Flachs spinnen - viele Fragen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 04.10.2011, 08:28

Noch ein Zusatz, für die Hände wars nicht anstrengend, aber für den Rücken ;-)
Wie hast Du denn aufgebunden?

Karin
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Fiall » 04.10.2011, 08:32

Ich hab die Fasern anfänglich in ein Geschirrtuch gewickelt gesponnen und bin dann zu Wiebkes Methode übergegangen und hab die Fasern einfach an einen Stuhl angebunden, nicht ausgebreitet, sondern im Strang. Wenn man das Ganze ordentlich anbindet, flutscht einem nicht plötzlich die ganze Ladung entgegen.

Werd aber jetzt doch mal testen (an einer kleinen Menge, ob ich nen Unterschied feststelle, wenn ich das ganze ausbreite und dann auf irgendeinen Stecken binde (Wocken hab ich keinen).

Mein erstes Spinnergebnis war noch sehr knubbelig. Mittlerweile wird der Faden immer glatter (und dünner), aber die rausstehenden Härchen hab ich noch nicht besiegt :(

Tante Edit meint noch, dass ich zwischendurch auch einfach mal kleinere Flachssträhnen wie Kammzug verspinne. Müssen dann aber wirklich dünne Strähnen sein, sonst verheddert sich da alles und upsi, sehe grade, ich war wohl gar nicht gemeint, sondern Sandri...
GLG,

Veronika

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 04.10.2011, 08:38

Fiall hat geschrieben:@shorty: Aaaah, supi, auf den Bericht hab ich doch schon soooo gehibbelt! :) Jetzt mal ne neugierige Frage: Hast du auch Fotos von Leinen, dass die Kursleiterin gesponnen hat. Würde mich jetzt schon mal interessieren, wie viel Verbesserung man da durch Übung und Erfahrung noch reinbekommt. So rausstehende Härchen hab ich bei meinem Leinen nämlich auch, wobei ich nicht ausbreite und auch nicht zum Wocken aufbinde.
Nein, hab ich kein Bild, Helga hat auch nicht viel gesponnen dort vor Ort.Ist für nen Kursleiter fast nicht möglich, direkt zu arbeiten , ausser vorzeigen ist da nicht viel
Aber sie hatte nen Strang dabei, der war wie dickeres Nähgarn ;-)
Keine Härchen .
Die Härchen kommen , weil ich noch nicht nass genug gemacht habe, mir klar auch die Übung fehlt, und auch das Material heute nicht mehr die Güte hat in der Regel, es mag Ausnahmen geben
Wir haben im übrigen mehrere Arten probiert, Flach liegend, nur oben und unten abgebunden, nur oben im Wockenstab angebunden, aus dem Handtuch usw.
Es gibt ja auch regional ganz unterschiedliche Wocken.
Mein Ziel sind jedenfals 3 Fäden :-))

Nachtrag es reicht ein normaler Stock ;-)
Ich fand den Sitzwocken am besten

Karin
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von sandri » 04.10.2011, 08:48

Schreib nur weiter, Fiall
je mehr Erfahrungsberichte je besser.

Ich habe den Wocken nach Wiebkes Anleitung aufgebunden, also den gedrehten Zopf aufgemacht und ausgeschüttelt, das obere Ende in den Hosenbund gestopft und den Rest in dünnel Lagen fächerförmig über dem Schoß ausgebreitet. Die dünnen Enden der einzelnen Lagen habe ich jeweils nach oben umgeschlagen (so 10 bis 15 cm). Dann das Ganze schräg auf einen Stock aufgewickelt, oben fest und unten locker, wie einen Regenschirm.
Das ließ sich eigentlich ganz gut ausziehen, wird aber mit der Zeit dann etwas verwurstelt.

Versponnen habe ich mit Wasser und einem Schluck Bier. Das wird dann so pappig, dass ich schon Bedenken hatte, ob ich das Zeug wieder von der Spule bekomme. Ging aber tadellos. Und die Faser ist irre reißfest. Wenn man nur 2 Härchen zusammendreht kann man das kaum mehr durchreißen.

Die Härchen, die auf der Spule so kratzig herausstehen sind nach dem Zwirnen und Waschen nicht mehr vorhanden.

LG Sandri

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 04.10.2011, 08:55

Beschreibung ist die gleiche Methode ;-) Allerdings haben wir auf dem Tisch ausgebreitet, in hauchdünnen Lagen, auf dem Schoss hätte der Flachs von der Länge her nicht Platz gehabt.
Dafür hatten die Frauen früher in Flandern usw die vielen steifen Unterröcke, das war sehr ausladend.
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Klara » 04.10.2011, 22:46

Passend zum Thema hat Françoise beim heutigen Spinntreffen Flachs im Kardenband/Kammzug/Vorgarn ausprobiert, den sie vor Jahren mal ein einer Spinnerei gekauft hatte. Der war auf der Spule (unversponnen) schon sensationell weich und glänzend, zu spinnen wie Wolle (trocken), und zu einem mitteldicken Garn versponnen (auf Louet S10) hätte man gesagt, es ist graue Seide (ganz ohne Waschen, bleichen, weichkneten oder -klopfen). Hätte ich nicht gedacht, dass Flachs so schön sein kann.

