Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

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Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Mathilde » 04.01.2012, 13:21

Hach, ich habe gerade entdeckt, daß ich an meinem alten Rädchen odch tatsächlich zwei unterschieldiche Übersetzungsmöglichkeiten hab.
Na gut, der Unterschied ist so mega nicht. 1:5 und 1:4,5 aber immerhin, zwei Übersetzungen :D
Wirken sich bei einem zweifädigen Rad ohne jegliche Bremse die unterschieldichen Übersetzungen auf den Einzug aus?
Wenn ja wie? Hat 1:20 einen stärkerenm Einzug als 1:5 zum Beispiel?

Was kann ich denn mit meinen 1:5 und 1:4,5 so anfangen?
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Arachne » 04.01.2012, 18:35

Hallo Mathilde,

ein 2fädiges Rad hat eine "eingebaute" Bremse, nämlich den Unterschied zwischen Flügel- und Spulenwirtel. Wenn Du 2 Übersetzungen, also 2 versch. Flügelwirtel hast, ist also auch der Einzug verschieden.

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von spulenhalter » 04.01.2012, 21:04

Wie schaut es mit einem Bild aus. Gesamtansicht und die angesprochene Übersetzung.

Im Normalfall haben ältere 2-fädrige Spinnräder keine unterschiedlichen Übersetzungen.
Dazu müßte es einen zweiten Satz Spulen und Wirtel geben.
Ist der Unterschied zwischen Spule und Wirtel zu groß spinnt es sich nicht mehr so gut.

Gruß Mathias
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Kattugla » 04.01.2012, 21:15

Meine alte Dänin hat auch einen Flügelwirtel mit zwei unterschiedlich grossen Rillen. Macht aber im Endeffekt nicht so viel aus, hab beide mal probiert. Was denke ich mit Folgendem zusammenhängt:

Prinzipiell gilt: der Spulenwirtel regelt mit seinen Umdrehungen den Einzug, der Flügelwirtel den Drall.
Deswegen ist die Angabe der Übersetzung (die ja als Massangabe für die Einzugsgeschwindigkeit genommen wird) immer die zwischen Antriebsrad und Spulenwirtel.

Wenn ich eine höhere Einzugsgeschwindigkeit haben will, mache ich (theoretisch) den Spulenwirtel kleiner.
Wenn ich mehr Drall haben will, wähle ich einen kleineren Flügelwirtel.

Was oben zu den Unterschieden gesagt wurde, stimmt jedoch: wenn der Grössenunterschied zwischen Flügel- und Spulenwirtel zu gross wird, geht das Treten nur noch schwer und der Einzug rapide nach unten, weil der grössere Flügel mit der kleinen Spule nicht mehr mithalten kann und dank Schlupf einfach durchrutscht.
Was ich nachhaltig an meinem Polonaise zu Anfang erleben durfte.

Fast alle meine alten Räder sind zweifädig (bis auf zwei Ausnahmen, Picardie-Räder aus dem Schwarzwald), und alle Räder sind "geborene" Flachsräder. Auch meine alte Dänin mit den zwei Wirtelrillen. Daher denke ich mir, dass die gefühlt geringen Unterschiede im erzeugten Drall durchaus beim Flachsspinnen wichtig waren.
Mit der Einzugsgeschwindigkeit haben sie jedoch nur eher nebenbei und am Rand zu tun.
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Mathilde » 04.01.2012, 21:34

Oh, vielen Dank für die Erklärungen!
Also hier zwei Bilder.

Weitere Bilder von meinem Rädchen gibt es hier:
http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... =3&t=16395

Die Spindel hängt furchtbar schief drinne, daß is aber irgendwie n Konstruktionsfehler.

