Die Drehzahldifferenz zu verringern bringt da nicht viel,
Das hast du flasch verstanden. Da wird nix verringert, es wird nur (in gewissen Grenzen) nicht versucht die Solldrehzahl zu erreichen.
Das verstehe ich nicht. An beiden Motoren? Was versprichst du dir davon? Wenn nur an einem Motor, dann verringerst du eben doch die Drehzahldifferenz (= theoretisch maximal erreichbare Einzugsgeschwindigkeit in Garnlänge pro Flügelumdrehung), steigerst aber dabei nicht die Kraft, mit der das Rad am Faden zieht? Da steh' ich jetzt ziemlich Ox vorm Berg.
Und, nee, schwarz-weiß ist nicht meine Absicht, ich versuche nur nachzuvollziehen, was (für mich zumindest) ein optimales Verhalten eines zweifädigen Rades wäre, und wie bzw.
ob man sich dem mit Motörchen und Elektronik und einem cleveren Algorithmus annähern könnte. Da bin ich damals (übrigens mit den gleichen zwei Motörchen, die du benutzt) nicht wirklich weitergekommen und stelle hier meine ungelösten Fragen, die mich seinerzeit zum spulengebremsten E-Spinner haben umschwenken lassen. Ich lasse mich gern eines besseren belehren, sogar von der Praxis!
Mein Ideal wäre: Ein Spinnrad liefert (1.) eine konstante Flügeldrehzahl und (2.) zieht mit einer (relativ niedrigen) konstanten Kraft am werdenden Garn. Außerdem soll es das fertige Garn (3.) so schnell, wie es ihm vom Spinner überlassen wird und (4.) gleichmäßig und ohne Korkenzieherlöckchen auf die Spule wickeln können.
Im Einzelnen:
(1.) konstante Flügeldrehzahl Die Flügeldrehzahl ergibt sich aus Trittfrequenz bzw. Motordrehzahl, Übersetzung und Schlupf. Um sie konstant zu halten, d.h. unabhängig von der jeweiligen Lastsituation, sollte der Schlupf am Flügel und am Schwungrad gering sein, bzw. die wirkliche Flügeldrehzahl als Messwert für die Drehzahlregelung dienen.
(2.) konstante Einzugskraft Die Kraft des Einzugs ergibt sich aus den unterschiedlichen Durchmessern der Wirtel (bzw. den unterschiedlichen Drehzahlen der Motoren) in Verbindung mit dem Schlupf, der wegen (1.) hauptsächlich auf dem Spulenwirtel stattfinden sollte. Zum Schlupf zählt allerdings auch der Schlupf auf Flügelwirtel und Schwungrad bzw. dass ein Elektromotor unter Last langsamer wird, wenn nicht eine Drehzahlregelung das verhindert.
(3.) ausreichende Aufwickelgeschwindigkeit Die Obergrenze der Aufwickelgeschwindigkeit (aufgewickelte Garnlänge pro Flügelumdrehung) ergibt sich aus dem Verhältnis der Wirteldurchmesser zueinander (bzw. aus dem Verhältnis der (maximalen) Motordrehzahlen), aus dem Durchmesser des Spulenkerns bzw. des Garnpakets auf der Spule sowie aus dem Restschlupf, der für (4.) erforderlich ist.
(4.) ausreichende, gleichmäßige Spannung auch beim Aufwickeln Auch während des Aufwickelns ist eine Einzugskraft erforderlich, damit das Garn sich nicht mit sich selbst verzwirnt und die Reibung beim Aufwickeln überwunden werden kann (Einzugsloch, Umlenkung, Häkchen, evtl. WooLee-Winder-Antrieb, Spule auf Flügelachse). Daher muss m.E. auch beim Aufwickeln eine Schlupfsituation gegeben sein. Ohne sie wäre eine zuverlässig ausreichende, aber nicht zu starke, halbwegs konstante Einzugskraft beim Einziehen und Aufwickeln nicht zu erreichen. Das Aufwickeln passiert ja nicht mit mechanisch determinierter konstanter Geschwindigkeit, sondern die Geschwindigkeit wird von den Spinnerhänden vorgegeben.
