spinnen - verrückt sein?
Moderator: Claudi
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- Mehrstufenzwirn
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spinnen - verrückt sein?
Hallo ihr Lieben,
ich hatte mal auf Ravelry gelesen, dass die Gleichsetzung von "spinnen" - "irre sein" daher kommt, dass früher die Insassen von Irrenanstalten mit Wolle spinnen beschäftigt wurden. (Ich kann aber nicht mehr finden, WO ich es gelesen hab.)
In einer anderen Gruppe wird dies nun als modernes Märchen abgestempelt. Ich hab mir schon die Finger wund gegoogelt, kann aber nichts finden, was diese Behauptung untermauert. Weiß von euch vielleicht jemand Bescheid und hat sogar einen link für mich?
Und wenn die Geschichte nicht stimmt, woher kommt das dann? Vom "Seemannsgarn spinnen"? Das kommt mir als Erklärung irgendwie zu wenig vor...
ich hatte mal auf Ravelry gelesen, dass die Gleichsetzung von "spinnen" - "irre sein" daher kommt, dass früher die Insassen von Irrenanstalten mit Wolle spinnen beschäftigt wurden. (Ich kann aber nicht mehr finden, WO ich es gelesen hab.)
In einer anderen Gruppe wird dies nun als modernes Märchen abgestempelt. Ich hab mir schon die Finger wund gegoogelt, kann aber nichts finden, was diese Behauptung untermauert. Weiß von euch vielleicht jemand Bescheid und hat sogar einen link für mich?
Und wenn die Geschichte nicht stimmt, woher kommt das dann? Vom "Seemannsgarn spinnen"? Das kommt mir als Erklärung irgendwie zu wenig vor...
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Re: spinnen - verrückt sein?
Ich glaube nicht das es stimmt.
Ich denke die Qualität von gesponnen Garn aus Heilanstalten dürfte nicht die prickelndste gewesen sein. Ich glaube irgendwie nicht daran. Warum sollte man das getan haben?
Ich denke das "spinnen" hat mit Fäden ziehen zu tun, ein bißchen mit Pläne schmieden, ein bißchen mehr mit etwas fertigen (und wenn es nur verrückte Ideen sind) und ganz viel mit geklöne, quatschenden Frauen (die da auch wieder lästern und Pläne schmieden und einfach "spinnen" im kopf halt *grins)
Guck mal noch da: http://www.spinnradclub.de/zitate.htm
Ich denke die Qualität von gesponnen Garn aus Heilanstalten dürfte nicht die prickelndste gewesen sein. Ich glaube irgendwie nicht daran. Warum sollte man das getan haben?
Ich denke das "spinnen" hat mit Fäden ziehen zu tun, ein bißchen mit Pläne schmieden, ein bißchen mehr mit etwas fertigen (und wenn es nur verrückte Ideen sind) und ganz viel mit geklöne, quatschenden Frauen (die da auch wieder lästern und Pläne schmieden und einfach "spinnen" im kopf halt *grins)
Guck mal noch da: http://www.spinnradclub.de/zitate.htm
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- Mehrstufenzwirn
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Re: spinnen - verrückt sein?
Hallo, genau in deinem link steht aber diese Behauptung drin! (danke dafür...)
"Ich glaub' der spinnt
Früher war es üblich in den "Irrenhäusern" die Patienten spinnen zu lassen. Sicherlich steckte damals noch keine Beschäftigungstherapie dahinter, eher vielleicht zum Lebensunterhalt mitzuverdienen. Also, wer spinnt, ist nicht richtig im Kopf"
Und warum sollte die Garnqualität so schlecht sein? In heutigen Behindertenwerkstätten werden traumhafte Sachen gefertigt, das möcht ich schon mal können...
Ich würd mich aber trotzdem noch über andere links freuen.
"Ich glaub' der spinnt
Früher war es üblich in den "Irrenhäusern" die Patienten spinnen zu lassen. Sicherlich steckte damals noch keine Beschäftigungstherapie dahinter, eher vielleicht zum Lebensunterhalt mitzuverdienen. Also, wer spinnt, ist nicht richtig im Kopf"
Und warum sollte die Garnqualität so schlecht sein? In heutigen Behindertenwerkstätten werden traumhafte Sachen gefertigt, das möcht ich schon mal können...

Ich würd mich aber trotzdem noch über andere links freuen.
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- Navajozwirn
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Re: spinnen - verrückt sein?
Interessanter fred!
Vielleicht kann man ja auch eine Verbindung herstellen über das Wort?
Ich bin ethymologisch nicht sehr bewandert,aber "to spin" heißt im
Englischen "herumwirbeln,schnell drehen".v ielleicht gibt e da einen gemeinsamen germanischen Wortstamm?Garn herstellen geschieht in einer
schnellen Drehung und ein Mensch,der "spinnt",dreht ja mal salopp ausgedrückt auch auf anderen Umlaufbahnen,die dem Normalo verschlossen bleiben.Er empfindet für uns oft sozusagen "schnell drehend".Spannend!