Ahso, man gibt die Übersetzung Schwungrad im Verhältnis zum SPulenwirtel an... dann sind meine Angaben natürlich falsch, denn ich hatte nur die beiden Übersetzungen am ...ja was is das dann, Spindelwirtel? Weil am Flügel ist der Wirtel ja nicht *Kopfkratz*

Also auf dem ersten Bild sieht man das Verhältnis Spulenwirtelrille zu Spindelwirtelrillen.
Auf dem unteren Bild sieht man die zwei Rillen auf den Spindelwirtel (falls das Ding denn nun so heißt).
Ganz rechts ist noch eine zweite, ganz dünne Rille.

Die Übersetzung Schwungrad Spulenwirtel ist übrigens 1:6
Und die Übersetzungen vom Spindelwirtel dann 1:5 und 1:4,5


Bild

Bild
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Kattugla » 04.01.2012, 21:47

Hmpfr, kannst Du das Bild vielleicht auf 600 Pixel Breite herunterbearbeiten? Es zerschiesst mir hier grad die Browseransicht... alles ganz breitgezogen... :fear:


Nöö, Flügelwirtel passt schon. Der steckt ja schliesslich auf der Flügelachse. :)

Also ganz ehrlich - ich glaube nicht, dass die zweite sehr zarte Rille zum Drüberlaufenlassen des Antriebsfadens gedacht ist. Da flutscht der Antriebsfaden öfter raus als Dir lieb ist.
Hier mal zum Vergleich ein Bild von der Spinneinheit meiner alten Dänin:

Bild

Das sind wirklich zwei definierte Flügelwirtelrillen.
Mit Deinem verglichen denke ich mir, dass - wenn die zweite Rille nicht nur Dekoration und Laune des Drechslers war und tatsächlich irgendwas nützen sollte - das höchstens zum Drüberlaufenlassen eines Bremsfadens gedacht sein könnte, um das Rad einfädig und mit gebremstem Flügel zu betreiben. Das wäre mir allerdings völlig neu. Aber einen Test wert... immerhin. ;)


[edit] Bild ist ja schon geschrumpft, danke! :))
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Mathilde » 04.01.2012, 22:08

ja, tschuldigung wegen dem Riesenbild. Ich war auch ganz erschrocken :D

Mh, daß sieht tatsächlich völlig anders aus bei Deinem Rad!!
Das mit der Flügelbremse muß ich aber glatt mal probieren.

Ähm...Kattugla... kann ich deinen gesponnene Faden haben :O

Der Anblick Deines Fadens bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen :D

Normales, zwei Fädenverzwirnen ging mit dem Rad, aber Navajo wollte es gar nicht. Ständig blieb der Faden an den Häkchen hängen statt sich anständig aufzuwickeln ?(
Aber mein Faden is auch doppelt so dick wie Deiner auf dem Foto 8)
Liebe Grüße
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Kattugla » 04.01.2012, 22:15

Ähm...Kattugla... kann ich deinen gesponnene Faden haben :O
...das geht mit Pommernwolle fast von selbst. Ehrlich. :)
Dein Faden navajoverzwirnt dürfte dicker sein als der Häkchenradius, deswegen klemmts da. Dein altes Schätzchen scheint mir auch eher zum Dünnespinnen gebaut zu sein.

Aber lass mal: ich kann nicht dick spinnen. So gleichmässig wie Deins hätt ich gern mal nen Single...:O
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von spulenhalter » 04.01.2012, 23:17

Mathilde
Glückwunsch zu deinem schönen Rad, wenn ich das richtig sehe, sind in deinem Schwungrad kleine Klappern eingebaut, die bei langsamen Umdrehungen Spinnradmusik machen.

Dickere Fäden kannst du verzwirnen, wenn du die Haken am Flügel etwas aufbiegst, jetzt stehen sie fast wagerecht zum Flügel, vielleicht solltst du sie um 30° aufbiegen, dann läuft der Faden, auch wenn er dicker ist.

Du hast ein ganz normales zweifädiges Spinnrad mit einer festen Übersetzung. Die Rille an der Seite ist "nur" Zierde, aber schön an diesem Rad.

