E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von Rolf_McGyver » 29.01.2016, 22:12

ohje...

Ich bezweifle nicht, dass der E-Spinner ordentlich spinnt.

Nachdem ich auf der HH-Seite wegen der technischen Daten ein Manual suchte, dann eine Word-Datei ohne jegliche technische Daten und Sicherheitshinweise fand, wurde ich schon skeptisch.
Auch in den USA gelten Sicherheitsvorschriften, die sich nicht wesentlich von den EU-Vorschriften unterscheiden. Allerdings sind bei 120V die Isolationsanforderungen nicht so hoch wie bei uns mit 230V. Auch wenn ein Spannungswandler vorgeschaltet ist, müssen die Kabel und die Isolation für 230V ausgelegt sein!
Die konstruktiven Anforderungen sind mittlerweile bei allen Industrieländern ähnlich.

Ich führe bei meiner beruflichen Tätigkeit auch Sicherheitszulassung für Stromversorgungen zusammen mit Prüfinstituten durch und kann bei so offensichtlichen Mängeln nicht wegschauen und schweigen.

Spinnräder sind schon bei Tretbetrieb 'gefährlich' und die Verletzungsgefahr wird durch den elektrischen Antrieb nicht geringer. 90W Motorleistung können da schon kräftig ziehen und alles aufwickeln, was sich da einfängt. Halte daher Deine Haare und Kinder von dem Antrieb fern. Aber das gilt für jeden E-Spinner, auch wenn er elektrisch sauber aufgebaut ist. Einen mit Schutzabdeckungen habe ich noch nicht gesehen.

Was kannst Du nun tun?
Wollwolff hat es schon geschrieben:
- Am Besten auf einen Niederspannungsmotor umrüsten und diesen mit einem zugelassenen (typgeprüften) Netzteil betreiben.
- Auf einen 230V Nähmaschinenmotor samt Drehzahlsteller umrüsten. Aber Achtung! Diese Teile müssen eine Zulassung (GS, VDE, etc) besitzen und entsprechend ihrer Schutzart ggf. mit Schutzleiter angeschlossen sein. Am Besten ein zugelassenes Schutzklasse II System nehmen.
- Versuchen, den Drehzahlsteller und die Verdrahtung sicher zu machen. Dazu zählt mindestens:

* Neue Netzleitung NEMA5 (Zulassung für 230V) mit Schutzleiterverdrahtung aller berührbaren leitenden Teile.
* Die Steckverbindung am Spinner muss den Schutzleiter gemäß Norm unterstützen. Dazu brauchst Du eine Elektrofachkraft, die die Auswahl trifft bzw. etwas in einem Kästchen aufbaut.
* Prüfen der Zugentlastungen am Handsteller, ggf. was ordentlichen nachrüsten.
* Erdungs- und Hochspannungstest durchführen. Das kann ggf. die Elektrofachkraft machen.

Du siehst, dass es ziemlich aufwändig werden kann...

Falls Du den E-Spinner im aktuellen Zustand betreibst hoffe ich, dass Du in deiner Hausinstallation einen Fehlerstrom-Schutzschalter installiert hast.

Ich habe übrigens Heavenly Handspinnery angeschrieben und ihnen einige Fragen zur Sicherheitszulassung ihres E-Spinners gestellt. Mal sehen, was sie antworten.

LG Rolf

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von wollwolff » 30.01.2016, 08:56

Hallo!


Ich glaube, alle die sich für Wundersdinge aus Amiland erhoffen, werden etwas nachdenklicher. Wir sind in Deutschland, Schweiz, EU eine hochtechnische Gegend mit vielen hier produzierten hochwertigen und sicheren Komponenten.

Mein Eindruck: Kernschrott ab Werk, zumindest über die Motorisierung.

Ich habe einmal 2 Industriemotoren herausgesucht, die sorgenfrei machen.
Fa. Papst: DC 3300 U/min Welle 8 mm, 24 V bei Conrad 83,16 E, 12 96 20 -88
Fa. Doga: DC 2800 8 12 63,70 19 84 06 -88

Regler gibt es daneben auf Seite 1643


LG von Jürgen ^..^

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von Fiall » 30.01.2016, 09:29

@McGuyver: Danke, damit kann ich was anfangen.

