu sehr ins Detail gehe hier die Frage (an die Handwerker unter euch) welche mich primär interessiert.
Wie kriege ich die Achse aus dem Rad? Das Rad ist ausgebaut und der Knecht ist gelöst - es sieht so aus als
sei die Achse eingeklebt oder gekittet. Habe die Achse versucht mit dem Heissluftfön zu erhitzen und dann
mal vorsichtig probiert sie mit dem Hammer rauszuklopfen - Fehlanzeige, da rührt sich nüscht. Und brachial
will ich nicht so recht vorgehen aus Rücksicht auf Holz und Drehteile.

Vielleicht hat mir ja jemand ad hoc einen schlauen Tipp... ansonsten stell ich demnächst noch die Bilder
dazu ein (falls die weiterhelfen).

Danke schonmal im Voraus, vom irren Licht :)
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Re: Radachse austauschen

Beitrag von Vlasta » 05.07.2012, 22:58

Bestimmt werden Dir die amtierenden Holzwürmer gleich hilfreich zur Seite eilen. :))

Aber vielleicht muß die Achse nicht ausgebaut werden, sondern es reicht, ein Streifchen Leder in die Lagerungen einzupassen.
Liebe Grüße,

Vlasta

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Re: Radachse austauschen

Beitrag von schafgarbe » 06.07.2012, 07:56

Sag doch mal ein bisschen mehr zur Achse, wie sie abgenutzt ist. Ist sie nicht mehr rund? Im Durchmesser ungleichmässig?

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Re: Radachse austauschen

Beitrag von Schlompfine » 06.07.2012, 09:14

Ohne es gesehen zu haben, würde ich spontan "ausbohren" rufen. Zugekittete Dinge mit entsprechendem Bohrerdurchmesser mit der Bohrmaschine sorgfältig und senkrecht ausbohren. Bei Rausdrückaktionen hätte ich Bammel, dass das Holz reisst.

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Re: Radachse austauschen

Beitrag von thomas_f » 06.07.2012, 09:57

Wie kriege ich die Achse aus dem Rad?
Wenn du Pech hast, geht das nicht zerstörungsfrei. Da gibt es sehr verschiedene Bauweisen, Fotos der Nabe von verschiedenen Seiten wären evtl. hilfreich. Manchmal ist es sinnvoller, die Achse so gut es geht geradezubiegen, dass das Eiern minimiert wird. Man hat da gewisse Toleranzen, die generelle Flucht Schwungrad--Wirtel ist wichtiger. Damit zu:
b) die Lagerung im Holz (fehlende Schmierung oder Abnutzung) völlig ausgenudelt ist.
Ich empfehle Messingröhrchen bzw. -halblager wie bei meinem Rad:

Bild

Die Messingröhrchen bekommst du im Baumarkt in verschiedenen Durchmessern, mit Puck-Säge und Feile lässt sich das Material leicht bearbeiten. Die Lager müssten dann mit 2-Komponentenkitt oder eingeleimten Holzstücken in der passenden Position fixiert werden.

Wahrscheinlich sind die Lager auf den beiden Seiten unterschiedlich ausgenudelt. Wenn nach unten genug Platz für das Rad ist, könntest du auch überlegen, die Schlitze mit einer Rundfeile nach unten auf die richtige Höhe und Ausrichtung zu bringen. Welchen Weg du wählst, wirst du selbst entscheiden müssen.

Nicht vergessen: :foto:

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Radachse austauschen

Beitrag von irrlicht » 06.07.2012, 11:30

hier mal wie versprochen die Bilder... sind leider nicht sehr scharf, aber ich hoffe man erkennt das
relevante
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Radachse austauschen

Beitrag von irrlicht » 06.07.2012, 11:43

Schlompfine hat geschrieben:Ohne es gesehen zu haben, würde ich spontan "ausbohren" rufen. Zugekittete Dinge mit entsprechendem Bohrerdurchmesser mit der Bohrmaschine sorgfältig und senkrecht ausbohren. Bei Rausdrückaktionen hätte ich Bammel, dass das Holz reisst.
hatte ich meinem Mann schon vorgeschlagen - ihm ist aber das Risiko zu gross dass sich der Bohrer im Holz 'verläuft' (trotz Ständerbohrmaschine).
thomas_f hat geschrieben:die Achse so gut es geht geradezubiegen,
Geradebiegen haben wir schon versucht allerdings ist die Seite welche zum Knecht hin zeigt sehr abgenutzt und deformiert, so das zu befürchten
ist, dass sie ein Messing Lager auch schnell verschleissen würde, da keine flächige Auflage mehr da ist.

