Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von thomas_f » 19.10.2010, 09:13

und die interessante Frage ist wie heiss ist zu heiss und wie lange ist zu lange
Oder: Wie heiß ist heiß genug und wie lange ist lange genug? Meine Ideen dazu: Wenn die Wolle gerade so heiß gewaschen wird, dass das Fett sich zügig auflöst, ist es heiß genug. Das sollte bei gut 30° erreicht sein. Wenn noch ein fettlösendes Wasch- oder Spülmittel dabei ist, können Fett und Dreck in Minutenschnelle ins Wasser abwandern. Wolle vorsichtig rausheben und schleudern, mehrfach (nach Bedarf) in sauberem Wasser gleicher Temperatur spülen und wieder schleudern, zum Abschluss ein Bad in gesäuertem Wasser (Zitronensäure oder Essigessenz, pH 3,5), nochmal schleudern und zum Trocknen ausbreiten.

Beim Reinigen von Scherkämmen und -messern kann man sehen, wie schnell sich Wollwachs in heißem Prilwasser verflüchtigt. Selbst da, wo es sich in dicken Schichten angesammelt hat.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Susse » 19.10.2010, 09:45

@ Thomas_f:

Das mit dem rauß aus dem Wasser und schleudern ist bei mir schon schief gegangen. Hatte eine einfache Wäscheschleuder Baujahr 1960 mit Metallinnenraum. Also warme Wolle rein, langsam auf Umdrehungen bringen - Wasser läuft ab - verfilzte Wolle wieder rauß aus der Schleuder. Ich hab nicht gerührt, gerubbelt oder ähnliches. Die Wolle war nur noch Putzwolle. ;(

Nach den dritten Versuch hatte ichs dann leid und hab genervt aufgegeben. Vielleicht bin ich einfach zu doof dafür. :O
Liebe Grüße
Susse

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Klara » 19.10.2010, 13:30

kaha hat geschrieben:
Ne, nicht zwangsläufig, da genügt es manchmal schon den Unterschied nach dem Waschen zu sehen und zu fühlen und man weiß Bescheid. :(
Da sieht man, ob die Wolle beim Waschen ernsthaft geschädigt wurde. Aber ob roh versponnene Wolle haltbarer ist als nicht zerstörerisch gewaschene, das sieht man erst nach 10 Jahren Gebrauch (oder so).

Dass die Wolle von den Scherblättern so schnell abgeht, ist ja schön - aber warum kämpfe ich dann immer darum, meine Vendéen auch nur halbwegs verarbeitbar zu kriegen (von fettfrei habe ich mich schon verabschiedet - das ist sie nicht mal nach dem Färben)

Ciao, Klara

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von thomas_f » 19.10.2010, 16:01

Tja, meine Erfahrungen sind vielleicht etwas einseitig: Außer Wolle vom Scottish Blackface haben wir noch Scottisch-Blackface-Wolle gewaschen und zwischendurch etwas Scottish Blackface ;) . Damit funktionierte das wie beschrieben problemlos.

Dass man die Wolle vorsichtig evtl. mit einem alten Durchschlag aus dem Waschwasser hebt, abtropfen lässt und dann vorsichtig in die Schleuder gibt, ist ja klar, denke ich. Kneten, langziehen und zusammenknuffeln ist an dieser Stelle Filzgarantie.

Klara: Unser Scherer sagt nach dem Scheren immer, er brauche keine Seife, um das Fett von den Händen zu bekommen, klares, kaltes Wasser reiche ihm. Bei der Wolle sehe ich das auch anders. Hast du denn mal ein kurzes, gut warmes Soda-Bad versucht (mit anschließender Säuerung, versteht sich)?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von shorty » 19.10.2010, 16:07

Obwohl das nur bedingt zur Eingangsfrage passt.
Also Fett löst sich erst deutlich über 30 Grad.Ich geh bei fetter Wolle sehr viel höher mit der Temperatur, mindestens 60 Grad. Mit kaltem klaren Wasser bekommt man Fett nicht ab, das wird höchstens von der Haut aufgenommen, könnte ich mir vorstellen.
Im übrigen "säure" ich meine Wolle nie, hält trotzdem gut ;-) Ich wasche allerdings nicht mit Soda.
Wobei wir eigentlich wieder zur Kernfrage zurückkehren sollten, denn zum Waschen gibts ja schon zig threads

