Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

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Moderator: Claudi

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Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Fadenwirkerin » 30.06.2008, 18:04

Huhu,

ich habe gerade meinen ersten Spinnkurs mitgemacht und habe Spaß daran gefunden.
Jetzt schaue ich mich nach einem guten gebrauchten Spinnrad um.
Von der Optik her gefallen mir die Ziegenräder besser als die Bockspinnräder, aber meine Kursleiterin hat gesagt, daß die für Anfänger nicht so geeignet sind, weil man damit schwerer Spinnen kann.
Stimmt das wirklich?

LG Jule
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shorty
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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von shorty » 30.06.2008, 18:07

Obwohl ich ja rein optisch ein Freund von Bockrädern bin, glaube ich das eigentlich nicht.
Kommt eben drauf an, ob zweifädig oder einfädig, schnelle oder langsame Übersetzung.
Ich würde sagen, das ist egal ob Ziege oder Bock
Liebe grüße
Karin
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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Petzi » 30.06.2008, 18:22

Ich hab das erste Spinnen auf einem Louet gemacht und bin dann auf eine Ziege umgestiegen. Hatte keinerlei Probleme damit.

Das Einzigste, was mir einleuchten würde, ist, daß Ziegen oftmals Hanf-spinnräder waren und daher nur eine kleine Spule haben und man halt öfters wechseln bzw. abwickeln muß. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, warum das Spinnen auf einer Ziege schwieder und für Anfänger ungeeignet sein soll

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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Klara » 30.06.2008, 19:04

Das Hauptproblem mit einer Ziege ist, wenn die "Richtung nicht stimmt". Konkretes Beispiel: Ich MUSS mit dem linken Fuss treten, und würde eigentlich lieber mit der rechten Hand vorne (also näher am Einzugsloch) spinnen. Und das ist mit der traditionellen Ziege (Flügel links vom Antriebsrad) einfach nicht möglich (ich hab' die Hände umgelernt). Wenn du ein Rad mit Doppeltritt willst, ist deine Sitzposition auch fixiert und du musst die Hände so halten, wie es das Spinnrad erlaubt.

Ausserdem sind Ziegen schwerer transportierbar - brauchen mehr Platz im Auto (und natürlich auch zu Hause) und zwei Hände zum tragen.

Sonst spricht eigentlich einiges für eine Ziege: Ein Spinnrad spinnt i. A. umso besser, je grösser und schwerer das Antriebsrad ist. Bei einer Ziege kann das Antriebsrad viel grösser sein als bei Bockrädern (siehe Polonaise und Elizabeth 2). Was dann allerdings eine grosse Übersetzung bedeutet, sprich das Rad produziert viel Drall für jeden Pedaltritt - vielleicht meint die Kursleiterin deshalb, dass Spinnen nicht anfängertauglich wären (die setzt man ja auch in Golf Diesel und nicht in Ferraris).

Ziegen wurden wohl (habe ich hier gelesen, und meine Ziege bestätigt es) nicht als Deko-Massenware gebaut, also kriegst du auch auf E-Bay eine, die zumindest mal funktioniert hat (ob sie's jetzt tut, muss man ausprobieren - und grundsätzlich würde ich einem Anfänger von "Antikrädern" abraten).

Drittens finde ich, dass ich vor einer Ziege mehr Bewegungsfreiheit habe als vor einem Bockrad - die Position ist weniger fixiert (wie gesagt, meine Räder haben alle nur einen Tritt).

Also wenn sie dir besser gefallen, such dir eine - wenn es ein gutes Rad ist, wirst du auch lernen, damit zurechtzukommen (und ohne dabei jemanden umzubringen - wie mit dem Ferrari...)

Ciao, Klara

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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Samaha » 30.06.2008, 19:05

Hallo Jule,

wenn Du auf einem einfädigen Rad gelernt hast (auch Bockräder gibt's zweifädig, so wie es Ziegen einfädig gibt z.B. das Traditional von Ashford) ist es eine Umstellung auf das schnellere Tempo einer - meist zweifädigen - Ziege.

Sowohl Ziegen als auch Bockräder gibt es in gut und tauglich oder in nur für Dekozwecke geeignet - muss man genau hinschauen.

