alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von shelly_1 » 10.05.2012, 15:10

Angefangen habe ich mit einem ungeeigneten nur bedingt spinnbaren Rad von eBay. Das war zwar qualvoll und unbefriedigend aber die Tätigkeit an sich war schon toll. Also hab ich mir bei Marianne ein solides funktionierendes Ariadne gekauft damit etwaige Fehler nicht am Material sondern an mir liegen.
Weil ich dann ein wenig Übung und Erfahrung gewonnen habe sind meine Ansprüche gestiegen und ich möchte etwas ruhigeres das leichter läuft und mehr Möglichkeiten bietet und habe mir die Anna bei Tom bestellt. Das ist eine für mich logische Entwicklung und da ich noch viele andere Hobbies habe möchte ich auch nur ein Rad wegen Platz und Geld und werde das Ariadne dann verkaufen und keine weiteren Räder mehr anschaffen. Ich investiere dann lieber in Spinnfutter oder so.
Bei anderen Hobbies bin ich allerdings anders vorgegangen und habe erst sehr gutes Gerät angeschafft um dann damit zu arbeiten aber beim Spinnen war mir sehr gutes Gerät für den Anfang zu teuer und ich musste auch erst mal probieren wie der Zeitaufwand sein wird und ob ich das dauerhaft machen möchte. Jetzt weiß ich dass ich dabei bleiben werde und da lohnt sich dann die Geldausgabe.
Ich finde das Wissen gut dass ich auch mit nicht so guten Gerätschaften einen Faden zurecht bringen würde aber auf Dauer habe ich lieber ein Rad das nicht durch Geräusche stört oder schwergängig ist oder mich anderweitig ärgert.
Hätte ich superviel Platz würde ich vielleicht ein oder zwei Altertümchen zur Deko hinstellen.
viele Grüße,
ciao Ric

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von linessa » 10.05.2012, 15:32

shorty hat geschrieben:Scheine doch etwas ein Exot zu sein ;-)
Macht aber nichts.

Das mit den Herdentieren würd ich nämlich nicht unbedingt bekräftigen :-)
Karin

Dann zähle ich mich auch zu den Exoten.

Bei mir wird bis auf das Lendrum und der Selbstbau (den behalte ich aus sentimentalen Gründen) in Zukunft auch kein weiteres Rad mehr stehen. Spinnen ist für mich ein Hobby genauso wie der Sport. Wenn ich die passenden Laufschuhe, Schläger, usw. für mich gefunden habe kaufe ich auch nicht mehrere, denn ich kann immer nur eine Sache benutzen. Auch gebe ich meinen "Hobby-Gerätschaften" keine Namen, so hat auch mein Spinnrad keinen. Mit dem Lendrum passt´s für mich perfekt.
Viele Grüße
Anne

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von FrauWolle » 10.05.2012, 15:37

Jap, hier handheb... auch Exot...

Wenn mal ein besseres Rad einzieht, muß das hier weiterziehen...

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von LuckyTino » 10.05.2012, 15:47

FrauWolle hat geschrieben:Jap, hier handheb... auch Exot...

Wenn mal ein besseres Rad einzieht, muß das hier weiterziehen...
Zu den Exoten gehöre ich wohl auch.

Erst dachte ich das Hammerrad bleibt, aber erstens habe ich nicht den Platz und zweitens werde ich mit einem "universellen" Rad, wie es meines Wissens das Lendrum und auch die CE sind auf nichts anderem mehr spinnen wollen.
Es hält mich nichts davon ab, mir genügend Spulen für diverse Projekte anzuschaffen :O , im Moment habe ich ja auch nur drei (zugegebenermaßen riesige) Spulen.