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Wollvernarrt » 19.10.2010, 18:30

Ich habe das auch mal gehört. Aber, ob da was dran ist, weiss ich leider nicht. Nur kann ich nicht bestätigen, dass die Motten an ungewaschene, versponnener Wolle nicht rangehen. Ich habe hier einige Meter ungewaschener Wolle versponnen rumliegen. Und die war komplett zerfressen X(
LG Karine

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von rasputin » 19.10.2010, 18:48

Klara hat geschrieben:Als der jetzt ältere Herr das gelernt hat, hat man Wolle wahrscheinlich noch mit Soda gewaschen - und das greift die Wolle an, wenn das Wasser zu heiss ist, oder die Wolle zu lange drin bleibt (und die interessante Frage ist wie heiss ist zu heiss und wie lange ist zu lange).

Ciao, Klara
Ich gehe davon aus, dass er das Ganze nicht auf´s Waschen mit Soda bezogen hat, sondern auf´s waschen allgemein.

Er hat sich nämlich über die gewaschene Wolle " beschwert ", die er dort versponnen hat - und das war Wolle von Bärbel, die sie waschen + kardieren lassen hat.

LG - Petra
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(ړײ) Lächeln denkt,
«▓» kann wirklich von
.╝╚ Bedeutung sein ღ


http://wolliges-von-petra.blogspot.com/

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von kaha » 19.10.2010, 23:29

Susse hat geschrieben: Das mit dem rauß aus dem Wasser und schleudern ist bei mir schon schief gegangen. Hatte eine einfache Wäscheschleuder Baujahr 1960 mit Metallinnenraum. Also warme Wolle rein, langsam auf Umdrehungen bringen - Wasser läuft ab - verfilzte Wolle wieder rauß aus der Schleuder. Ich hab nicht gerührt, gerubbelt oder ähnliches. Die Wolle war nur noch Putzwolle. ;(

Nach den dritten Versuch hatte ichs dann leid und hab genervt aufgegeben. Vielleicht bin ich einfach zu doof dafür. :O
Hast Du die Wolle einfach so rein? Ne, oder?
Also ich schlag die in ein ganz dünnes Tuch ein und schleuder dann. Sonst stopft es doch die Schleuder zu, dachte ich. Vllt bringt das auch was gegen das Verfilzen.
Ich hab so Gotlandpelzschaf, Merino, Merino-Schafkopf gewaschen. Ging wunderbar.

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von fiberarts » 19.10.2010, 23:49

Da kann ich nur zustimmen, ungewaschenne Wolle zieht die Motten an.
Ich hatte zwar nie so ein Problem aber ich habs gesehen.
Auch wenn die Wolle ungewaschen ist kann man es verspinnen oder auch nicht, das ist geschmacksache. Manche Rassen haben mehr Lanolin andere weniger....mir gefällt es auch mehr mit gewaschener Wolle zu spinnen genau wie Karin es schreibt.
Das ist gewaschen oder ungewaschen ist zimmlich individuell. Ist schlecht zu beurteilen finde ich.

Best Claudia
Happy Spinning

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Susse » 20.10.2010, 06:22

kaha hat geschrieben:
Susse hat geschrieben: Das mit dem rauß aus dem Wasser und schleudern ist bei mir schon schief gegangen. Hatte eine einfache Wäscheschleuder Baujahr 1960 mit Metallinnenraum. Also warme Wolle rein, langsam auf Umdrehungen bringen - Wasser läuft ab - verfilzte Wolle wieder rauß aus der Schleuder. Ich hab nicht gerührt, gerubbelt oder ähnliches. Die Wolle war nur noch Putzwolle. ;(

