Arme "alte Ziege"

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Wollminchen
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Arme "alte Ziege"

Beitrag von Wollminchen » 06.03.2010, 20:21

Lieb Hallo gesagt an Alle,

heute ist denn nun endlich mein erstes eigenes Spinnrad angekommen;
freu...

Nachdem ich ja meine ersten Spinnversuche auf dem geliehenen "Deko-Rad" meiner Mutter absolviert habe, und mir das Spinnen wirklich richtig grossen Spass macht, wollte ich natürlich auch ein eigenes Rad haben.

Und dieses erste sollte auch etwas Besonderes sein:
die modernen Räder sagen mir nicht so zu; deshalb habe ich mir eine alte Ziege ersteigert, die ich nun seit heute endlich mein Eigen nenne.

Sie soll um ca 1900 gebaut worden sein.
Wenn ich mir das Holz anschaue, kommt das auch ganz gut hin.
Die gedrechselten Beine und Radhalterungen sprechen eher für ein späteres Baujahr.
Aber egal: ich mochte sie, seit ich sie das erste mal auf dem Bild gesehen habe...

Ich hatte ja schon damit gerechnet, dass einige Stunden an Arbeit nötig sind, um sie in Schuss zu bringen...
...aber nachdem ich heute das Paket ausgepackt habe, wurden alle meine Erwartungen doch bei Weitem übertroffen.

Was soll ich sagen...

Die alte Lady ist in einem bedauernswertem Zustand...

Sie wurde vom Versender komplett zerlegt -eher stümperhaft-, wohl damit das Paket nicht so gross wird.
Der Holzwurm hat schon einiges geschafft, der Flügel ist am Einzugsloch gebrochen, es wurden zig verschiedene Beizen an ihr ausprobiert, und, und, und....

Aber nachdem ich sie jetzt heute dann gleich mal probehalber und dürftig zusammengesetzt habe, war ich doch überrascht.

Sie läuft wunderbar leicht und willig und funktioniert tadellos!!!

Jetzt sitze ich hier schon ne halbe Stunde und schmirgel die erste Strebe...
wird noch sehr, sehr viel Arbeit geben.

...und ich hoffe aus dem "hässlichen Entlein" wird wieder der "stolze
Schwan" der es mal war.

Liebe Grüsse
und einen schönen Sonntag
wünscht Euch das Wollminchen

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Sora » 06.03.2010, 20:34

dann herzlichen Glückwunsch zum Neuerwerb.....

ich hoffe du bekosst die "Restauration" gut hin :)

hier findest du sicher auch die ein oder andere "Unterstützung"
LG

Sora

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Trulline » 06.03.2010, 20:38

Toll, ich gratuliere... :wink:
...alte Räder haben einen besonderen Charme und Charakter. Ich wünsch dir viel Spaß beim Rastaurieren. Stellt du Fotos ein... vorher... nachher? Das wäre spannend.
Liebe Grüße
Trulline

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Wollminchen » 06.03.2010, 21:36

Hallo,

werde das mal mit den Bildern morgen probieren;

Ich hab leider nur eine sehr einfache Digi-Kamera und die Bilder werden nicht besonders gut.
Mache morgen aber mal welche, so wie sie jetzt zusammengebaut ist und ausschaut.

Weil, wenn es weiter ans restaurieren geht, werde ich sie wieder komplett auseinander bauen; schon alleine, weil da viel geleimt werden muss, was der Vorbesitzer einfach auseinandergebrochen hat.
Dabei wäre es doch so einfach gewesen, einfach die Holzsplinte rauszunehmen und die Teile auszudrehen....

Will jetzt noch meine erste abgeschmirgelte Strebe pinseln.
Versuche es mal mit Holzpflegeöl; das deckt vielleicht ein wenig die dunklen Stellen ab, die ich nicht weggeschliffen bekomme.
Da hat das Holz mal jemand mit Ebenholz-Beize behandelt, und die sitzt leider sehr tief drin.