Als meine Bernina 440 QE hier eingezogen ist, fiel es mir auch leicht meine alte Singer Nähmaschine an meine Mutter weiterzugeben, dort ist sie sicher sinnvoller aufgehoben, als im Keller die Spinnweben einzufangen.
Viele Grüße

Lucky Tino

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Troll » 10.05.2012, 16:22

Ich bin wohl noch zu "unerfahren", um über allzuviele Räder reden zu können - aber es scheint so zu sein, dass das Alter gar nicht sooo entscheidend ist. Über mein Flachsrad (alt, aber nicht wirklich antik ) hab ich schon etliche nicht so rühmliche Dinge gehört - aber für stabile Sockenwolle oder Pferdehaar ist es toll. Mit meinem Hochzeitsrad muss ich mich mehr auseinandersetzen - bin aber momentan zu faul, einen Faden zu wechseln und mich mit dem Bespannen herumzuschlagen... kommt später wieder. Aber das Spinnen (bisher einseitig ) macht einfach spaß - im Gegensatz zu dem Louet, das ich mal probespinnen durfte.
Was das restaurieren betrifft: Mir macht es schon deshalb spaß, weil ich es nur schwer akzeptieren kann, wenn solche wunderschönen Stücke zerfallen - und da ich gern still vor mich hinpröddel... Aber ich bin keine Fanatikerin diesbezüglich und kann meine Grenzen akzeptieren. Aber ich finde auch, dass man beim basteln das Rad gut einschätzen lernt.
Ansonsten kann ich mir gut vorstellen, mal ein tolles neues Rad zu kaufen - aber spinnen ist mein Hobby, und ich bin bisher weder willens noch in der Lage, so hohe Beträge dafür auszugeben. Da haben andere Dinge einfach vorrang.
Was das

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von shorty » 10.05.2012, 18:14

Das Alter an sich würd ich sagen ist nicht unbedingt entscheidend.
Eher die Möglichkeiten die in Rad bietet, zumindest für mich.
Es ist ja nun nicht so, das meine alte Schwedin nicht auch schön spinnen würde.
Viele alten Räder sind halt für ne ganz bestimme Art von Faden ausgelegt .Früher hat man hautpsächlich für Gebrauch weniger zur Zierde gesponnen ( kein Art Yarn usw)
Die Schere an Möglichkeiten ist nicht so sonderlich groß.
Ein gutes Universalrad dagegen kann im Grunde alles.
Dick, dünn, viel Drall, wenig Drall, niedrige Übersetzung,hohe usw.
Um mal Dein Beipsiel aufzugreifen.
Das Lendrum aber bestimmt auch die Anna, das CE und andere Räder können problemlos und genauso toll Sockenwolle , Pferdehaar, und auch dicke fluffige Wolle.
Die Flachsräder meist nur stark verdrallte Geschichten.
Wenn man ne völlig andere Wollart/Technik möchte, muss man das Rad wechseln.

Was nicht tragisch ist, mir aber nicht so liegt.
Ich mag da auch bis ich ein Rad in Betrieb nehme nicht tagelang basteln.
Da bei mir sogar der Antriebsriemen seit Jahren immer aufgezogen ist, setz ich mich hin und gut.

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Fiall » 10.05.2012, 18:29

Ich glaub nicht, dass Spinnräder wirklich Herdentiere sind. Wie schon vorher geschrieben, kann man nur ein Gerät nutzen. Von daher vermute ich, dass auch die Herdenbesitzer ihre Favoriten haben, mit denen sie überwiegend spinnen und etliche der Räder überwiegend herumstehen, man sich aber nicht davon trennen kann, weil man könnte ja doch irgendwann mal, vielleicht und sowieso. ;-)

Zumindest ich kenn die Schwierigkeit sich von Dingen zu trennen, die man im Grunde gar nicht oder nur selten nutzt, sehr gut.

Was anderes ist es natürlich, wenn man verschiedene Räder für verschiedene Zwecke hat. Ein Rad mit Monsterspule und fetter Einzugsöffnung für Teppichgarn und oder ArtYarn und eins für den Rest. Aber ne richtige Herde ist das wirklich nicht.

Wenn ich irgendwann mal ein Schacht Reeves bekommen sollte, werd ich für mein Symphonie auch ein neues Zuhause suchen. Zwei Ziegen brauch ich nicht.

Ein Hopper hätte es mir optisch noch angetan, aber eigentlich brauch ich den nicht wirklich. ;-)
GLG,

Veronika

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von spulenhalter » 10.05.2012, 18:48

Ich bin ja auch Exot, weil ich gar nicht spinne, aber ich habe schon bei vielen Spinnern zugeschaut und meine Beate hat auch bereits auf verschiedenen Rädern gesponnen, alt und modern.

Neue Spinnräder sind meist sehr schön und funktionieren, weil einfach neu. Auch der Nachkauf von Ersatzteilen und Zubehör sind sehr vorteilhaft und einfach.