Nach den dritten Versuch hatte ichs dann leid und hab genervt aufgegeben. Vielleicht bin ich einfach zu doof dafür. :O
Hast Du die Wolle einfach so rein? Ne, oder?
Also ich schlag die in ein ganz dünnes Tuch ein und schleuder dann. Sonst stopft es doch die Schleuder zu, dachte ich. Vllt bringt das auch was gegen das Verfilzen.
Es war Landschaf vom Bauern nebenan. Die Schleuder hats schon ausgehalten - nichts verstopft - nur die Wolle war dann Putzwolle. Obwohl ichs vorsichtig immer am Rand der Trommel in die Runde gelegt hatte :D
Liebe Grüße
Susse

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Gabypsilon » 20.10.2010, 08:54

Vielleicht solltest Du warten, bis die Wolle abgekühlt ist, ich hatte nie Probleme beim Schleudern, ich packe die Wolle in ein Wäschenetz und schleudere dann auf 600 Touren, vielleicht ist Deine Schleuder auch zu schnell
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von thomas_f » 20.10.2010, 09:19

Also Fett löst sich erst deutlich über 30 Grad.
Dann wäre es fast unmöglich, dreckiges Geschirr (ohne Verbrühungen) von Hand zu spülen?! Wir haben unsere Wolle mit Spülmittel und (gefühlt) heißem Wasser (Badewanne) hinreichend gut entfettet bekommen. Möglich, dass wir dabei nicht alle Bestandteile des Lanolins herausbekommen haben, aber sie fühlt sich "trocken" an, setzt den Kardierbelag nicht zu und lässt sich halbwegs gleichmäßig färben. À propos: Das Färben bei Kochtemperatur scheint die Wolle deutlicher zu verändern als das Waschen. Sie fühlt sich stumpfer an und glänzt nicht mehr so wie vorher.
Vielleicht solltest Du warten, bis die Wolle abgekühlt ist,
Könnte es sein, dass sich dabei das zuvor gelöste Fett wieder an die Fasern legt? Ich versuche immer, sie aus dem heißen Wasser herauszunehmen.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von frieda » 20.10.2010, 09:40

thomas_f hat geschrieben:
Also Fett löst sich erst deutlich über 30 Grad.
Dann wäre es fast unmöglich, dreckiges Geschirr (ohne Verbrühungen) von Hand zu spülen?! Wir haben unsere Wolle mit Spülmittel und (gefühlt) heißem Wasser (Badewanne) hinreichend gut entfettet bekommen.
Mit Tensidzusatz ist das natürlich etwas komplett anderes, da wird das Fett chemisch und nicht thermisch gelöst.

Grüßlis,

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Aika » 20.10.2010, 17:01

Hallo
Die Wolle,die der Herr versponnen hat war von unseren Schafen, die ich vor etwa 6-7 Jahren selbst mit Seife gewaschen hatte. Zum Kardieren hatte ich sie weg geschickt.
Ich finde sie zum Spinnen o.k.
Hexe hat mit dieser Wolle das Spinnen probiert, sie hat es hingekriegt.
Habe dieses Jahr von unserer Rohwolle etwas kardiert und gesponnen , mir ist gewaschene Wolle lieber.
Zumal das Schaf, von dem die Wolle ist, eher ein Wildschwein sein könnte.
Da war viel dreck drin.
Vielleicht ist die Wolle nach 6 Jahren auch nicht mehr so top?

Gruß Bärbel

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Re: Ist Wolle haltbarer, wenn sie roh versponnen wird?

Beitrag von Claudi » 20.10.2010, 17:36

Ich denke einfach, da kommen so ein paar Faktoren zusammen.

Früher haben die Waschmittel und -methoden die Wolle sehr viel stärker angegriffen, als es heute der Fall ist. Eine vom Fachbetrieb gewaschene Wolle ist in vielen Fällen fast fettlos, da sie von manchen Firmen "chemisch gereinigt" wird.
Wenn man fertig gekauften Kammzug in die Hand nimmt, fühlt der sich doch auch weitaus trockener an, als selbstgewaschene Fasern, die zudem auch noch im Laufe der Zeit "rückfetten".
Solche etwas vorgeschädigte Faser ist bestimmt auch weniger lange haltbar.
Zudem wird sie beim kardieren eventuell auch weiter angegriffen, weil sie sich fester am Belag und mit sich selbst verhakt, und dann eben schon fast gerissen wird?
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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