Ich hoffe, ich bin hier richtig - ich wusste nicht genau, ob ich es an den bestehenden Zwirntechniken-Thread hätte anhängen sollen?
Es gibt ja schon eine Erläuterung von Shorty zum Bouclé Spinnen mit sehr hilfreichen Zeichnungen. Da ich in der letzten Zeit häufiger gefragt wurde, wie ich das mache, habe ich mal eine Anleitung mit Fotos und einen kleinen Filmchen gemacht. Wenn etwas unklar bleibt freue ich mich über Nachfragen, mit denen ich die Anleitung auch gerne noch verbessere - so, los geht´s
Das Ziel:
Der Weg dahin:
Zum Boucle spinnen brauche ich Fasern für einen Single, der nachher die Schlingel machen soll. Dazu eignen sich nach meiner Erfahrung Wendsleydale, Mohair, Teeswater - Alpaka wohl auch, aber das Ergebnis hat mich nicht so überzeugt.
Dann brauche ich einen Faden, um den sich die Schlingel winden. Ich arbeite dabei gerne mit einem dünnen Konenfaden. Man kann sich den auch spinnen, was ich aber bislang noch nicht gemacht habe. Der Konenfaden sollte nicht zu glatt sein, weil die Löckchen ein wenig Halt brauchen.
Ich spinne Boucle in drei Schritten - je nachdem kann ein vierter Schritt sinnvoll sein.
Schritt 1:
Ich spinne einen Single, der ruhig etwas mehr Drall haben darf. Geschwindigkeit und Einzug richten sich also danach, wie ihr einen solchen Single spinnt - ich arbeite meist 2fädig mit 1:20. Ich richte mich daran, dass sich losgelassen schon Schwänzchen bilden, die aber, wenn ich den Faden von der Lazy Kate am Boden nach oben führe sich auflösen - man darf sie nicht extra aufziehen müssen, weil sie sich sonst zu fest an der Kone festkrallen.
Wie ihr seht, spinne ich dabei einen relativ dicken Singel. Das ist hauptsächlich Geschmackssache, aber auch vom Material abhängig - Mohairkringel werden eher feiner, aber ich mag gerne die dickeren Wendsleydale oder Teeswater, weil die Schlingel dann auch gleichmäiger werden.
Schritt 2:
Im zweiten Schritt wird der Single in Schlingen um den Konenfaden gelegt. Dabei wird in Gegenrichtung zur Spinnrichtung des Singles gearbeitet - also eigentlich wie beim normalen Zwirnen.
Die Schlingel sind dann noch frei beweglich. Sie werden erst im dritten Schritt fixiert.
Ich ordne den Singel und die Kone wie auf dem obereb Bild zu erkennen an - wenn die Lazykate nicht am Spinnrad ist, kann man sie auch daneben stellen. Wenn man aber wie ich mit der rechten Hand die Kone führt und mit der linken Hand die Schlingel formt, sollte der Single links von der Kone sein. (Ich bin Rechtshänderin)
Ich spinne Boucle mit dem Artyarnflyer und der entsprechenden Spule. Das geht aber auch super mit einer normalen Spule. Bei der Jumbospule habe ich den Kern mit Küchenrolle umwickelt, damit der Abstand zwischen Spulenkern und Haken nicht zu groß ist - da können nämlich die Schlingel wegrutschen, bzw sich zusammenschieben. Meist beuge ich auch den Haken noch möglichst weit zur Spule hin. Da müsst ihr ein wenig mit eurem Rad experimentieren - grundsätzlich sollen die Schlingel möglichst wenig durch den Haken auf der Kone geschoben werden - probiert mal aus, wie sich das bei euch am besten realisieren lässt.
Am Anfang sollte man hier mit einer geringen Übersetzung arbeiten. Wer mit Spulenbremse spinnt, kann einen kleinen Tacken mehr Einzug nehmen, als er für den normalen Single nehmen würde. Beim zweifädigen verhalte ich mich nicht anders, als für den normalen Single.
Jetzt kommt das Entscheidende - ich lege den Single um den Konenfaden.
Dafür halte ich den Konenfaden in der rechten Hand und führe den Single in einem ungefähr rechten Winkel von der Seite aus darauf zu. Wenn ich trete soll sich der Single locker um die Kone legen - je lockerer um so größer werden die Schlingel. Daran könnt ihr die Geschwindigkeit in der ihr arbeiten könnt gut festlegen. Wenn ihr zu schnell tretet oder die Übersetzung zu hoch ist, dann klammert sich der Single so eng an die Kone, dass er nicht mehr schiebbar ist.
Da das in Aktion einfach leichter zu erkennen ist, haben wir ein kleines Filmchen gemacht - erst halbwegs Normaltempo und dann eine kleine Zeitlupe
da das Einbinden gerade nicht geklappt hat - hier einfach der Link:
http://www.youtube.com/watch?v=21C7bnFt ... AAAAAAAAAA
und das ist eigentlich schon der ganze Trick!
2b seitdem ich Boucle etwas schneller als am Anfang spinne, kann ich 2b auslassen. Am Anfang sollte man aber die komplette Ausbeute von Schritt zwei noch mal in gleicher Richtung auf die Spule laufen lassen, da der nächste Schritt in Gegenrichtung geht und beim langsamen Spinnen nicht genug Drall dafür aufgebaut wird.
3. Schritt:
Beim zweiten Schritt sind die Schlingel noch frei auf dem Konenfaden beweglich. Das kann auch durchaus mal dazu führen, dass sie sich versammeln. Das lässt sich aber im Nachhinein noch ein wenig verteilen. Jetzt erfolgt die Fixierung. Die Spule mit Boucle nimmt nun den Platz des Singles ein und die Kone bleibt, wo sie war - und dann wird flott in Gegenrichtung mit dem Konenfaden verzwirnt, so dass der zweite Konenfaden die Schlingel am Platz hält.

Hierzu lasse ich die Fäden im relativ spitzen Winkel aufeinander zulaufen. Wichtig finde ich, dass ich den Konenfaden ein wenig gegen den Bouclefaden drücke
Tja, das war es - ich hoffe, dass es verständlich geworden ist - wenn nicht, freue ich mich wie gesagt über Nachfragen im Quasselteil zu den Anleitungen und verbessere die Anleitung gerne!
Liebe Grüße,
Anne