Die "Alten Spinnräder" waren auch mal neu. Viele von den Spinnrädern laufen heute noch super leicht, sie hatten zwar keine Kugellager, damals war die Lagerung in Speck und Leder. Die die Spinnräder angefertigt haben, haben im Ort gewohnt und konnten entsprechende Zubehörteile und Spulen nachfertigen. Leider sind diese fast immer, da es keinen interessiert hat, verloren gegangen.

Viele von den alten Spinnrädern standen Jahre und Jahrzehnte ungenutzt, da sind die Lager einfach ein- und ausgetrocknet. Kugellager, die nicht genutzt werden, laufen später auch schwer, da sie verharzt sind. Einfach, weil sie nicht genutzt werden.
Nach einem Lagerwechsel bei den alten Spinnrädern laufen diese, zumindest bei mir, vollkommen geräuschlos oder zumindest nicht lauter als moderne Spinnräder.

Eines können die alten Räder aber auf alle Fälle nicht - Sie bieten nicht die Vielfalt an Geschwindigkeiten und Variationen in einem Rad. Dafür wurden sie nicht gebaut, da der Nutzer meinst nur eine Faserart gesponnen hat.

Schön ist es aber dass beide Varianten, alt und neu nebeneinander bestehen und genutzt werden. Die Berechtigung ist für alle da.
Gruß Mathias

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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Adsharta » 10.05.2012, 20:58

Also ich bewundere jeden, der solche alten Rädchen wieder flott machen kann. Aber für mich persönlich brauche ich das nicht.
Mir geht es in letzter Zeit in erster Linie um das Spinnen an sich und da mag ich es möglichst quitschfrei und rückenschonend und in zweiter Linie um das Ergebnis. z.B. bin ich vor kurzem draufgekommen, daß ich am Ashford Traditional einen wesentlich schöneren gleichmässigeren Seidenfaden produziere als am Sonata, fragt mich nicht warum, ich vermute es liegt am großen Schwungrad. Dementsprechend teile ich jetzt wirklich zwischen den zweien Rädern auf, was ich gerne für ein Ergebnis hätte.
Mein Delft (obwohl ich das jetzt nicht zu den wirklich alten Rädern zähle) habe ich der Seniorentagesbetreuung bei uns zur Verfügung gestellt -einfach weil es nett anzusehen ist, aber es interessiert mich überhaupt nicht, mich mit diesem rasantem Einzug abzuquälen. Im Keller habe ich leihweise ein altes Schätzchen, aber ich bin nicht so der Restaurationstyp, es ist spinnbar, produziert einen schönen dünnen Faden, aber für mich weder bequem noch funktionell. Ich gebe es eigentlich nur nicht zurück, weil ich weiß, daß es bei den Besitzern derzeit wieder nur in der Garage steht und da tut mir das Rädchen leid.
Langer Rede kurzer Sinn, ich bin mittlerweile davon abgekommen, mir eine Herde zuzulegen. Eher im Gegenteil. Das Louet wird in Kürze auch leihweise ins Altenwohnheim wandern. Ich bin ganz zufrieden, wenn die anderen beiden gut funktionieren. Und sollte ich irgendwann das nötige Kleingeld nicht für was anderes brauchen, könnte ich mir durchaus ein Lendrum vorstellen und würde das Sonata vermutlich meiner Tochter geben.
Was Fasern anbelangt, so habe ich noch längst nicht alle ausprobiert und bin da nach wie vor eher auf der neugierigen Seite, wobei ich bis jetzt nicht sagen kann, was ich lieber mache, Kammzüge oder Batts, hat alles seinen Reiz.
lg Adsharta

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Kattugla » 10.05.2012, 22:13

Meine alten Räder mag ich einfach, weil sie mir sowas wie eine Zeitreise eröffnen. Ich habe von Anfang an (und da wusste ich weder was über Bremsen noch über Wiegetritte und darüber, was sie können sollten) jedes davon auseinandergenommen, gereinigt, das Holz behandelt (sogar mein Holzwachs mache ich selber, Dosenkram mag ich bei den alten Rädern nicht), defekte Teile repariert... ich kenne jedes Rad bis in die Eingeweide und geniesse die "Verwandlung" von Sperrmüll hin zum wunderschönen Werkzeug.
Oft bin ich dabei in so einer Art "innerem Dialog" mit dem Rad. Ich mag die Spuren jahrzehntelangen Arbeitens daran. Wer wohl die tiefe Fadenrille im Flügel der Dänin mit wieviel Flachs fabriziert hat? Und wessen Fuss hat den Tritt der Taunusziege so dünngeschubbert? Sass an der alten Elsässerin eine miedergeschnürte 14jährige in der guten Biedermeierstube und hat das Spinnen verflucht?

