Probleme mit dem Ausziehen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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ankepu
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Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von ankepu » 10.02.2011, 17:18

Hallo,
ich mache irgendwas anders bzw. falsch beim Ausziehen, hat das diese folgenden Auswirkungen ?

Ich bin Rechtshänder, halte aber links den Faden und rechts die Wolle, andersrum geht irgendwie nicht.

Ich kriege kein "Einzugsdreieck" hin.
Mache scheinbar eine Art langen Auszug (linke Hand ca. 10 cm vom Einzugsloch entfernt, rechte Hand zieht nach hinten aus, manchmal bis zu ca. 25 cm von der linken Hand entfernt). Also ausziehen, antreten, Wolle wickelt sich auf, Schwung weg, wieder ausziehen, antreten usw.

Festhalten kann ich den Faden gar nicht, mein Rad zieht ihn mir aus der Hand, wenn ich so schnell trete, dass das Rad über längere Zeit läuft, der Faden reißt dann, weil ich nicht schnell genug Nachschub liefern kann. Stelle ich den Antrieb lockerer, zieht es nicht mehr oder kaum ein und kriegt viel zu viel Drall. Bin beim Verstellen aber schon gaanz gaanz vorsichtig. Haken am Flügel sind übrigens jetzt entrostet und glatt.

Mitteldicke Wolle (Nadelstärke 3) als Single klappt jetzt so, naja in Etappen halt, aber für einen dünneren Faden muss man wohl einen kurzen Auszug haben und das kriege ich nicht hin. Weil irgendwie mein Rad hier das Sagen hat, komme ich gar nicht dazu in Ruhe auszuziehen und die Fadenstärke zu bestimmen.

Das kann doch nicht nur an meinem Rad liegen !?
Bei einer meiner vorherigen Fragen wurde erwähnt, dass es sich bei meiner alten Ziege wahrscheinlich um ein schnelles Arbeitsrad handeln könnte, so habe ich es zumindest verstanden.es hat ein ziemlich kleines Einzugsloch, (wie verzwirnt man dann eigentlich solch dicke Wolle, wie ich sie gerade produziere, die passt da gar nicht durch?? Mit der Hand ?),

Hat jemand Tipps für mich ? Irgendwie kommt das Spinnen nicht in Fluss, immer nur stückchenweise, das frustet. Mit Trainingsfaden klappt alles prima, aber da brauche ich ja auch keine Zeit zum Ausziehen.

Lg Anke

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shorty
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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von shorty » 10.02.2011, 17:37

Also zum einen kann es natürlich sein, dass Dein Rädchen ein Flachsrad ist,.
Webfäden wurden früher mit sehr viel Drall versponnen.
Würde das kleine Einzugsloch erklären.
Für sehr dicke Garne ist das Rad einfach nicht gemacht.
Mit schnelles Arbeitsrad ist wohl eher der viele Drall gemeint, schnell im Sinne von sehr hohen Übersetzungen kann ich mir aufgrund der Bauform nicht vorstellen ;-)
Und doch es kann schon sein, dass das am Rad liegt.
Nicht alle alten Schätzchen lassen sich schön spinnen, als Anfänger kann man das halt schlecht beurteilen.

Welche Hand du vorne hast, ist völlig egal, das ist unabhängig von der Händigkeit.
Es gibt Rechtshänder, die halten so wie Du , andere genau andersrum.
Das spielt aber was das Faden bilden angeht überhaupt keine Rolle.

Meiner Meinung nach bist Du z.B. mit der vorderen Hand viel zu nah am Einzugsloch dran. Langer Auszug kann auch anfangs klappen, die meisten starten mit kurz nach vorne ;-)
Beim Langen Auszug hat man kein richtiges Faserdreieck.
Wenn Dir das Rad den Faden richtig aus der Hand reisst, ist der Einzug viel zu stark für den Anfang.
Da würde ich lieber zu Beginn Überdrall in Kauf nehmen.

Man kann übrigens auch im lange Auszug super dünn spinnen, die Auszugsart hat nur bedingt mit der Fadendicke zu tun.