@Wollwolf: Wunderdinge aus Amerika hab ich mir nicht erwartet. Hätte sogar liebend gern nen deutschen E-Spinner gekauft, aber mir wär keiner bekannt, der so was führt. Ashford wird hier angeboten, bietet aber für teuer Geld grottenlahm. Ich wusste, dass ich mit dem Motor nicht glücklich würde, also viel das Teil raus.

Hansen aus UK war ebenfalls nicht wesentlich schneller, dafür aber richtig teuer. Den Preis hätte ich noch in Kauf genommen, wenn der Motor gestimmt hätte.

Auch die von dir rausgesuchten Motoren könnten mir noch zu langsam sein.

Mein Zwirntest steht noch aus und ich vermute spätestens da, werd ich einiges an Umdrehungen brauchen. War ja schon beim normalen Spinntest auf über nem Viertel der maximalen Geschwindigkeit. Dafür würde der Ashford also wohl grade noch so reichen. Beim Zwirnen werd ich jedoch locker das Doppelte brauchen und da wären deine Motoren schon an der Grenze. Und wenn man sich dann so nen Motor für 80 Euro kauft und feststellt, dass er einem zu langsam ist...

Sorgenfrei ist also dehnbar. ;-) Ich werd mir die Motoren aber mal abspeichern und in der Rubrik stöbern, ob es noch was sorgenfreieres gibt. Also vielen lieben Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Teile rauszusuchen!

Die lieben Amis ziehen dem Motor übrigens gar noch ne Strickhülle über! Dadurch wäre er leiser. Ich hätte mir da spontan gesagt, dass der zusätzliche Wärmestau eher kontraproduktiv ist.
GLG,

Veronika

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von Fiall » 30.01.2016, 10:13

Ha, und da bleibt der Laie wieder auf der Strecke. Der schnellste Motor bei Conrad hat 3600rpm:

EBM Papst DC-Motor BCI 42.25 Nennspannung 24 V Nennstrom 0,9 A Nenndrehmoment 0.039 Nm Nenndrehzahl 3600 U/min

kostet aber nur 60 Euro. Erweckt jetzt dein Eindruck, als müsse der schlechter sein.

Ich hab den Katalog von Conrad nicht. Die Regler von S. 1643 sind die Drehzahlsteller? Vor den Dingern stand ich schon vor Jahren. Braucht es denn solche Kästen? So ein Kleiner mit Drehknopf tut für meine Zwecke doch völlig. Die Teile kommen mir dann doch überdimensioniert für das Regeln eines E-Spinners vor. Vielleicht bin ich aber doch in der falschen Rubrik gelandet?
GLG,

Veronika

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von wollwolff » 30.01.2016, 10:27

Hallo,

wenn Du mit 3600 U/ nicht zurechtkommst, bleibt, vorausgesetzt der ausreichenden Leistung, immer noch die Riemenscheibe.
Am Motor vergrößert oder am Spinnteil verkleinert.

Die Regler brauchst Du, um ordentlich über Dauer die Geschwindigkeit einzustellen, die "schubsen" nur soviel Kraft in den Motor, wie er gerade braucht = dauerfest.

Was Du über den Drehknopf meinst, wäre ein Regelwiderstand. Ist in alten Gleichstromsystemen gebrauch. Da wird aber nur der Strom
verheizt. Selbst im Pedal der Nähmaschinenmotoren sind Kohleschichten als Widerstand, die beim Pressen = Pedaldruck den Wid. ändern.
Auch hier verlustig.

Für Turbodrehzahlen, währe vielleicht eine fertige Gerätschaft ( Bohrmaschine, Fräse, Motorblock....usw.) geeignet. Die gibts allemale
auch einfach Drehzahlgeregelt.

Viel Erfinderglück und pass auf Deine hübschen Finger auf.

LG von Jürgen ^..^

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Re: E-Spinner mit NEMA-1 Anschlüssen (keine Erdung)

Beitrag von Fiall » 30.01.2016, 18:40

Danke! :) Da hab ich ja jetzt jede Menge Tips zum "pimpen". :)
GLG,

Veronika

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