Gruss
Sabine
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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Klara » 30.06.2008, 22:57

Wieso heisst es eigentlich immer, das zweifädige Räder schneller wären? Schneller in welcher Beziehung? Ich verstehe unter "schnell" ein Rad mit hoher Übersetzung - also grosses Antriebsrad für kleinen Wirtel. Bei kleinem Antriebsrad und grossem Wirtel (z. B. Kromski Mazurka mit dem grossen Wirtel) ist das Rad nicht besonders schnell - nach meiner Definition.

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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von shorty » 30.06.2008, 23:08

Würde ich auch so sehen, schnell ist gleich hohe Übersetzung, gibts aber sowohl als Ziege als auch als Bockrad.
Die neuen modernen Bockräder schaffen flotte Übersetzungen, viel schneller als man vermutet.
Liebe Grüße
Karin
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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Fadenwirkerin » 01.07.2008, 01:25

Danke für die vielen Hinweise.
Dann kann ich mich ja ungeniert auf die Suche nach Beidem machen

LG Jule

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Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Greifenritter » 01.07.2008, 12:44

Also die Rahmenform ist wirklich nicht ausschlaggebend ob ein rad anfängertauglich ist. Je nach Haltung und Vorliebe liegt Dir die eine oder die andere mehr. Die unterschiedlichen Formen waren früher eine regionale Sache, heute ist es einfach Geschmacksache.

Wie Klara schon beschrieben hat gibt die Ziege eine Position vor, aber auch das Bockrad hat seine Eigenheiten, man sitzt anders davor ... mir persönlich liegt die Ziege mehr.
Doppeltritt bei ziegen finde ich persönlich eher unpraktisch, da passt mir dann die Sitzposition meist nicht mehr.

Da die Ziegen aber nur schwer transportabel sind stehen meine Lotte und meine Lizzy hier stationör und unterwegs bin ich mit meiner Rita und der Rosi (ein Bock-Reiserad und ein Hochrad).

Das Gerücht, daß Ziegen schwerer zu spinnen sind hängt denke ich damit zusammen, daß diese Bauart vor allem in Gebitene verbreitet war die Flachs verarbeitet haben und dadurch (ausgelegt auf das Spinnen dünner garne mit viel Drall) mit anderen Übersetzungen gebaut wurden.
Ziegen haben meist größere Schwungräder als Böcke und sind dadurch einfacher mit hohen Übersetzungen auszustatten.
Große schwere Schwungräder haben ihre Vorteile (Laufruhe, kontinuierliche Geschwindigkeit, ...) sind aber gerade dadurch für Anfänger manchmal schwerer zu händeln. Es gibt aber auch Böcke mit großen Schwungrädern, gerade in Oberösterreich finden sich diese immer wieder. Die Modernen Böcke können durchaus auch große Räder haben.

Zweifädig muß nicht schneller sein als einfädig, aber gerade bei alten Rädern haben die Zweifädigen Antriebe meist andere Übersetzungen und sind dadurch schneller. Eine Bremse ist meist in einem weiteren Bereich regulierbar als der zweifädige Antrieb.

Früher galt:
Ziegen waren meist Flachsräder mit teils heftigen Übersetzungen und zweifädigem Antrieb
Böcke waren meist Wollräder mit einfädigem und weniger rasant übersetztem Antrieb
(wobei es natürlich auch damals schon Ausnahmen gab)
Hochräder waren meist ein teil der Aussteuer, da sie wenig Platz brauchten.

Bei den modernen Rädern gelten all diese (meist mit der Region in der die Räder gebraucht wurden zusammenhängenden) Besonderheiten nicht mehr.

Am besten Dein Traumrad vorher ausprobieren.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

Spinning witch

Re: Ziegenrad schwerer für Anfänger als Bockspinnrad?

Beitrag von Spinning witch » 02.07.2008, 14:09

Ich find das immer doof wenn Kursleiter sagen das geht net...........

Es gibt auc welche die sagen Baumwolle iss nix für Anfänger und zweifädig is nix für anfänger und..............


bähhhhh.

vergiss es. Probiers aus.
Jeder komt mit was anderem am besten zurecht.
Vielleicht hatte sie anfangs Probleme mit einer Ziege. Das kann hundert Gründe haben und muss für dch nicht gelten :-)

In meinem Letzten Kurs wars so: eine hasste das Joy, die andere liebte es. Dafür tats sie sich mit dem Elisabeth schwer und kam mit dem Louet zurecht, mit dem eine andere nix zustande brachte..........

Es gibt keine pauschalen Aussagen nur Erfahrungswerte und die gelten nie für alle :-)

LG
Tina

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