Ist denn in der Nähe keiner , wo Du mal ein gut funktionierend Rad probetreten kannst, nur damit Du nen Vergleich hast.
Ich sags mal so, Du hast da ein paar erschwerende Komponenten, die Dir evlt die Spinnfreude ein bißerl trüben.
Prinzipiell bist im übrigen Du der Herr über den Faden , nicht das Rad ;-)
Evlt lässt sich Dein Rädchen einfach auch nicht fein genug einstellen.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Klara » 10.02.2011, 17:42

ankepu hat geschrieben: Das kann doch nicht nur an meinem Rad liegen !?
Nicht nur, aber auch, würde ich sagen. Ich würde erst mal treten üben - nur treten, damit du das Antriebsrad langsam bewegen kannst, ohne dass es stehenbleibt. Am besten übst du auch, nur mit dem Fuss anzuhalten und wieder anzufahren. Das ist ohne Wiegetritt nicht einfach (hat dein Rad einen?), aber machbar sollte es sein. Wenn das Antriebsrad sich langsamer dreht, bzw. auf Wunsch ganz stehenbleibt, haben die Hände mehr Zeit zum Arbeiten. Ich habe mit meinem Mazurka einen ganzen Spielfilm lang treten geübt. Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater, aber seitdem nie mehr Probleme mit dem Spinnrad-Antrieb ;)

"Bis zu 25 cm" würde ich noch nicht unter langem Auszug einordnen - bei dem sind die Hände bis zu 1 m (oder wie lange der Arm halt ist) auseinander. Für einen dünneren Faden muss man nicht unbedingt mit kurzem Auszug arbeiten, im Gegenteil, das geht sehr gut im langen Auszug. Aber man muss den Faden ausziehen, bevor der Drall die Fasern miteinander ver"klebt" hat - womit wir wieder beim langsameren Treten wären.

Wenn das Einzugsloch deines Rads so klein ist, dass zwei deiner Singles (die ich jetzt nicht als übermässig dick bezeichnen würde) nicht durchpassen (wobei man Wolle ja oft gut zusammenquetschen kann, also erst mal ausprobieren), tippe ich auf Flachsrad. Zum Spinnen von Fäden zum Bettücher-Weben (nur so als Beispiel). Um dicke Wolle zu Verzwirnen bleibt dir dann entweder eine grosse Handspindel (wo man mehr Zeit mit Wickeln verbringt als mit Verzwirnen) - oder ein anderes Spinnrad. Falls du zu letzterer Lösung neigst, würde ich nicht zu lange warten - mit einem modernen Rad dürfte es sich nämlich auch leichter spinnen.

Ach, und das "Einzugsdreieck" kannst du schlicht vergessen - je nach Faser und Spinner ist das mehr oder weniger deutlich sichtbar. Manchen Leuten hilft die Vorstellung, aber wenn's dir nichts bringt, kümmere dich nicht weiter drum. Der Grundgedanke ist nur, dass du mehr oder weniger breit gefächerte Fasern in der Hand hast, die zum Spinnrad hin zu einer Spitze (dem Faden) zusammengedreht werden.

Welche Hand was macht ist völlig unwichtig, das macht jede(r) wie sie (er) will.

Viel Spass! Klara

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Fiall » 10.02.2011, 17:46

Hast du schon versucht den Einzug zusätzlich über die Häkchen zu bremsen? Es gibt da die Notlösung den Faden mehrfach über die Haken laufen zu lassen. Ich hab auch schon Fotos von gesehen. Möglicherweise sogar hier. Da ich es nicht mehr sicher weiß, kann ich leider nicht mit einem Link dienen. :(
GLG,

Veronika

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Asherra » 10.02.2011, 18:10

Klara hat geschrieben: "Bis zu 25 cm" würde ich noch nicht unter langem Auszug einordnen - bei dem sind die Hände bis zu 1 m (oder wie lange der Arm halt ist) auseinander.
Vorsicht, langer oder kurzer Auszug hat mit der Länge der Strecke zwischen den Händen nicht wirklich was zu tun. Der entscheidende Punkt ist, ob Drall zwischen die Hände läuft. Beim langen Auszug schnappt sich der Spinndrall die nächste Portion Fasern selbst aus dem Auszugsdreick, während beim kurzen die vordere Hand den Drall abklemmt, die Fasern zwischen den Händen drallfrei bleiben und dann erst kontrolliert durch die vordere Hand verdreht werden, dadurch bleiben sie glatt und parallel ausgerichtet.
ETA: Wie dick der Faden wird hat mit der Auszugsart auch nicht wirklich was zu tun, man kann superfein oder dick mit beiden spinnen. Langer Auszug gibt das luftigere, plüschigere Garn, also weniger Gewicht bei gleicher Dicke und Lauflänge.

Wenn das Rädchen so Probleme macht würd ich vielleicht nochmal nen Schritt zurück gehen und einfach einen schon fertig gekauften Faden "spinnen"... nur um den Bewegungsablauf zu üben, wie langsam läßt es sich noch rund treten, wieviel Drall baut es auf, wie muß die Einstellung sein, daß es nicht zerrt wie Stier.
Als nächsten Schritt würd ich eine lange, sehr leicht zu verspinnende Faser ausprobieren... Silk Hankies vielleicht, oder Wensleydale, die können auch mal zu viel Drall abhaben, reißen aber auch nicht gleich durch oder driften auseinander wenn's zu wenig ist. Pappiges Merino in nem halbverfilzten Kammzug wäre keine gute Idee im Moment.

