Keine Ahnung von alten Ziegen

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

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Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von faserrausch » 31.01.2012, 14:07

Mir sind heute u.a. zwei alte Ziegen zugelaufen, die wir mit der 3. Klasse meiner Jüngsten schon mal "untersucht" haben (sie haben Handwerker Epoche, Waldorfschule).
Ich weiß, wie alles zusammengehört, aber ich weiß eben nicht, wie diese 2 fädigen Ziegen wirklich funktionieren (das zweifädige kann ich). Durch verändern des Abstandes der Spule zum Rad stelle ich irgendwas ein, aber was? Die Spule dreht sich nicht. Mit dem Gewinde stimmt etwas nicht, da bekomme ich Hilfe, aber könnt Ihr mir einen Tipp geben, worauf ich achten muss?
Bei der zweiten ist die Spule mit einem dicken Lederteil eingehängt, das 2. Teil fehl. DA werde ich etwas basteln. Morgen werde ich mit den Kindern erstmal alles säubern und ölen, leimen und schleifen....
Die Knechte bringe ich doch am besten mit Lederband wieder dran?
(ich, die ich nie so alte Schätzchen aufarbeiten wollte)


Susanne
(die gleich ordentlich weiter stöbern geht im Instandhaltungsbereich)
Lieben Gruß
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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von thomas_f » 31.01.2012, 14:54

:foto: ?
Durch verändern des Abstandes der Spule zum Rad stelle ich irgendwas ein, aber was?
Du stellst damit den Schlupf ein, d.h. wie stark die Spule schneller sein "will" als der Flügel. Bedeutet: Je strammer die Antriebsschnur, desto kräftiger der Einzug. (Nicht jedoch: desto schneller der Einzug. Die max. Einzugsgeschwindigkeit bestimmt sich durch den Unterschied der Durchmesser von Flügel- und Spulenwirtel.) Bei deinem Ladybug regulierst du das durch die Position des kleinen mitlaufenden Rädchens, wenn ich das richtig verstanden habe.
Die Spule dreht sich nicht.
Ich glaube du meinst: Der Flügel dreht sich nicht, richtig? Denn dass der Flügel sich dreht und die Spule steht, ist beim zweifädigen Rad eigentlich nicht denkbar.

- Klemmt oder reibt oder ... der Flügel irgendwo? Sind seine (Leder-)Lager ordentlich geschmiert, lässt er sich ohne Antriebsschnur leicht (sehr leicht!) drehen?

- Wenn er sich trotzdem nicht antreiben lässt, dann ist die Antriebsschnur zu lang oder der Abstand Flügel <--> Schwungrad zu kurz. Antriebsschnur (Baumwollschnur oder Bindfaden) versuchsweise kürzen und mit Bienenwachs einreiben. Die Verstellbarkeit des Abstands Flügel -- Schwungrad muss aber schon irgendwie klappen (s.o.)! Die nächste Frage ist dann: lässt die Spule sich leicht auf der Flügelachse drehen?
Die Knechte bringe ich doch am besten mit Lederband wieder dran?
Wenn du welches hast, ists gut, sonst tuts auch erstmal Bindfaden, um das Rad ans Laufen zu bekommen. ;)

Viel Erfolg + beste Grüße -- Thomas

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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von anjulele » 31.01.2012, 15:17

Ich kann das Geschriebene von Thomas nur ergänzen.

Bei einem altem Rad hatte ich gerade das Problem, dass sich das Holzgewinde, mit dem der Spinnflügelaufsatz verstellt wird, so gut wie gar nicht bewegen lies. Jeden Tag habe ich es ganz vorsichtig nur ein paar Milimeterchen bewegen können. Dann lies e ssich doch abdrehen.
Beim Zusammenbauen sollte der Spinnflügelaufsatz mittig auf dem Holzgewinde sitzen, damit du ihn in beiden Richtungen verstellen kannst.

LG
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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von faserrausch » 31.01.2012, 15:30

Thomas, mein Held des TAges, danke.
Hatte kein Handy mit, daher keine Fotos.
Eigentlich sind alle Teile gut in Schuß, habe hier schon viel schlimmerer Zustände gesehen.
Unten muß erstmal die Halterung eingeleimt werden, sonst fällt das Gestänge mit dem Tritt immer heraus (da haben wir uns heute mit Band beholfen). Die Spule muß ich mir also genau anschauen und alles ölen. Bei diesem gibt es keine Lederhalterung).
Der Abstand von Spule zu Rad läßt sich nur ganz leicht verändern, sieht irgendwie so aus, als wenn das nur hin und her ruckelt (aber vielleicht reicht das ja aus?)
Als Antriebsband haben wir eine feste Baumwolle genommen. Dann geh ich da morgen auch noch mal mit Wachs ran.