Um die Übersetzung zu ändern müßtest du einen mindestens einen anderen Wirtel haben und dann die Spule mit Bremse betreiben oder besser beides anpassen, also neue Spule und neuen Wirtel. Beide Duchmesser verkleinern, dann dreht sich der Flügel bei gleicher Schwungraddrehzahl schneller.

Die Spulenachse ist bei vielen älteren Spinnrädern geneigt. Ist also konstruktiv so gedacht und solange der Antriebsfaden nicht abspringt auch völlig problemlos.

Das Spulenlager am Wirtel sollte ein bischen Schmierung bekommen. Im Bild sieht es trocken aus. Vielleicht sollten auch die Hauptlager ein bischen Fett abbekommen, Dann läuft alles leicht und das Spinnen macht mehr Spass.

Dein Spinnrad ist ein Traum, :) ich liebe diese Spinnräder.

Gruß Mathias
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von spulenhalter » 04.01.2012, 23:25

Kattugla:

Was hast du mit deiner Dänin gemacht, hast du die Spule abgeknabbert?? :eek:

Aber dass passiert, ich hab es auch schon viel gesehen, die Spulen fallen manchmal herunter und brechen dann aus. Hier hilft nur eine grundlegende Rekonstruktion, da beim Wirtel auch etwas ausgebrochen ist wäre die Überlegung beides zu erneuern oder vielleicht mit Holzkitt aufzubauen.

Die Dänin ist schon lange in Betrieb. Die Farbe am Flügel geht ja bereits ins Schwarze. Versuch den Flügel doch mal mit Backofenreiniger / Fettlöser und Handbürste abzuscheuern. Dann wird er wieder strahlen hell.

Ein schönes Teil
Gruß Mathias
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Kattugla » 04.01.2012, 23:37

@Mathias: mehr hier: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... =5&t=12066
Ich hab sie auch ein bisschen sauber und hübsch gemacht.
Ansonsten ist sie aber ein altes Rad, das auch so aussehen darf. Ich mag die Patina. Spulen drechsel ich nach, wenn mir mal so ist, es fehlt ja nicht wirklich was...
Das, was am Spulenwirtel ausgeknackt ist, stört nicht, sie hat jetzt schon drei Vorführungen (draussen!) überlebt und gefühlte fünftausend Kinderbeine. Und spinnt immernoch wie der Teufel... ;)
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von spulenhalter » 05.01.2012, 01:24

Gerade hab ich mir deine Dänin / Schwedin angeschaut (Bilder aus dem Februar). Es ist ein wunderschönes Spinnrad geworden, :lol: Glückwunsch.

Wenn bei mir eine Spule klappert fräse ich die Enden der Spule auf und klebe Leder ein. Das Leder als Trapetz geschnitten, dass kein Stoß entsteht. Damit gleiche ich sogar abgelaufene Spulenwellen aus, da das Leder sich anpasst. So kann ich alte Spulen weiter verwenden.

Herrliches Spinnrad 8)

Gruß Mathias
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Re: Unterschiedliche Übersetzung bei zweifädigem Rad, Einzug

Beitrag von Mathilde » 05.01.2012, 22:50

Kattugla hat geschrieben:...Aber lass mal: ich kann nicht dick spinnen. So gleichmässig wie Deins hätt ich gern mal nen Single...:O
*Prust* falls Du den roten Faden meinst, das ist "Eskimo" von Drops (Garnstudio) :D
Ich tendiere auch eher zu dünn und fest spinnen und hoffe, ich werde auch das fluffige lernen, denn ich stricke lieber mit ner 5er Nadel :lol:

@Spulenhalter: Danke für Deine Ausführungen Mathias! Das mit dem Aufbiegen der HÄkchen muß ich glatt mal probieren. Super Idee :gut:
Liebe Grüße
Mathilde

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