Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

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Moderator: Claudi

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thomas_f
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Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von thomas_f » 30.03.2011, 10:31

Hallo zusammen,

seit unsere Lucy hier ist, frage ich mich, ob Schwungräder ausgewuchtet sein sollten oder nicht. Und wenn ja: wie.

Im Stillstand ist das Gewicht von dem großen Einzeltritt plus Knecht so groß, dass es das Schwungrad in die Nähe des unteren Totpunkts zieht. Beim langsamen Treten wird das Rad bei der Aufwärtsbewegung sehr deutlich langsamer, runter dann sehr deutlich schneller. Klar: sein Schwung muss es nicht nur weiterdrehen, sondern auch Tritt und Knecht in die Höhe heben. Dass das bei einem Einzeltritt prinzipiell immer so ist, ist schon klar, aber mir scheint, dass das große Gewicht des Tritts den Effekt sehr deutlich verstärkt.

Bei einem Doppeltritt dürfte sich das anders darstellen: Keine definierte Ruhestellung, kein schwererer Lauf auf einen der Totpunkte zu.

Bei Louet gibt es das S10 mit Loch zum Ausgleich dieser Unwucht, andere Eintritter hingegen anscheinend ohne Ausgleich. Wobei bei Louet der Tritt nicht so groß wie der von der Lucy ist. Unser Schippertje hat auch keinen Gewichtsausgleich, allerdings hat es auch eine sehr leichte Tritt-Knecht-Einheit.

Ich tendiere jedenfalls immer mehr dazu, der Lucy ein Gegengewicht zu verpassen. Bin ich da auf einem Holzweg? Schaukelt das Rad dann seitwärts? Ist dieser schnell-langsam-Effekt bloße Gewohnheitssache? Mich nervt er, weil ich ihn vom E-Spinner natürlich nicht so gewohnt bin.

Gedanken dazu? Danke!

Beste Grüße -- Thomas

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shorty
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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von shorty » 30.03.2011, 11:20

Ich denke, Du bist halt durch den E spinner absolut gleichmäßige Laufeigenschaften gewohnt.
Kann aber gut sein, dass der große Tritt da sein übriges tut.
Wenn ich so nachdenke, zur Frage allgemein, wie schnell trittst Du , eher langsam?
Ich finde da macht sich die Einzeltrittunwucht stärker bemerkbar.
Wenn das Rad sehr schnell läuft dürfte sich das einpendeln.
Sehr schnell und dann wieder sehr langsam würde mich stören, wenn ich ehrlich bin.
Hab aber noch kein Lucy getreten.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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simone40
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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von simone40 » 30.03.2011, 11:36

Ich hab ja auch das Lucy und kann Dein empfinden beim Treten nicht teilen .
Es tritt sich super leicht und gleichmäßig ohne irgendeinem Totpunkt.
Natürlich ist das Gewohnheitssache und doch noch ein bissel anders wie Einzeltritt.
Mußte mich jetzt gleich nochmal ransetzten.
Egal ob ich langsam oder schnell trete ,mit einem oder beiden Füßen -kein Totpunkt.
Ich denke ,es ist Gewohnheitssache und glaube nicht das man da was auswuchten müßte.

Ich weiß ja nicht ,wie sich Dein WoolieWinder mit dem Lucy verhält ,ob es daran liegt ,da hab ich keine Ahnung, aber Lucy komplett aus der Waltherschen Werkstatt läuft prima .
lg simone

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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von fischerin » 30.03.2011, 13:38

Über die Unwucht bei Lucy habe ich auch nachgedacht, das Trittbrett gefällt mir nämlich ausnehmend gut, irgendwo bei den Selbstgebauten wurde schonmal ausgewuchtet, mit Gewichten, glaube ich, kann es aber so schnell jetzt nicht finden,

LG Heike

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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von Eurasierwolle » 30.03.2011, 13:49

Könnte man da nicht mit einem kräftigen Magnet und Eisenstückchen mal Experimente zum Auswuchten machen, ohne Lucy gleich mit Säge oder Bohrer zu Leibe zu rücken?

Experimentelle Grüße
Cornelia
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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von thomas_f » 30.03.2011, 14:25

wie schnell trittst Du , eher langsam?
Ja, sehr. Bin ja noch am lernen, sowohl das Spinnen als auch vor allem das Treten. Zum Spinnenüben habe ich nun ein Kilo Kammzug von der sog. "Eiderwolle", mit der stehe ich noch deutlich auf Kriegsfuß, so dass ich das Ganze lieber gaaanz langsam angehen lasse.

Simone, hast du einen Doppeltritt? Da gibt es dann ja nichts auszuwuchten, egal mit wievielen Füßen du trittst. Es hängt ja immer der andere Tritt als Gegengewicht dran, so dass das Schwungrad in jeder Stellung im Gleichgewicht ist.

Der WooLee Winder sollte in dieser Beziehung keinen Unterschied machen. Der braucht zwar beim Einziehen/Aufwickeln ein bisschen zusätzliche Energie um die Öse hin und her zu schieben, d.h. man muss die Bremse ein winziges bisschen stärker anziehen als beim festen Haken, aber ansonsten ist da kein Unterschied. Der Unterschied zu einer schnelleren Übersetzung dürfte heftiger sein.