Was meint Ihr?
Liebe Grüße
Annette
Vielleicht kann man ja auch eine Verbindung herstellen über das Wort?
Ich bin ethymologisch nicht sehr bewandert,aber "to spin" heißt im
Englischen "herumwirbeln,schnell drehen".v ielleicht gibt e da einen gemeinsamen germanischen Wortstamm?Garn herstellen geschieht in einer
schnellen Drehung und ein Mensch,der "spinnt",dreht ja mal salopp ausgedrückt auch auf anderen Umlaufbahnen,die dem Normalo verschlossen bleiben.Er empfindet für uns oft sozusagen "schnell drehend".Spannend!
Was meint Ihr?
Liebe Grüße
Annette
O come t' inganni se pensi che gl' anni
non hann' da finire,bisogna morire.
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- Kistenvlies
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Re: spinnen - verrückt sein?
Meine Güte, mein Germanistik-Studium hat doch Spuren hinterlassen. Ich musste gerade meinen "Kluge" aus dem Regal zerren und nachschauen.
Etymologisch kommt spinnen vom mittelhochdeutschen spinnen, bzw. vom althochdeutschen spinnan. Wie zu erwarten bedeute es damals schon so etwas wie ziehen oder spannen.
Da steht auch etwas von wegen Frauen und Männer mussten früher in Strafanstalten spinnen.
Dann gibt es ein paar Goethe-Zitate über's "Gedanken spinnen". Daraus soll sich das "namentlich im deutschen Südwesten häufige spinnen - Im Kopf nicht recht sein - entwickelt haben.
LG, mel
Etymologisch kommt spinnen vom mittelhochdeutschen spinnen, bzw. vom althochdeutschen spinnan. Wie zu erwarten bedeute es damals schon so etwas wie ziehen oder spannen.
Da steht auch etwas von wegen Frauen und Männer mussten früher in Strafanstalten spinnen.
Dann gibt es ein paar Goethe-Zitate über's "Gedanken spinnen". Daraus soll sich das "namentlich im deutschen Südwesten häufige spinnen - Im Kopf nicht recht sein - entwickelt haben.
LG, mel
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- Navajozwirn
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Re: spinnen - verrückt sein?
...ja wir sollten die Sprache mehr achten.Sie erschließt die Wurzeln.
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- Anna
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Re: spinnen - verrückt sein?
Übrigens hat der Ausdruck "der dreht am Rad" angeblich die gleiche Wurzel.
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)
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Re: spinnen - verrückt sein?
Also ich habe schon mehrfach Hinweise auf Spinnen als Arbeitsaufgabe für weniger begabte oder gebrechliche menschen gefunden, muß mal kramen wo überall.
Ich kann mir gut vorstellen, daß es stimmt, denn:
- früher hat fast jeder das Spinnen gelernt. Er ist eine einfache Tätigkeit mit nur wenigen unterschiedlichen Bewegungen, die man gut "stupide" also ohne groß zu überlegen durchführen kann.
- Es ist eine körperlich nicht besonders anstrengende Tätigkeit
- Man brauchte viel Garn, selbst wenn die Qualität der Garne aus Anstalten schlechter gewesen ist, so waren diese garne doch nützlich
- ich glaube nicht mal, daß die Garne schlechter waren (siehe Anmerkung von Spinnwahn mit den heutigen Behindertenwerkstätten), denn den Vorgang des Spinnens kann auch ein behinderter gut durchführen, Auswahlen z.B. der Fasern oder Spindeln wurden denke ich von den Betreuern getroffen.
-Spinnen beruhigt. Was man heute mit Medikamenten bewirken kann mußte man früher anders bewältigen. Ich denke die Menschen damals habe Anstaltsinsassen nicht aus wirklich terapeutischen Zwecken spinnen lassen, aber sie merkten, daß die Behinderten dann ruhiger werden, das war ihnen von Nutzen.
- man nutzte früher jede Arbeitskraft, warum sollte man bei behinderten anders verfahren?
Keine Belege dafür, daß das Gerücht stimmt, aber ich denke Hinweise, daß es stimmen könnte.
Ich stöber mal in meinen Büchern.
CU
Danny
Ich kann mir gut vorstellen, daß es stimmt, denn:
- früher hat fast jeder das Spinnen gelernt. Er ist eine einfache Tätigkeit mit nur wenigen unterschiedlichen Bewegungen, die man gut "stupide" also ohne groß zu überlegen durchführen kann.