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von lilly 66 » 11.02.2011, 09:46

Ich weiß nicht ob dir meine Antwort hilft aber ich mach das so: Ich halte die Hand in der ich die Wolle habe ruhig und zupf oder ziehe mit der anderen die Fasern raus und gehe mit dieser Hand am Faden wieder zur Wolle zurück.
Du scheinst die Zupfhand still zu halten und die Wollhaltehand nach hinten zu bewegen.

Wie die anderen schon sagten ich hab auch erst mal treten geübt und dann mit einem Sockenwollrest
und dann ging es eigentlich ganz gut.

Auch wenn ich es immer wiederhole die Youtubelinks die hier im Forum stehen sind sehr gut und es gibt jetzt auch eine Deutsche die es sehr gut erklärt von der Handspindel bis zum Spinnrad.



Lilly

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von ankepu » 11.02.2011, 15:56

Vielen Dank für Eure zahlreichen Ratschläge.

Ich werde also erst nochmal Trockenübungen machen und mit Trainigsfaden üben, das Bremsen über die Haken probieren und wenn ich mein Rad dann immer noch nicht zügeln kann, überlege ich mir wirklich die Anschaffung eines anderen Rades, schade eigentlich, es ist so knuffig.
Spinnen werde ich auf jeden Fall weiter, mich hat's schon längst erwischt.

Schönes Wochenende,
liebe Grüße
Anke

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von FrauHollunder » 12.02.2011, 11:23

Ich hatte im Spinntreff jemand dem war das Spinnrad für den Anfang zu schnell auch mit dem Auszug. Ich habe ihr gesagt sie solle mal mit der Handspindel anfangen bis sie ein gefühl für den Auszug bekommt. Besagte Dame kaufte sich Handspindel übte einige Tage und setzte sich dann wieder ans Spinnrad und siehe da der Ausszug klappte besser.

Ich zupfe je nach Wolle mal mit der rechten "Vorderen" und mal mit der Linken "Wollhalte-Hand". Das berühmt berüchtigte Dreieck bekomme ich kaum hin. Gerade beim Auszug habe ich gelernt DIE Ultimative Methode gibt es nicht. Man mus sich ausprobieren, sich mehrere Metoden von anderen Ankucken ausprobieren und dann feststellen was einem persönlich liegt.
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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von ankepu » 12.02.2011, 15:31

Hallo,

es klappt, es klappt, jipiiiiiii

Ich weiß nicht genau welcher Knoten geplatzt ist, aber jetzt kann ich durchgehend treten, rechtzeitig Nachschub liefern und es wird ein richtig dünner Faden.

An Lily: Tausend Dank für Deinen Tipp mit dem "Auszupfen". Genau so klappt es ganz wunderbar.

An Karin: Habe deinen Rat befolgt und mehr Drall, Rad etwas langsamer eingestellt, und siehe da, jetzt habe ich etwas mehr Zeit zum Ausziehen und mit der Technik von Lilly klappt es.

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich gestern abend für ein Hochgefühl hatte !
Ich habe wirklich schon gedacht, alle können es, nur ich nicht, bin zu doof.

Vielleicht hat sich auch meine Ziege erschrocken, als sie hörte, dass ein anderes Rad angeschafft werden sollte, und ist nun viel zahmer und kooperativer.
Das nun heute ein Hochrad überraschend dazu gekommen ist (hab ich in einem getrennten Thread erzählt), konnte ja niemand ahnen. Meine alte Ziege liebe ich seit gestern aber heiß und innig.
Wir haben uns endlich gefunden.

Ein schöneres Wochenende kann es für mich momentan gar nicht geben, wünsche Euch auch so viel Glück, bei dem, was Ihr so vorhabt.

Tausend Dank für Eure Geduld mit mir und die vielen Ratschläge.

Es ist passiert: ICH KANN SPINNEN.

Liebe
Anke

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von lilly 66 » 12.02.2011, 16:49

:freu: Das freut mich. Gerngeschehen und mach weiter so, das wird alles.

