Spulspindel für Spinnräder

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

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Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Greifenritter » 15.05.2008, 02:08

Hallo,

hat von Euch jemand ein Spulrad oder Charka bzw. eine Spulspindel für das Spinnrad?

ich habe mir zu meinem Ashford Elisabeth eine Spulspindel zugelegt.

Warum?
Zum einen weil mich die technik interessiert hat
Zum anderen weil man in Sachen garnstärke hier keinerlei Beschränkungen durch das Einzugsloch unterliegt und auch ausgefallene Effektgarne spinnen kann.

Meine ersten Versuche haben ganz gut geklappt, allerdings geht es schon deutlich langsamer als mit dem Spinnflügel.

Das aud Spulrad umgerüstete Spinnrad wird natürlich per Fuß angetrieben und man hat somit beide Hände zum ausziehen frei. Ich denke bei einem handrad wird das durch den einhändigen Auszug schwerer zu handhaben.

Am Anfang ist es ungewohnt, ich habe erst immer ein wenig in die Gegenrichtung laufen lassen müssen um aufwickeln zu können, aber es macht Spaß!

Das Ergebnis ist nicht so toll, das liegt aber hauptsächlich an der schlechten restwolle die ich dafür verwendet habe, aus der hätte ich auch mit Flügel keinen schöneren faden hinbekommen, da sie aus teils sehr kurzen, teils langen und teilweise verklumpten Haaren besteht.
spulspindel1jv9.jpg
spulspindel2no5.jpg
Beim Aufwickeln muß man aufpassen, ich habe zu nahe ans Lager herangesponnen, dadurch hat das Garn den lauf etwas blockiert. In Zukunft halte ich da mehr Abstand.
Mich würden Eure Erfahrungen mit Spulrädern interessieren.
Zuletzt geändert von Greifenritter am 17.05.2008, 05:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von ehemaliger User » 15.05.2008, 02:23

Ähnlich wie deine...........
Ich muss noch viel viel viel üben damit es flüssig geht. Mit den Füßen das mir definitiv erstmal zu schnell. Ich streibe das Rad also doch lieber mit der Hand an dafür.
Das wenige was ich testweise bisher versponnen habe war unglaublich dünn. Und ja: wenn man nicht aufpasst ist man ganz schnell verheddert :)
Aber es macht Spaß
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Snowberrylime » 15.05.2008, 18:22

Ich überlege auch schon eine Weile an so einem Ding rum für mein Traditional. Ich hatte probiert eine Art dicke Stricknadel in dem Einzugsloch vom normalen Spinnflügel zu fixieren, aber irgendwie war das doch etwas wackelig.
Gibt es irgendwo ein Video zur Spulspindel in Aktion? Hatte das schon oft vergeblich gesucht!

Naja, ich hatte mich ja damals gegen die Spulspindle und für den grossen Spinnflügel entschieden, und werde wahrscheinlich die ganz dicken Garne weiterhin mit der Handspindel spinnen. Geht es denn wirklich schneller mit diesem Teil?

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Klara » 30.05.2008, 23:55

Spindel für meine Flügelräder habe ich nicht, aber eine Indische Buch-Charkha und ein handbetriebenes französisches Spindelrad. Letzteres nehme ich nur mal kurz für Demo-Zwecke her, erstere für Fasern, derer ich auf dem Flügelrad nicht Herr werde (wie diese furchtbare Schappe-Seide) und ganz dünne Fäden. Die Buch-Charkha finde ich absolut Klasse!

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Greifenritter » 31.05.2008, 05:44

wie diese furchtbare Schappe-Seide

Ähm, bist Du Dir sicher, das das Schappe-Seide war? Die ist eigentlich ganz toll zum verspinnen.

CU
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Klara » 31.05.2008, 21:16

So heisst sie zumindest auf der Rechnung. Und ich finde sie furchtbar - massenweise Knubbel und extrem unterschiedliche Faserlänge. Kommt natürlich immer drauf an was man draus machen will... meine ist zurück in der Tüte, bis mir was dafür einfällt.

Grüsse aus Frankreich
Klara

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Greifenritter » 02.06.2008, 15:00

Das ist eigenartig, denn eigentlich gibt es drei Seidenarten:

1. Haspelseide (bzw. Realseide)
Das sind die ganz langen unbeschädigten Fäden die direkt abgewickelt werden, die können mehrere Kilometer lang sein und werden nicht versponnen sondern nur gehaspelt, daher der Name

2. Schappeseide
Das sind kürzere aber auch saubere Fäden, die von den äußeren oder inneren Teilen des Cocons oder Cocons aus denen eine Schmetterling geschlüpft ist stammen. Die ist in der Regel auch glatt und angenehm muß aber versponnen werden, da sie zu kurz ist um sie nur abzuwickeln

3. Bouretteseide
Das sind die ganz kurzen und oft verunreinigten Stückchen, also die innersten und äußersten Coconschichten. Die kann man auch verspinnen, da sind die faserlängen aber extrem unterschiedlich, oft sind Knötchen oder gar verunreinigungen drin und sie neigt beim Verspinnen ganz stark zur Knötchenbildung. Das ist eigentlich das was man oft als Wildseide kauft. Außerdem kann man sie gut verwenden um Effektgarne mit Knötchen drauf zu spinnen.

Klingt mir danach, daß man Dich da über den Tisch gezogen oder auch versehentlich was falsches eingepackt hat. Das was Du da hattest klingt schwer nach Bourette, die toll zum einkardieren, aber solo sehr schwer zu verspinnen.

