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von wollwolff » 30.09.2013, 19:24
Gut, holen wir mal noch etwas weiter aus.
Klar, Wolle und Pappe kann man nicht schweißen, das ist klar.
Thermoplastisch bedeutet nicht nur weich werden.
Beim Erwärmen eines Thermoplastes gibt es Aggregatzustände, genau wie bei allen anderen Stoffen, nämlich fest, flüssig, gasförmig.
(Stein, Eisen, Wasser usw. sind allesamt Thermo "ohne plast" als Beispiele).
Selbst diese Beispiele sind schweißbar, geht es nach der Defininiton Schweißen, Stein = Vulkanprozesse, Wasser = Temperatur usw..
Hier läuft aber die Umwandlung von Gas in fest in flüssig schlagartig ab.
Bei Thermoplasten = vernetzte Molekülketten ist dagegen der Wechsel in den anderen Aggregatzustand weich und sanft.
Erst wird beim Erwärmen der Thermoplast weich, wenn er abkühlt wieder hart usw.. Die Weichheit folgt etwa proportional der
Erwärmung bis zu einem sog. Hookschen Bereich, wo die Proportionalität abreißt. Hier nun wird der Elastitätsbereich verlassen und der
plastische Betreich betreten. Ab hier beginnt auch die Schweißfähigkeit. Erwärme ich weiter, reiße ich die Molekülketten auf und zerstöre
den Werkstoff, er vergast in seine Einzelbestandteile. Je nach Kunststoff sind diese Plastifizierfenster unterschiedlich groß, zB. bei Polystyrol
einige 10 °C, bei PVC wenige °C.
Bildlich könnt Ihr Euch die Vernetzungsstruktur von Thermoplast wie ein Gewebe vorstellen, wo jedoch die Kett- und Schußfäden nicht
verwebt, sondern nur gekreutzt "verpappt" verbunden sind. Durch Walzen und Pressen sind kalte thermopl. Werkstoffe unter Verspannung
"eingefroren". Bei Erwärmung im Elastitätsbereich entspannen sich die Netze, lösen sich aber nie von den Kreuzpunkten.
Erst im Plastfizierbereich trennen sich unter neuen Schubspannungen die Kreuzpunkte. Jetzt sieht das " Gewebe" aber aus, wie eine frisch
geöffnete Dose Sauerkraut = keine Ausrichtung, nur wildes Chaos, aber bereit für eine neue Verbindung an neuen Kreuzpunkten.
So, Schluß, Ihr habt gefragt, ich habe geantwortet.
Ich will niemanden ein Wollschweißverfahren auf's Auge drücken.
Im Prinzip habe ich nur "Bügeln mit Stärkemittel" vorgeschlagen. Da halten die Garne ja auch fest in einer Form fest ( Bügeln = Wärme- einbringung, Schweißen = aufschmelzen und Erstarren von Maismehlkleber, hatte ja gesagt, zur Not gibts Hilfsmittel ;o) ).
LG Jürgen