Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand :(

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winter2013
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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von winter2013 » 16.01.2014, 10:29

@ Mathias,

ich glaub ich weiß, wie du das mit den Bohrungen meinst. Allerdings ist da gar nicht soviel Platz, da bliebe außer Löchern nix mehr. Hab grad nachgemessen, das Korpusbrett ist ca. 3 cm stark und ca. 4,5 cm breit. Wenn ich mit Holzdübeln arbeiten will, müsste ich zuerst die gesamte Ecke mit Holzleim und Sägemehl oder Holzkitt wieder herstellen/neu arbeiten. Die früher exakt gefräste Schiene für das Bein ist total 'ausgeleiert'. Meinst du, das würde halten? Deshalb bin ich auf die Idee mit der Schelle gekommen.
IMG_20140116_093117.jpg
IMG_20140116_093241.jpg
Unter der Achse des Schwungrades waren alte Lederlager, die es auch - im Verhältnis zum absoluten Schief stand des Rades - in der Waagerechten, sprich mittig, gehalten haben. Der Abstand zwischen den Holmen ist sehr klein geraten. Was links wie genug Spielraum aussieht ist nur der oberste Rand. Am unteren Rand des Rades schleift der Kopf auch links fast an.
Hier mit den alten Lagern und Karton ausgerichtet und die Ansicht von unten. Hmmmpf ?(
IMG_20140116_094815.jpg
IMG_20140116_093441.jpg
@ sockolade
Jepp find ich auch! Ich bin kein Restaurator .....
Das is die Geschichte mit den Möglichkeiten: was kann ich, was trau ich mir zu, welche Mittel (Technik, Geld, Räumlichkeiten, etc.) hab ich zur Verfügung.

Gruß
Birgit
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spulenhalter
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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von spulenhalter » 16.01.2014, 10:59

Vor 100 Jahren wurde meist mit Knochenleim, einem Heißkleber geklebt. Wird er wieder erhitzt, löst er sich auch wieder.
Mit Wärme, ein heißer Fön sollte bereits reichen, auf alle Fälle aber ein Farbabbrennfön (Vorsicht - Holz kann anbrennen) kann man den Kleber wieder weich bekommen. Dann lassen sich Splinte, Keine und Holme lösen oder wieder ausrichten.

Die Ecke am Fuß würde ich ankleben und mit 2 Querhölzern (6 mm) verstärken. Die Schelle bleibt für später immer noch.
Reihenfolge: Ecke erst ankleben und mit Zwinge / Schraubstock gut pressen. Nach dem Trocknen Bohrungen setzen, Dübel einkleben und trocknen lassen (ist dann wie Sperrholz / Schichtholz), dann Fuß anpassen.
Die Schelle ließe sich beim Misserfolg immer noch setzen.
Zur Verstärkung an der Außenkante der Grundplatte, vielleicht sogar um die Ecker herum, kann man z.B. ein Messingblech, 3 mm, aufschrauben. Das dann auf beiden Seiten - DAS WAR SCHON IMMER SO -

Kein Holzkitt nehmen in den Bereichen, wo es auch Zugkräfte geben könnte. dann eher Holzleim + Sägespäne. Holzkitt bröselt mir zu schnell.

Im Loch für das Bein ist reichlich Knochenleim zu sehen. Den würde ich herauskratzen. Hat das Bein zu viel Spiel würde ich eine Buchse einkleben. Da ließe sich bei mir der Winkel des Fußes gegenüber der Gundplatte besser wieder herstellen. Ansonsten wäre auch das Setzen eines Holzpfropfens mit nachträglichem Ausbohren denkbar. Mir fehlt dazu aber die passende Maschine.
Die Größen Kräfte entstehen in der Grundplatte im Loch für das Bein, wenn dieses wackelt. Dann spaltet das Holz. Ist das Bein fest eingeklebt, überträgt das ganze Brett die Kraft.
Gruß Mathias

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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von winter2013 » 16.01.2014, 12:47

" Mir fehlt dazu aber die passende Maschine " Mir auch!!! :totlach:

Ich find das toll, dass du mir mit Rat und viel Erfahrung zur Seite stehst. Danke dafür!

Leider sind meine Möglichkeiten heut seeeeeehr beschränkt *g*. Wo ich früher 'mal schnell' was an der Werkbank eingespannt hab und den Schleifer dran gehalten, schmirgel ich heut drei Tage lang auf dem Badewannenrand sitzend mit der Hand. Naja, langsam geht auch!

An Verstärkungen und 'Verkleidung' (hehe) mit Metall hab ich auch schon gedacht. Wenn du das auch so siehst.....
Vielleicht finde ich fertige Blenden, die hab ich schon für Regalholme gesehen.