CU
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Klara » 02.06.2008, 21:56

Macht nix, ich bestell' da sowieso nie wieder... (die sogenannte Schappeseide ist übrigens auch deutlich glanzloser als die gleichzeitig bestellten Zucht- und Wildseiden).

Seide gibt's für Spinner im angelsächsischen Raum auch noch in Form von: ganzen Kokons (soll mit die einfachste Form sein) und Kokons zum Quadrat oder zur Glocke auseinandergezogen und dann dann übereinander gestapelt (als hankie, bell oder mawata bezeichnet). Und dann hat man noch die Wahl zwischen Tussah (Wildseide) und Bombyx (Zuchsseide).

Was ich jetzt nicht verstehe, ist dass ich immer gedacht habe Wildseidenstoff wäre noppig. Gekaufte Tussah-Seide zum Spinnen ist aber genauso glatt wie Bombyx - nur beige bis gelblich statt rein weiss (und hat ein paar Micron mehr, aber fühlbar ist der Unterschied nicht).

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von shorty » 02.06.2008, 22:12

Liebe Klara,
also ich hatte schon Wildseidenstoff und Wildseidenjersey.
Beide waren noppig mit immer mal wieder einer Fadenverdickung. Da liegst Du schon richtig.
Warum nun die Spinnwildseide Sprich Tussah so glatt ist ?????.
Keine Ahnung.
Liebe Grüße
Karin
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Greifenritter » 03.06.2008, 18:38

Tja, die Begriffe werden furchtbar durcheinandergewürfelt. Eigentlich ist die maulbeerseide die klassische Zuchtseide und man bekommt sie in allen drei Qualitäten (Haspel-, Schappe- und Bouretteseide), die anderen Seidenarten (z.B. Tussah-, Eri- oder Sacroteseide) werden unter Wildseiden zusammengefasst (am häufigsten ist da natürlich erstere) und die gibt es nur in den Qualitäten Schappe und Bourette, da man die erst erntet wenn die Falter schon ausgeschlüpft sind und man dann natürlich keinen unbeschädigten Cocon mehr hat.
Übrigens kann man auch gelbliche Maulbeerseide und weiße Tussahseide bekommen nur eben seltener. Die Maulbeerseide ist von der Palette der möglichen Farben einen Tick heller als die wilden Seiden.

Allerdings verwendet die Modewelt den Begriff Wildseide meist für Stoffe aus minderwertiger Seidenqualität v.a. Bourette, genau wie hier andere Begriffe verdreht verwendet werden. Was meint Ihr wie sich unser Paule (hand- und spinnradspinnender Modedesigner und Schneidermeister) da drüber aufregen kann.

Haspelseide glänzt in der Tat am schönsten. Schappe glänzt aber in der Regel auch noch, die Bourette meistens nicht oder zumindest nur wenig oder stellenweise. Der Glanz wird vor allem durch den Grad der Entbastung bestimmt und Bourette ist meistens nicht so sauber entbastet.
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Klara » 04.06.2008, 19:07

Aha! Bin ich doch wieder etwas schlauer... Ich sollte mich mal mit Paule treffen - mich regt's auch immer tierisch auf, wenn die Leute falsche Bezeichnungen verwenden. Wobei's in Frankreich ja ganz krass ist, da werden Spinnräder schon mal gerne als Webstuhl bezeichnet.... (ganz zu schweigen von den Homonymen im Französischen: "carrière" kann etweder Karriere, Reitplatz oder Steinbruch bedeuten. Und von der Sorte gibt's viele - ich weiss schon, warum ich die Sprache in der Schule gehasst habe).

Was ich noch vergessen hatte: In England gibt's auch "Throwster's Waste", das ist Abfall vom Haspeln, und recyclelte Sariseide (sprich, Seide die schon mal verwebt war und mittels Reisswolf - denke ich jetzt mal - wieder zerfasert wurde).

Gruss, Klara

Carmen
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Carmen » 04.06.2008, 20:03

Ist das so ein Ding, an dem sich Dornröschen gestochen hat? Um sich an einer normalen Spule zu stehen, muss man ja schon selten dämlich sein Bild

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von shorty » 04.06.2008, 20:20

Dornröschen hat sich an einer Spindel gestochen, die waren früher oft angespitz, weil sie unten unterstütz in einem kleinen Teller oder einer Schale gelaufen sind.
Ist zumindest mein Kenntnisstand , Danny weiss da bestimmt mehr als Mittelalterfreak.
Liebe Grüße
karin
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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Klara » 05.06.2008, 01:01

Angeblich war das Vorbild für Dornröschen eine Italienisch Adlige, die sich einen Flachssplitter unter den Fingernadel gerammt hat und darauf einen anaphylaktischen Schock gekriegt hat. Und ihr Sohn soll den Flachssplitter rausgesaugt haben (daher der Prinz). Die Quelle dafür weiss ich aber nicht mehr. Im Flinkhandforum gibt's 'nen ganzen Thread zu Dornröschen.

Meine Theorie ist aber immer noch eine faule Tochter und ein Vater, der seine Brombeerhecke gestutzt haben wollte und die Heiratskandidaten erst mal auf die Probe gestellt hat ob sie auch arbeiten können (die Idee kam mir beim Kampf mit meiner Brombeerhecke - Heckenrosen sind da vergleichsweise harmlos, klingen aber romantischer).

Klara

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Re: Spulspindel für Spinnräder

Beitrag von Carmen » 05.06.2008, 01:09

achso, danke shorty, ich dachte, die saß am Rad Bild

Klara: das ist interessant, an ein echtes Vorbild hatte cih gar nicht gedacht.

So, jetzt hab ich aber genug vom Thema abgelenkt Bild

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