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von SchwarzesSchaf » 13.08.2009, 07:36
@Klara
Nein, die Wolle ist schon gewaschen und kardiert. Aber mit nur ein Durchgang mit Regenwasser und kardiert mit Handkarden und das ist - zumindest bei mir - dann doch ein großer Unterschied zu einem industriell vorgefertigtem Vlies. Ich spinne jetzt seit etwas mehr als einem Jahr und alles geht Stück für Stück besser, aber ein Spinnprofi bin ich bestimmt noch lange nicht.
Anfangs war meine selbst kardierte Wolle viel mehr mit Hälmchen und Knötchen durchsetzt. Langsam und stetig wird alles immer besser und ein Stück weit "professioneller". Ich freue mich über meine kleinen Erfolge, aber ich habe immer noch gelegentlich kleine Knötchen vom Nachschnitt oder kleine Hälmchen im selbstkardierten Rolag. Ich höre auch nicht immer gleich auf zu treten, wenn mir ein Knötchen im Vlies-Röllchen begegnet, da hätte ich anfangs nur Stillstand gehabt, vor allem als ich noch mit 2 Hundebürsten meine ersten Spinnversuche absolviert habe. Ich versuche abzuschätzen ob ich es schnell abzupfen kann, wenn ja, wird weiter getreten und der überschießende Drall gleich in den nächsten langen Auszug abgeleitet. Geht das nicht, höre ich natürlich auch auf zu treten. Aber einen Takt könnte ich so wohl nicht zählen.
Ich bewundere auch oft eure technischen Diskussionen über Fadenstärke und Dicke der einzelnen Wollfaser und wie ihr dann die Sache angeht um ein bestimmtes Resultat zu erreichen. Das ist sehr faszinierend, aber nichts für mich. Ich bin wohl da mehr der "learning by doing"-Typ, jedenfalls was das Spinnen angeht. Mag sein, dass so meine Wolle nicht so gleichmäßig wie bei anderen wird, aber Spinnen ist für mich die reine Freude ohne selbstauferlegte Zwänge und ich folge da wirklich meinem Bauchgefühl. Ich lasse beim Spinnen die Seele baumeln, meinen Ansprüchen genügt meine Wolle voll und ganz und Fortschritte sind trotzdem weiterhin erkennbar. Wahrscheinlich mag ich auch deshalb nicht so viel Theorie absolvieren, weil ich neben meiner Arbeit noch eine sehr anstrengende Ausbildung absolviere. Spinnen ist für mich ein perfekter Ausgleich zur sehr lernintensiven Ausbildung mit meinen dicken Büchern, die ich alle durchackern muss.