Throwers Waste

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Throwers Waste

Beitrag von Minitaus » 04.02.2011, 12:16

Hallo ihr Lieben!
Ich habe zu dieser Faser eine Menge herumgegoogelt und bin nicht so richtig fündig geworden. Ich habe eine grobe Vorstellung, dass es sich hierum um die Endstücke beim Abhaspeln von Seide handelt. Ich habe mal von einer alten Dame vor Jahren Seide bekommen mit der Bitte diese zu spinnen und diese war so kurzfaserig und gnubbelig, dass ich es gar nicht versucht habe. War das vielleicht Throwers Waste?
Hat jemand Erfahrung damit, läßt es sich als solches verspinnen oder muß man es mit einer längeren Faser mischen?
Warum ist es so teuer wenn es nicht hochwertiger als Seidenkammzug ist. Im Netz habe ich Preise von 6-10 Euro/100 gramm gefärbtes Throwers Waste gefunden.
Spinnerte aber liebe Grüße von Christina
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Re: Throwers Waste

Beitrag von Minitaus » 04.02.2011, 12:30

Oder war die Faser der alten Dame Silk Noil?
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Re: Throwers Waste

Beitrag von Asherra » 04.02.2011, 12:31

Throwers waste ist der "Abfall" vom Haspeln und benimmt sich gar nicht wie Seidenkammzug. Die Fasern sind kurz, es ist viel Kleber drin und die gesammte Puppenwiege (kurze, weiche, plüschige Fasern, die den Kokon innen auspolstern).
Judith McKenzie empfieht das Zeug wie Baumwolle zu spinnen: Aufkardieren, damit sich da überhaupt was ausziehen läßt, dann langer Auszug mit viel Drall. Wird flauschig, knubbelig, sehr warm, aber weitgehend ohne den typischen Seidenglanz.
Ich denke das Zeug ist so teuer weil es schlicht nicht oft angeboten wird. Leute zahlen mehr um mal was "Exotisches" auszuprobieren.

ETA: Noil ist im Endeffekt das selbe Zeug, nur nicht ganz so verklebt. Waste ist hart wie Papier und wurde früher auch zu Papier verarbeitet.

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Re: Throwers Waste

Beitrag von Fiall » 04.02.2011, 12:34

Throwster's Waste nennt man die Seide, die beim Kämmen auf den Maschinen zurückbleibt. Diese wird runtergeschnitten und verkauft. Kann man wohl auch fürs Filzen nutzen. Da Seide nicht filzt, schätze ich, um gewisse Effekte in die Wolle einzuarbeiten. Beim Spinnen würd ich es zum Einkardieren für entsprechende Effekte nutzen.

Der hohe Preis könnte am Arbeitsaufwand liegen, da die Fasern von den Maschinen von Hand entfernt werden müssen. Sariseide ist ja auch nicht grade billig und stammt von zerissenen alten Saris. Ich hab welche da und ich musste sie zig mal waschen, bevor der Geruch der Fasern nicht mehr unterirdisch war...
GLG,

Veronika

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Re: Throwers Waste

Beitrag von Minitaus » 27.02.2011, 16:34

Ich bin der Frage noch einmal intensiv nachgegenagen und bin auf einen netten Seidenraupenzüchter aus den USA gestoßen. Den habe ich dann mit meiner Frage belästigt. Zuerst einmal, die Antwort zu meiner Seide, es handelt sich um Silk Noil oder auch Bourette genannt, das wird sicher nette Färbe- und Kardieraktionen geben. Und nun die Antwort von WormSpit:
First, definitions can be a little slippery. Waste is produced at many points in the silk process; there’s cocoon strippings, reeler’s waste, throwster’s waste, dyer’s waste… in practice, some places get quite a bit of reeler’s waste in with their throwster’s waste. Typically, throwster’s waste comes from a variety of parts of the process, but it is always long fibers. Depending on whether it was cut from a spool, pulled off of a snarled bobbin, or pulled out of a reel, it can vary in length, sometimes has some processing already done, and sometimes has twist already added. It should look like bits of thread. It is often sold in the gum, which is very stiff; if it is in the gum, you may want to degum before spinning.
Here’s some throwster’s waste from Silk Route in the UK:
http://www.thesilkroute.co.uk/shopimage ... sunlrg.jpg
from
http://www.thesilkroute.co.uk/section.p ... ters_waste

Noil is the waste-of-the-waste. The good “wastes” are combed to make spinning fiber products like silk top; these are machine-spun to make fine yarns like 2/30’s and sewing thread and such, and the top is also sold to spinners. These wastes are cut to length, because the staple of silk is so long it is impractical for machinery to work with. From the reeler’s wastes and all the other waste processes, there are small bits that fall out in the combing. After all the good long fibers are taken out, noil is what’s left. It is typically very short, clumpy, cottony-looking, and often has bits of bug matter, little brown flecks from the pupal shell or other parts of the insect. Made into yarn, silk noil is very matte, not shiny, has little lumps, and has to be spun with a lot of twist like cotton. It is often carded into a batt, which looks a lot like cotton quilt batting.
Here’s silk noil from Mielke’s Farm:
http://www.mielkesfarm.com/images/fibers/cult_noil.JPG
from
http://www.mielkesfarm.com/silk.htm
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Re: Throwers Waste

Beitrag von Klara » 28.02.2011, 14:39

Danke für die Info! "pulled off of a snarled bobbin" finde ich irgendwie beruhigend - wenn das den Profis auch passiert, müssen wir uns ja nicht schämen, wenn wir einem nicht mehr auffindbaren Faden mit der Schere zu Leibe rücken...

Ciao, Klara

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Re: Throwers Waste

Beitrag von Minitaus » 01.03.2011, 12:39

Dann weiß ich ja jetzt was mit den abgeschnittenen Fäden zu tun ist, einkardieren
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Re: Throwers Waste

Beitrag von persillie » 05.03.2011, 21:03

Ich hatte gerade vor ein paar Tagen throwster's waste in den Händen (selbst eingefärbte). Die Fasern waren nicht zu kurz - jedenfalls zu lange um sie mit der Handkarde einzukardieren. Ich wollte die Fäden auseinandernehmen und habe dann gemerkt, dass diese Fäden besser verspinnbar werden, wenn man ein paar scharfe Zwicke gibt. So konnte ich sie verziehen, wie z. B. aus einem Hanky. Aber natürlich geht der wilde Look verloren. Wie immer, es kommt darauf an, was man will.

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