- Es ist eine körperlich nicht besonders anstrengende Tätigkeit
- Man brauchte viel Garn, selbst wenn die Qualität der Garne aus Anstalten schlechter gewesen ist, so waren diese garne doch nützlich
- ich glaube nicht mal, daß die Garne schlechter waren (siehe Anmerkung von Spinnwahn mit den heutigen Behindertenwerkstätten), denn den Vorgang des Spinnens kann auch ein behinderter gut durchführen, Auswahlen z.B. der Fasern oder Spindeln wurden denke ich von den Betreuern getroffen.
-Spinnen beruhigt. Was man heute mit Medikamenten bewirken kann mußte man früher anders bewältigen. Ich denke die Menschen damals habe Anstaltsinsassen nicht aus wirklich terapeutischen Zwecken spinnen lassen, aber sie merkten, daß die Behinderten dann ruhiger werden, das war ihnen von Nutzen.
- man nutzte früher jede Arbeitskraft, warum sollte man bei behinderten anders verfahren?
Keine Belege dafür, daß das Gerücht stimmt, aber ich denke Hinweise, daß es stimmen könnte.
Ich stöber mal in meinen Büchern.
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Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.
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- Mehrstufenzwirn
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Re: spinnen - verrückt sein?
Oh ihr seid ja supertoll, vielen lieben Dank!
Ich werd euch mal in Ravelry zitieren (mit dem Vermerk "aus Petzi's Spinnforum"), wenns wer nicht mag dann bitte posten und ich nehms dort wieder raus...
Ihr seid echt klasse, ich glaub nun auch, dass es stimmt. Danke für die Hilfe!
Ich werd euch mal in Ravelry zitieren (mit dem Vermerk "aus Petzi's Spinnforum"), wenns wer nicht mag dann bitte posten und ich nehms dort wieder raus...
Ihr seid echt klasse, ich glaub nun auch, dass es stimmt. Danke für die Hilfe!
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Re: spinnen - verrückt sein?
..auf jeden Fall war das eine sehr interessante Frage, Sabine !
und die Amntworten dazu natürlich auch!
liebe Grüße, angi
und die Amntworten dazu natürlich auch!
liebe Grüße, angi
Re: spinnen - verrückt sein?
Ich hab den Link weniger gepostet weil ich denke das es stimmt, sondern weil er evtl. deine Quellen sein könnte.
Bin gespannt was Dani noch rauskramt.
Ich denke nicht das Behindertenwerkstäten schlechte Qualität herstellen (dazu hab ich schon zuviele daovn von innen gesehen) sondern dass es damals eben anders war. und wie weiter nach damals muss es zurückgehen wenn die Ausdruck so in die Sprache eingeht.
ich habe von den "Anstalten" von vor 100-200 und noch weiter zurück Jahren ein sehr schlechtes Bild und kann mir nicht vorstellen da man sich da viel Mühe mit gegeben hat. Deswegen meine Bedenken bzgl. der Qualität
Bin gespannt was Dani noch rauskramt.
Ich denke nicht das Behindertenwerkstäten schlechte Qualität herstellen (dazu hab ich schon zuviele daovn von innen gesehen) sondern dass es damals eben anders war. und wie weiter nach damals muss es zurückgehen wenn die Ausdruck so in die Sprache eingeht.
ich habe von den "Anstalten" von vor 100-200 und noch weiter zurück Jahren ein sehr schlechtes Bild und kann mir nicht vorstellen da man sich da viel Mühe mit gegeben hat. Deswegen meine Bedenken bzgl. der Qualität
- Petzi
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Re: spinnen - verrückt sein?
Was mich immer wieder wundert, ist, daß das Wort Spinnen nur im Deutschen diesen negativ Touch hat. Oder ist in anderen Sprachen spinnen auch damit belastet?
Re: spinnen - verrückt sein?
naja das es nur im Deutschen so ist, würde ja Mels Quelle unterstreichen
- Anna
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Re: spinnen - verrückt sein?
Für mich ist es eigentlich kein negativer Touch, außer man sagt abfällig: "Du spinnst wohl". Sätze wie "den Gedanken weiterspinnen" oder "eine Geschichte ausspinnen", auch etwa "den Faden weiterspinnen", wenn man einen Gedankengang von jemand anderem aufnimmt, sind doch eigentlich positiv gemeint.
Wenn meine Nachbarschaft mich im Garten spinnen sieht, kommen allerdings mehr spöttische Kommentare. "Na, spinnst du wieder" und ein schiefes Grinsen dazu ...
wurscht.
Gruß von Anna
Wenn meine Nachbarschaft mich im Garten spinnen sieht, kommen allerdings mehr spöttische Kommentare. "Na, spinnst du wieder" und ein schiefes Grinsen dazu ...
wurscht.
Gruß von Anna

"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)
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Re: spinnen - verrückt sein?
Spinning witch schrieb am 10.05.2008 11:02 Uhr:
Ich hab den Link weniger gepostet weil ich denke das es stimmt, sondern weil er evtl. deine Quellen sein könnte.
Oh, sorry *malvonderLeitungruntersteig*, danke! Das könnte natürlich sein!
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