Ciao, Klara

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 05.10.2011, 07:34

Ist halt doch ein großer Unterschied ob Langflachs oder Kammzug.
Ich finde, man kanns gar nicht vergleichen.
Hab Kammzug auch hier. Dieser spinnt sich wie Wolle, hat aber auch nen deutlich kürzeren Stapel.
Ich würde vermuten man bekommt in auch mit Übung nicht so dünn wie Langflachs.
Ich mag Flachs auch in der Lang Version, obwohl man sich klar umstellen muss.
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Fiall » 05.10.2011, 08:26

Grauer Flachs? Klingt nett! Auch haben will. Wie Seide fühlt sich mein Flachs aber leider nicht an. *schnüff*
GLG,

Veronika

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 05.10.2011, 08:29

Na ja Flachs bzw. Leinenkammzug gibts in zig Farben gefärbt, ich hatte ihn in orange und grün hier. Als Vorgarn kenn ich ihn aber noch nicht.
Ich denke beide Varianten haben ihre Vor bzw. Nachteile
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Fiall » 05.10.2011, 08:51

Ah, bin nicht auf die Idee gekommen, dass der gefärbt sein könnte. Hatte vermutet der war naturgrau. Bin sichtlich noch nicht richtig wach. *g*
GLG,

Veronika

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von shorty » 05.10.2011, 09:24

Wäre auch möglich.
Aber da es um Vorgarn oder Kammzug ging, hab ich auf gefärbt getippt.
Die Art der Röste ergibt bei Langflachs untersch. Farbtöne.
Tauröste wird grünlich.
Ich finde das ein unglaublich spannendes Thema.
Schade, dass es mittlerweile nur noch weniger wirklich gut Bescheid Wissende gibt.
Helga ist da eine von wenigen.

Karin
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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Fiall » 05.10.2011, 09:49

Oh, das die Röste Farbunterschiede möglich macht, wusste ich auch noch nicht. Ja, wirklich schade, dass altes Wissen in vielen Bereichen mehr und mehr ausstirbt. In ein paar 100 Jahren "entdeckt" man dann wahrscheinlich viele Dinge neu.
GLG,

Veronika

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von sandri » 05.10.2011, 10:19

:)) Umso wichtiger, ein wenig herum zu probieren.

Ganz aussterben werden solche Künste aber nicht. Es gibt z.B. im Südtiroler Ultental eine Winterschule für Landwirte.
Dort werden über 3 Jahre solche Dinge wie Flachsverarbeitung, Flachs und Wolle spinnen, Färben, Weben, Korbflechten, Kräuter und ganzheitliche Gesundheit usw. gelehrt.

Jammerschade, dass es dergleichen nicht hier in Bayern gibt, da wäre ich sofort dabei.

Die Flachsspinnerei ist jedenfalls ein Ewigkeitswerk. Ich habe gestern den von mir nachgebürsteten, neu gebundenen Wocken angesponnen. Das geht total gut, keine Knötchen mehr und sehr, sehr dünn.
In einer Stunde habe ich es nicht geschafft, die Spule so weit zu füllen, dass man den Mittelsteg nicht mehr sieht. Gibt also bestimmt eine irre Lauflänge, wenn die Spule jemals voll wird. Und das bleibt dann unverzwirnt und wird verwebt.
Der Strang aus dem ausgekämmten Werg ist fertig und bleicht langsam vor sich hin. Lauflänge 205 m auf 100 Gramm, also genau doppelt so dick als der erste Strang. Versponnen habe ich 58 g.
Bilder gibt es, wenn ich mit der Farbe zufrieden bin.

LG Sandri

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von Klara » 05.10.2011, 11:46

Der Flachs war naturgrau. An der Treppe hing übrigens noch ein Strang Hanf - der war auch absolut sensationell silbergrau glänzend (lag an der Röste - aber ich weiss nicht, wie die durchgeführt wurde). Noch grauer als der Flachs. Der war eher beige-grau, und nicht so sehr weit weg von dem, was ich von Wollpoldi gekauft habe. Wobei ich bei beiden nicht weiss, was passiert, wenn man das Garn eine Stunde lang in Seifen-Sodawasser kocht. Im Gebraucht bleichen die Naturfarben laut Baines jedenfalls aus, so dass man sich nicht auf Farbeffekte aus gebleichtem und ungebleichtem Leinen verlassen soll. Zumindest nicht über Jahre.

Ciao, Klara

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Re: Flachs spinnen - viele Fragen

Beitrag von sandri » 05.10.2011, 18:01

Ich habe meine Bleich-Versuche fortgesetzt.
Der Entfärber vom Ostereierfarben- Hersteller H...manns macht den Flachs silbergrau, aber nicht weich.

Jetzt habe ich beide Stränge nochmal gekocht. Diesmal mit dem Oxymittel aus der rosa Dose, dem man bei Flecken vertrauen soll.

Jetzt sind beide Stränge beige und deutlich weicher. Wenn die Bilder-hochladen-Funktion mich nicht mehr ärgert gibt es Bilder davon.

Was mir noch aufgefallen ist, leider auf den Bildern nicht sichtbar, ein Stück des dünnen Strangs wurde aus Flachs aus dem Museum gesponnen. Keine Ahnung, wo die Bündel her waren, stammen ursprünglich nicht aus dem Museum, wurden aber von uns gebrechelt und gehechelt und sofort von den Kindern auf meinem Minstel versponnen. Diese paar Meter wurden beim Bleichen weiß. Ob es am Alter liegt?

LG Sandri

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