All das lässt sich mit einem Schwungrad oder einem oder zwei Motörchen anscheinend erstmal relativ komfortabel bauen. Aber es gibt ein paar Parameter, die sich im Gebrauch eines Spinnrads ändern.
(I) Es sollen unterschiedliche Garne gesponnen werden. Dazu braucht es eine unterschiedliche Einzugs
kraft. Ein dickeres und/oder ein festeres Garn braucht mehr Einzugskraft als ein dünneres und/oder ein weniger gedrehtes.
(II) Es soll in unterschiedlichen Methoden gesponnen werden: Kurzer Auszug vs. gaanz langer Auszug. Dazu brauchts eine unterschiedlich große Obergrenze der Einzugsgeschwindigkeit. Höher schadet nie, solange die Einzugs
kraft davon nicht berührt ist.
(III) Die Spule füllt sich. Bei voller Spule ist -- ceteris paribus -- bei einem üblichen Spinnrad die Einzugskraft nur noch ein Viertel der Einzugskraft bei leerer Spule.
(IV) Der fortgeschrittene Spinner möchte dasselbe Garn mit derselben Methode in der Hälfte der Zeit spinnen, der Anfänger möchte lieber Zeitlupe.
Nicht jedes Spinnrad kann all diese Parameter gleich weit verändern. An jedem Spinnrad
muss man (III) die Einzugskraft, die bei wachsendem Spulendurchmesser schwindet, nachstellen können. Bei (I) der Art der Garne und (II) der Art des Auszugs gibt es bauartbedingt Grenzen: Ein kleines Einzugsloch erlaubt keine dicken Garne; eine kleine Spule macht das Spinnen dicker Garne unsinnig. Die Differenz der Wirteldurchmesser (II) hat beim pedalierten Spinnrad technische Grenzen, jenseits derer man auf spulengebremsten Betrieb umrüsten wollen würde. (IV) Die Änderung der gewünschten allgemeinen Spinngeschwindigkeit: Beim Tretrad könnte eine Steigerung erreicht werden durch schnelleres Treten, größeres Schwungrad oder kleinere Flügel-
und Spulenwirtel. Die Grenzen liegen für E-Spinner normalerweise sehr viel weiter als für Treträder, daher braucht (IV) hier nicht zu interessieren.
Der Knackpunkt liegt wirklich bei (III), dem Nachstellen der Einzugskraft, einer Übung, die alle pedalierten Flügelräder manuell super beherrschen, die zu elektrifizieren aber m.E. nicht ganz einfach ist.
Nutzenüberlegungen:
Ein zweifädiges Spinnrad nutzt dem Pedalierer, weil es (anscheinend, s. anderen Thread) leichter zu treten ist. Dafür hat es engere Grenzen bei anderen Parametern.
Ein evtl. geringerer Stromverbrauch beim zweimotorigen Antrieb ist für den E-Spinner eine cura posterior. ('zeihung: eine nachrangige Sorge.

) Es ist kein Problem, einen einzelnen, etwas stärkeren Motor einzubauen und mit dem eine Spulenbremse samt WooLee-Winder zu betreiben. Alle obigen Bedingungen wären leicht erfüllt, m.E. viel einfacher als bei einer zweimotorigen Lösung, und mit dem Zusatznutzen einer viel höheren Obergrenze der Einzugsgeschwindigkeit.
Zugegeben, die Spulenbremse wäre noch altmodisch-manuell nachzustellen. Ob sich
das sinnvoll elektronisch regeln ließe? Vielleicht nach der Fadenspannung geregelt, gemessen an einem etwas federnd aufgehängten Spinnkopf? Oder: könnte man nach der so gemessenen Fadenspannung auch den zweiten E-Motor beim zweimotorig-zweifädigen Antrieb regeln? Huch, das wär was! Ist aber erstmal natürlich bloß so 'ne Idee ...
Beste Grüße -- Thomas