Vielleicht ist es ja wirklich eine reine Gewöhnungssache. Als Vergleich habe ich ja bloß das leichte Schippertje, ein vollkommen anderes Rad. Vielleicht installiere ich mal versuchsweise ein Gegengewicht -- ich könnte ja in den runden Ausschnitt gegenüber der Kurbel ein Stück Multiplexplatte reinklemmen, ohne dass ich am Rad selbst etwas verändern müsste ... Blöd halt nur, dass dieses Gewicht nicht nur auf und ab schwingt wie Tritt und Knecht, sondern auch noch genausoviel nach links und rechts ausschlägt. Wobei -- ziemlich standfest scheint das Rädchen ja zu sein. :)

Cornelia, ich wills ja nicht zersägen, dazu ist es zu hübsch :)

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von Klara » 30.03.2011, 15:50

Zum Lucy kann ich nichts sagen, und ich denke, beim Polonaise mit seinem grossen Schwungrad macht sich das Gewicht des auch relativ breiten Tritts nicht so bemerkbar. Aber wie lange hast du Treten geübt, bevor du mit Spinnen angefangen hast? Das Lucy hat doch einen Wiegetritt, und damit müsste sich das Rad eigentlich perfekt kontrollieren lassen. Immerhin spinnt man seit fast 500 Jahren mit Rädern, an denen ein Einzeltritt hängt. Das Schacht Matchless hat ja auch einen Einzeltritt über die ganze Breite (ich denke, noch breiter als beim Lucy, aber das kann auch täuschen) und von dem habe ich nie Klagen in diese Richtung gehört... Ich frag' mich auch, ob das Gewicht sich wirklich so stark auswirkt - es hängt ja fast in der Mitte der Scheibe, hat also nur einen ganz kurzen Hebel. Aber probier einfach aus, ob die eingeklemmte Multiplexplatte was zum Besseren verändert. Eine andere Möglichkeit wäre noch, ein Bleigewicht (gibt's beim Reifenwechsler) gegenüber vom Knecht anzukleben.

Ciao, Klara

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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von simone40 » 30.03.2011, 18:18

thomas_f hat geschrieben:
wie schnell trittst Du , eher langsam?
Ja, sehr. Bin ja noch am lernen, sowohl das Spinnen als auch vor allem das Treten. Zum Spinnenüben habe ich nun ein Kilo Kammzug von der sog. "Eiderwolle", mit der stehe ich noch deutlich auf Kriegsfuß, so dass ich das Ganze lieber gaaanz langsam angehen lasse.

Simone, hast du einen Doppeltritt? Da gibt es dann ja nichts auszuwuchten, egal mit wievielen Füßen du trittst. Es hängt ja immer der andere Tritt als Gegengewicht dran, so dass das Schwungrad in jeder Stellung im Gleichgewicht ist.


Beste Grüße -- Thomas
Nein ,ich hab kein Doppeltritt ,sondern den gleichen breiten Tritt wie Dein Lucy .
lg simone

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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von thomas_f » 31.03.2011, 09:43

Aber wie lange hast du Treten geübt, bevor du mit Spinnen angefangen hast?
Na gar nicht. ;) Ich habe ja mit einem E-Spinner angefangen, und da bin ich mit meinen Ergebnissen aus unserem Blackie-Kammzug recht zufrieden. Dann habe ich das Schippertje wieder rausgeholt, und das ging -- nachdem nun meine Hände das Spinnen gelernt hatten -- auch relativ flüssig. Und jetzt kommt mir das Lucy auf einmal so sehr fremdartig vor und ich frage mich, woran es liegt. Ein Unterschied, den ich gefunden habe, ist eben der vergleichsweise große Einfluss des Trittgewichts. Ein anderer, wie schon beschrieben, der Eiderwolle-Kammzug, der mir irgendwie spinnefeind zu sein scheint.

Nach dem, was ihr hier sagt, scheint es ja mehr eine Gewöhnungssache zu sein. Das werde ich auch als erstes versuchen, wenn die Flügelachsen fertig sind ;) Und vorher mal trotz Tennisarm :twisted: ein paar Gramm Blackiewolle kämmen, damit die Vergleichbarkeit hergestellt ist. Und vielleicht vorsichtig ein Gegengewicht einbauen, wenn auch nicht so viel, dass das Trittgewicht ganz ausgeglichen wird, das dürfte das Rad zu arg schlingern lassen, so auch Toms Vermutung.

Den Wiegetritt kann ich zum Antreten benutzen, das geht meist recht gut, eben wegen der wohldefinierten Ruhestellung des Rades. Während der Fahrt arbeite ich eigentlich mehr mit dem Ballen, da ist mehr Gefühl drin und weniger Gewicht drauf als auf der Ferse. Diese liegt währenddessen relativ kraftneutral in der Gegend der Trittachse.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von Nordpolarbaer » 31.03.2011, 09:52

Hast Du mal versucht, wie Du zurecht kommst, wenn Du die beiden Füße etwas versetzt auf den Tritt stellst. So hatte ich früher meine Füße auf dem Tritt der alten ( unelektrischen) Nähmaschine. Einen vorn, einen weiter hinten, da war der Totpunkt dann ausgeschaltet und sie ließ sich super kontrollieren.
LG

Astrid


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Re: Ausgewogenes Schwungrad? Gegengewicht für Einzeltritt?

Beitrag von thomas_f » 31.03.2011, 11:24

OK, ist notiert ;) Wenn die Flügelachsen da sind, werde ich auch das probieren. Wobei -- eigentlich würde ich ja lieber nur mit einem Fuß arbeiten, glaube ich. Da ist man nicht so in eine bestimmte Position gezwungen. Bei der Nähmaschine habe ich die Hände vor mir auf dem Tisch und werkele in einem kleinen Bereich mit der Nase nah dran. Beim Spinnen habe ich meist einen ziemlichen Abstand zum Einzugsloch und meine, ein bisschen mehr Armfreiheit zu brauchen. Aber wie gesagt: Ich probiers.

Euch allen Dank + beste Grüße -- Thomas

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