Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von Greifenritter » 18.05.2009, 11:40

..., also ist das Spinndelrad ma tauglich, das ist ja klasse..
Das kommt darauf an:
1. was Du unter Mittelalter verstehst
2. welchen bereich der Welt (oder Deutschlands) du betrachtest.

Für unsere Darstellung (1250, süddeutscher Raum) sicher nicht.

CU
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Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von ehemaliger User » 18.05.2009, 20:31

Ich meine, im Codex Manesse mal eine Abbildung eines Spinnrades (oder etwas ähnlichem) gesehen zu haben, um die zu zeigen, müsste ich allerdings das Buch erstmal wiederfinden. Aber das ist ja ein Weilchen nach Deiner Zeit.
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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von thomas_f » 08.03.2012, 19:48

Dass Spindelräder nicht verbreitet waren, kann man so pauschal anscheinend wirklich nicht stehenlassen. Ob sie im Mittelalter oder in Süddeutschland verbreitet waren, weiß ich nicht, aber Peter Teal schreibt über England, dass dort das Great Wheel, also das große Wanderrad, nicht etwa von den Flügelrädern sondern von den Spinnmaschinen abgelöst wurde. All die Spinner im ganzen Land, das Netzwerk der kleinen cottage industries, die die Grundlage der boomenden englischen Textilproduktion waren, arbeiteten mit den billig herzustellenden großen Spindelrädern. Rüpelige Wollkämmer zogen übers Land und kämmten auf den Dörfern und Höfen die Wolle, während anderswo schon dampfgetriebene Webstühle liefen. Als echte Produktionsgeräte waren hingegen Flügelräder dort nie wirklich verbreitet. Anscheinend gilt ähnliches für die frühen USA bzw. die englischen Kolonien dort.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von Klara » 08.03.2012, 20:53

Meine Theorie ist, dass die Flügelspinnräder hautpsächlich für Flachs waren (der als Langflachs angeblich ziemlich wenig Drall braucht, auch für feinste Fäden - was die lächerlich niedrigen Übersetzungen erklärt), die Spindelspinnräder - oder Spindeln - für Wolle. England war nicht gerade für seine Flachsproduktion berühmt, und in Deutschland war Wolle Mangelware. Die Verbreitung der jeweiligen Spinnräder ist die logische Folge...

Hier in der Gegend (knapp unterhalb der Bretagne) hatten die Leute früher auch Spindelräder (oder eben die handgehaltenen Spindeln, "ty" genannt), die im 2. Weltkrieg, als sie eigentlich schon weggepackt waren, wieder rausgeholt wurden, weil man auf einmal keine Wolle mehr kaufen konnten. Von Flügelrädern in Normalhaushalten weiss meine Bekannte (die sich bei ihren älteren Verwandten und Bekannten erkundigt hatte, als sie spinnen gelernt hat) nichts.

Ciao, Klara

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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von rigge » 08.03.2012, 21:43

was haltet Ihr von diesen Spindelrädern

rigge :D
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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von thomas_f » 09.03.2012, 10:03

Zumindest beim unteren vermute ich, dass es ein Gerät ist, um Garn auf Spulen fürs Weberschiffchen zu wickeln. Anders kann ich mir den sehr langen Bereich zwischen den beiden Lagern der Spindel nicht erklären -- für die Arbeit mit einem Spindelrad wäre der nicht zu gebrauchen. Die angelsächsischen Spindelräder sahen etwa so aus:

Bild

da sieht man die Größe und auch die enorme Übersetzung, die kein übliches Flügelrad je erreicht, beim angebildeten nochmal vervielfacht durch ein Zwischengetriebe.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von Klara » 09.03.2012, 11:41

Diese Riesenantriebsräder haben keine Kurbel - die kleineren Räder, so wie das obere bei Rigge, schon. Ich hab' ein ähnliches hier stehen (vielleicht ein knapper Meter Maximalhöhe - ich spinne daran im Sitzen):
Spindelrad.jpg
Wie man sieht, kann man mit dem Teil spinnen - allerdings eher weiches (Schuss) Garn. Wie schnell das mit einem gekurbelten Rad und relativ kleiner Übersetzung gehen kann, sieht man auf dem Khadi-Video (irgendwo auf Youtube - der Links sollte auch hier im Forum sein).

Eine Freundin hat ein sehr ähnliches Rad und nimmt's zum Spulen wickeln fürs Weben. Da der Platz in Bauernhäusern immer schon begrenzt war vermute ich, dass die Räder beide Funktionen erfüllt haben. Wenn man nicht einfach den vor ein paar Seiten erwähnten Pflanzenstengel runtergezogen und in den Handschützen gesteckt hat . Die Pflanze habe ich übrigens inzwischen gefunden - wächst meterhoch im Strassengraben vor meinem Haus, wenn da nicht ausgemäht wird. Wie sie heisst, weiss ich immer noch nicht (irgendein weisser Doldenblütler mit geriffelten Stengeln, leicht giftig bei Verzehr), ist aber auch relativ egal.

Ciao, Klara
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Re: Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

Beitrag von Arachne » 09.03.2012, 18:57

Die im Beitrag von @rigge verlinkten Fotos sind Spulräder (für Kett- und Schußspulen), das obere ganz eindeutig, das untere wohl auch (wohl eher gewernbliche Weberei, während das erste aus der bäuerlichen bzw. Hausweberei stammt), was man an der vorderen Lagerung der Spindel erkennen kann. Echte Spindelräder haben immer eine ganz freistehende Spindel, Spulräder brauchen vor allem für die schweren Kettspulen eine Unterstützung (die Kettspulen hatten eine Größe etwa von der einer alten Louet-Spule).

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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