Das Loch, in dem das Beinchen steckt, ist leider nicht mit Knochenleim gefüllt. Das sind viele Schichten aus Holzleim (?), die ich soweit ich sie abgekriegt hab schon rausgekratzt hab, als sie vom Soda aufgeweicht waren.
Bei den Verkeilungen werd ich mal den Föhn an schmeißen. Mal kucken, ob die Hitze reicht. So ein Teil zum Abbeizen hab ich natürlich nicht mehr. :( Ansonsten hab ich für solche und ähnliche Gelegenheiten einen alten, abgebrochenen und zurechtgeschliffenen Phasenprüfer. Damit könnte ich in die schmalen Schlitze reinkommen.

Gruß
Birgit

Btw, für alle, die hier mitlesen und denken 'die Alt hat se nich mehr all' :D : das Teilchen hab ich gekauft als 'komplett überholt und funktionsfähig' und als mir dann bei der Übergabe so langsam gedämmert is, dass dem gar nicht so ist, war's bereits zu spät. Da hatt ich mich ja schon verkuckt in ihn. :O Das ganze Ausmaß hab ich erst beim Auseinander nehmen erkannt. Ferdinand, die Herausforderung! :)

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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von spulenhalter » 16.01.2014, 13:05

winter2013 hat geschrieben:...
Btw, für alle, die hier mitlesen und denken 'die Alt hat se nich mehr all' :D : das Teilchen hab ich gekauft als 'komplett überholt und funktionsfähig' und als mir dann bei der Übergabe so langsam gedämmert is, dass dem gar nicht so ist, war's bereits zu spät. Da hatt ich mich ja schon verkuckt in ihn. :O Das ganze Ausmaß hab ich erst beim Auseinander nehmen erkannt. Ferdinand, die Herausforderung! :)
Immer mit der Ruhe, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

Und für mein erstes Spinnrad habe ich auch 3 Monate gebraucht, bis meine Beate darauf spinnen lernen konnte. Das sollte auch spinnbar sein - ein Quelle-Deko-Rädchen. Jetzt ist es aber und wird an der Ostsee genutzt.
Gruß Mathias

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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von Spinnliesel » 29.04.2014, 04:36

Wie ist es denn weitergegangen mit dem Ferdinand?

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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von winter2013 » 29.04.2014, 08:45

Hallo Ulrike,

eine ganze Zeitlang musste Ferdinand in seine Einzelteile zerlegt warten - ich hatte keinen Nerv mehr für die ganze Schleiferei. Ich hab's nicht mehr gesehen: ist das die Holzmaserung oder immer noch ein Rest des alten Lacks. Letzte Woche hab ich ihn mir nochmal genau angeschaut, mich bemüht, den letzten alten Schmodder zu beseitigen.
Die Schimmel- und Stockflecke hab ich mit Alkohol aus der Apotheke und viel Soda behandelt, Wasserglas hätte wahrscheinlich die Poren zu sehr zugesetzt für den Wachsanstrich am Schluss.
Von Spulenhalter hat er ein neues Hüftgelenk bekommen und auch neue Lederlager am Tritt, den fehlenden Splint an der Flügelhalterung hab ich ersetzt mit einem 'Abfall-Reststück' aus der Produktion einer hiesigen Schreinerei. Da es hier durch den unebenen Boden fast unmöglich ist, ihn in die Waage zu stellen und vor allem beim Spinnen auch zu halten (sein zierliches Körperchen vibriert sehr stark beim Spinnen), das Schwungrad deshalb immer wieder mal rechts, mal links schleift, hat das Schwungrad jetzt nicht nur an der Achse Lederlager, sondern auch seitlich. Die aufgeklebten dünnen Lederscheibchen schleifen (und bremsen so) zwar auch mal rechts, mal links, sie schleifen das Holz aber nicht ab - Dauerpolitur sozusagen *g*.

Was geblieben ist, ist ein unsäglicher Totpunkt, das Schwungrad läuft nicht glatt rundrum. Wenn er rennt, dann ist das kein Problem. Eine ganze Spule voll haben wir zusammen Wolle zum Weben mit viel Drall versorgt. Langsam Spinnen oder gar stoppen zwischendurch macht keinen Spaß. Kann sein, dass sich das etwas gibt, wenn sich die neuen Lederlager überall eingelaufen haben, ansonsten muss ich ihn nochmal auseinander nehmen.
Was auch geblieben ist, ist sein leicht demoliertes Gewinde am Wirtel, wohl durch den Versuch mit viel Kraft verkehrt herum den Wirtel abzuschrauben entstanden. Es gibt einen Punkt, da hält er super - und den muss ich bei jedem Spulenwechsel mit viel Gefühl finden, dann klappts.

Neue Photos gibt's, wenn die beiden sich schick gemacht haben, ein frisches Wachskleid haben. :))

Gruß
Birgit

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Re: Kleine Ziege Ferdinand in körperlich schlechtem Zustand

Beitrag von Spinnliesel » 29.04.2014, 20:51

Danke, ich finde, das klingt trotzdem richtig gut. Ich finde es rührend, sich zu überlegen, wie viel Wertschätzung dieses Stück Arbeit nun wieder erhält.
Vielleicht denkt sonst schon niemand mehr an den Menschen, der es mal gebaut hat.

Ulrike
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