(Ein Louet S10, das uralt sein muß - mehr als 30 Jahre, der Tritt ist noch mit Leder am Knecht befesstigt GEWESEN- wartet auf ein Ersatzteil, ein flügelgebremstes Bockrad spinnt leidlich, Kinder waren auf jeden Fall schonmal sehr beeindruckt)
Lieben Gruß
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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von anjulele » 31.01.2012, 15:58

faserrausch hat geschrieben: Der Abstand von Spule zu Rad läßt sich nur ganz leicht verändern, sieht irgendwie so aus, als wenn das nur hin und her ruckelt (aber vielleicht reicht das ja aus?)
Sehr viel Spielraum hat der nicht, richtig. Muss auch nicht sein. Meist reicht schon ein kleines Drehen am Gewinde, um es besser einzustellen. Deshalb ist es um so wichtiger, dass er ziemlich mittig sitzt, damit er in beide Richtungen zu verstellen ist.

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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von spulenhalter » 31.01.2012, 17:05

Spule fest - Der Wirtel hat Linksgewinde, den Wirtel zum lösen andersherm drehen, als bei üblichen Schrauben.

Spindel dreht sich nicht - Holzgewinde, die lange nicht bewegt wurden, wachsen wieder zusammen. Eventuell etwas Öl ins Gewinde geben.
Sicherungsstift der Gewindestange aus der Grundplatte nach oben mit einem Dorn herausschlagen. Dann kannst du die gesamte Baugruppe bewegen / kontrollieren.
Gruß Mathias

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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von thomas_f » 31.01.2012, 17:43

Der Abstand von Spule zu Rad läßt sich nur ganz leicht verändern, sieht irgendwie so aus, als wenn das nur hin und her ruckelt (aber vielleicht reicht das ja aus?)
Um den Rest zu testen, kannst du vielleicht erstmal die Antriebsschnur etwas verkürzen. Aber ein paar cm sollte der Spinnkopf sich eigentlich schon hin und her schrauben lassen, sonst macht das Aufziehen einer neuen Antriebsschnur keinen Spaß, oder auch auf einen anderen Wirteldurchmesser zu wechseln. Dieses Holzgewinde ist eine blöde Stelle, recht empfindlich und wenn wirklich kaputt, nur schwer mit Hausmitteln zu reparieren. Bitte mit Vorsicht gängig machen.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von faserrausch » 31.01.2012, 17:46

Danke Mathias,
morgen werde ich also erstmal Spule und Flügel genauer ansehen, bevor ich an das Gewinde rangehe.
(habe sowas ja noch nicht gemacht, hatte nur mal eine uralte Miniziege hier, die war aber brav und funktionierte. Vor allem bin ich von einer Horde acht-und neunjähriger umgeben, die alle mitschrauben wollen :D )
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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von faserrausch » 01.02.2012, 10:16

Eine Ziege spinnt :D Habe die Kinder den Faden wachsen lassen, sie haben alles nochmal auseinander genommen, dann haben sie geölt.....und es ging. Die Kinder total glücklich, weil sie es an's Laufen gebracht haben (war also nichts kaputt).
Die zweite bekommen wir so nicht hin, das Teil, das die Spule hält, wackelt irgendwie nicht gut. Das schaue ich mir nochmal bei Zeiten in Ruhe an, dann geht es zu einem kundigen Menschen.
(das uralt Louet haben sie auch komplett zerlegt und alle Teile abgeschliffen, zwei Risse geleimt, Ersatzteil ist bestellt - Verbindung Tritt zu Knecht ist kaputt- dann wird geölt, repariert und wieder zusammen gebaut, wenn das nicht passend ist für eine Handwerker Epoche).
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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von spulenhalter » 01.02.2012, 13:13

Glückwunsch zum Ziegenerfolg.

Jetzt weißt du wie die Ziege funktioniert. Dann klappt es mit ein bischen Öl und Zeit auch mit der zweiten.

Knecht Louet - nimm doch anstelle des Knechtes einen stabilen Faden / Kordel. Klappt wunderbar, hab ich auch schon probiert.
Gruß Mathias

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Re: Keine Ahnung von alten Ziegen

Beitrag von faserrausch » 01.02.2012, 14:25

Habe gleich einen neuen Riemen und eben so eine Kunststoffröhre als Verbindung bestellt. Das alte Rad hatte noch eine Lederverbindung - ist anscheinend älter als 30 Jahre).
Muß mich vor allem mit den Flügelbremsen beschäftigen, das ist ja immer eine Fummelei und nach den schottischen Bremsen irgendwie abenteuerlich, zumal mir da etwas der intellektuelle Zugang fehlt und ich alles ausprobieren muß. :O
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