Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

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Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Claudi » 18.02.2010, 16:25

Haihallo!
Durch das Thema: erfahrungsbericht merino rohwolle fühle ich mich angeregt, mal nachzufragen... ob jemand da einen guten Verarbeitungstipp für mich hat. ;)
Bei der Rohwolle von Merino Mixschafen und reinen Merinos aus deutschen Herden gab es bei meinen Fasern einige Vliesabschnitte, wo es eine richtiggehende Schicht mit viel Fett und allerallerkleinsten Fremdkörperchen gab. Dabei war nicht einmal mehr definierbar, welchen Ursprungs die Fitzelchen genau sind. Das ist, als ob da jemand irgendwelche kleinen Krümelchen hineingestreut hätte... bei anderen Rohwollen konnte ich in der Regel noch genau erkennen, was Gras gewesen ist, was von Bäumen und Sträuchern stammte, und auch Teile von Pelletfutter waren bei einer Sorte definierbar.
Nun sind genau diese Rohfasern mit Merinoanteil die allerallerschönsten, die ich so versponnen habe. Mir tut es leid, die Kleinteile mit einzuspinnen, aber noch mehr würde ich mich grämen, alles zu entsorgen.
Leider kann man derartig winzige Krümel nicht alle herauszupfen, und das Kardiertier arbeitet sie nur ein.
Wäre kämmen da die bessere Lösung?
Ist ein Wollkamm überhaupt etwas für Merinowolle?
Oder hat jemand einen anderen Vorschlag?
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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von shorty » 18.02.2010, 16:29

mh ne richtig gute Lösung hab ich da auch nicht.
Ist halt so, dass sich gerade in der feinsten Wolle der Dreck am besten hält.
Was dringend raus muss ist das Fett, sonst klebt der Schmutz noch mehr an der Wolle.Merino ist ja im allgemeinen sehr fett.
Flickkarde wäre evlt auch noch was, immer wieder zupfen, mehrmals kardieren, dabei die Vliesstücke ganz dünn ausbreiten
Weiss nicht, ob Merino für Wollkämme nicht zu kurz ist

Sonst fällt mir auch nix ein :-(

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Klara » 18.02.2010, 17:11

Englische Wollkämme (also mit 4 Reihen hintereinander) sind definitiv nichts für Merino. Hundekamm könnte gehen.

So verkrümelte Stellen kenne ich auch - viel vom Dreck fällt beim Kardieren (Kardieren taugt zwar nicht zum Wolle säubern - aber woher kommt der ganze Dreck unter der Trommelkarde? Und der auf dem Tisch, und dem Fussboden...) und spinnen raus wenn die Wolle gründlich entfettet ist. Aber wenn ich die Wolle nicht unbedingt brauche, werfe ich solche Vliesteile meistens weg...

Ciao, Klara

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von wollpoldi » 18.02.2010, 17:24

Diese Kleinkrümel kenne ich auch. Meine Erfahrung ist die: die Wolle gründlichst vom Fett befreien und kardieren. Je trockener die Wolle umso besser fallen diese Kleinstteilchen raus. Auf der großen Maschine lass ich die Wolle zweimal durch.
Tschüssi Gabi

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Claudi » 18.02.2010, 17:37

Hai Ihrs!

Ich bin ja sooo erleichtert, daß ich nicht ganz alleine damit dastehe!

Okee, also werde ich das Fett wirklich mal soweit herauswaschen, wie es möglich ist. Bei mir ist nämlich in der Regel immer noch etwas drin. ;)
Damit ist es auch logisch, daß dann mit der Trommelkarde noch mehr herausfallen kann, als es auch so schon der Fall ist.
Daß Wollkämme für Merino nicht der Brüller sind, hatte ich mir auch schon in etwa gedacht... also habe ich vorerst etwas Geld gespart.
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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Gunda » 18.02.2010, 17:38

Hi,

also wenn die Wolle fettfrei ist (z.B. Alpaka) dann laß ich die mehrfach durch die Karde laufen mit einer relativ schnellen Geschwindigkeit und dann fliegen die Krümel und Strohreste nur so raus.

Muss ich natürlich nen paar Mal machen.

Hab mir schon überlegt nen Staubsauger o.ä. drüber zu halten weil viele Kleinteilchen ja wieder auf das Batt runter fallen und nicht alle sofort raus sind.
Liebe Grüße Gunda

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Claudi » 18.02.2010, 17:42

Hab mir schon überlegt nen Staubsauger o.ä. drüber zu halten weil viele Kleinteilchen ja wieder auf das Batt runter fallen und nicht alle sofort raus sind.
Jau, das wäre etwas... die nächste neue Trommelkarde kommt dann mit Absaugvorrichtung in den Handel. :totlach:
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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Gunda » 18.02.2010, 17:49

:D
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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Asherra » 18.02.2010, 17:52

Wieso sollten Wollkämme nicht für Merino funktionieren? Irgendwo muß der Merinokammzug ja her kommen.
Kämmen macht sauberer als Kardieren, dazu muß die Wolle aber wirklich fettfrei sein, sonst klebt es alles zu und der Dreck bleibt trotzdem an der Wolle pappen.
Schuppen gehen allerdings auch beim Kämmen nicht 100% raus, die verhaken sich so arg. Da hatte ich mit dem Kamel als schon mal Ärger, aber Schaf wird schön sauber.