Das Spinnen auf meinen alten Rädern ist ein Einlassen auf das, was sie vorgeben, Hand und Fuss und der Rest antworten auf die Mechanik des Rades und umgekehrt, wie gesagt: eine Art Dialog. Das ist auch in der Herangehensweise etwas ganz anderes als das Spinnen um des Spinnens willen an den modernen Rädern.
Manchmal habe ich Lust auf Fasern - dann moderne Räder - manchmal ist mir nach dem sprichwörtlichen "Spinnen", dann sind die Fasern wurscht und die Dänin ruft.
So habe ich mit dem Spinnen angefangen und viel davon ist mir auch heute geblieben.

Mal ein anderes Beispiel: meine bessere Hälfte schnitzt auf den Mittelaltermärkten Löffel, Pfannenwender und anderes Gebrauchszeugs. Irgendwann wollten wir aus Bequemlichkeitsgründen dafür eine Ziehbank. Im Netz kursieren dutzende Bauanleitungen dafür, für wenig Geld hätten wir eine bauen können. Haben wir aber nicht.
Stattdessen "passierte" uns bei eBay eine alte Bank, die mir ein damals 70jähriger rumänischer Geigenbauer aus Darmstadt verkauft hat, der bis zur Rente darauf in seinem Geschäft in Frankfurt seine Geigenhälse gemacht hat. Das sieht man der Bank auch an. Die Form der Geigenhälse auf dem Spannbock ist anhand der Sägeriefen noch erkennbar, der Geigenbauer war Rechtshänder, auch das ist zu sehen, die Sitzbank ist blankgeschubbert und bei jedem Markt haben wir drei, vier Leute, die uns fasziniert fragen, wie alt das Ding ist und wo es herkommt.
Es wäre sicherlich auch mit Kiefernholz und Bohmaschine gegangen, eine kürzere und leichtere Bank zu bauen - aber wozu?

Meine alten Räder sind für mich genauso, sie erzählen mir Geschichten, wenn ich ich darauf einlasse. Der Faden, der darauf entsteht, reicht von der Vergangenheit in die Zukunft. Ich suche mir das nicht bewusst aus, manchmal ist mir einfach danach, Jan, Klaus, Olga oder Keri in die Ecke zu stellen und Gunnhild etwas von der Ostsee flüstern zu hören. Wenn ich ganz genau aufpasse, duftet das Garn sogar nach Meer... :)
"Verlasse dich nie auf das Bier eines gottesfürchtigen Volkes!" (Quark)

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Troll » 10.05.2012, 22:16

Das Problem mit den Spulen und sonstigem bei alten Rädern ist echt ein Argument. Ich habe zufällig 2 identische Räder gefunden, und da das eine zu arg mitgenommen war, fungiert es als Ersatzteillager für das andere. Deshalb hab ich für mein Hochzeitsrad insgesamt 4 Spulen - und den Luxus weiss ich mittlerweile echt zu schätzen!!!

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von anjulele » 10.05.2012, 22:17

spulenhalter hat geschrieben:Eines können die alten Räder aber auf alle Fälle nicht - Sie bieten nicht die Vielfalt an Geschwindigkeiten und Variationen in einem Rad. Dafür wurden sie nicht gebaut, da der Nutzer meinst nur eine Faserart gesponnen hat.
Vielfalt an Geschwindigkeit und Variationen in einem Rad waren auch überhaupt nicht notwendig. In der Regel sind das alles Flachsräder. Flachs wird dünn gesponnen - und genau dafür sind sie gemacht. Dünne feste Fäden, die verwebt werden.
Ich spinne meine Kettfäden (wenn ich sie brauche und nicht Garn für die Kette kaufe) immer noch am Liebsten auf einer meiner alten Ziegen.