Liebe Grüsse
Heide (das Wollminchen)

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von marie-claire » 07.03.2010, 08:32

Ich bewundere wie du das alte Rad schon liebst und pflegst. Das wird eine schöne Geschichte!

Sabine
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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Sabine » 07.03.2010, 09:23

Aloha Wollminchen,

da hast Du Dir ja richtig Arbeit gekauft!

Viel Spaß und Erfolg beim Restaurieren und natürlich hinterher beim spinnen.
Alles liebe

Sabine

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Greifenritter » 07.03.2010, 10:30

Als erstes solltest Du die Teile abbeizen (dafür gibt es Mittel im baumarkt) und gegen Holzwurm behandeln (in der Sauna, einer Dampfkammer oder wieder mit Mitteln aus dem Baumarkt). Dann die einzelnen Teile restaurieren, also die Holzwurmlächer tiefenfüllen (wichtig um das Holz zu stabilisieren) und danach an der Oberfläche verschließen, Abgebrochene teile anleimen bzw. wo etwas rausgebrochen ist ein passendes Teil zurechtschnitzen und einleimen oder aber auch mit Holzmodelliermasse und Holzspachtel ausbessern, wo das möglich ist. Dann die Oberfläche einheitlich neu behandeln.

Danach kann man sich dann an Funktionsdinge wie den Austausch alter Lager o.ä. machen.

CU
Danny
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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Lady_Morgana » 07.03.2010, 14:21

Hallo Wolminchen,

gegen den wurm würde ich sauna bevorzugen - ich hab holzwurmtod aus dem baumartkt schon an nem schrank versucht, seitdem ist der nicht mehr benutzbar, weil er, sobald er zu ist, innen nach dem mittel stinkt (und das seit einigen jahren!)
giftig war das zeug auch (ich weiss nicht, ob das immer noch so ist, aber ich könnts mir vorstellen), jetzt trau ich mich auch nicht mehr, was reinzutun - und so ein spinnrad passt ja gut in die sauna...

was mir noch einfällt - ich hab zum holz abbeizen auch schon den backofenreiniger von amway verwendet, den kann man mit nem pinsel auftragen, der hat letztes jahr 7 euro die flasche gekostet (ist glöaub ein halber liter drin, aber auch nicht gerade förderlich für die gesundheit...)
solltest du den sowieso daheim haben, kannst du es ja mal an einer kleinen stelle probieren, extra kaufen würde ich ihn jetzt nicht, weil ich leider nicht weiss, welche farbe er alles ablöst...

liebe grüsse

annette
Liebe Grüsse

Annette

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Arachne » 07.03.2010, 16:35

Wollminchen hat geschrieben:...weil da viel geleimt werden muss, was der Vorbesitzer einfach auseinandergebrochen hat. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, einfach die Holzsplinte rauszunehmen und die Teile auszudrehen....
Hallo Wollminchen - da bleibt mir die Sprache weg. Das ist ja ein toller Verkäufer! Bricht der wohl alles entzwei, was er so verschickt? Da hat aber die arme alte Ziege sehr großes Glück, daß Du Dich ihrer trotzdem annimmst. Stell Dir mal vor, ein Mensch hätte die Lieferung bekommen, der sich das nicht zutraut - das Spinnrad wäre doch für den Müll gewesen!

Viel Glück mit der Restaurierung. Für stark gedrechselte Teile kann man übrigens so dünnes Band von Sandpapier gut verwenden, was man in Bandschleifer tut (0,5cm breit). Das kann man wie Zahnseide an 2 Enden packen und in den feinen Rillen hin und her bewegen.

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Wollminchen » 10.03.2010, 17:43

Hallo,

und bitte entschuldigt, dass ich erst jetzt dazu komme, auf alle Eure lieb gemeinten Ratschläge und Tipps zu antworten.