Liebe Grüße

Lilly

Dornroesschen
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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Dornroesschen » 12.02.2011, 16:56

Die Freude kann ich richtig gut mitempfinden!! :-)

Viel Spaß weiterhin.
Dornroesschen.
Schöne Grüße vom Dornrösschen

Klara
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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Klara » 24.02.2011, 10:40

Asherra hat geschrieben:
Vorsicht, langer oder kurzer Auszug hat mit der Länge der Strecke zwischen den Händen nicht wirklich was zu tun. Der entscheidende Punkt ist, ob Drall zwischen die Hände läuft. Beim langen Auszug schnappt sich der Spinndrall die nächste Portion Fasern selbst aus dem Auszugsdreick, während beim kurzen die vordere Hand den Drall abklemmt, die Fasern zwischen den Händen drallfrei bleiben und dann erst kontrolliert durch die vordere Hand verdreht werden, dadurch bleiben sie glatt und parallel ausgerichtet.
Dann würdest du also sagen, wenn man die faserhaltende (hintere) Hand vor der Brust hat, die faserführende Hand 10 cm davor, und das Garn jeweils 2 cm Richtung Spinnrad zieht, fällt das unter langer Auszug wenn der Drall zwischen die Hände läuft? Ich finde das unlogisch und missverständlich und beantrage, zusätzlich zu langer/kurzer Auszug noch ergänzende Begriffe einzuführen (in Anlehnung an "true woolen" - was ja angeblich nur mit Rolags geht - und "true worsted").

Nach langer Zeit spinne ich nämlich gerade wieder mal Industriekammzug und stelle fest, dass es gar nicht so einfach ist, den Drall bei feinem Garn wirklich völlig abzuklemmen - und da ich zu meinen Fussproblemen nicht auch noch welche im Daumen brauche, verzichte ich darauf. Witzigerweise machte es nämlich auch keinen Unterschied für's Aussehen des Garnes, ob der Drall abgeklemmt ist oder nicht.

Genauso wie langer Auszug nicht automatisch fluffigeres Garn ergibt - schon gar nicht, wenn man die "point of twist", bzw. "amerikanische", einhändige Methode verwendet (Mabel Ross behauptet steif und fest, das ergäbe das gleiche Garn wie kurzer Auszug. "True woolen" ginge nur mit ihren dünnen Rolags, bei denen vorne der Drall abgeklemmt wird und hinten an einer dünnen Stelle gezogen wird). Fluffiges Garn gibt es mit fluffiger Wolle - die meistens kurzstaplig ist und sich deshalb viel bequemer im langem Auszug spinnen lässt. Und das Garn wird fluffiger, wenn es weniger Drall hat, was, je nach Übersetzung, auch im langen Auszug einfacher geht (dann aber wirklich mit Händen weit auseinander).

ABER: Garn aus stark gekräuselter, kardierter Wolle, die Fasern parallelliegend im kurzen Auszug mit abgeklemmtem Drall, langsam tretend (also mit insgesamt wenig Drall) gesponnen, ergibt ein genauso fluffiges Garn wie langer Auszug. Dauert nur viel länger.

Hat alles mit der ursprünglichen Frage nichts mehr zu tun, aber ich wollte keinen extra-Thread "Auszug für Geeks" eröffnen.

Ciao, Klara

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Fiall » 24.02.2011, 10:45

Ist es nicht sowieso, dass die meisten Spinner eine Mischung aus langem und kurzen Auszug verwenden? Ich kann bisher keinen echten langen Auszug (also true woolen), aber wie du schon geschrieben hast, klemme ich den Drall auch nicht rigoros beim Ausziehen ab.
GLG,

Veronika

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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von shorty » 24.02.2011, 12:00

Ich denke das Problem ist schon, dass es ganz unterschiedliche Definitionen von langem Auszug gibt.
Mal grob aus Spin Off Winter 2009, soweit ich das richtig erfasst habe, bitte evlt verbessern

American supported long draw
supported bedeuted in diesem Fall zweihändig
Die vordere Hand ist dabei stationär relativ nah am Einzugsloch, die hintere Faserhand bewegt sich, und zieht mehr als eine Faserlänge aus.

American Sliding supported long draw
ähnlich dem ersten , allerdings verweilt die vordere Hand nicht stetig vorne sondern "rutscht" etwas und fixiert den Drall-Kontaktpunkt wenn nötig, klemmt also ab, wenn erforderlich

American long draw unsupported, einhändig


English long draw or double drafting
Etwas Drall vom Einzugsloch bis zur vorderen Hand, mit der Faserhand immer nur so viel nach hinten ziehen wie Drall sich von der vorderen Hand vorarbeitet und das Rolag stabil ist.

American forward long draw

Den langen Auszug als solches gibt es nicht. Es gibt versch. Techniken oder Definitionen dazu.
Ich überlege grade, welche Art ich denn wohl spinne, ich glaub es ist auch ne Mischung

Wäre evlt auch was für ein separates Thema
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Re: Probleme mit dem Ausziehen

Beitrag von Fiall » 24.02.2011, 12:05

Da schau her. Für mich war Long Draw bisher immer was, das einhändig gemacht werden soll. Den supported Long Draw kannte ich noch gar nicht. Klingt aber unbequem. Ich bin wohl einfach kein Einzugslochstopfer, oder wie das hier kürzlich genannt wurde. ;-)
GLG,

Veronika

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