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Adsharta » 18.02.2010, 19:32

Wir machen das so beim Bohren an Wänden. Ich halte das Staubsaugerrohr, mein Mann bohrt. :) Beim Kardieren könntet mann es ja umgekehrt machen.
Ich kenne das Problem auch, wenn der Dreck so fest eingearbeitet ist, fliegt es bei mir auch auf den Müll. Bin ich froh, dass es nicht nur mir so geht.
lg Adsharta

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von maka » 18.02.2010, 22:43

hallo claudi

mir fällt da eine praktische lösung ein. nimm dir doch einen handstaubsauger und lass den mitlaufen. geht bei meinem , der saugt sofort alles auf
Grüßlis maka

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von kimbajana » 18.02.2010, 23:14

bei mir war auch ein teil der merinowolle (aber auch bei allen anderen fasern, die ich als rohwolle bekommen habe – durchgehend schöne hatte ich bisher noch nie) voll mit winzigen pflanzenteilchen. ich bürste diese locken, egal ob restfett vorhanden ist, oder nicht, mit der flickkarde (hunde- oder katzenbürste geht auch gut) aus und kardiere sie erst dann. wenn es zu arg ist, dann werfe ich sie mittlerweile radikal in den müll. das bürsten ist außerdem meiner meinung nach nicht viel mehr arbeit, als wolllocken sorgfältig auseinander zu zupfen (nach dem waschen manchmal ziemlich schwierig, weil die "füße" und auch die spitzen so zusammenkleben, dass man seine liebe not hat, daraus ein fluffiges etwas zu machen, das gut kardier- und damit verspinnbar ist).
liebe grüße aus wien,
kimbajana

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Klara » 19.02.2010, 09:56

Asherra hat geschrieben:Wieso sollten Wollkämme nicht für Merino funktionieren?
Weil ein vierreihiger Wollkamm 3 cm tief ist und (m)eine Merinolocke gerade mal 10 cm lang (und das ist schon eine bessere - Merino d'Arles. Die aus Rambouillet sind viel kürzer.). Bis die im Kamm eingehängt ist, bleibt nicht mehr viel übrig, was man kämmen könnte. Abgesehen davon, dass ich meine Kämme viel zu grob für Merino finde. Allerdings habe ich da neulich im Hundesalon einen super-feinen Kamm für die Kaninchen mitgenommen, der könnte gehen... (nur dass ich meine verknoteten, industriell gewaschenen Merinolocken neulich hergeschenkt habe, weil ich mich nicht damit abplagen wollte).

Wie in Spinnereien im Einzelnen gearbeitet wird, interessiert mich auch schon lange - irgendwann werde ich eine besichtigen...

Ciao, Klara

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von shorty » 19.02.2010, 10:02

Asherra hat geschrieben:Wieso sollten Wollkämme nicht für Merino funktionieren? Irgendwo muß der Merinokammzug ja her kommen.
Kämmen macht sauberer als Kardieren, dazu muß die Wolle aber wirklich fettfrei sein, sonst klebt es alles zu und der Dreck bleibt trotzdem an der Wolle pappen.
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Hallo Asherra,
meines Wissens sind die Produktionsabläufe bei industriellen Großkardierereien folgendermaßen
Waschen
Wolfen
Kardieren --über mehrere Walzen , nicht nur 2
Kämmen

und zum anderen wird da fast ausschliesslich Australmerino oder Neuseelandmerino verarbeitet, das deutlich länger ist.( Info Herr Schenke, größter deutscher Wollgroßhändler meines Wissens)
Deutsches Merino hat im Schnitt nicht mehr als 10 cm Stapellänge , eher drunter, würd ich mal schätzen

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Re: Kleinste Teilchen aus Rohwolle entfernen?

Beitrag von Asherra » 19.02.2010, 10:20

Kamel hat 5-6cm und ich kämme es trotzdem erfolgreich. Der Abfall geht hoch je kürzer die Faser, das schon. Bei der Wahl alles wegschmeißen oder 40% "Abfall" produzieren nehm ich das Kämmen. Die Kämmlinge verwend ich als Nistmaterial für die Stachelmäuse, die lieben das Zeug. Danach wandern sie auf den Kompost wo sich die Vögel bedienen.
Rein theoretisch könnte man die Kämmlinge auch noch mal aufkardieren und woolen verspinnen, aber das steckt noch so viel an Strochfitzelchen drin, das wird nicht schön. Da läßt ich mit sauberen Woll"abfällen" sicher mehr machen.

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