Aber ich bin wider Erwarten beruflich zur Zeit sehr eingespannt (die Krankheitswelle scheint leider gar nicht mehr abzuflauen), und ich möchte natürlich auch möglichst viel Zeit mit meinem "alten Mädel" verbringen, damit sie schnell wieder richtig schön wird.

Ich hab sie jetzt in der Zwischenzeit wieder komplett auseinandergebaut und das Holz, so gut es geht, gesäubert.
Es ist nicht lackiert, sondern einfach nur alt, gebraucht und speckig;
und stellenweise ebend mit dieser blöden, schwarzen Beize behandelt.

Beize kriegt man jedoch mit Abbeizer nicht weg.
Der ist nur für Lacke aller Art geeignet.

Bei schmutzigem, geölten, gewachsten oder in ähnlicher Art behandeltem Holz, hilft in erster Linie leider nur Wasser, Seife und eine feine Messingbürste (so wie die zur Wildlederpflege) und das Ganze schrubben, schrubben, schrubben.

Danach kann man noch leicht mit feinem Schmirgelpapier nacharbeiten.

Leider habe ich auch damit die tiefeingedrungenen Beizereste nicht ganz entfernt bekommen, so dass im Holz immer noch vereinzelte Stellen dunkel sind.
Besonders an den feinen Rillen der gedrechselten Teile.

Es stört mich aber auch nicht besonders, weil mein Mädel halt alt ist.
Das darf man ihr ruhig ein wenig ansehen.

Jetzt bin ich gerade dabei das Holz mit Holzpflegeöl zu pinseln.
Ergibt einen wunderschönen, warmen kastanienbraunen Farbton.

Als Endbehandlung wird das Holz nochmals mit Naturöl nachpoliert, damit es wieder schön glänzt und die Maserung so richtig zur Geltung kommt.

Wegen der Holzwurmlöcher mache ich mir auch weniger Sorgen.
Bei solch alten Hölzern ist zwar oft ein Holzwurmbefall mal irgendwann akut gewesen, aber nicht mehr aktuell; so dass lediglich die durch Fraß verursachten Schäden beseitigt werden müssen...
Ich habe vor Jahren einen alten Küchenschrank restauriert, der ebenfalls Holzwurmlöcher zeigt.
Aber der ist soooo alt, dass die Holzwurmgeneration bestimmt schon längst ausgestorben ist.

Jedenfalls hat sich der Befall nach dem Abbeizen und ölen nicht weiter fortgesetzt.

Jetzt will ich mal drangehen und den gebrochenen Flügel leimen und
Lederflicken zurechtschneiden, um den Knecht (heisst das Fußpedal so?) wieder montieren zu können.

Und wenn alles klappt wird sie zum Wochenende fertig und kann
probegesponnen werden.

Dann brauch ich nur noch einen Namen, mit dem ich sie taufe.

Lasst Euch Alle lieb grüssen
Heide

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Arachne » 10.03.2010, 18:01

Hallo Heide,

nein, der Knecht ist das Teil, das den Fußtritt mit der Kurbel an der Radnabe verbindet.

Gruß
Sigrid
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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von KleinMü » 13.04.2010, 17:09

Meine Ziege war ja auch sehr lädiert, ich finde es aber toll, dass du dir die Arbeit machst und kann dir auch bestätigen, dass es sich wirklich lohnt.
Zeig doch bitte mal Bilder, falls möglich, ich würde deine Ziege gerne mal sehen.

Liebe Grüße

KleinMü
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Die genaueste Vorstellung von der Machtlosigkeit des Menschen haben sicherlich Gott und der Dackel. (George Mikes)

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Re: Arme "alte Ziege"

Beitrag von Aodhan » 14.04.2010, 11:21

Paar Fotos wären toll...

Ansonsten: Respekt vor dem Aufwand der Wiederbelebungsmaßnahmen!
"If more of us valued food and cheer and song above hoarded gold, it would be a merrier world." - J.R.R.Tolkien

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