Irgendwie muss diese Achse doch rauszubringen sein *seufz*
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Re: Radachse austauschen

Beitrag von thomas_f » 06.07.2012, 12:27

Geradebiegen haben wir schon versucht allerdings ist die Seite welche zum Knecht hin zeigt sehr abgenutzt und deformiert, so das zu befürchten
ist, dass sie ein Messing Lager auch schnell verschleissen würde, da keine flächige Auflage mehr da ist.
Was für eine Deformation ist das denn, ist die nicht mehr rund? Solange sie rund (und später dann wieder gerade, s.u.) ist, sollte das reichen. Ringförmige Riefen und dünnere Stellen kannst du getrost ignorieren. Eine vollflächige Auflage ist nicht nötig, so riesengroß sind die Kräfte am Spinnrad nicht. Wenn sich das Messing im Laufe der Jahrzehnte an die Eisenachse anpasst -- soll es doch. Deine Kinder oder Enkel können ja irgendwann mal die Messingröhrchen erneuern ;)
Irgendwie muss diese Achse doch rauszubringen sein *seufz*
Vielleicht hat Mathias (spulenhalter) da mehr Erfahrung als ich. Ich kann an den Fotos nichts erkennen. Oft wurde die Nabe in zwei Teilen gefertigt, die Achse mit einem Splint in der Mitte eingepasst, die beiden Teile zusammengeleimt und in der Drehbank zu Ende gedreht. Da wäre dann zerstörungsfrei nix zu machen. :(

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Dies hatte ich zu deinem Post mit den Fotos geschrieben:

Die Achse hat einen Schlag an der Kurbelseite. Das ist bestimmt kein besonders gehärteter Stahl. Ich würde versuchen, das geradezubiegen:

- das kurze Ende in Schraubstock, Hobelbank, Werkbank o.ä. einspannen, so dass das krumme Ende nach oben ragt; Hartholz beilegen, sonst gibts Macken im weichen Eisen der Achse

- an der Kurbelseite einen schweren Hammer mit der Finne (dem schmalen Teil) gegen das kurze, noch gerade Teil knapp unterhalb der Krümmung halten

- mit einem mittleren Hammer, Entschlossenheit und viel Gefühl ;) das "böse" Achsenstück dahin klopfen, wo es hingehört. Der schwerere Hammer muss dabei verhindern, dass diese Schläge bis in die hölzerne Nabe gehen und gleichzeitig mit dafür sorgen, dass das Biegen an der richtigen Stelle passiert. Evtl. mit mehreren Personen arbeiten.

- Am Schluss etwaige Spuren von Hammer oder Schraubstock mit Feile und/oder Schleifpapier beiarbeiten

Zu Risiken und Nebenwirkungen: Die Nabe kann brechen, wenn doch Schläge an dem schweren Hammer vorbei "durchkommen" und die Achse innerhalb der Nabe verbiegen. :eek:

Die Probleme an den Lagern kann ich nicht besonders gut erkennen. Hilfreich wären evtl. Fotos in axialer Richtung, ähnlich wie meins oben. Am besten eines von jeder Seite der Achse, mit Achse (oder einer gleich dicken anderen Stange) und den Splinten (oder irgendwelchen Hölzchen, die satt in die Splintlöcher passen).

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Radachse austauschen

Beitrag von spulenhalter » 07.07.2012, 20:52

Ich schließe mich den Ausreden meiner Vorredner an.

Eine festsitzende Kurbel hab ich noch aus keinem Schwungrad herausbekommen.
Ich würde richten, notfalls wieder etwas rund feilen und es so lassen wie es ist.

Noch hat sie mehr als 3 mm Duchmesser. sie scheert nicht ab.

Beim Kurbelzapfen ist es anders. der läßt sich problemlos erneuern.

Als Lagermetall ist Messung gut. Im moment bin ich aber auch auf Blei gekommen, Weicher, - die Welle verschließt weniger, läuft notfalls auch ohne Schmierung und das Material kann ich mit Messer oder Scheere zuschneiden.
Nach dem Einsetzen eines neuen Kurbellagers läuft das Rad wieder gerade
.

Es ist ein schönes Rad, welches du da hast.
Gruß Mathias

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