Bei mir stapeln sich auch einige alte Räder. Klar kann ich darauf spinnen und ich bekomme auch einiges zum Laufen, was bei uns in der Spinngruppe auftaucht. "Flott" bekomme ich sie meist nicht selbst, dafür habe ich auch einen Holzwurm. - Aber ich bin inzwischen ab von den Teilen. Nach fast 20 Jahren einbeinigem Treten will ich gut laufende funktionelle Räder mit Doppeltritt. Und die kann ich auch empfehlen. Ich will keine Räder mehr, die ungleichmäßig laufen und mir meine Gesundheit noch mehr ruinieren. Am Ende kann man sich mühen, wie man will, einen lockeren, flauschigen Faden bekommt man in aller Regel nicht. Und die Ausnahmen will ich nicht mehr suchen.

LG
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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von uta » 10.05.2012, 23:01

Ist ja spannend, wie unterschiedlich die Antworten hier sind.

Für mich ist mein Spinnrad das Werkzeug, damit ich spinnen kann. Soll heissen: Mir ist es sehr wichtig, dass ich, ohne viel rumzudrehen und rumzustellen und abgesprungenen Antriebsfaden wieder ranzumachen, einfach nur spinnen kann.

Ich hatte mal ein kleines, nicht schlecht spinnendes DDR-Rad, aber: immer wieder musste ich mal hier und mal dort was wieder ranmachen etc: das hat mir echt die Lust am Spinnen genommen.

Im Moment habe ich ja hier nur ein Kiwi (mein Louet ist herade verliehen) - und mit dem bin ich super zufrieden. Es tut, was es soll. Allerdings, hätte ich Geld zur freien Verfügung für ein Spinnrad, würde ich mir eines mit einer größeren Spule und einem größeren Einzugsloch gönnen, da ich manchmal Lust hätte, noch andere Garne zu spinnen - und dazu fehlt mir das richtige Rad, und eines reicht mir, mehr möchte ich nicht.

Bei Fasern bin ich sehr festgefahren, ich möchte am Liebsten nur Fasern spinnen, die ich auch am Hals tragen kann, und das sind nicht sehr viele.

Bis jetzt bin ich noch Kammzugfan, allerdings ist es genau dass, was ich am Spinnen so liebe:

Es eröffnen sich andauernd neue Welten und Vorlieben. Z.B. fange ich gerade an, gerne Singles und etwas dünnere Garne zu spinnen - ich hatte bis jetzt keine Lust darauf, aber nun bin ich gerade ganz wild darauf. Ach, herrlich, diese Wanderung durch die Spinngefilde.
herzliche Grüße von

Uta

http://spinnfrau.blogspot.com/

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von Fiall » 11.05.2012, 07:00

@Kattugla: Das hast du schön geschrieben. Jetzt will ich die Werkbank begrabschen! :)
GLG,

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Re: alte Spinnräder, Muse, persönliche Entwicklung

Beitrag von schafgarbe » 11.05.2012, 07:48

Ich bin schon ein Anhänger einer (kleinen) Spinnradherde. Warum? Ich spinne fast immer grosse Mengen von einem Material, meist für Jacken. Auf dem Ashford habe ich jetzt ca 900 g Baumwolle geschafft, so 300 g Kammzug habe ich aber noch. Ich will aber nicht monatelang nur Baumwolle spinnen, das Rad immer umbauen aber auch nicht! Also ist auf dem Little Gem meine gefärbte und kardierte Wolle. Davon habe ich auch mehr als 1 kg. Das alte Heiderad mit kleiner, klappernder Spule darf Wolle Seide Gemisch in 50g Portionen spinnen. Manchmal spinne ich an allen 3 Rädern direkt hintereinander.
Ein wichtiger Punkt für mich ist aber auch, dass man mit dem Rad vertraut ist. Ich habe lange gebraucht, um mit dem gem wirklich warm zu werden, das liegt aber doch daran, dass niemand sonst in der Spinngruppe eins hat. Ich habe Monate gebraucht, um auf die Idee zu kommen, die Bremse umzudrehen, die Idee, den Spinnkopf zu drehen hat mehr als ein Jahr auf sich warten lassen. Vielleicht müssen viele Räder auch weiterziehen, bevor der Besitzer das Rad wirklich kennengelernt hat?

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